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Berichte einer furchtlosen und stilsicheren Reisenden aus dem unbekannten Land des hohen Alters: Die fast 90jährige Ilse Helbich gewährt in ihrem neuen Buch einerseits Einblicke in die Werkstatt der Schriftstellerin, in das Arbeiten der Sätze und Gedanken, andererseits in den Alltag eines Menschen, der mit den Behinderungen und den besonderen Umständen des hohen Alters konfrontiert ist.Unnachahmlich ist die innere Heiterkeit dieser Aufzeichnungen, eine Gelassenheit und eine ruhige, wache Neugier, die auch alle anderen Texte von Ilse Helbich charakterisieren und an buddhistische Weltsicht…mehr

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Produktbeschreibung
Berichte einer furchtlosen und stilsicheren Reisenden aus dem unbekannten Land des hohen Alters: Die fast 90jährige Ilse Helbich gewährt in ihrem neuen Buch einerseits Einblicke in die Werkstatt der Schriftstellerin, in das Arbeiten der Sätze und Gedanken, andererseits in den Alltag eines Menschen, der mit den Behinderungen und den besonderen Umständen des hohen Alters konfrontiert ist.Unnachahmlich ist die innere Heiterkeit dieser Aufzeichnungen, eine Gelassenheit und eine ruhige, wache Neugier, die auch alle anderen Texte von Ilse Helbich charakterisieren und an buddhistische Weltsicht denken lassen. Egal, ob sie von einem Arztbesuch spricht, von einer Reise ans Meer, die sie mit ihrer Familie unternimmt, von den Regeln ihres Alltags oder von der Natur, die sie nunmehr mit ungeahnter Intensität wahrnimmt: ihre Sätze sind von einer Leichtigkeit im Festhalten des Schweren, die man selten findet.Hin und wieder verdichten sich die kleinen Tagesnotizen zu größeren Essays, mit den Überschriften 'Vom Schreiben', 'Von der Langeweile' und 'Vom Anderen', und diese Notate gehören zum Schönsten, was Ilse Helbich ihren Lesern anzubieten hat. Aufmerksamkeit und Aufrichtigkeit, Zurückhaltung und Furchtlosigkeit sind die Merkmale dieser Prosa, der die Beschwerlichkeit ihrer Niederschrift nicht im mindesten mehr anzumerken ist.
Autorenporträt
Ilse Helbich, geboren 1923, aufgewachsen in Wien, Promotion in Germanistik, Arbeit als Verlagskauffrau. Veröffentlichungen, auch von Drehbüchern und Radio-Collagen. Die Autorin lebt seit 1985 bei Wien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.05.2012

