Marktplatzangebote
25 Angebote ab € 1,80 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Das oftmals totgesagte Latein erfreut sich wachsender Beliebtheit, und das aus gutem Grund: Lateinschüler sind die besseren Schüler. Die lateinische Sprache zu lernen bedeutet auch, die Grundlagen der abendländischen Kultur zu verstehen. Wilfried Stroh berichtet von den Ursprüngen des Lateinischen, seinem Siegeszug im römischen Imperium, seinem Niedergang und seiner Karriere als Sprache der Wissenschaft und Philosophie. Nicht unerwähnt bleibt auch, dass Latein im wahrsten Sinne des Wortes bereichernd sein kann: Mit guten Lateinkenntnissen hat man die besten Chancen, bei »Wer wird Millionär?«…mehr

Produktbeschreibung
Das oftmals totgesagte Latein erfreut sich wachsender Beliebtheit, und das aus gutem Grund: Lateinschüler sind die besseren Schüler. Die lateinische Sprache zu lernen bedeutet auch, die Grundlagen der abendländischen Kultur zu verstehen. Wilfried Stroh berichtet von den Ursprüngen des Lateinischen, seinem Siegeszug im römischen Imperium, seinem Niedergang und seiner Karriere als Sprache der Wissenschaft und Philosophie. Nicht unerwähnt bleibt auch, dass Latein im wahrsten Sinne des Wortes bereichernd sein kann: Mit guten Lateinkenntnissen hat man die besten Chancen, bei »Wer wird Millionär?« zu gewinnen. Doch man muss nicht unbedingt das Latinum haben, um als schlauer Kopf zu gelten: Mit lateinischen Redewendungen, die Wilfried Stroh ganz nebenbei vermittelt, kann man in jeder Unterhaltung brillieren.
Autorenporträt
Professor Dr. Wilfried Stroh, geboren 1939, war bis 2005 ordentlicher Professor für Klassische Philologie in München. Seine Schwerpunkte im Bereich der antiken Literatur sind Rhetorik und Erotik. Besonders engagiert sich Wilfried Stroh für Latein als gesprochene und gesungene Sprache; er organisierte zahlreiche Theateraufführungen, Konzerte und sogar Talkshows in lateinischer Sprache. Sein Buch Latein ist tot, es lebe Latein! (List 2007) wurde ein Bestseller.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.06.2007

Sachbücher des Monats Juli
Empfohlen werden nach einer monatlich erstellten Rangliste Bücher der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sowie angrenzender Gebiete.
1. TOM SEGEV: 1967. Israels zweite Geburt. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm, Hans Freundl und Enrico Heinemann. Siedler Verlag, 672 Seiten, 28 Euro.
2. ADAM TOOZE: Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Siedler Verlag, 928 Seiten, 44 Euro.
3. WILFRIED STROH: Latein ist tot, es lebe Latein! Kleine Geschichte einer großen Sprache. Paul List Verlag, 416 Seiten, 18 Euro.
4. PHILIPP FELSCH: Laborlandschaften. Physiologische Alpenreisen im 19. Jahrhundert. Wallstein Verlag, 254 Seiten, 29 Euro.
5. DIETMAR HERZ: Die Amerikaner im Krieg. Bericht aus dem Irak im vierten Kriegsjahr. C. H. Beck Verlag, 156 Seiten, 17,90 Euro.
6. KAREN MICHELS: Aby Warburg. Im Bannkreis der Ideen. C. H. Beck Verlag, 128 Seiten, 19,90 Euro.
7. CLAUDE ARNAUD: Chamfort. Die Frauen, der Adel und die Revolution. Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann. Verlag Matthes & Seitz, 528 Seiten, 39,80 Euro.
8. HILARY SPURLING: Matisse. Leben und Werk. Dumont Verlag, 1200 Seiten, 2 Bände, 116 Euro.
9.-10. ADRIANO PROSPERI: Die Gabe der Seele. Geschichte eines Kindsmords. Übersetzt von Joachim Schulte. Suhrkamp Verlag, 516 Seiten, 33,80 Euro.
ROBERT SPAEMANN: Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und der Aberglaube der Moderne. Verlag Klett-Cotta, 263 Seiten, 17 Euro.
Besondere Empfehlung des Monats Juli 2007 von Otto Kallscheuer: Steffen Jacobs, Der Lyrik-TÜV. Ein Jahrhundert deutscher Dichtung wird geprüft. Die Andere Bibliothek, Eichborn Verlag, 350 Seiten, 28,50 Euro.
Mitglieder der Jury: Rainer Blasius, Eike Gebhardt, Fritz Göttler, Wolfgang Hagen, Daniel Haufler, Otto Kallscheuer, Matthias Kamann, Petra Kammann, Guido Kalberer, Elisabeth Kiderlen, Jörg-Dieter Kogel, Hans Martin Lohmann, Ludger Lütkehaus, Herfried Münkler, Johannes Saltzwedel, Wolfgang Ritschl, Florian Rötzer, Albert von Schirnding, Norbert Seitz, Eberhard Sens, Hilal Sezgin, Volker Ullrich, Andreas Wang, Uwe Justus Wenzel
Redaktion: Andreas Wang (NDR)
Die nächste SZ/NDR/BuchJournal-
Liste der Sachbücher des Monats erscheint am 31. Juli.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2007

Amo, amas, amat
Hymnisch: Wilfried Stroh besingt die Geschichte des Lateinischen

Latein ist wieder ein Renner an deutschen Gymnasien. Die Gründe für diese Blüte kennt niemand besser als der Münchner Altphilologe Wilfried Stroh: Da Latein gestorben ist, konnte es unsterblich werden.

