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"Der Eingang zur Hölle liegt in Hemmersmoor."
Was, wenn die Vergangenheit nicht vergehen will und die Toten keine Ruhe finden? "Hemmersmoor" ist ein Schauerroman über vier junge Freunde, deren unschuldige Spielereien in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele führen.
Was, wenn die Vergangenheit nicht vergehen will und die Toten keine Ruhe finden? "Hemmersmoor" ist ein Schauerroman über vier junge Freunde, deren unschuldige Spielereien in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele führen. Ein kleines Dorf im norddeutschen Teufelsmoor, Jahre nach dem Krieg. Eine Kneipe, wo die Alten…mehr

Produktbeschreibung
"Der Eingang zur Hölle liegt in Hemmersmoor."

Was, wenn die Vergangenheit nicht vergehen will und die Toten keine Ruhe finden? "Hemmersmoor" ist ein Schauerroman über vier junge Freunde, deren unschuldige Spielereien in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele führen.
Was, wenn die Vergangenheit nicht vergehen will und die Toten keine Ruhe finden? "Hemmersmoor" ist ein Schauerroman über vier junge Freunde, deren unschuldige Spielereien in die dunkelsten Winkel der menschlichen Seele führen.
Ein kleines Dorf im norddeutschen Teufelsmoor, Jahre nach dem Krieg. Eine Kneipe, wo die Alten von Wiedergängern und Irrlichtern reden. Ein Gutshaus, dessen Besitzer die Menschen im Dorf verachten und manipulieren. Eine alte Fabrik, nach der niemand zu fragen wagt. Hier wachsen Christian und seine Freunde auf, in einer verwunschenen Atmosphäre aus Aberglauben, Inzest und Brutalität. Tiefschwarz und erschreckend direkt schildert Stefan Kiesbye das Leben dieser jungen Menschen und des Dorfes. Dabei macht er uns vertraut mit den Abgründen, die hinter jedem Fenster und am Ende jedes Feldweges lauern können.
Autorenporträt
Stefan Kiesbye, geb. 1966 in Eckernförde an der Ostsee, studierte Schauspiel, danach Amerikanistik, Englisch und Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU Berlin, in Buffalo, New York und der University of Michigan.
Er unterrichtet Kreatives Schreiben im UCLA Extension Writers`Program.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.05.2011

