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Der Frühling der Erinnerung
Paris im Frühling 1992: Der Erzähler stößt auf ein altes Foto, und seine Erinnerung setzt sich in Gang. Das Bild stammt von Francis Jansen, dem Fotografen mit der Rolleiflex, der bald darauf für immer verschwand. Das war 1964, es war Frühling in Paris, und der Erzähler ein so junger Hund.
"Mit unendlicher Sensibilität spinnt Patrick Modiano seinen Faden des Erzählens und legt in die Geschichte einer nur kurzen Begegnung die ganze Tragweite zweier Leben und zweier Zeiten. Sein kleines Buch wiegt kaum mehr als eine Tüte mit Fotos von Jansen oder von Robert Capa,
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Produktbeschreibung
Der Frühling der Erinnerung

Paris im Frühling 1992: Der Erzähler stößt auf ein altes Foto, und seine Erinnerung setzt sich in Gang. Das Bild stammt von Francis Jansen, dem Fotografen mit der Rolleiflex, der bald darauf für immer verschwand. Das war 1964, es war Frühling in Paris, und der Erzähler ein so junger Hund.

"Mit unendlicher Sensibilität spinnt Patrick Modiano seinen Faden des Erzählens und legt in die Geschichte einer nur kurzen Begegnung die ganze Tragweite zweier Leben und zweier Zeiten. Sein kleines Buch wiegt kaum mehr als eine Tüte mit Fotos von Jansen oder von Robert Capa, aber es besitzt dieselbe existentielle Tiefe." L'HUMANITÉ

"Modianos Prosa macht süchtig." DER TAGESSPIEGEL

LITERATURNOBELPREIS 2014
Autorenporträt
Patrick Modiano, 1945 in dem Pariser Vorort Boulogne-Billancourt geboren, zählt zu den markantesten Romanciers der Gegenwart. Mit 21 Jahren legte er seinen ersten Roman vor. Zahlreiche seiner Titel sind ins Deutsche übersetzt, u. a. "Eine Jugend" (1985, übersetzt von Peter Handke), "Die Gasse der dunklen Läden" (1988), "Ein so junger Hund" (1993,ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt), "Dora Bruder" (1998), "Aus tiefstem Vergessen" (2000).Am 9. Oktober 2014 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur zuerkannt: "Für die Kunst des Erinnerns, mit der er die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen und die Lebenswelt während der (deutschen) Besatzung sichtbar gemacht hat."
Rezensionen
" Diese Trauer um das Vergangene, gepaart mit der Schönheit der Sprache und der Liebe zum dokumentarischen Detail - das ist die Kunst des Erinnerns. Die große Kunst von Patrick Modiano. " Jan Ehlert Jan Ehlert NDR Kultur 20141210

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.02.2001

Die Leere im Auge der Kamera
Patrick Modianos neuer Roman Von Sabine Doering

Wer einige Bücher des französischen Schriftstellers Patrick Modiano gelesen hat, erkennt bald den Dreisatz, nach dem er seine Romane zu arrangieren pflegt: Ein gereifter Erzähler blickt aus der Gegenwart auf seine Jugend zurück; dahinter aber scheint die Fata Morgana einer noch ferneren Vergangenheit auf, von der in geheimnisvollen Andeutungen die Rede ist.

Der schmale Roman "Ein so junger Hund", dessen französisches Original im Jahre 1993 erschien, ist schon der sechzehnte des 1945 geborenen Verfassers. Auch er hält sich an das bewährte Muster. Doch gelingt es Modiano einmal mehr, den Leser in poetisch knapper Sprache für die Unerfahrenheit seiner jungen Helden zu interessieren. Im Grunde schreibt er seit langem an den Kapiteln eines einzigen Buches. Das hat ihm in Frankreich einigen Ruhm verschafft. Hierzulande wird er erst allmählich entdeckt.

Diesmal führt Modiano den Leser aus der Gegenwart ins Paris des Jahres 1964. In einem Café lassen sich ein junger Mann und seine Freundin von einem Fotografen ansprechen, der Modelle für seine Reportage über die "Jugend von Paris" sucht. Aus den rasch absolvierten Aufnahmen, einer Auftragsarbeit für eine amerikanische Illustrierte, entsteht eine Verbindung, die den Erzähler noch dreißig Jahre später beschäftigt. Denn obwohl er damals "ein so junger Hund" war und unbekümmert in den Tag hineinlebte, fand er durch die Gespräche mit dem Älteren zur Kunst und entdeckte das Schreiben als die ihm gemäße Ausdrucksform. Eine Erweckungsgeschichte, in der Modiano im Rückblick seinen eigenen Weg in die Literatur neu erfindet?

