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Fulminanter, witziger, poetisch sehr inkorrekter Roman über den Wahnsinn im Nahen Osten unserer Tage Eitan Einoch, ein erfolgreicher Yuppie in einer Hightech-Firma in Tel Aviv, entgeht in kurzer Abfolge drei Attentaten und wird zur nationalen Berühmtheit. Er hat überlebt, aber sein Leben ist zerstört: Er wird von den Medien vereinnahmt, verliert Job und Freundin und begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen für die Attentate. Dabei kreuzt sein Weg den eines Palästinensers - jenes Mannes, der für die Anschläge verantwortlich ist. Beide erzählen in diesem rasanten, tragikomischen Roman ihre Geschichte.…mehr

Produktbeschreibung
Fulminanter, witziger, poetisch sehr inkorrekter Roman über den Wahnsinn im Nahen Osten unserer Tage
Eitan Einoch, ein erfolgreicher Yuppie in einer Hightech-Firma in Tel Aviv, entgeht in kurzer Abfolge drei Attentaten und wird zur nationalen Berühmtheit. Er hat überlebt, aber sein Leben ist zerstört: Er wird von den Medien vereinnahmt, verliert Job und Freundin und begibt sich auf die Suche nach den Hintergründen für die Attentate. Dabei kreuzt sein Weg den eines Palästinensers - jenes Mannes, der für die Anschläge verantwortlich ist. Beide erzählen in diesem rasanten, tragikomischen Roman ihre Geschichte.
Autorenporträt
Assaf Gavron, geb. 1968, wuchs in Jerusalem auf und studierte in London und Vancouver und lebt heute in Tel Aviv. Er ist in Israel Bestsellerautor, hat u.a. Jonathan Safran Foer und J. D. Salinger ins Hebräische übersetzt, ist Sänger und Songwriter der israelischen Kultband 'The Mouth and Foot' und war im Schreibteam des Computerspiels 'Peacemaker', das den Nahost-Konflikt simuliert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.07.2008

Paranoia angebracht

Nahost-Konflikt im Kleinbus: Asaaf Gavron bringt in "Das schöne Attentat" einen israelischen Überlebenden und einen palästinensischen Täter zusammen.

Die Angst vor Terror kann nicht von Dauer sein. Der Mensch arrangiert sich. Er gewöhnt sich daran. Und so kann man sich morgens im kleinen Neuner in Tel Aviv mit einem nervösen Lächeln darüber unterhalten, ob der junge Mann auf dem vorderen Sitz wohl ein Selbstmordattentäter ist. Der kleine Neuner ist die Bezeichnung für die Sammeltaxis, welche die Route des Linienbusses Neun in der israelischen Metropole zügig abfahren, Fahrgäste einsammeln und an den gewünschten Stellen wieder aussteigen lassen und so zum mobilen Ort der Begegnung werden - intimer als ein Bus, aber immer noch öffentlich.

Hier trifft Eitan Einoch auf Giora Gueta, hier reden sie das erste und letzte Mal miteinander: Der Mann da vorne soll ein Terrorist sein? Nein, der ist in Ordnung. Bloß keine Paranoia zeigen. Doch kaum ist Einoch - Spitzname "Krokodil" - ausgestiegen und im Aufzug zu seinem Büro verschwunden, explodiert ebenjener kleine Neuner. Die Paranoia war begründet, Giora Gueta und alle anderen Insassen sind tot. Hinterlassen hat Gueta nur die halbe Bitte, seiner Freundin Schuli etwas auszurichten. Was, das hat er nie gesagt.

Doch bevor Krokodil auf Schuli trifft, entgeht er, ebenso zufällig, einem weiteren Attentat. Heckenschützen treffen seinen Beifahrer, er selbst bleibt unversehrt. Und nachdem er die trauernde Freundin Guetas gefunden hat, entgeht er dem dritten Anschlag und wird zum Held. Das Krokodil, das drei Anschläge überlebte. Stolzes Symbol eines ungebrochenen Israels und traumatisierter Mensch in einem. Er wird durch die Radio- und Fernsehsendungen des Landes gereicht, geht in die Gruppentherapie und vernachlässigt Beruf und Beziehung, weil ihn nur noch eine Frage antreibt: Was machte der Jerusalemer Giora Gueta an diesem Morgen in Tel Aviv?

Parallel dazu erzählt Asaaf Gavron, Autor von "Ein schönes Attentat", von Fahmi. Dieser ist Palästinenser, stammt aus den besetzten Gebieten und hat die Bombe für das Attentat auf den Neuner gebaut. Er war es, der mit seinem Bruder die Straße beschoss, als Krokodil dem zweiten Attentat entging. Und er baute den Sprengsatz, der für das dritte Attentat genutzt wurde. Doch jetzt liegt er im Krankenhaus im Koma, gefangen in seinen Erinnerungen an die eigene Familie, die Entscheidung zum bewaffneten Kampf gegen Israel, die Zweifel und die eigene Ideologie. Und an Eitan Einoch, dessen Weg er immer wieder kreuzte, ohne das er es selbst geplant hätte.

