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"In diesem neuen Licht" ist ein Buch über Männer und Frauen, über unausgesprochene Freundschaft und versehentlichen Verrat, verletzte Liebe und unverbrüchliche Treue, über Prinzessinnen und Pistolen, Sun-Tzu-Schach und D. H. Lawrence, Priester und Pathologen, Südseemythen und Inzest. Mit Schauplätzen vom Rhein bis zum Rio Grande, von Ananasplantagen in Ghana bis in ein Naturreservat in Panama, von 1923 bis ins neue Jahrtausend. Ein Roman, so leicht wie das Leben, so ernsthaft wie ein Spiel, über das Scheitern, das darin liegt, ein Glück verloren zu haben. Gregor Hens erzählt von einem Netz aus…mehr

Produktbeschreibung
"In diesem neuen Licht" ist ein Buch über Männer und Frauen, über unausgesprochene Freundschaft und versehentlichen Verrat, verletzte Liebe und unverbrüchliche Treue, über Prinzessinnen und Pistolen, Sun-Tzu-Schach und D. H. Lawrence, Priester und Pathologen, Südseemythen und Inzest. Mit Schauplätzen vom Rhein bis zum Rio Grande, von Ananasplantagen in Ghana bis in ein Naturreservat in Panama, von 1923 bis ins neue Jahrtausend. Ein Roman, so leicht wie das Leben, so ernsthaft wie ein Spiel, über das Scheitern, das darin liegt, ein Glück verloren zu haben. Gregor Hens erzählt von einem Netz aus Freundschaft und Liebe, den entgegengesetzten Enden des gleichen Gefühls. In diesem Buch kann noch immer jeder Moment der alles entscheidende sein.
Autorenporträt
Hens, Gregor
Gregor Hens, geboren 1965 in Köln, lehrte zwei Jahrzehnte lang an verschiedenen amerikanischen Universitäten, zuletzt an der Ohio State University. Seit 2013 lebt er als freier Autor in Berlin. Er hat zahlreiche Romane übersetzt, unter anderem von Leonard Cohen, Rawi Hage, Marlon Brando und Will Self.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.2006

Drei Spieler sind beim Schach einer zuviel
Schwarz ist am Zug: Der neue Roman von Gregor Hens

Von Sandra Kerschbaumer

Zwei Männer sitzen beim Schach, beobachtet von einer Frau. Schwarz entscheidet sich für die Slawische Verteidigung, ein solider Zug, defensiv, aber man behält den Überblick. Bald schon ist die Bauernkette auf der Damenseite bedroht. Ein Ablenkungsmanöver, aber Gregor Hens interessiert sich für dieses Spiel, bei dem sich Angriffe von einem Nebenschauplatz aus entwickeln, Figuren eingreifen und wieder verschwinden, jemand, der eben noch im Zentrum des Bretts stand, auf einmal an Einfluß verliert. Genau dies will der Autor auch in seinem neuen Roman: Figuren abbilden, die zueinander in Beziehung stehen, die jederzeit fallen können, aber doch hoffen, bis zum Ende durchzukommen.

Zu den Schlüsselfiguren auf dem Brett des Autors gehören der angeschlagene Übersetzer Tobias Vlaming, vor einiger Zeit von seiner Frau verlassen, sein Schachpartner David, ein New Yorker Dichter und Dandy, und dessen attraktive Frau Tess, die als Juristin für eine amerikanische Kanzlei um die Welt saust. Zusammen bilden sie ein Dreieck, dem erstaunliche Fähigkeiten zugeschrieben werden. Aber gerade deren Fülle läßt sie mitunter unglaubwürdig erscheinen.

Außerdem ist es meistens der Erzähler, der den Figuren ihr Genie, ihre Nonchalance, ihre messerscharfe Intelligenz bescheinigt, ohne daß diese durch Handeln und Reden beglaubigt würden. Nicht selten plaudern die Figuren ein wenig geistlos in einem Düsseldorfer Loft oder gehen aufgekratzt zum Sechstagerennen. Auch sonst kommt dem Erzähler eine zentrale Rolle zu, denn er springt ebenso unvermittelt in die Vergangenheit der Figuren wie in ihre Zukunft und entwirft in weitschweifenden, manchmal phantastischen Vorgriffen den weiteren Gang des Geschehens. Selbstreflexiv läßt er uns wissen, daß die gewählte immer nur eine unter vielen Möglichkeiten sei. Die Abschweifungen informieren aber nicht nur über Tess und ihre Begleiter, sondern auch über das Leben einer unüberschaubaren Menge von Nebenfiguren: Pater, Pathologen und Polizisten, die als Bauern über das Spielfeld verteilt sind und überraschend in die Handlung eingreifen.