Mystery heißt die Melange
Stefan Kiesbyes Schauerroman „Hemmersmoor“ ist ambitioniert, aber unausgegoren
Dass man gerade auch in der Provinz Leichen im Keller hat, bildet den unerschöpflichen Fundus zahlloser Heimkehrergeschichten, deren Helden und Heldinnen nach Jahren an den Ort ihrer oft unerfreulichen Jugenderlebnisse zurückkommen. Das erzeugt Spannungen, doch richtig spannend wird es erst, wenn sich ein großes, ein schreckliches Geheimnis andeutet, das all die schmutzigen kleinen Geheimnisse miteinander verbindet und erklärt. Zur Enthüllung eines solchen Gehimnisses ist der Heimkehrer besonders berufen, weil er ein einstmals Eingeweihter ist, den seine Jahre fern der Heimat gleichwohl zum Fremden gemacht haben, und er sich dem Geflecht gegenseitiger Rücksichtnahmen und unausgesprochener Schweigegebote entzogen hat.
So kehrt auch Christian Bobinski nach Jahrzehnten in sein Dorf im norddeutschen Teufelsmoor zurück und weckt zunächst große Erwartungen. Wie sein 1966 an der Ostsee geborener Autor Stefan Kiesbye war er als junger Mann in die USA ausgewandert, doch der Tod seiner Frau und seiner Mutter hätten ihm Anlass gegeben, in jenes enge Haus heimzukehren, „in dem mein Vater und meine Schwester Ingrid starben, als ich noch ein Schuljunge war“. Wenn schon im zweiten Satz der Rahmenerzählung von „Hemmersmoor“ eine solch lakonisch mysteriöse Mitteilung folgt, gerät einem der erste leicht aus dem Blick. Der aber lautet: „Die Zeit spielt keine Rolle.“ Leider. Hatte der Prolog noch eben vier ehemalige Jugendfreunde bei der Beerdigung einer Altersgenossin auf einem Gutshof vereint, so springt der Roman nun weit in die Vergangenheit zurück. Deren Geheimnisse geben drei der Beerdigungsgäste als wechselnde Erzähler preis, und gegen Ende wird auch die Beerdigte selbst sich zu Wort melden.
An Stoff fehlt es ihnen nicht. Neben Aberglauben, Fremdenfeindlichkeit, Dorfintrigen und Inzest hat „Hemmersmoor“ auch Kannibalismus und Vergewaltigung, Kindesmisshandlung und -missbrauch, Lynchjustiz, Kindstötung, Kinder-, Vater- und Geschwistermord, Mord aus Eifersucht und aus purer Bosheit gleich dutzendfach zu bieten. Kiesbyes Erzähler berichten darüber als Mitwisser, Täter und Opfer so ungerührt, als sei all dies die normalste Sache der Welt. Und die Spannung, die durch den Heimkehrer aufkommen könnte, implodiert, weil Christian sich umgehend in den Erzählerchor einfügt, der zwar aus unterschiedlichen Perspektiven, aber mit einer einzigen und für die niedersächsische Provinz erstaunlich eloquenten Stimme spricht.
Kaum eingeführt, löst sich so nicht nur die Differenz von Außenseiter- und Insiderperspektive, sondern auch die zwischen Gegenwart und Vergangenheit gleich wieder auf. Indifferenz zeigt Kiesbyes Roman auch gegenüber der Trennung von naturalistisch gezeigter Provinzbrutalität und übernatürlichen Elementen, aus denen die phantastische Literatur Spannung und psychologische Funken schlagen würde.
Auch der Horror eines Stephen King funktioniert ja als Vergrößerungs- und Vergröberungsglas, das die Schrecken eines provinziellen Daseins, wenn auch grotesk verzerrt, enthüllt. Doch wenn Christian in „Hemmersmoor“ seine Schwester ermordet, weil er einem diabolischen Schausteller deren Seele versprochen hat, bleibt unklar, ob hier wirklich der Teufel im Spiel ist, oder ob ein dummer kleiner Dorfjunge nur einen miesen Scherz auf schreckliche Weise missverstanden hat. Dass diese Frage nicht gestellt wird, rückt Kiesbyes Roman in jene dubiose Zwielichtzone, die man hierzulande inzwischen gerne als „Mystery“ bezeichnet – eine Melange aus Kriminalroman und Phantastik, deren paradoxe Mischung der genres nur selten mitreflektiert wird.
Im Englischen aber ist „Mystery“ eine von mehreren Bezeichnungen für den klassischen Krimi, und der deckt Geheimnisse auf, aber plaudert sie nicht aus. Der Detektiv dringt als unerwünschter Fremder in die Sphäre der Rechtsbrecher ein, schließt sie mit der des Rechts kurz und schafft damit explosive Situationen. Am Ende steht dort Aufklärung und oft auch Desillusionierung.
Bei Kiesbye aber hofft man vergeblich, dass noch eine Erklärung dafür geliefert werden möge, warum Hemmersmoor so ist, wie es ist, und warum Heimkehrer hier wieder werden, was sie waren. Außer einem raunenden und matten Hinweis auf ein ehemaliges NS-Lager folgt nichts dergleichen, und das reicht nicht. Was bleibt, ist ein schlichter Schauerroman, der Ansätze zu etwas Anspruchsvollerem markiert, aber nicht verfolgt.
ULRICH BARON
STEFAN KIESBYE: Hemmersmoor. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2011. 208 Seiten, 17,95 Euro. 
Stefan Kiesbye, geboren 1966, lebt in Los Angeles. Foto: Sanaz Kiesbye
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Erwartungen des Rezensenten an diesen Heimkehrerroman aus der niedersächsischen Provinz von Stefan Kiesbye werden gleich mehrfach enttäuscht. So sieht Ulrich Baron die eigentlich Spannung versprechende Differenz zwischen Insider- und Outsiderwissen vom Autor mir nichts dir nichts ausgebügelt, ebenso jene zwischen Fantastik und Provinzbrutalität, welch letztere Baron hier gleich in Hülle und Fülle in Form von Kindesmisshandlung, Lynchjustiz, Vergewaltigung und sogar Kannibalismus überfällt. Auch sprachlich wirft der Autor bei ihm Fragen auf, etwa, wie es angeht, dass eine Figur vom Dorf derart eloquent daherreden kann. Schließlich bleibt auch noch das Rätsel um die kaputte Dorfgemeinschaft ungelöst, der Rezensent mit dem bloß raunenden Erzähler allein. So also, weiß Baron nun immerhin, sieht ein Schauerroman aus, der an seinem Anspruch zu etwas Höherem scheitert.

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