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Italienische Oper wurde im 19. Jahrhundert trotz des wachsenden Einflusses der französischen Oper auf allen großen Bühnen der Welt gespielt.Durch eine glückliche Fügung kamen 1841 die französischen Spielbankbegründer François und Louis Blanc nach Homburg und investierten dort 1863 in den Neubau eines Kurhauses mit großzügigem Theatersaal und in die städtische Infrastruktur. Ihr Plan, sowohl durch die Spielbank als auch durch einen attraktiven Opernbetrieb die kleine Residenzstadt zum bevorzugten Reiseziel einer wohlhabenden Gesellschaft aus ganz Europa zu machen, ging auf. Von 1864 bis 1872…mehr

Produktbeschreibung
Italienische Oper wurde im 19. Jahrhundert trotz des wachsenden Einflusses der französischen Oper auf allen großen Bühnen der Welt gespielt.Durch eine glückliche Fügung kamen 1841 die französischen Spielbankbegründer François und Louis Blanc nach Homburg und investierten dort 1863 in den Neubau eines Kurhauses mit großzügigem Theatersaal und in die städtische Infrastruktur. Ihr Plan, sowohl durch die Spielbank als auch durch einen attraktiven Opernbetrieb die kleine Residenzstadt zum bevorzugten Reiseziel einer wohlhabenden Gesellschaft aus ganz Europa zu machen, ging auf. Von 1864 bis 1872 konnte jeden Sommer über zwei bis drei Monate ein umfangreiches, international beachtetes Opernprogramm mit berühmten Stars wie Adelina Patti oder Roberto Stagno geboten werden. Viele Presseberichte, insbesondere aus dem Mailänder Trovatore, sprühen vor Begeisterung und vermitteln ein lebendiges Bild dieser glanzvollen Ära Homburgs.
Autorenporträt
Petra Luise Kämpfer studierte an der Musikhochschule Lübeck Musikpädagogik mit Hauptfach Klavier. Nach der Diplomprüfung 1988 absolvierte sie die künstlerische Ausbildung zur Konzertpianistin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt a. M. 1993 erhielt sie den Bad Homburger Förderpreis für Kammermusik. Auftritte u. a. bei LiteraTurm, beim Lyrikfestival und bei der Goethe-Festwoche in Frankfurt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.02.2023

Nachtigallen aus dem Süden

BAD HOMBURG Ein paar Sommer lang war Homburg ein Zentrum der italienischen Oper, sogar im Krieg. Das ging nicht lange gut.

Von Florentine Fritzen

Vor dem Kurhaus-Neubau wachsen Orangenbäume, im Saal singen die Marchisio-Schwestern Arien von Verdi. Mailand? Nein - Bad Homburg im Jahr 1864, wobei die Stadt mit den Bädern noch schlicht Homburg heißt. An der Scala sind Barbara und Carlotta Marchisio schon aufgetreten. Sie gehören zu den italienischen Operngrößen, in der Musikwelt berühmt. Ein paar Jahre lang ist die mondäne Kleinstadt vor den Toren des noch opernlosen Frankfurts ein Zentrum der italienischen Oper: Rossini, Bellini, Donizetti mitten im Richard-Wagner-Land. Das ist möglich, weil im Sommer in Homburg zu den nicht einmal 9000 Einwohnern noch einmal mehr als 10 000 Gäste aus vielen Ländern dazukommen, Tendenz steigend. Adelige und wohlhabende Bürger leben im Hotel oder im Sanatorium, besuchen die Spielbank, die Badehäuser, die Brunnen, den Park - und die Opernaufführungen, die im internationalen Vergleich bestehen können.

Jedenfalls ist das eines der Ergebnisse eines kürzlich erschienenen Bandes mit vielen Abbildungen und noch mehr überraschenden Details. Die Autorin, Pianistin und Musikpädagogin Petra Kämpfer, hat dafür den "Taunusboten" und die italienische Musikzeitschrift "Il Trovatore" ausgewertet. Der Wiesbadener Verlag Waldemar Kramer hat die 250 Seiten, in denen viel über die italienische Oper an sich zu erfahren ist, schön gestaltetet. Als 1872 die Spielbank schließt und die Gäste wegbleiben, ist auch das italienische Opern-Intermezzo im Taunus vorbei.

In der zweiten Saison im Jahr 1865 werden schon zwölf Opern geboten. Nach der Eröffnung mit vier Akten "Rigoletto" frohlockt ein Lokaljournalist, Homburg trete damit in die Reihe der vornehmsten Badeorte, was vermutlich schon jetzt mehr Besucher in die Stadt locke. Sein Kollege der italienischen Musikzeitung vermerkt: "Applausi entusiastici a tutti".

Einen Sommer später klatschen die Besucher schon bei 17 verschiedenen Inszenierungen. Preußen und Österreich liegen 1866 im Krieg. Aber trotz der "politischen und finanziellen Wirren", wie es der "Taunusbote" ausdrückt, hält die Kurhaus-Direktion am Programm fest. Außer italienischen bieten die Primadonnen und ihre männlichen Kollegen auch auf Italienisch gesungene französische Opern. Ein Chor ist direkt von der Scala gekommen. Auch in Badeorten herrsche "Zaghaftigkeit, ja sogar Angst", steht in der Zeitung. Die Kunst soll helfen - mit den "fröhlichen und schmeichelnd traulichen Nachtigallen aus dem Süden".

Die kennt das Publikum in den nächsten Jahren schon gut. Inzwischen fahren neun Züge am Tag aus Frankfurt nach Homburg. Das beschert den Konzerten noch mehr Besucher, zumal die Großstadt erst 1872 mit dem Bau der Oper beginnt, die heute die Alte heißt. Der Homburger Bahnhof liegt am Ende der Louisenstraße. Von dort ist es nur ein halber Kilometer bis zum Kurhaus. 1870 herrscht wieder Krieg. Frankreich hat ihn im Juli erklärt. Im Frühsommer haben die Homburger Opernfreunde noch französischen Opern gelauscht. Danach reisen 7500 der 18 000 Gäste ab. Statt Bühnenbildern werden Lazarette aufgebaut.

Der Höhepunkt ist 1872. Dreißig verschiedene Opern werden aufgeführt. Sogar der Kaiser ist zu Gast und schaut sich die "Traviata" an. In der Zeitung heißt es: "Das Kurhaus stand in Prachtbeleuchtung." Aber seit Homburg 1866 preußisch geworden ist, dräut die Spielbankfrage. Zwei Jahre später ist es so weit: Die deutsche Großmacht erlässt ein Spielbankverbot. Homburg, Wiesbaden und Ems dürfen die Casinos noch bis zum 31. Dezember 1872 betreiben. Im Sommer danach kommen die italienischen Sopranistinnen und Startenöre nicht mehr in den Taunus.

"Italienische Oper in Homburg" von Petra Kämpfer ist im Verlag Waldemar Kramer erschienen und kostet 29,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein Beweis für den Erfolg des italienischen Ensembles ist, dass es am nächsten Tag in der Garderobe des Theaters eine Invasion von Leuten gab, um ein Abonnement zu erwerben!« Il Trovatore aus Mailand