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Er ist weltweit der bekannteste Deutsche: Karl Lagerfeld. Sein Markenzeichen seit Jahren: Ein sorgfältig gepflegter, weißer Pferdeschwanz, der tief im Nacken liegt und eine schwarze Sonnenbrille.
Der Modezar ist das Gesicht von CHANEL, Fotograph, ein begnadeter Künstler und der bekannteste Deutsche international.
In letzter Zeit machte der Modezar Furore mit radikalem Gewichtsverlust und inszenierte sich und seine Person komplett neu. In sehr persönlichen Gesprächen mit dem Designer porträtiert Chefreporter Paul Sahner den Modedesigner sehr ein-drucksvoll und lebendig. Die
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Produktbeschreibung
Er ist weltweit der bekannteste Deutsche: Karl Lagerfeld. Sein Markenzeichen seit Jahren: Ein sorgfältig gepflegter, weißer Pferdeschwanz, der tief im Nacken liegt und eine schwarze Sonnenbrille.

Der Modezar ist das Gesicht von CHANEL, Fotograph, ein begnadeter Künstler und der bekannteste Deutsche international.

In letzter Zeit machte der Modezar Furore mit radikalem Gewichtsverlust und inszenierte sich und seine Person komplett neu. In sehr persönlichen Gesprächen mit dem Designer porträtiert Chefreporter Paul Sahner den Modedesigner sehr ein-drucksvoll und lebendig. Die freund-schaftliche Beziehung zwischen Beiden ermöglicht einen sehr privaten Einblick in das Leben Lagerfelds und nimmt den Leser mit auf eine Reise hinter die Kuliseen des internationalen Modezirkus. Dabei versuchen sie in oft sehr philosophischen Gesprächen der Frage nach Ästhetik und Design auf den Grund zu gehen. Über seine Muse Claudia Schiffer bis hin zu seiner zweiten Karriere als Fotograph sprechen die beiden über bunte Themen aus dem Leben des bedeutsamsten Modeschöpfers des 21. Jahrhunderts.
Autorenporträt
Paul Sahner, Chefreporter und Mitglied der Chefredaktion von BUNTE hat eine steile Karriere als Topjournalist hingelegt. Er ist seit vielen Jahren eine der Größen des Boulevard-Journalismus, die taz nannte ihn den "Gottvater der Intimbeichte". Er hat den Modegott über 15 Jahre begleitet und idt ihm in persönlichen, sehr intimen Interviews so nahe gekommen wie kaum ein anderer.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.11.2009

Der Herr Karl gibt Bescheid

Wie reizvoll doch die Boshaftigkeit sein kann: Paul Sahner trifft den Ton, um Karl Lagerfeld herrlich trockene und gar nicht freundliche Repliken zu entlocken.

Von Nils Minkmar

Karl Lagerfeld ist ein Meister des Flüchtigen. Er drückt es so aus: "Mein Vater machte Dosenmilch, und ich mache Kleider. Die Milch wird getrunken, die Kleider werden getragen." Und die, die seine Kleider nicht tragen, nicht einmal erkennen würden, die genießen seine Interviews. Seit Jahrzehnten kann man sich an ihrer Knappheit, Geschwindigkeit und ihrer herrlichen Boshaftigkeit erfreuen. Wolfgang Joop, fragt Karl gern, hieß so nicht in den siebziger Jahren ein Modejournalist mit einer intelligenten Ehefrau? Was mag er wohl heute beruflich machen? Heidi Klum? Ist leider in Paris unbekannt. Claudia Schiffer trägt Yves Saint Laurent? Exzellent, dann kann sie heute schon so aussehen wie ihre eigene Mutter.

Doch wie bewahrt man diesen Geist? Illustrierte verwehen wie die Moden des letzten Jahres. Ein Buch in Prosa, allein von Karl verfasst, ob das gutginge? Schließlich besteht seine Kunst gerade darin, auf genauso vielen Böden zu fechten, wie er seinem Gesprächspartner eben unter den Füßen wegziehen kann. So gesehen, ist die in diesem Buch vorgenommene Paarung mit Paul Sahner, dem Chefreporter der "Bunten", himmlisch: Sahner ist einfühlsam, offenherzig, beflissen und supernett, also in jedem einzelnen Punkt das genaue Gegenteil von Karl Lagerfeld.

Erkundigt sich Sahner, ob der Meister in seinem arbeitsreichen Leben nicht auch etwas entbehre, jemanden an seiner Seite beispielsweise, denn er, Sahner, könne als Mann nicht allein leben - da verneint Karl so knapp wie möglich und erklärt: "Ich bin eben nicht so ein kleiner Lustmolch wie Sie." So verfährt Lagerfeld öfter, wenn ihn Themen nerven. Unvergessen die Sendung mit Sandra Maischberger, als die ihm ehemalige Klassenkameraden präsentierte, eine Riege fröhlicher norddeutscher Rentner, und Karl antwortete, sie möge nun augenblicklich "diese grauenhaften Lustgreise" da wegnehmen. Das gab am folgenden Tag eine Schlagzeile in der "Bild"-Zeitung, das Land jubelte wieder einmal vor Entsetzen.

