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Ein junger Mann hat zwei Jahre Berlin überlebt und geht nach Mexiko-City. Die Tage und Nächte spielen sich zwischen Flashbacks und sinnlichem Zauber ab. Er wird ein Mädchen kennenlernen, und er wird sie herüberholen wollen in das, was er für sein Leben hielt. Die Hölle, so viel steht von Anfang an fest, ist nicht der Absturz, sondern Mittelmaß.
Der Roman erzählt auf ungewöhnlich authentische Weise von einem Leben, das sich aus rauschhaften und erotischen Exzessen speist. Hauptschauplätze sind Mexiko City und Berlin. Der Erzähler lernt im Verlauf ein Mädchen namens Lily kennen, mit der er
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Produktbeschreibung
Ein junger Mann hat zwei Jahre Berlin überlebt und geht nach Mexiko-City. Die Tage und Nächte spielen sich zwischen Flashbacks und sinnlichem Zauber ab. Er wird ein Mädchen kennenlernen, und er wird sie herüberholen wollen in das, was er für sein Leben hielt.
Die Hölle, so viel steht von Anfang an fest, ist nicht der Absturz, sondern Mittelmaß.
Der Roman erzählt auf ungewöhnlich authentische Weise von einem Leben, das sich aus rauschhaften und erotischen Exzessen speist. Hauptschauplätze sind Mexiko City und Berlin. Der Erzähler lernt im Verlauf ein Mädchen namens Lily kennen, mit der er ein neues Leben beginnen will, ohne sein altes hinter sich zu lassen. Es ist eine moderne Dichterexistenz, in der Leben und Tod, Erleben und Schreiben eng miteinander verwoben sind. Der Sound von Airen ist unmittelbar, drastisch, poetisch und neu.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christopher Schmidt widmet sich in seiner Rezension ausführlich dem Umstand, dass der Autor Airen seinen gegenwärtigen Ruhm vor allem der Aufregung um Jungautorin Helene Hegemann, die sich für ihren Debütroman "Axolotl Roadkill" aus seinem Blog ein wenig bedient haben soll. Nicht ausschließen kann er, dass dieser zweite Roman von Airen überhaupt nur aufgrund dieser Plagiatsgeschichte entstanden ist. Neben der erwartbaren Dramaturgie - der Protagonist "muss sich erst verlieren, um sich zu finden" - und den sich an dieses Erzählgerüst anlehnenden "ranzigen Pathosformeln der Pop-Rebellion" hat das Buch aber zur Freude des Rezensenten durchaus einiges an Frischem und Unerwartetem zu bieten, meint Schmidt: Aus dem " unbehauenen Sound der Szene leuchten unverhofft scharf geschliffene Beobachtungssplitter hervor". Da ist es für den Rezensenten fast zweitrangig, dass die Hauptfigur kaum Eigenes vorzuweisen hat und "mehr Typus als Individuum" ist.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.04.2010

Dionysos war beim Friseur

Nietzsche für Doofe: Airen, der von Helene Hegemann plagiierte Blogger, wendet sich in seinem zweiten Roman vom harten Leben ab und nimmt die letzte Ausfahrt Wickelkurs.

Das alles ist ein Missverständnis. Weil einige Autoren von Format klug mit neuen Formen experimentiert haben, dabei Rausch, Wahn und Gegenwart zelebrierend, Subkulturen einbeziehend und auch das neue Leitmedium bespielend, hält man heute jeden ins Blaue gebloggten Tagebuchexhibitionismus für Literatur. Und das, obwohl in den meisten Fällen die beiden einzig entscheidenden Kriterium fehlen: stilistische Meisterschaft und Relevanz. Denn natürlich kann man das eigene Leben zum Exemplum nehmen und großartige Denkübungen damit anstellen, Strukturen offenlegen und wieder dekonstruieren, zu wirklichen Erzählungen vorstoßen. Oder es bleibt eben beim Partygespräch. Auch das hat seinen Reiz, gelingt dem einen lustiger als dem anderen, ist aber zu Recht nach der Party vergessen.