Am 23. Oktober 1986 gab der bayerische Kultusminister Hans Maier dem Bayerischen Fernsehen ein Interview. In lateinischer Sprache. Der Interviewer war präpariert worden vom Altphilologen Wilfried Stroh, der gerade mit seinen Studenten und Kollegen "Ludi Latini" aufführte, lateinische Spiele. Maier, der umfassend gebildete Politologe, machte seine Sache exzellent. So gut, dass der Moderatorin hinterher erst einmal nicht viel mehr zu sagen einfiel, nur "Das - war - ein - Kultusminister".

Einem anderen freilich fiel dazu schon etwas ein. Dem Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, selbst ein glühender Lateinanhänger. Strauß hatte Maier gewiss schon auf der Abschussliste, aber nach Einschätzung des Beobachters Wilfried Stroh, der diese Episode ausgegraben hat, duldete Strauß keineswegs, dass ihm einer den Rang des ersten Lateiners im Freistaat öffentlich streitig machte. "Hoc ei Franciscus Iosephus non ignoscet" - diesen Erfolg wird ihm Franz Josef nie verzeihen, will Stroh damals ausgerufen haben. Und tatsächlich: Zwei Wochen später war Maier nicht mehr Minister. So viel zur Wirkmächtigkeit einer Sprache, die längst tot ist. Aber Totgesagte leben länger, und dies gilt im Falle des Lateinischen nicht doppelt und dreifach, sondern nach Wilfried Strohs Zählweise gleich vierfach.

Nun muss man wissen, dass der Autor sich "Valahfridus" nennt und alles andere als ein graumäusiger Philologe ist: In München ist der 1939 geborene Stuttgarter Pastorensohn weltberühmt und jenseits von München immer noch ziemlich berühmt. Die "Neue Zürcher Zeitung" beschrieb ihn als den Besten Lateinsprecher der Welt". Seine Auftritte in Toga und Lorbeerkranz sind Legende, wie auch seine Mysterienspiele in der Bibliothek des Lateinischen Seminars. Stroh ist ein Verfechter des gesprochenen Lateins; und auch wenn sich in der Didaktik vieles modernisiert hat, so bleibt dies doch die schwierigste Übung.

Es ist nur konsequent, dass ein solcher Kenner Bilanz zieht; zumal eine kleine Welle von Latein-Lieberhaberbüchern auf uns zurollt. Zwei Jahre nach seiner Emeritierung legt Stroh nun die Summe dieses reichen, dem Latein gewidmeten Lebens vor. Ein wenig Etikettenschwindel ist beim Untertitel schon dabei: Erstens ist die Geschichte mit gut vierhundert Seiten gar nicht so klein geworden, und zweitens ist es naturgemäß keine reine Sprach-, sondern vielmehr eine Literatur- und Kulturgeschichte des Lateinischen geworden. Obendrein ein Streifzug durch die Historie der Erziehungswissenschaften, des Theaters und der deutschen Altphilologie. Da Stroh für seinen Gegenstand brennt, flackert das Buch alsbald lichterloh vor Begeisterung, Und natürlich hält er es mit Charles Lamb: Pfeif aufs Zeitalter, ich werde für die Antike schreiben!

Also ist es ein gelehrtes Buch geworden, das seine Gelehrsamkeit aber hinter einem gar nicht professoralen Duktus verbirgt. Dennoch sollte man Vorwissen mitbringen, denn gelegentlich steigt der Autor doch in die tiefen Keller der Geschichte, vor allem dann, wenn er zu seinen erklärten Lieblingen kommt - etwa dem Jesuitendichter Jacobus Balde (1604 bis 1668). Stroh weist dem Jesuiten mit dem Beinamen "Horatius Germanus" (deutscher Horaz) durchaus den Rang eines Goethe zu. Bei allem Respekt vor der Euphorie des großen Liebenden - weniger Superlative wären oft mehr gewesen. Aber geschenkt: Mit Zeittafel, Aussprache-Hinweisen, Register und einem reichhaltigen, kommentierten Literaturverzeichnis zum Weiterlesen und -hören ist das Buch ein Kompendium für alle, die wieder in diese Sprache eintauchen wollen.

