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Der 11-jährige Magdi ist glühender Fan des Boxers Mohammed Ali. Denn Ali ist stark, fair und unbesiegbar. Ganz anders als Magdis Vater. Was den arabischen Vater und die deutsche Mutter eint, ist der Wille, nicht unangenehm aufzufallen. Deshalb müssen Magdi und seine drei Geschwister besser sein als die anderen. Und wenn nicht, dann hilft Vater nach. Christian Duda erzählt im Zeitkolorit der 70er Jahre eine Coming-of-Age-Geschichte mit hoher Aktualität zwischen familiärem Druck und gesellschaftlichen Vorurteilen.

Produktbeschreibung
Der 11-jährige Magdi ist glühender Fan des Boxers Mohammed Ali. Denn Ali ist stark, fair und unbesiegbar. Ganz anders als Magdis Vater. Was den arabischen Vater und die deutsche Mutter eint, ist der Wille, nicht unangenehm aufzufallen. Deshalb müssen Magdi und seine drei Geschwister besser sein als die anderen. Und wenn nicht, dann hilft Vater nach. Christian Duda erzählt im Zeitkolorit der 70er Jahre eine Coming-of-Age-Geschichte mit hoher Aktualität zwischen familiärem Druck und gesellschaftlichen Vorurteilen.
Autorenporträt
Christian Duda heißt eigentlich Christian Achmed Gad Elkarim, früher hieß er sogar Ahmet Ibrahim el Said Gad Elkarim. Er war Österreicher, Ägypter und ist jetzt Deutscher, war Katholik, Muslim und ist schon seit sehr langer Zeit ein glücklicher Atheist. Er ist Autor, Regisseur und Vater, lebt in Berlin und träumt vom Snowboarden.
Rezensionen
»Ein Buch, ein Juwel!« Heike Brillmann-Ede, Eselsohr, 03/2017 »Auf engstem Raum öffnet Christian Duda literarisch gekonnt die Fenster zu einer erstaunlichen großen Palette von Themen: Zu Familie und Migration kommen die beginnende Pubertät in schönster emotionaler Achterbahnfahrt, Freundschaft und der Halt, den Idole bieten.« Katrin Rüger, 1001 Buch, 2/2017 »Authentisch, autobiografisch, außergewöhnlich.« Sonja Wirnsberger, ekz.bibliotheksservice, 2/2017 »Magdi schreibt einen Bericht über sein Leben, der dem Leser die Sprache verschlägt. Und der zeigt, wie wichtig Worte sind [...].« Susanna Wengeler, BuchMarkt, 3/2017 »[...] eine eindringliche und erschütternde Lektüre [...].« Christine Lötscher, Buch & Maus, 10.3.2017 »Ein Blick auf einen Jungen in den 1970er Jahren, der sich aufreibt zwischen den Erwartungen der Eltern und den gesellschaftlichen Vorurteilen. Eine Geschichte über die große Kraftanstrengung und den Mut, den eigenen Weg zu gehen.« Die besten 7 Bücher für junge Leser, 5/2017 »Eine aufwühlende Geschichte über eine Kindheit zwischen den Fronten der Gesellschaft und der eigenen Familie. Ein Buch mit dem Herz eines Löwen.« Tatjana Schröder-Halek, Topic, 5/2017 »Das Buch spielt in den 1970er-Jahren. Die 'Berichte' spiegeln das Erleben und Empfinden des Jungen, der trotz der Problematik seinen Humor nicht verliert und seine Umwelt mit viel Witz und Schmiss beschreibt. Ein Beispiel dafür, wie sich Resilienz entwickeln kann.« Kolibri, 2017/2017

