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»Konstellationsforschung« ist der Name einer Forschungsmethode zur Untersuchung von Theorieentwicklungen und kreativen Impulsen, die aus dem Zusammenwirken von verschiedenen Denkern in einem gemeinsamen »Denkraum« entstehen. Von Dieter Henrich im Zuge seiner Untersuchungen zum frühen Deutschen Idealismus in Jena und Tübingen entwickelt, hat dieser Forschungstyp anhand von Briefdokumenten, Rezensionen, Werkfragmenten und erschlossenen Gesprächslagen philosophische Entwicklungen in einer Detailliertheit rekonstruiert, die ihresgleichen sucht. An den Nahtstellen zwischen den großen Gestalten und…mehr

Produktbeschreibung
»Konstellationsforschung« ist der Name einer Forschungsmethode zur Untersuchung von Theorieentwicklungen und kreativen Impulsen, die aus dem Zusammenwirken von verschiedenen Denkern in einem gemeinsamen »Denkraum« entstehen. Von Dieter Henrich im Zuge seiner Untersuchungen zum frühen Deutschen Idealismus in Jena und Tübingen entwickelt, hat dieser Forschungstyp anhand von Briefdokumenten, Rezensionen, Werkfragmenten und erschlossenen Gesprächslagen philosophische Entwicklungen in einer Detailliertheit rekonstruiert, die ihresgleichen sucht. An den Nahtstellen zwischen den großen Gestalten und Systemen sucht die Konstellationsforschung auf detektivische Weise nach »missing links« - verborgenen Weichenstellungen und wechselseitigen Einflüssen. Die Aufsätze in vorliegendem Band arbeiten das Profil dieser Methode heraus, grenzen sie gegen andere geistesgeschichtliche Methoden wie die Diskursanalyse oder die Hermeneutik ab und unterziehen die Implikationen und Perspektiven der Verfahrensweise einer kritischen Beurteilung.
Autorenporträt
Mulsow, MartinMartin Mulsow, geboren 1959, studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Tübingen, Berlin und München. Er ist Professor für Wissenskulturen der europäischen Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha. Er war Member des Institute for Advanced Study in Princeton und von 2005 bis 2008 Professor für Geschichte an der Rutgers University in den USA.

Stamm, MarceloMarcelo Stamm ist Professor für Philosophie an der Universität von Hobart in Australien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.02.2006

Wer mit wem?
Die „Konstellationsforschung” beantragt universale Geltung
Ein neuer Forschungstyp ist anzuzeigen: die Konstellationsforschung. Sie ist eine Erfindung des Münchener Philosophen Dieter Henrich, den schon seit der Studienzeit die Frage umtrieb, wie es zu erklären sei, dass in kurzer Zeit eine Wandlung des philosophischen Stils und Programms zustande kam, genauer, wie es möglich war, dass Hegel bereits erste Schritte hin auf sein System tat, während Kant noch an einigen seiner Hauptwerke schrieb? Wie konnte sich der Deutsche Idealismus so rasant und vielstimmig etablieren?
Die Antwort, mittlerweile in beeindruckenden Bänden dargelegt, besteht in der intellektuellen Konstellation heller Köpfe im Tübinger Stift und an der Universität Jena im Ausgang des 18. Jahrhunderts. Der Clou dabei ist, dass die bis heute noch leuchtenden Gestirne - neben Hegel und Hölderlin vor allem Fichte und Schelling - in ein geistiges, soziales und politisches Environment, ein Netzwerk von kaum bekannten Leuten eingebettet sind, deren vielfältige Beziehungen in kleinteiliger Detektivarbeit aus Archiven und Briefwechseln rekonstruiert werden können. Konstellationsforschung besteht demnach darin, die schattige Peripherie der Gestirne auszuleuchten und damit die orthodoxe Philosophiegeschichtsschreibung, die sich auf die big names konzentriert, zu korrigieren.
Ein kritischer Gestus in der Philosophie hat traditionell viel für sich, aber zwei ketzerische Fragen dürfen wohl gestellt werden. Erstens, wollen wir und sollten wir nun hergehen und sämtliche intellektuellen, sozialen und politischen Konstellationen (mit öffentlichen Geldern) rund um einen oder zwei „Denker” minutiös ausforschen lassen? Genau diese Frage stellt sich, da die Henrichsche, auf den Idealismus begrenzte Konstellationsforschung laut vorliegendem Sammelband auf dem Sprung ist, universal zu werden. Und zweitens, wer erforscht mit welchen Methoden das, was hier immer wieder als „Denkraum” bezeichnet wird: Historiker, Hermeneutiker, Philosophen, Philologen?
Für Manfred Frank, der von Schleiermacher die Regeln der klassischen Hermeneutik gelernt hat, steht eine allgemeine Konstellationsforschung auf dem „schwankendem Boden” zwischen systemischer und individueller Interpretation. So sehr man den Geisteswissenschaften Reputation und Forschungsgelder wünscht - die Devise „Wer mit Wem im Denkraum” ist methodisch doch sehr dünn.
KÄTHE TRETTIN
MARTIN MULSOW, MARCELO STAMM (Hrsg.): Konstellationsforschung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 370 Seiten, 14 Euro.
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