In diesem Buch versucht Sahner so etwas wie eine Kohärenz des Flüchtigen zu beschreiben, den Meister einzupassen in Zeiten, Orte und Beziehungen. Das geht natürlich schief. Das Buch windet sich in Andeutungen, um das Verhältnis Lagerfelds zu dem an Aids gestorbenen Jacques de Bascher auch ja suggestiv genug darzustellen - da sagt Lagerfeld schnörkellos: "Ich hatte keinen Sex mit ihm, sonst wäre ich ja jetzt auch tot."

Sahner hat einen freundlich getönten Filter, durch den er auf die Welt und eben auch auf Karl sieht, leider wird dadurch alles etwas unscharf: Der alte Fritz war preußischer König, aber nicht deutscher Kaiser, der Zweite Weltkrieg begann nicht um 4 Uhr 45, Buñuels "Diskreter Charme der Bourgeoisie" ist kein Schwarzweißfilm, und Roland Petit und Zizi Jeanmaire führten keine homosexuelle Beziehung, jedenfalls nicht miteinander, denn Jeanmaire ist ja eine Frau.

Lagerfeld hat es nicht leicht mit seinem Sahner und dann auch wieder zu leicht. Geht es um die ewige Frage nach Diät, Fitness und körperlicher Verfassung, bittet Lagerfeld den Interviewer, ihm mal unter dem Tisch an den Oberschenkel zu fassen, und Sahner exklamiert: "Donnerwetter, Ihr Bein ist wirklich knüppelhart!" Seufzend, aber auch ein bisschen gütig sagt Lagerfeld an anderer Stelle zu seinem Eckermann: "Ich war früher auch ein Mensch wie Sie." Manchmal fragt er aber auch, das Offenkundige der Differenz nun nicht länger leugnen wollend: "Was könnten Sie denn, Paul, damit anfangen, wenn Sie so wären wie ich?"

Lagerfeld besuchte keine großen Bildungseinrichtungen, dafür schulte ihn seine Mutter. Als sie einmal die Tagebücher ihres Sohnes entdeckte, warf sie die Bände gleich weg: "Es braucht ja niemand zu wissen, wie doof du bist!" Doch diese hanseatische klare Kante ist nur die in Interviews kultivierte Seite von Karl Lagerfeld. In einem lustigerweise als Abrechnungsbuch annoncierten Bändchen seines ehemaligen Assistenten Arnaud Maillard begegnet er uns als unendlich großzügiger Arbeitgeber, diskreter Freund und immer wieder auch recht naiver Geschäftsmann, der arg ins Schwitzen gerät, als eines Tages die Steuerfahndung anrückt. Da wurden dann, so Maillard, geheimnisvolle Louis-Vuitton-Koffer voller Papiere in den Bentley geladen und in aller Eile in die monegassische Heimat verbracht.

Aber diese Themen würden weder Sahner noch er je anschneiden, oder wenn, dann nur in Form einer Anekdote wie jener, in der das türkische Medium Madame Soraya in Lagerfelds Bentley anruft, um ihn vor einer Passage auf Seite sieben eines zu unterzeichnenden Vertrages zu warnen. Fakten, Daten, Freunde und Feinde Lagerfelds - das alles bleibt im Ungefähren, hart sind in diesem Buch nur die Oberschenkel. Doch diese leichte Unschärfe steht Lagerfeld. Bei keinem anderen Menschen würde man Ausführungen über Trockenshampoo, Diäten oder eine Kindheit in Norddeutschland lange ertragen. Karl aber präsentiert selbst die unglaublichsten Details noch als absolute Selbstverständlichkeit. Bald fragt man sich, weshalb nicht alle Männer morgens in einem blütenweißen Nachthemd im Bad stehen und sich die auf die Schultern wallenden Haare mit Trockenshampoo besprühen - immer zum offenen Fenster hin, bitte schön, der Puder dringt sonst in die Ritzen des Parketts ein.

Kaum hat man das Buch beendet, möchte man es wieder von vorn beginnen, freut sich auf die Vorlagen, die Sahner dem Meister treulich liefert, und über die Präzision, mit der Lagerfelds Repliken herabsausen. So speist sich das Vergnügen an diesem Buch aus einer der problematischsten, aber zuverlässigsten Quellen, die unsere Kultur kennt: der Schadenfreude.

Paul Sahner: "Karl". mvg Verlag, München 2009. 447 S., Abb. geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Unverkennbar ist die Sympathie, die der Rezensent Nils Minkmar für Karl Lagerfeld, den Gegenstand dieses von Paul Sahner verfassten Interview-Porträts empfindet. Reihenweise zitiert Minkmar Äußerungen von – so der kumpelige Buch-Titel – "Karl", in denen dieser sich freilich jedes Gemenschel vom Leib zu halten versucht. So sehr der Rezensent jedoch Lagerfeld mag, so sehr findet er auch, dass, was Sahner unternimmt, nicht gelingt: ein "kohärentes" Bild zu erzeugen, in das sein Gegenstand dann genau passt. Der aber entzieht sich und wer ihn von anderer – aber offenbar auch eher angenehmer Seite – kennenlernen wolle, der müsse schon, meint Minkmar, den vermeintlichen Enthüllungsband seines Ex-Assistenten Arnaud Maillard lesen. Am Ende lässt der Rezensent aber keinen Zweifel daran, dass Paul Sahner auch und gerade im Scheitern seines Vorhabens ein höchst unterhaltsames Buch gelungen.

© Perlentaucher Medien GmbH