Was man jedoch für Literatur hält - für mutig naturhafte, wenn sie aus Sätzen wie "Es pisst wie Sau" besteht - belässt man nicht im Internetkosmos, wo dieser narzisstischen Selbstbeschau immerhin die Gnade des Übersehenwerdens zuteil würde. Schließlich liest man im Internet nicht, sondern "scrollt". Da gelten andere Qualitätsregeln. Doch nein, zwischen Deckel gepresst muss es werden, die Würde der ISBN-Nummer verliehen bekommen, plötzlich in Regalen wohnen, nur Zentimeter entfernt von, sagen wir, Aischylos und Aichinger. In diesem Fall hat, wie wir alle zu Genüge wissen, ein besonders vertrackter Auffahrunfall zum Blogausdrucken geführt. Airens zweites Buch ist die verdiente Strafe für den Hegemann-Hype.

Ganz ohne Theoriegerüst kommt das Buch mit dem dümmsten Titel des Frühjahrs - "I Am Airen Man" - nicht einmal daher. Wir finden das Programm zusammengequetscht im letzten Absatz. Hier haben einigermaßen plötzlich, weil zuvor keine Rolle spielend, "Power, Corbi, Schorsch: Typen von dem Schlag, die man immer noch auf einen Drink überreden kann", ihren Auftritt, kurz: die "lokale Kifferelite" von Rosenheim. Die drei jugendlichen Technoanbeter haben, wie uns kundgetan wird, "das Universum verstanden, den Range des Sounds". Das schlimmstmögliche Fatum dieser Jünger des Dionysos (und des falschen Akkusativs) wird ebenfalls angedeutet: "der Gesellschaft" anheimzufallen, "Dutzendmensch" zu werden, "süchtig nach Bestätigung". "Live hard, die young, sagt doch jeder". Das ist alles. Feier des totalen Lebens. Echte Sucht gegen falsche. Statt Bestätigungssuche erschöpfender Vitalismus: "ein platzender Lebensdrang". Nietzsche für Doofe.

Das Buch selbst nun handelt von der Läuterung des Universumverstehers Airen. Der Held, ein Oberschichten-Snob, welcher der Berliner Techno-Boheme mit ihrem immer schneller sich drehenden "Rausch-Kater-Zyklus" durch die Annahme eines Jobs in einer Beratungsfirma in Mexiko-City zu entfliehen versucht, aber auch hier tief in die Partyszene einsinkt, ist dabei eine sensible Natur. Er stellt an sich Geniebefall fest, einen "Berg unausgeprägter Begabungen". Dieses Genie muss radikal befreit werden. In Airens Worten: "ich weiß, dass ich dieses eine Ding finden muss, dieses eine Extrem, das mich so fickt, dass ich ihm alles widme, sonst wird alles Mittelmaß". Und dieses penetrante Extrem ist zur Überraschung des Protagonisten weder die Droge noch die Musik oder der wahllose Sex, sondern die gute alte Liebe - und ihre künstlerische Verarbeitung im Literatur-Blog. Auch Jürgen Teipel hat in dem schwülstig-esoterischen Roman "Ich weiß nicht" soeben seinen technobegeisterten Helden auf Erweckungs- und Liebesfahrt in das Land des glücklich entrückten Proletariats geschickt. Doch bei Airen ist es nicht Mutter Erde, sondern Chica Lily, die dem Verstrahlten sehr direkt vermittelte Enkelin seiner trinkfesten "Ersatzoma", welche ihn schließlich zu sich selbst zurückführt.

Stilistisch gelangt das Opus nirgends über den schnodderig-expliziten Tonfall und die Parataxe hinaus, welche die meisten Online-Foren prägen. Das Tempus ist der Tagebuchform wegen ein ödes Universalpräsens: "Erschwerend kommt hinzu, dass ich seit heute Nachmittag mit der lächerlichsten Föhnfrisur aller Zeiten rumlaufe, weil der Frisör nicht verstand." Auch der Berliner Techno-Club "Berghain", dem das Vorgängerbuch "Strobo" gewidmet war, begegnet erneut, wobei dem sakral überhöhten Ort nun jedoch abgeschworen wird: "ich überließ dieses Wunder von einem Club einer anderen Generation."