Heutige Schüler und Studenten stehen auf den Schultern einer das christliche Abendland durchformenden Kultur und wähnen sich doch nur als Produkt eines englischsprachigen Pop-Universums: Da weiß Stroh Abhilfe. Er bietet dem Englischen die Stirn. Gerade die deutschsprachigen Geisteswissenschaften, fürchtet er, könnten Schaden nehmen, weil sie im Gegensatz zu den Muttersprachlern unweigerlich ins Hintertreffen geraten, wenn sie als Wissenschaftssprache Englisch verwendeten: "Latein, das niemandes Muttersprache war und an dem doch alle teilhatten, hatte sich seinen Status als Weltsprache durch die in der Antike einzigartigen geistigen Leistungen der Römer verdient. Bei allem Respekt vor Shakespeare, Newton und Agatha Christie kann man doch nicht recht sehen, dass englische Kultur und Wissenschaft je in der Welt einen vergleichbar überragenden Rang gehabt hätten."

Wozu aber überhaupt immer noch und immer wieder Latein? Die Begründung des neunzehnten Jahrhunderts lautete, Latein fördere das logische Denken. Heute spricht man eher von einer "Reflexionssprache", anhand deren man begreifen könne, wie Sprache überhaupt funktioniert (mit positiven Rückkoppelungen auf die Mutter-, aber auch auf Fremdsprachen). Stroh hat noch ein ästhetisches Argument im Köcher: Weil die Sprache so schön sei, "eine einzigartige Fähigkeit zur Fülle wie zur Knappheit" aufweise und weil sie nicht zum Schwafeln einlade. "Das Lateinische nötigt uns durch die ganz andersartige Struktur seiner Begrifflichkeit, den Kern des Gedankens schärfer zu fassen."

Prägendes Merkmal dieser Sprachgeschichte ist ein merkwürdiges Vergehen und Wiedererstehen. Wer viermal stirbt, bleibt eben länger jung. Tod Nummer eins habe sich bereits zur Zeit des Augustus ereignet, sagt Stroh, denn linguistisch sei es zu einer Art Vollbremsung gekommen. Die Sprache verdichtete sich um die Zeitenwende zu einem unabänderlichen Kern, der bis heute überlebt hat. Daraus folgt weiter: Der Scheintod in Schönheit, auf der Höhe der Kunst eines Cicero und Vergil, ermöglichte erst die Laufbahn als Weltsprache. Die Christen transportierten Latein weiter, bis Karl der Große es mit einem großangelegten Rettungswerk zur zusätzlich zur Muttersprache erlernten Sprache der Bildung machte.

Das lateinische Mittelalter blühte, dann sank Latein ab zur scholastischen Wissenschaftssprache, und erst die Renaissance holte mit den Humanisten die Sprache wieder ans Licht. Apropos "Humanismus": Es war ein Beamter aus dem bayerischen Innenministerium namens Friedrich Immanuel Niethammer, der 1808 in einer pädagogischen Streitschrift den Ausdruck einführte. Der vierte Tod ist nach Strohs Definition das endgültige Absinken als Wissenschaftssprache im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Und doch ist Latein nicht umzubringen; im neunzehnten Jahrhundert wird es im deutschen Gymnasium gehegt und gepflegt, und auch zu Anfang unseres Jahrhunderts erlebt es eine neue Blüte: Jahr für Jahr wächst die Zahl der Lateinschüler: Die Sprache bietet Prestige, aber sie birgt auch die Chance, Wertvorstellungen zu diskutieren - jenseits der englischen Weltsprache, die in Zeiten der Globalisierung zum Stummelsprech verkommt. Wilfried Strohs Buch hat gute Chancen, zum Vademecum einer neuen Lateinergeneration zu werden.

HANNES HINTERMEIER

Wilfried Stroh: "Latein ist tot, es lebe Latein!" Kleine Geschichte einer großen Sprache. Ullstein Verlag, Berlin 2007. 415 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nichts weniger als das Vademecum heutiger Lateiner sieht Hannes Hintermeier in diesem Buch. Die Nachricht vom Tod des Lateinischen entlockt Hintermeier ein Lächeln: Von wegen! Erstes Indiz ist ihm der Autor selbst, Wilfried Stroh, kein grauer Gelehrter, wie Hintermeier erklärt. Dass der Band nicht eben klein ausfällt, sondern neben Sprachgeschichtlichem auch die reiche Literatur und Kultur des Lateinischen mit Verve präsentiert, tut ein übriges. Kein Wunder, meint Hintermeier, wenn der Autor da entflammt. Ein bisschen weniger Euphorie hätte ihn zwar nicht weniger überzeugt, doch geht das für den Rezensenten in Ordnung. Vollkommen besänftigt durch Zeittafel, Register und reiches Literaturverzeichnis, meint er, hiermit sogar einen Schild gegen die Allmacht des Englischen in Händen zu halten. Dem (nicht nur) "ästhetischen Argument" des Autors jedenfalls, das Lateinische helfe, den Kern des Gedankens schärfer zu fassen, möchte Hintermeier gerne zustimmen.

© Perlentaucher Medien GmbH