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Eine detailreiche und spannende Einführung in den ersten industrialisierten Krieg der Geschichte. Der amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 gilt wegen seines totalitären Charakters, der hohen Verluste und seiner technischen Gewalt als der erste moderne Krieg der Menschheitsgeschichte. In kritischer Auseinandersetzung mit den historischen Quellen spürt Giampiero Carocci den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen jener Umwälzungen nach, aus denen die Vereinigten Staaten von Amerika als Großmacht hervorgingen. "Eine flüssig geschriebene wirtschaftshistorische Untersuchung von großer Bedeutung." Magazin für Amerikanistik…mehr

Produktbeschreibung
Eine detailreiche und spannende Einführung in den ersten industrialisierten Krieg der Geschichte.
Der amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 gilt wegen seines totalitären Charakters, der hohen Verluste und seiner technischen Gewalt als der erste moderne Krieg der Menschheitsgeschichte. In kritischer Auseinandersetzung mit den historischen Quellen spürt Giampiero Carocci den Ursachen, Zusammenhängen und Folgen jener Umwälzungen nach, aus denen die Vereinigten Staaten von Amerika als Großmacht hervorgingen.
"Eine flüssig geschriebene wirtschaftshistorische Untersuchung von großer Bedeutung."
Magazin für Amerikanistik
Autorenporträt
Giampiero Carocci, geboren 1919 in Florenz, studierte Literatur, Philosophie und Geschichte. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Journalist, später als Dozent für Moderne Geschichte an der Universität in Rom, wo er auch heute lebt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.1997

Der freie Lauf der Phantasie: Giampiero Carocci ließ sich vom Bürgerkrieg nicht beflügeln

Es wäre der welthistorischen Bedeutung des Gegenstands sicher angemessen, wenn dem deutschsprachigen Lesepublikum eine knappe, übersichtliche Einführung in die Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs auf dem neuesten Forschungsstand zur Verfügung stünde. Leider wird Giampiero Caroccis Buch diesem Anspruch nur sehr unvollständig gerecht, wie schon ein Blick auf die Liste der weiterführenden Literatur zeigt, in der das 1988 erschienene Standardwerk von James M. McPherson "Battle Cry of Freedom. The Civil War Era" (deutsch 1995) fehlt. Carocci behandelt auch die Kriegsvorgeschichte sowie die Zeit der "Rekonstruktion" des Südens nach 1865 ausführlich. Nach Kriegsende wurde dort die Niederlage mystifiziert, wie unsere Abbildung aus den 1880er Jahren zeigt. Vor- und Nachgeschichte des Bürgerkriegs sind wichtig. Aber so bleiben Carocci für die eigentliche Kriegszeit weniger als achtzig Seiten übrig. Das reicht nicht aus, um die Frage nach dem "modernen", "industriellen" oder "totalen" Charakter des Krieges angemessen und differenziert zu beantworten.

Der "Einbruch der Industrie" war ja nur eine Seite dieser Auseinandersetzung, die zugleich "modern" - mit Eisenbahngeschützen, Telegraphie, Panzerschiffen, Feldbefestigungen - und konventionell (und deshalb so verlustreich) geführt wurde. In den Grenzregionen zwischen Norden und Süden tobte dazu noch ein brutaler Partisanenkrieg, der Elemente des "Volkskrieges" (people's war) beisteuerte. Eine Reihe von sachlichen Ungenauigkeiten im Text wecken Zweifel an der Sorgfalt des ganzen Unternehmens: So handelt es sich bei "Caldwell Calhoun" offenbar um John C. Calhoun; Texas wurde nicht 1844, sondern 1845 in die Union aufgenommen; Lincoln war von 1847 bis 1849 Abgeordneter im Kongreß, nicht von 1834 bis 1842; nicht er, sondern sein politischer Gegner Stephen Douglas wurde nach den berühmten Debatten von 1858 zum Senator in Illinois gewählt; den Ku-Klux-Klan gab es seit 1865, nicht erst seit 1867; Lincolns Nachfolger Andrew Johnson mußte sich nur einem Amtsenthebungsverfahren stellen, nicht zweien und so weiter.

Noch problematischer erscheint jedoch, daß Sichtweisen und Bewertungen vermittelt werden, die dem derzeitigen Kenntnisstand nicht mehr entsprechen. Das trifft auf die Aussagen zu, der Süden sei "nicht rassistisch" gewesen, und die Abolitionisten hätten "fanatisch", "hartherzig" und mit der "unerbittlichen Intransigenz der Puritaner" gegen die Sklaverei gekämpft. Entsprechend einseitig beurteilt der Autor die radikalen Republikaner im Kongreß, die angeblich nur die Wirtschaftsinteressen des Nordens vertraten. Ebenso überholt ist seine Ansicht, die Industrialisierung sei "in letzter Analyse die eigentliche Triebkraft des Krieges" gewesen.

Gewiß enthält das Buch eine Fülle von interessanten Einzelbeobachtungen, etwa zur "politischen Blindheit" der südlichen Führungsschicht und zur "überschäumenden Vitalität des Nordens". Eindrucksvoll sind die zahlreichen, in guter Qualität abgedruckten zeitgenössischen Fotografien, die zeigen, daß der Krieg nicht nur der "längste und schrecklichste des neunzenten Jahrhunderts" war, sondern auch mit den damals modernsten Medien dokumentiert wurde. Wer aber wirklich ausgewogene, gründliche und aktuelle Informationen wünscht, muß sich weiterhin der (lohnenden) Mühe unterziehen, McPhersons Neunhundert-Seiten-Opus aus der renommierten Reihe der "Oxford History of the United States" zu lesen. JÜRGEN HEIDEKING

Giampiero Carocci: "Kurze Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs". Der Einbruch der Industrie in das Kriegshandwerk. Aus dem Italienischen von Friederike Hausmann. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 1997. 158 S., br., 17,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Ines Kappert geht in die Luft angesichts dieses ihrer Meinung nach höchst fragwürdigen Geschichtsbuches des Italieners Giampiero Carocci. Sogar die Pressestelle des Wagenbach Verlags hat sie konsultiert, um zu erfahren, wie ein so schlecht recherchiertes, der Rezensentin zufolge eher von subjektivem Interesse als von historischen Fakten geleitetes, von "halsstarrigem Rassismus" zeugendes Werk in das Programm des "roten" Verlagshauses gelangen konnte - und das in der vierten Auflage! Genau. Das Buch verkauft sich. Auf die bohrende Frage, welche Leser mit angestaubten Erkenntnissen zum amerikanischen Bürgerkrieg und verharmlosenden Einschätzungen zur Sklaverei, wie Kappert sie bemängelt, vorlieb nehmen, hat die Pressestelle wohl keine Antwort gehabt.

© Perlentaucher Medien GmbH