Diese Planung lag einzig und allein bei Gavron. Durch die Verdichtung des Geschehens zeichnet er anhand der zwei Charaktere das Gesamtbild des alltäglichen Wahnsinns im Nahen Osten mit vielen seiner Facetten nach. Abzugsgegner und Abzugsbefürworter, radikale und pazifistische Palästinenser kommen zu Worte und haben stets gute Gründe für ihren jeweiligen Standpunkt. Fahmi, bereit zum Mord für die eigene Sache, und Eitan, in politischen Zusammenhängen oft ohne eigene Meinung, stehen auch hier im interessanten Gegensatz.

Doch die Kondensierung dieses Konflikts in den beiden Personen reicht nicht aus, dem Text eine durchgängige Dichte zu verleihen. Zu viele Nebensächlichkeiten räumt der Autor immer wieder Platz ein, ohne ihnen die entsprechende Bedeutung zu geben, nur um sie dann für die nächsten hundert Seiten wieder ins Abseits zu befördern. Eitans Beziehungs- und Berufsleben mögen als Indikatoren seiner Befindlichkeit dienen, entwickeln jedoch nie eine Intensität, die den Umfang ihrer Ausführungen rechtfertigt. Eine bedeutungsvolle Verdichtung, wie sie guter Literatur eigen ist, findet jenseits der Anhäufung von Zufällen kaum statt.

Viele Handlungsstränge haben in "Ein schönes Attentat" keinen Anfang und finden dort auch kein Ende. Dieser Umstand hat jedoch keine besondere erzählerische oder ästhetische Wirkung. So erhält man den Eindruck, nicht einen Roman vor sich zu haben, sondern ein Stück transkribierter Wirklichkeit mit all ihren Belanglosigkeiten. Dem widerspricht aber die besagte Konzentrierung der eintretenden Zufälle bei den Terroranschlägen, weshalb sich allmählich ein Unbehagen ob der Beschaffenheit des vorliegenden Textes einstellt. Ansatzweise aufgelöst wird es erst auf den letzten hundert Seiten, als die Beantwortung der Frage nach Giora Guetas Aufenthalt in Tel Aviv in den Vordergrund tritt und die Erzählstränge um Eitan und Fahmi endgültig zusammenlaufen.

Dass dabei nun plötzlich typischen Elementen des Kriminalromans, die in den ersten zwei Dritteln des Buches kaum eine Rolle spielten, eine tragende Funktion zukommt, trägt auch nicht eben zur Kohärenz dieser Erzählung bei. Hätte Gavron sich auf einen Aspekt seines Textes konzentriert, wäre ein guter Roman entstanden.

THOMAS SCHOLZ

Asaaf Gavron: "Ein schönes Attentat". Roman. Aus dem Hebräischen übersetzt von Barbara Linner. Luchterhand Literaturverlag, München 2008. 352 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Gavron gelingt es in diesem Roman, die Essenz unserer Zeit einzufangen, die Symmetrie des Leidens auf beiden Seiten. Ein Buch, das man mit höchster Spannung in einem Zug durchliest." Ma'ariv

"Ein beeindruckendes und wichtiges Buch über 'unsere' und 'ihre' Geschichte. Es bringt den Konflikt, seine Wurzeln und seine Hoffnungslosigkeit auf den Punkt. Und es wagt - auf eine Art, die viele Leser auf die Palme bringen wird -, ins Bewusstsein von jemandem vorzudringen, den 'wir' für den Satan halten: den Selbstmordattentäter. Gavron ist absolut überzeugend; sein Roman spiegelt - nicht besonders schmeichelhaft, aber voller Mitgefühl - die erschütternde und abstruse Realität wider, in der wir leben." Tel Aviv Magazine

"Gavron ist einer der originellsten und stärksten Schriftsteller Israels. Er spricht eine klare und deutliche Sprache, die sämtliche Klischees an der politisch korrekten Oberfläche durchbricht und den chaotischen und zwiespältigen Kern der israelischen Identität berührt." Etgar Keret

"Gavron ist einer der originellsten und stärksten Schriftsteller Israels." Etgar Keret

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Thomas Scholz hat diesen Text mit Unbehagen gelesen. Und dies nicht etwa, weil Asaaf Gavron anhand zweier gegensätzlicher Charaktere, einem Israeli und einem Palästinenser detailliert den täglichen Wahnsinn in Tel Aviv schildert. Sondern weil das nicht ausreicht, der Erzählung Struktur zu verleihen. Dafür, erklärt Scholz, schweift der Autor zu oft ins Nebensächliche und Zufällige ab und lässt die Literatur auszeichnende Verdichtung und Intensivierung von Wirklichkeit vermissen. Erst als gegen Ende des Buches die Erzählstränge zusammenfinden, beginnt der Rezensent, sich etwas wohler zu fühlen. Leider gewinnen just dann plötzlich Elemente des Kriminalromans die Oberhand und schüren bei Scholz neue Zweifel an der "Kohärenz dieser Erzählung".

© Perlentaucher Medien GmbH
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