Weil Gregor Hens der Partie gerne Glanz und Raffinesse verleihen möchte, läßt er Vlaming einen Roman von D. H. Lawrence übersetzen und zieht damit eine zweite Fiktionsebene in seinen eigenen Roman ein. Die immer freier und üppiger werdende Nachdichtung füllt ganze Kapitel mit exotischen Szenen, mit brodelnden Stierkämpfen, melancholischen Indios und wild wuchernder Vegetation. Denn der Roman von Lawrence kreist um eine durch Mexiko vagabundierende Schöne ohne Heimat und Ziel: "Sie hatte nichts gesucht, nichts gewollt von diesem Land, es hätte genausogut ein anderes sein können." Mittelamerika aber eignet sich als Kontrast und die Romanschönheit als Projektionsfläche für ihren Übersetzer. Denn auch dieser weiß nicht, was sein Leben bestimmt, fragt sich, ob er und seine Freunde ihre Entscheidungen steuern oder bloß Figuren sind, die nicht wissen, wer sie von einem Feld zum anderen schiebt.

Der Schachspieler Hens versetzt sie alle nach Mexiko. Dort bewegen sie sich auf den Spuren von Lawrence und seiner Literatur, wohnen auf der Ranch, die dieser in den zwanziger Jahren nutzte, und führen so die bis dahin kaum verbundenen Ebenen zusammen. Lässig werden Schauplätze gewechselt - "also, wer kommt mit?" -, weltläufig verfallen die Figuren ins Englische. Gregor Hens, der als Professor in Ohio lehrt, will den weiten Horizont seines Buches betonen, verfällt aber gelegentlich in Stereotypen, etwa bei der Schilderung neoaztekischer Rituale: Vlaming und sein Freund David geraten in eine Menge dichtgedrängter Indios, die auf die Wiederkehr eines seit Jahrhunderten schlafenden Gottes warten. Neidvoll bemerken die deutschen Zuschauer, daß diese Einheimischen "immerhin noch an etwas glauben! Und begeisterungsfähig sind. Und ihr Land lieben. Die Erde lieben, auf der sie ihren Mais ziehen. Götter verehren, die in dieser Erde wohnen."Im Reflexiven sind die Stärken dieses Buches wohl eher nicht zu finden. Interessanter wird es, wenn sich auf der Ranch in Mexiko die Konstellationen langsam verschieben. Eine Frau kämpft um ihre Stellung, ein fremder Junge taucht plötzlich auf, und im Haus wird jetzt Internet-Schach gespielt. Bei dieser seltsamen Variante namens Sun-Tzu-Schach werden die Startpositionen von Weiß und Schwarz ausgelost, und auf dem abgedunkelten Spielfeld sind nur diejenigen Figuren zu erkennen, die man gerade schlagen kann. Über allen anderen Feldern des Gegners liegt ein grauer Nebel. Hier ist Hens wieder ganz dicht bei der zentralen Frage seines Buches: Was im Leben unterliegt dem Zufall, was ist Bestimmung und was Strategie?

Gregor Hens: "In diesem neuen Licht". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 336 Seiten, geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.11.2006

