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"Gefällt’s dir? Salina wirbelte herum und präsentierte ihr Versteck. Eine Farnsenke. Dunkel, feucht, prähistorisch. Salina drehte sich unentwegt im Kreis, geräuschlos, selbstvergessen, verrückt, womöglich noch betrunkener als ich. Sie ließ mich los, verschwand. Geplätscher, das hypnotische Zirpen von einer Million Zikaden, Vogelrufe, ein hohes Quietschen wie von Scharnieren eines im Wind hin und her schwingenden Gartentors..." So beginnt Shane Maloneys Roman und auch der erste Tag seines Helden Murray Whelan als politischer Berater des neuen Kulturministers in Melbourne. Murray hat eigentlich…mehr

Produktbeschreibung
"Gefällt’s dir? Salina wirbelte herum und präsentierte ihr Versteck. Eine Farnsenke. Dunkel, feucht, prähistorisch. Salina drehte sich unentwegt im Kreis, geräuschlos, selbstvergessen, verrückt, womöglich noch betrunkener als ich. Sie ließ mich los, verschwand. Geplätscher, das hypnotische Zirpen von einer Million Zikaden, Vogelrufe, ein hohes Quietschen wie von Scharnieren eines im Wind hin und her schwingenden Gartentors..."
So beginnt Shane Maloneys Roman und auch der erste Tag seines Helden Murray Whelan als politischer Berater des neuen Kulturministers in Melbourne.
Murray hat eigentlich ganz alltägliche Probleme: Er ißt zuviel Fastfood, ist geschieden, Vater eines 10jährigen Sohnes und wird von seinen Freunden andauernd verkuppelt. Der sinnliche Romananfang trügt – hinter dem Tor des romantischen Gartens wartet ein Skandal: die Leiche eines toten Künstlers, in der Hand einen Abschiedsbrief, der das Kulturministerium bezichtigt, Umschlagplatz einer gigantischen Kunstfälscherbande zu sein.
Ob er es will oder nicht, Murrays Liebesromanze wird zum Thriller.
Autorenporträt
Shane Maloney, geboren 1953 in Hamilton im australischen Bundesstaat Victoria, leitete viele Jahre das Melbourne Comedy Festival. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Melbourne. Für seinen Roman Künstlerpech erhielt Maloney den begehrtesten australischen Krimipreis, den Ned-Kelly-Prize for Crime Fiction.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.09.2001

Falschmaler im Wasserbecken
Shane Maloney eifert Chandler nach und schlägt sich achtbar

Niemand wird noch behaupten, die Moderne hätte keine Traditionen. Freilich kann sie sich nicht damit begnügen, Motive und Formen bloß zu wiederholen, sondern muß sie stets aktualisieren. Das gilt jedenfalls für ihre authentische Erfindung, den Kriminalroman - der Wettbewerb, wer den besten Chandlerstil seit Chandler schreibt, ist daher immer noch offen.

An ihm hat sich mit "Künstlerpech" nun auch ein Australier beteiligt, und Shane Maloney schlägt sich nicht schlecht. Zunächst tritt er jedoch in Konkurrenz zu der ganz anders gestrickten Patricia Highsmith, indem er das Motiv des Kunstfälschers aufgreift. Dessen ästhetische Tragik hatte die passionierte Malerin einst in "Ripley Under Ground" ausgelotet. Dem Tiefgang, mit dem Highsmith ihre Figur scheitern läßt, hat Maloney wenig entgegenzusetzen, zumal er seinen Falschmaler gleich zu Beginn in einem flachen Wasserbecken ertrinken läßt, womit dieser für den Rest des Romans zwangsläufig etwas blaß bleibt.

Dafür verknüpft Maloney mit leichter Hand unterschiedlichste Milieus: Finanzprobleme der australischen Labor Party machen einen angesehenen Connaisseur zur Schlüsselfigur. Er kann sich in Melbourne so lange souverän zwischen Ministerien, Anlagefonds und Kunstgalerien bewegen, bis er einen Fälscher anheuern muß, um seine Spekulationsverluste zu kaschieren. Sein unfreiwilliger Gegenspieler ist der Büroleiter des Kulturministers, der nur das Parteivermögen retten will, dabei aber mehr über Kunst lernt, als die Polizei versteht.

Die Windungen des Plots sind schon früh vorhersehbar, wirken aber ausgerechnet im Moment der Aufklärung etwas verwirrend, weil die Figur des kultivierten Schurken an krimineller Ämterhäufung leidet. Aber als Folie einer temporeichen Erzählung reicht der Spielplan allemal aus, um auch den anspruchsvollen Leser zu unterhalten. Mit trockenem Witz wird die erotische und ästhetische Desillusionierung eines Parteisoldaten kommentiert, der sich in moralischen Fragen für abgebrüht hält, aber - wie jeder echte Chandler-Held - auf die nächste Umdrehung der Boshaftigkeit ebensowenig gefaßt ist wie auf die unverhoffte Hilfestellung.