Der Held schiebt seine Abkehr zunächst noch auf die Veränderung des Musikstils hin zum glatten Minimal Techno. Der wahre Grund aber, das weiß er so gut wie wir, ist das "Coming of Age", dessen deutlichstes Symbol in der Schwangerschaft seiner Freundin Lily besteht. Und wenn Don Airen zuletzt den Technorausch mit dem Babyrausch vergleicht, so ist es ihm fast, als müsste er sich freuen. Dem "Künstlerleben" wird zwar eine letzte Träne nachgeweint, doch beim Berliner Wickelkurs wummert er dann schon "ganz weit von innen: der Bass, dem ich mein Leben widme".

Vielleicht ist der Schlüssel zu diesem im günstigsten Fall nett-lustig zu nennenden Buch ja doch dieser eine gute Satz von Doña Tina, Lilys Oma: "In meinem Dorf gabs einen Esel, der ist vom Denken gestorben." Und auch die Basslinie unerfreuter Rezensionen hat Airen selbst bereits mächtig wummernd vorgegeben: "Wie scheiße dumm einem die Sonne aus dem Arsch scheinen muss, um das geil zu finden."

OLIVER JUNGEN

Airen: "I Am Airen Man". Roman. Blumenbar Verlag, Berlin 2010. 176 S., geb., 17,20 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.04.2010

