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Eigentlich ist alles ganz anders. Eigentlich ist das hier Fiktion und das dort Wirklichkeit. Eigentlich ist das nur ein Vorwand, denn in Wirklichkeit. Bei diesen bestens bekannten Rede- (und Denk-)Figuren setzt der rasante neue Roman von Almut Tina Schmidt ein: Die Erzählerin fährt (unter einem Vorwand) nach Antwerpen, landet aber vorerst in Köln, dann in Bonn, und begegnet laufend alten Schulkollegen und -freundinnen. Was wir durchaus merkwürdig finden dürfen. Als die Sache dann noch in eine Kindesentführung ausartet und sich herausstellt, dass ihr lang verschollener Freund im Auftrag ihrer…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich ist alles ganz anders. Eigentlich ist das hier Fiktion und das dort Wirklichkeit. Eigentlich ist das nur ein Vorwand, denn in Wirklichkeit. Bei diesen bestens bekannten Rede- (und Denk-)Figuren setzt der rasante neue Roman von Almut Tina Schmidt ein: Die Erzählerin fährt (unter einem Vorwand) nach Antwerpen, landet aber vorerst in Köln, dann in Bonn, und begegnet laufend alten Schulkollegen und -freundinnen. Was wir durchaus merkwürdig finden dürfen. Als die Sache dann noch in eine Kindesentführung ausartet und sich herausstellt, dass ihr lang verschollener Freund im Auftrag ihrer Tante Agnes handelt, da kippt die Handlung endgültig ins Groteske um. Eigentlich ist In Wirklichkeit eine Geschichte über die schwer durchschaubare Beziehung zwischen Kunst und Leben, zwischen O-Ton und Kunstradio; nicht umsonst spielt Almut Tina Schmidt hin und wieder auf Orson Welles an, der in seiner legendären Hörspielfassung von Krieg der Welten bereits souverän die Grenzen von Fiktion und Dokumentation verwischte.Aber in Wirklichkeit handelt der Roman von Paranoia und falschen Fassaden, von dem Gerede, das uns von der Unterhaltungsindustrie als wahre Form der Authentizität angeboten wird, von den verschiedenen und doch so identischen Jargons, in denen profilneurotisch die Besonderheit und Unverwechselbarkeit jedes Einzelnen behauptet wird. Erfunden, wahr alles ist gleich grotesk. Aber die Komik dieses Romans hat etwas Beklemmendes: es ist nicht wirklich lustig, den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen Die atemlose Reise einer merkwürdigen Person durch das zeitgenössische Gerede: ein Roman von grimmiger Komik.
Autorenporträt
Almut Tina Schmidt, geboren 1971 in Göttingen, studierte studierte Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaft in Freiburg. Mehrere StipendienSie veröffentlichte, Prosa in Literaturzeitschriften, Anthologien und Hörspiele.
Von den Kinderbüchern ist der Roman "Meinen Namen weiß Oma schon lange nicht mehr" zum Thema Alzheimersche Krankheit - erschienen bei Elefanten Press - von der Badische Zeitung hervorgehoben worden mit: "Den Namen dieser Autorin wird man sich merken müssen."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.12.2008

Prosaische Reise

Orson Welles' Hörspieladaption des Science-Fiction-Klassikers "Krieg der Welten" wurde hauptsächlich wegen eines Missverständnisses berühmt: Einige Hörer hielten das Stück vor siebzig Jahren für eine Reportage und waren folglich zutiefst bekümmert über die Absicht der Marsianer, die Erde zu erobern und die Menschheit auszurotten. In Almut Tina Schmidts Roman plant die Protagonistin, selbst Hörspielautorin, eine Studie über die Wirkung von "Krieg der Welten", die zweifelsfrei klären soll, ob es nun damals tatsächlich eine Massenpanik gegeben hat oder nicht. Dabei ließe sich der zersetzende Effekt von Scheinwelten auf die Realität viel eindrucksvoller an ihrem eigenen Leben ablesen. Denn was da "In Wirklichkeit" passiert, lässt sich zwischen all den Phantasmagorien und Lebenslügen nicht mehr ausmachen. Zu Beginn will die Ich-Erzählerin mit dem Zug nach Antwerpen fahren, um dort nach ihrem verschollenen Freund zu suchen. Was folgt, ist ein Reiseroman der verstörenden Art. Fremde entpuppen sich als ehemalige Klassenkameraden, die sogleich über ihre wahre Identität zu referieren beginnen, auf ihren T-Shirts prangen Sprüche wie "In Wirklichkeit bin ich ganz anders". Die Ich-Erzählerin hingegen spricht am liebsten von Apotheken und ihren drei Tanten. In Antwerpen kommt sie nie an, stattdessen entführt sie vier Kinder nach Stuttgart und wird dabei von einer Frau verfolgt, die bis zu ihrem dreißigsten Geburtstag noch perfekt werden will. "Tja, diese ganze Suche nach Identität ist doch nichts als die Sehnsucht, jemand anders zu sein", Sätze wie dieser werden variantenreich wiederholt. Bis die Autorin auf den letzten zehn Seiten endlich die Gebrauchsanleitung für ihr Spiel mit wahren und falschen Identitäten liefert, sammeln sich allerhand Missverständnisse an. (Almut Tina Schmidt: "In Wirklichkeit". Literaturverlag Droschl, Graz und Wien 2008. 168 S., geb., 19,- [Euro].) brey

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