Das Spiel zwischen dem überforderten Ministerialbürokraten und dem eleganten Schurken macht reichlich Gebrauch von den klassischen Ingredienzen. Weder fehlt die willkommene Hintertreppe noch der unfreiwillige Hinterhalt, die lächerlich wirkende Verletzung oder die demütigende Ahnungslosigkeit der Umgebung. Die Liebesszenen fallen freilich kulturgemäß erheblich deutlicher aus als in den Gründungsjahren der Gattung.

Allein die Figur des Ich-Erzählers erhält eine Tiefe, die eine urbane Milieustudie streift. Dagegen dient der Kunstfälscher nur als Aufhänger, dessen Werk jedoch geschickt in die Modetheorien der neunziger Jahre eingefädelt ist: Er ist ein appropriation artist, der - anders als Highsmiths Fälscher - kein schlechtes Gewissen mehr haben muß, sondern - wie etwa die reale Künstlerin Elaine Sturtevant - die Klassiker unbekümmert kopieren darf. Der "Fake" - der mit dem gleichnamigen Buch von Stefan Römer inzwischen seine erste kunstwissenschaftliche Interpretation erfahren hat - beweist, daß es in der Postmoderne ausreicht, Werke einfach zu wiederholen: Dubletten können legales Geld bringen, wenn der Kunstdiskurs die passenden Kommentare dazu liefert. Da hat es der Kriminalroman schwerer. Denn dieser Kunstdiskurs ist nicht leicht zu parodieren, weil er selber oft schon wie eine Parodie daherkommt. Terrainfremde Literaten verfehlen ihn gerne durch Übertreibung. Maloney parodiert den poststrukturalistischen Tonfall immerhin mittelprächtig, und seine Ressentiments gegen die hochgestochene Hermetik des Betriebs lesen sich amüsant.

Wie in jeder ordentlichen Chandleriade, lädt auch hier der Aufklärer Schuld auf sich, zunächst in der angenehmen Form von hunderttausend Dollar, die er als einziger Zeuge der illegalen Übergabe bequem unterschlagen kann, dann aber brav in die Kasse seiner Labor Party einzahlt. Weil danach alle Betroffenen auch noch eine perfekte Vertuschungsabsprache treffen, ist dieses Buch ein weiteres Mal so aktuell, wie man es von einem traditionellen Kriminalroman erwarten kann.

WALTER GRASSKAMP

Shane Maloney: "Künstlerpech". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus Stingl. Diogenes Verlag, Zürich 2000. 437 S., geb., 39,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Shane Maloneys "Künstlerpech" ist kein aussergewöhnlicher Krimi, aber eine gelungene Mischung aus Detektivroman und Gesellschaftskomödie, schreibt Lutz Krützfeldt. Hier werde im Rahmen eines solide konstruierten Plots das sozialdemokratische Milieu und die Kunstszene aufs Korn genommen, verrät er. Dabei sei der Ich-Erzähler nie um ein Bonmot verlegen und die Bedrängnisse, in die der dilettantische Detektiv gerät, seien ausgesprochen komisch, ohne dass dieser Krimi, wie sonst häufig zu beobachten, zur reinen "Gag-Maschine" verkomme, findet Krützfeldt. Der Roman spielt 1989, präzisiert er. Damit verkörpere der sozialdemokratische Aufsteiger Murray Whelan den "Heldentypus der Neuen Mitte, der über viel kommunikative Kompetenz, aber wenig besondere Kenntnisse verfügt". Somit stecke in dieser Krimikomödie nicht nur "eine kleine Sozialpsychologie des Aufsteigers, sondern auch eine des Übergangs von der soliden Arbeits- zur luftigen Erfolgsgesellschaft".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ein Sucht-Lese-Erlebnis." (Petra) "'Künstlerpech' ist ein mörderisch witziger und pointenreicher Krimi, der einen bissig-bösen Blick auf die Kulturschickeria und ihre Machenschaften wirft. Zudem erzählt der australische Autor Shane Maloney die amüsante Geschichte einer Midlife-Crisis, in deren zentrum mit Murray Whelan eine ausgesprochen sympathische Figur steht. Modern, temporeich, schrill und spannen. Beste Unterhaltung." (Prinz) "Ein Thriller, der zugleich Satire auf die Förderer und Sachwalter der schönen Künste in Kultur und Politik ist. Maloney, als ehemaliger Kulturchef von Melbourne intimer Kenner der Szene, entlarvt den schönen Schein der Künste als knallhartes Geschäft." (Focus) "Shane Maloneys Roman 'Künstlerpech' ist eine lohnende Lektüre. Ein Krimi und zugleich eine Satire auf Kunst und Politik." (Aspekte/ZDF) "Shane Maloney schreibt witzig-bissig über Eitelkeiten und Intrigen. Nicht Wer war's? ist hier die Frage, sondern: Was ist eigentlich los?" (Marie Claire)