Wer diese Aufzeichnungen als autobiographisches Dokument lesen will, wird in der Tat manche Parallelen zwischen dem Autor und seiner Figur entdecken - das gleiche Alter, vor allem aber die gemeinsame Faszination durch die Großstadt Paris, deren Boulevards, Plätze und Gassen Modiano in so vielen seiner Bücher mit liebevoller Aufmerksamkeit beschreibt. Doch verdeckt solche Spurensuche das poetische Spiel, das der Autor mit seinen Lesern treibt. Über die Herkunft und den Hintergrund des jungen Mannes erfahren wir nur wenig, den erfundenen Fotografen Francis Jansen stattet Modiano hingegen mit einer so detaillierten Biographie aus, daß man versucht ist, in einer Geschichte der Fotografie nach seinem Namen zu suchen. Sein Platz wäre dort neben dem berühmten Robert Capa, dem Chronisten des spanischen Bürgerkriegs, mit dem ihn, glaubt man dem Erzähler, eine lange Freundschaft verbunden haben soll. In virtuoser Vermischung von Fiktion und Realität nennt Modiano Adressen und Telefonnummern von Personen, die niemals gelebt haben, und beschreibt Fotos, die vermutlich niemals aufgenommen wurden. Dieser Detailrealismus, der an die literarischen Pseudo-Biographien Wolfgang Hildesheimers erinnert, demonstriert die Fragwürdigkeit aller vermeintlich dokumentarischen Aufzeichnungen. Immer enger verknüpft der Roman seine kleine Geschichte einer Nachkriegsjugend mit Reflexionen über das Vermögen der Kunst.

Durch Jansens Bilder, die er zu katalogisieren begonnen hat, wird dem jungen Erzähler erstmals die Flüchtigkeit des Augenblicks bewußt. Doch glaubt er diesem Phänomen mit seinem Archiv begegnen zu können und verfolgt eifrig die Spuren, die in Jansens Vergangenheit führen - die dritte Zeitstufe kommt ins Spiel. Von politischen Verstrickungen ist, wie so oft bei Modiano, nur andeutungsweise die Rede: von der deutschen Besatzung, von Internierungslagern und den Sorgen der Emigration. In feinen Nuancen schildert der Roman die Irritation des jungen Mannes, der sich bislang ausschließlich für das Gegenwärtige interessiert hat, nun aber aus bruchstückhaften Dokumenten weit zurückliegende Ereignissen zu rekonstruieren versucht.

Den Fotografen freilich kann der jugendliche Sammeleifer nicht mehr erreichen; eines Tages ist er spurlos aus Paris verschwunden. Sein junger Bewunderer braucht drei Jahrzehnte, um diesen planvollen Schritt in die Unsichtbarkeit zu verstehen, um zu begreifen, daß Jansen, der seine Kamera so meisterhaft beherrschte, seinem Medium nicht mehr vertraute, weil er den Glauben an die Überwindung der Vergänglichkeit verloren hatte. Die Flüchtigkeit und Zufälligkeit menschlicher Begegnungen sind seit langem ein zentrales Thema für Patrick Modiano. In diesem Roman hat er zu einer fragilen Darstellung gefunden, die kleine Momentaufnahmen wie in einem Fotoalbum aneinanderreiht und auf die ordnende Hand eines souverän über den Dingen stehenden Chronisten verzichtet. Diese Zurückhaltung zeugt von Übung und Erfahrung. Ein "junger Hund" ist Patrick Modiano längst nicht mehr.

Patrick Modiano: "Ein so junger Hund". Roman. Aus dem Französischen von Jörg Aufenanger. Kowalke & Co Verlag, Berlin 2000. 115 S., geb., 36,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Gleich zwei Neuerscheinungen von Patrick Modiano: "Ruinenblüten" (Suhrkamp) und "Ein so junger Hund" (Kowalke und Co Verlag) - Michael Althen nimmt das zum Anlass, den Autor und seine Werke genauer vorzustellen. Im Grunde, so Althen, funktionieren alle (und so auch die beiden neuen) Romane des Autors auf dieselbe Weise. In einem "Dreisprung ins Reich der Erinnerung" stehen drei Zeitebenen nebeneinander: eine Erzählgegenwart, die Erinnerung an die "unbeschwerten" sechziger Jahre und Rückblenden auf die Zeit der Okkupation. Das in den Romanen geschilderte Paris sei erkennbar fast nur an den "Namen von Straßen, Plätzen, Geschäften, Metrostationen", ansonsten aber eine Welt jenseits von Zeit und Raum. Auf den ersten Blick, so Althen, erscheinen Modianos Erzählungen fast schwerelos - und lassen einem dann doch "das Herz schwer werden".

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