Die hohe Schule
des Alterns
Ilse Helbichs neuer Prosaband
„Grenzland Zwischenland“
Ilse Helbich war achtzig, als sie sich daran machte, ihren ersten Roman, die autobiografische „Schwalbenschrift“, zu verfassen. Seither hat sie drei weitere Bände mit bezaubernder Prosa veröffentlicht, darunter die Erzählung „Das Haus“, in dem sie auf geradezu fürsorgliche Weise die Geschichte eines unansehnlichen, durch vielerlei Renovierungen völlig verunzierten Hauses erzählt, das sie selbst 1988 in der niederösterreichischen Provinz erstanden hat.
Der Ort liegt weit genug von Wien entfernt, dass die Trennung von der Familie vollzogen ist, und nah genug, dass ihre Kinder und Enkel sie gelegentlich besuchen. Zwanzig Jahre werkt die Pensionistin an dem Haus und wird darüber immer munterer, und endlich hat sie alle Umbauten der Generationen vor ihr rückgängig gemacht und das ehrwürdigste Gebäude des Ortes, die uralte Thurn- und Taxische Poststation, wiederhergestellt. Erstaunt registriert sie, dass ihr nahezu unbemerkt über dem Bauen und Schreiben etwas abhanden gekommen ist: „die alte Hoffnungslosigkeit“.
Jetzt, drei Jahre später, hat Helbich wieder einen lichten Prosaband veröffentlicht, und sollte sich jemand vor dem Altern fürchten, probiere er es mit „Grenzland Zwischenland“, denn besseren Zuspruch wird so rasch nicht finden, wer das Alter mit Ängsten und Verzweiflungen verbindet. Diese „Erkundungen“, wie der Untertitel lautet, führen in einen unbekannten Kontinent, der mitten unter uns liegt und „das hohe Alter“ heißt. „Mit einem Mal bin ich sehr alt geworden, in einer Verfassung, die meinen Lebensjahren – ich war 87 – entspricht. Dieser Zustand ist faszinierend.“ So beginnt der Bericht, der von Dingen erzählt, die der Greisin erst jetzt wichtig werden, und von abgelegten Träumen, Hoffnungen, Illusionen, die ihr auf einmal gar nicht mehr so wichtig sind.
Das Buch fängt als Bilanz unersetzbarer Verluste an. Die Erzählerin merkt, dass sie, die es gewohnt ist, ausgedehnte Wanderungen übers Land zu unternehmen, sich nurmehr mit „großer Mühseligkeit“ fortbewegen kann; dass ihre Sehkraft nachlässt, sie jäher Schwindel ergreift und der Tag oft schon mit lauter kleinen Missgeschicken beginnt.
Auch fällt ihr auf, dass da beständig eine Stimme spricht, die ihre eigene ist, hat sie doch begonnen, mit sich selbst zu reden, da sie sich immer seltener mit Menschen trifft. Das klingt zwar traurig, doch gesteht die Gealterte sich ein, dass sie inzwischen lieber alleine als in Gesellschaft ist, weil sie nicht mehr recht weiß, wie sie es „mit den Menschen halten soll. Unter diese Kategorie fallen jetzt alle, die Fremden und die Nächsten, die sie noch immer sehr liebt, aber es ist eine Liebe von weither“.
Was sie, die Mutter und Großmutter, wundert, ist die Leichtigkeit, mit der sie sich von den Menschen ihres Lebens entfernt. Sie kapselt sich nicht ab in vergrämte Selbstbezogenheit, sondern begibt sich in eine liebende Beobachtung aus der Ferne, die nicht mehr von den quälenden und erhebenden Gefühlen von früher, von Sorge, Stolz, Verantwortung gespeist ist. Zugleich verspürt sie eine ihr bisher unbekannte „Gier, Wünsche auf der Stelle erfüllt zu bekommen“, und sei es der nach einer exquisiten Schokolade mit Chiligeschmack, die sie sofort noch einmal kosten möchte, es könnte ja auch zum letzten Mal sein.
In kurzen Texten erfahren wir von einem Menschen, der sich von alten Beschränkungen löst und neue Freiheiten nimmt. Und dem das Schreiben, das tägliche Notieren dessen, was er in der Außenwelt noch entdeckt und was an Erinnerungen und Gedanken durch sein Inneres zieht, mit dem Glück identisch geworden ist. Ilse Helbich mag von einem mürrischen Taxifahrer, der sie in Wien zur Ärztin fährt, oder von einer unfreundlichen Verkäuferin im Geschäft erzählen – irgendwann kippen ihre Geschichten immer, werden zu Miniaturen des alltäglichen Glücks, feiern das ganz und gar Gewöhnliche als das Besondere, das man erst sehen und erkennen lernen muss.
Und sogar das weiß die Autorin zu preisen: „Das Glück der letzten Jahre, sich nicht mehr überall auskennen zu müssen, nicht für alles eine Antwort bereit haben zu müssen.“ Hohes Alter? Nein, die hohe literarische Schule des Alterns.
KARL-MARKUS GAUSS
ILSE HELBICH: Grenzland Zwischenland. Erkundungen. Droschl Verlag, Graz 2012. 127 Seiten, 18 Euro.
Der Wunsch nach einer exquisiten
Schokolade mit Chiligeschmack
will sofort erfüllt werden
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wie licht das hohe Alter sein kann, lässt sich Rezensent Karl-Markus Gauß von der knapp 90-jährigen Autorin erklären. Bezaubert hat ihn die Prosa Ilse Helbichs als Sammlung von Miniaturen des Glücks vor allem deshalb, weil die Autorin dem Alter alles Beängstigende zu nehmen und ihren Zustand als einen faszinierenden zu beschreiben vermag. Die Sinne wollen nicht mehr so, die Geselligkeit nimmt ab, und doch: Die Perspektive liebender Beobachtung aus der Ferne, die Helbich einnimmt, vermittelt dem Rezensenten ein Gefühl der Leichtigkeit und der Freiheit eines Lebensmodus, in dem das Gewöhnliche oft das Besondere ist.

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