Ein kesses Make-up
Gregor Hens’ Roman „In diesem neuen Licht”
Der Klappentext des aktuellen Romans von Gregor Hens beginnt mit folgenden Sätzen: „,In diesem neuen Licht‘ ist ein Buch über Männer und Frauen, über unausgesprochene Freundschaft und versehentlichen Verrat, verletzte Liebe und unverbrüchliche Treue, über Prinzessinnen und Pistolen, Sun-Tzu-Schach und D. H. Lawrence, Priester und Pathologen, Südseemythen und Inzest. Mit Schauplätzen vomRhein bis zum Rio Grande, von Ananasplantagen in Ghana bis in ein Naturreservat in Panama, von 1923 bis ins neue Jahrtausend.” Das ist keine Lektorenlyrik. Gerade in ihrer Vagheit liefert diese Aufzählung eine präzise Charakteristik. Denn genauso ist das Buch: Der Autor entfacht einen ungeheuren Wirbel; hektisch flattert er von Episode zu Episode, von Thema zu Thema; er berührt alles Mögliche, lässt sich aber nie dauerhaft nieder. Undebenso wie er inhaltlich übertreibt, tut er dies leider auch in erzählerischer Hinsicht.
Die Hauptfigur von „In diesem neuen Licht” ist Tobias, ein studierter Linguist, der einige Jahre lang sehr erfolgreich als Fremdsprachentrainer für Manager gearbeitet hat. Jetzt übersetzt er ein wenig bekanntes Werk von D. H. Lawrence, auf das ihn sein amerikanischer Freund David, ein müßiggängerischer Dichter und Privatgelehrter, aufmerksam gemacht hat. In „Quetzalcoatl”, einer Vorstufe zu dem 1926 erschienenen Roman „Die gefiederte Schlange”, gerät die sexuellund spirituell ausgehungerte Irin Kate in den Bann zweier Mexikaner, die für eine Wiederherstellung der alten Aztekenreligion kämpfen. Je weiter die Übersetzung von Tobias, die immer wieder eingeblendet wird, gedeiht, desto mehr deutet sich ein eigenartiges Spiegelverhältnis von Kunst und Leben an: der Besuch eines Sechstagerennens erinnert an die Erlebnissevon Kate während eines Stierkampfes; das Mexiko der Gegenwart, in das Tobias und David reisen, ist immer noch in antichristlichem Aufruhr begriffen; Ramón, der mafiöse Geschäftsmann, der sich für Tess, die schöne Ehefrau von David, interessiert, trägt denselben Namen wie einer der beiden dämonischen Revolutionäre bei Lawrence.
Schon in seinen früheren Büchern hat Gregor Hens gerne mit intertextuellen Bezügen gearbeitet. Im Debütroman „Himmelssturz” (2002) scheinen die „Wahlverwandtschaften” als Vorbild durch. Die Erzählung „Himmlische Erde” in „Transfer Lounge” (2003) greift auf Ingeborg Bachmanns Hörspiel„Der gute Gott von Manhattan” zurück. Und nun also „Quetzalcoatl” – warum? Will Hens auf die postmoderne Pointe hinaus, dass die Wirklichkeit ungreifbar bleibt, weil sich hinter allen Geschichten nur andere Geschichten verbergen? Oder spricht hier ein poeta doctus, der dem Leser seine Gelehrsamkeit gerne unter die Nase reibt? Die Überblendungen wirken wie ein kesses Make-up; sie putzen den Roman ein wenig auf, eröffnen ihm aber kaum eine Dimension, die ohne sie verschlossenbliebe.
Schwach motiviert bleiben auch die ständigen Verstöße gegen die Chronologie, die oft unvermittelten Rück- und Vorblenden. Sie fesseln den Leser, solange sie ihn irritieren; hat er das Prinzip durchschaut, ist er nur noch enerviert. Dass einige Meta-Effekte nicht fehlen dürfen, versteht sichvon selbst: Gelegentlich erhebt der Erzähler seine Stimme und weist nachdrücklich auf den fiktiven Charakter des Geschehens hin. Die Entwicklung der Figuren gerät gegenüber diesem eifrigen Abhaken von Verfahren, die als avanciert gelten, stark ins Hintertreffen. Exemplarisch zeigtsich dies an dem Ereignis, das dem Roman seinen Titel gibt. Gegen Ende taucht Tess mit einem unehelichen, halbwüchsigen Sohn auf. Tobias ist empört:So etwas Wichtiges haben seine beiden besten Freunde jahrelang vor ihm geheimgehalten! Wie gestaltet sich nun – „in diesem neuen Licht” – die Beziehung der drei? Nach ein paar Seiten ist die Frage erledigt und spielt fortan keine Rolle mehr.
Nur selten, in einigen Schnappschüssen bundesrepublikanischen Alltags, kann der Roman völlig überzeugen. Die Seminare, auf denen Tobias müdenVerlierern die Illusion einredet, eines Tages doch noch zu strahlenden Gewinnernzu mutieren; die Tantra-Sex-Akrobatik, mit der sein Bruder Louis die kriselnde Ehe zu retten versucht; der Besuch von dessen neugieriger elfjähriger Tochter in der Leichenkammer eines Großklinikums – all das ist genauund bissig, mit Sinn fürs Groteske geschildert. Gregor Hens ist zweifellos ein begabter Autor. Hier aber hat er sich gründlich in die Irre geschrieben. CHRISTOPH HAAS
GREGOR HENS: In diesem neuen Licht. Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 331 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zweierlei findet die Rezensentin Sandra Kerschbaumer an Gregor Hens' Roman irritierend: Zum einen, dass die vom Autor bemühte "Weltläufigkeit" mitunter in Platitüden erstarrt, und zum anderen, dass Hens' Figuren (der kriselnde Übersetzer Tobias Vlaming, sein dandyhaft-künstlerischer Schachpartner und dessen als hochkarätige Juristin arbeitende Frau) in ihren Worten und Taten die Brillanz, die ihnen vom Erzähler ständig zugeschrieben wird, nicht einlösen. Auch das "reflexive" Moment, das sich unter anderem daraus ergibt, dass mit Vlamings aktuellem Übersetzungsprojekt - einem exotischen D.H. Lawrence-Roman - eine zweite, perspektivierende Erzählebene in den Text eingeflochten ist, hat die Rezensentin nicht überzeugen können. Lediglich in Nebenkonstellationen gelinge es Hens, seine vom Schachspiel geprägte Vision eines mysteriösen Zusammenhangs zwischen "Zufall", "Bestimmung" und "Strategie" umzusetzen, so ihr Fazit.

© Perlentaucher Medien GmbH