Out of Rosenheim
Wanderjahre eines Techno-Taugenichts: In seinem Mexiko-Buch „I Am Airen Man” wandelt der Blogger Airen auf den Spuren der deutschen Romantik
Airen, so nennen wir einen jungen Mann von noch nicht dreißig Jahren, der sich diesen Künstlernamen zugelegt hat, weil er unerkannt bleiben will, anonym. Eine Tarnung braucht Airen gerade deshalb, weil er sich unausgesetzt verlautbart und offenbart; lange blies der Blogger freilich, was er über sich zu sagen hatte, nur in Gestalt eines Tagebuchs in alle vier Winde des Internets.
Dass sein Name Anfang des Jahres trotzdem plötzlich in aller Munde war, hatte er nicht sich selbst zu verdanken, sondern der damals 17-jährigen Helene Hegemann, die Airen ihrerseits gleichfalls einiges zu verdanken hat. Schließlich haben in ihren Debütroman „Axolotl Roadkill” einige Sätze aus Airens Blog und aus seinem Erstlingsroman „Strobo” wortwörtlich Eingang gefunden und sind so einer geldwerten Zweitverwertung zugeführt worden, woraufhin eine heftige Plagiatsdebatte entflammte. Denn während „Axolotl Roadkill” sofort zum Bestseller wurde, dümpelte das vom Berliner Kleinverlag Sukultur herausgegebene Buch Airens in der Nische Techno-Prosa.
Seither haben sich die Dinge so entwickelt, dass Airen mittlerweile noch bei zwei weiteren, deutlich strahlkräftigeren Verlagen unter Vertrag steht, was Helene Hegemann nicht von sich behaupten kann. Ullstein, bei dem „Axolotl Roadkill” herauskam, hat angekündigt, Airens „Strobo” im Herbst als Taschenbuch zu verlegen, und im Blumenbar Verlag ist nun die Fortsetzung von „Strobo” unter dem brusttrommelnden Titel „I Am Airen Man” erschienen.
Dieser vor Selbstbewusstsein strotzende Titel wirkt, als müsste da einer, der den Zynismus der Branche am eigenen Leib erlebt hat, sich Mut machen, nun ohne jede falsche Scham, mit rechtschaffenem Stolz und erhobenen Hauptes die große Bühne zu betreten. Hier präsentiert sich der moralische Sieger im Streit um das Buch der jungen Helene Hegemann, der es verstanden hat, seinen Namen im Spiel und einen Fuß im Türspalt zu halten, ehe ihn der scharfe Wind des Literaturbetriebs wieder vom Trittbrett schleudert. War anfangs er der Wirtskörper und Hegemann die Nutznießerin, so bewirtschaftet Airen inzwischen recht abgebrüht seine Rolle als verfolgte Unschuld. Man kann die wechselseitige Abhängigkeit der beiden eine Schicksalsgemeinschaft nennen oder ein erzwungenes Joint Venture. Vom parasitären Verhältnis zeugt allein schon der Umstand, dass die Vertragsunterzeichnung mit Airen, laut Blumenbar Verlag, am selben Tag stattfand wie der Book-Release von „Axolotl Roadkill”.
In die Nachbeben des Skandals musste möglichst schnell ein zweites Buch geworfen werden, bevor alles wieder ruhig wird, und so beruht auch „Airen Man” wie schon „Strobo” auf Airens Blog. Beim Lesen leuchtet einem nicht nur inhaltlich, sondern auch formal unmittelbar ein, warum der Autor unter Pseudonym schreibt. Der Deckname hat fast etwas von einem Kunstgriff, da der Ich-Erzähler mehr Typus ist als Individuum, und zwar der Typus des romantischen Helden, der sich erst verlieren muss, um sich zu finden. Ein Eichendorffscher Taugenichts, dessen Lebenstaumel Drogen und Sex zeitgerecht beglaubigen.
Ein junger Mann aus gutem und gut behütetem Hause zieht hinaus in die Welt, verliert jeden Halt, bevor er unverhofft die wahre Liebe erfährt, das kleine Glück von Vaterschaft und echter Bindung. Geläutert alsdorten und gefestigt kehrt er nach Hause zurück, auch desillusioniert und stellt fest: die Tage seiner Jugend sind vorüber. Dies ist das Muster der Selbstwahrnehmung, das aus dem Erlebten erst eine Erzählung macht, als Airen nach Mexiko geht, im Nachtleben – „Evita el Exceso” – abstürzt und sich im rauschhaften Leben nach einer wahren Berufung („dieses eine Extrem, das mich so fickt, dass ich ihm alles widme”) sehnt. Eine Frau, Lily, gibt ihm die Kraft, die Welt nüchtern zu ertragen. Denn jenseits der Clubs sieht Mexiko aus wie seine Heimatstadt „Rosenheim hinterm Wertstoffhof”.
Ein Entwicklungsroman also in Tagebuchform – schilderte „Strobo” die Lehrjahre des wilden Lebens in Berlin, so folgen nun die Wanderjahre. Genregemäß geht der Prozess der Häutung nicht ganz ohne jaulende Larmoyanz ab, ruft Airen immer wieder die ranzigen Pathosformeln der Pop-Rebellion herbei: „Ich bin pervers, tut mir leid, ich such den Abgrund, ich brauche Techno, und ohne Verzweiflung fühl ich nichts.” Doch jenseits solcher Pflichtsätze, die zum Protokoll des Generationenporträts gehören, hat das Buch auch seine guten Momente, in denen aus dem unbehauenen Sound der Szene unverhofft scharf geschliffene Beobachtungssplitter hervorleuchten.
Am Ende ist der bürgerliche Bildungsgang erfolgreich abgeschlossen. Airen hat nicht nur eine Frau gefunden, die sein Kind unterm Herzen trägt, sondern auch das Extrem, das ihn so richtig fickt: das Schreiben. Oder, wie es bei Eichendorff heißt, „und es war alles, alles gut!” CHRISTOPHER SCHMIDT
AIREN: I Am Airen Man. Roman. Verlag Blumenbar, Berlin 2010. 176 Seiten, 17,90 Euro.
Acapulco sei ein „öliges Schwipp-Schwapp”, „eine besonnte Nazilagune”, „ein mexikanisches Las Vegas”, schreibt Airen. Hier der Dancefloor im Club Classico del Mar von Acapulco. Foto: Adriana Zehbrauskas/Polaris/laif
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