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.07.2017

Sturz des Tyrannen
Magdi rettet sich in sein Tagebuch
Der Vater hat es offensichtlich geschafft, er stammt aus einem arabischen Land, hat es in Deutschland Mitte der Siebzigerjahre zum Chef über viele Mitarbeiter gebracht. Er hat eine deutsche Frau geheiratet, die zu Hause kuscht, er hat vier Kinder, die Familie lebt in einer westdeutschen Stadt. Eine Erfolgsgeschichte also – nur nicht für die Kinder. Sein Sohn Magdi, ebenso wie seine Geschwister, bekommt zu spüren, was es heißen mag, den sozialen Aufstieg zu wollen. Der Vater ist ein verschlossener Mensch, dem Zuwendung fremd ist, der aber klare Vorstellungen davon hat, wie seine Kinder aufwachsen sollen. Sie gehen aufs Gymnasium, sie sollen – sie müssen! – besser sein als die deutschen Mitschüler, um bestehen zu können. Das ist die schlichte Philosophie hinter einem tyrannischen, oft gewalttätigen Verhalten, das ist der Grund für das Alltagselend einer Familie, in der es niemals an Notlügen fehlt, wenn der Junge wieder mal so verprügelt worden ist, dass er nicht in die Schule gehen kann, ohne Aufsehen zu erregen.
Magdi, elf Jahre alt, schreibt das alles in ein Heft, nachdem sein Nachhilfelehrer ihm geraten hat, durch ein Tagebuch sein Deutsch zu verbessern. Bericht über Bericht notiert er, was er erlebt – und wie lange es dauert, bis in dieser Familie so etwas wie Gegenwehr gegen diesen Vater denkbar wird. Sein älterer Bruder hat schon eine gewisse innere Unabhängigkeit, seine Schwester bleibt verschont, Magdi aber ist den Übergriffen des Vaters ausgeliefert. Also verehrt er Muhammad Ali, den Boxchampion, wünscht sich, genauso groß und stark zu sein wie der; träumt von der Fairness, die er mit seinem Idol verbindet. Am Rand seiner Berichte stehen zudem unbeholfene, aber aussagekräftige Bildchen, von denen oft nicht klar ist, ob sie von Selbstzerstörung oder von Rachefantasien gegenüber dem Vater erzählen: Männchen, die an einem Galgen hängen, Figuren, die wie zerschlagene Kinder aussehen, dazu Fingerspuren, Tintenkleckse, die Ränder von Gläsern, aber auch pubertäre Kritzeleien. Sie bebildern nicht einfach, wovon der Text handelt, sie kommentieren und überhöhen ihn – drastisch und präzise.
Dieses Heft ist Magdis ganz privater Rückzugsort, und es geht nicht immer nur um den Vater und die Familie. Es geht darin um einen Weg, sich selbst zu retten. Zum großen Knall in der Familie kommt es erst, als die Mutter, Feigling und Verräterin in einer Person, auch noch diese letzte Grenze von Magdis Privatheit missachtet und heimlich alles liest: Die ganze Wahrheit über eine Familie, die unauffällig und vorbildlich sein möchte. Die ganze Wahrheit über einen Sohn, der auch außerhalb der Familie mit seinem fremden Aussehen, dunkle Haare, dunklere Haut, zu kämpfen hat, wenn man ihm beispielsweise nicht glauben will, dass einer wie er aufs Gymnasium und nicht auf die Hauptschule geht.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch der Widerstand, der in Magdi gewachsen ist, und von dem der Roman ebenso erzählt. „Geschichte ist machbar!“ haben die Studenten in den Sechzigern gesagt; „Anarchie ist machbar, Herr Nachbar“, haben geistesververwandte Seelen in den Siebzigern gedichtet. Bei Magdi steht unter einem der Berichte am Seitenrand die Variante „Revolution ist machbar, Herr Nachbar“. Das Copyright auf diesen Spruch hat er sicher nicht, wo er ihn aufgeschnappt hat, spielt keine Rolle – aber den Sinn hat er verstanden, und das ist die entscheidende Pointe in diesem knappen und eindringlichen Buch. (ab 13 Jahre)
MICHAEL SCHMITT
Christian Duda: Gar nichts von allem. Mit Illustrationen von Julia Frise. Beltz & Gelberg, Weinheim 2017. 160 Seiten, 12,95 Euro.
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