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Nomis Eltern sind, wie alle in der Stadt, Mennoniten. Nomi empfindet diese Religionsgemeinschaft als die peinlichste aller Sekten. Absolut alles was Spaß macht ist verboten. Eines Tages verschwindet Nomis Schwester und kurz darauf ist auch ihre Mutter weg. Niemanden in der Gemeinde scheint es zu interessieren. Für das jungen Mädchen, das mit seinem Vater allein zurück bleibt, ist das Ganze ein Schock. Es dauert eine Weile aber schließlich gelingt es Nomi und ihrem Vater ebenfalls, sich aus den Zwängen der Religionsgemeinschaft zu befreien.

Produktbeschreibung
Nomis Eltern sind, wie alle in der Stadt, Mennoniten. Nomi empfindet diese Religionsgemeinschaft als die peinlichste aller Sekten. Absolut alles was Spaß macht ist verboten. Eines Tages verschwindet Nomis Schwester und kurz darauf ist auch ihre Mutter weg. Niemanden in der Gemeinde scheint es zu interessieren. Für das jungen Mädchen, das mit seinem Vater allein zurück bleibt, ist das Ganze ein Schock. Es dauert eine Weile aber schließlich gelingt es Nomi und ihrem Vater ebenfalls, sich aus den Zwängen der Religionsgemeinschaft zu befreien.
Autorenporträt
Miriam Toews wurde in Steinbach geboren, einer Mennonitengemeinde im Staat Manitoba. Sie studierte Geisteswissenschaften und Journalismus und lebt heute als Journalistin und Autorin in Winnipeg. Für ihre bisherigen Bücher erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien. Ein komplizierter Akt der Liebe, in Kanada ein Bestseller, wurde mit dem renommierten Governor General s Literary Award ausgezeichnet. 2006 hatte Miriam Toews ihr Debüt als Schauspielerin: Sie spielte in Carlos Reygadas Film Stilles Licht, der demnächst in deutschen Kinos zu sehen sein wird.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2005

Wo Glück gezüchtet wird
Miriam Toews beschreibt eine Jugend unter Mennoniten

East Village, Kanada, ist so ungefähr das Gegenteil des gleichnamigen New Yorker Stadtteils und vermutlich der letzte Ort, an dem sich pubertierende Jugendliche zu leben wünschen. Die staubige Hauptstraße mündet in brachliegende Äcker; Bahnhof, Schwimmbad und Billardsalon wurden schon vor langer Zeit geschlossen. Zum Zeitvertreib ist eigentlich nur zweierlei vorgesehen: Beten und Arbeiten. Denn die Bewohner der Ortschaft sind Mennoniten, Angehörige einer evangelischen Freikirche mit norddeutschen Wurzeln, die einst nach Kanada kamen, um den Verlockungen der Moderne zu trotzen und auf das Reich Gottes zu warten.

Das bringt gewisse Entbehrungen mit sich, und die bekommt die sechzehn Jahre alte Protagonistin dieses Romans so schmerzlich zu spüren wie wohl einst die Autorin Miriam Toews, die selbst in einer Mennoniten-Gemeinde aufwuchs: Trinken und Tanzen sind ebenso verboten wie Bücher und Sex aus Spaß, Schminken und Rockmusik so verpönt wie Großstadtbesuche oder langes Aufbleiben. Wer sich nicht in das bigotte Gemeinschaftsleben einfügt, wird geächtet. Zudem hat Noemi Nickel bereits zwei Menschen verloren: Erst floh ihre rebellische Schwester Tash vor der Tristesse, wenig später verschwand auch ihre Mutter Trudie spurlos.

Drei Jahre ist das her, als Noemis Erzählung einsetzt, drei Jahre und ein paar Wochen, als sie endet. Dazwischen passiert nicht wirklich viel. Das Mädchen streunt durch die Straßen und schwänzt die Schule, versucht sich mit ihrem Vater zu arrangieren und trifft ihren Freund Travis. Samstags geht es zum Baggersee, dem Sündenpfuhl des Ortes, wo Jugendliche trinkend und rauchend die Nächte durchmachen, und sonntags in den Gottesdienst. Zwischendurch verliert sie sich in Erinnerung an "die schönere Hälfte" ihrer Familie und stellt sich den großen Fragen ihrer Existenz: Warum sieht sie nicht so gut aus wie die entschwundene Schwester? Wo bekommt sie Geld her - und wo die Pille?

Wie so viele jugendliche Ich-Erzähler vor ihr schildert Noemi all dies mit angemessener Respektlosigkeit, gelegentlich unstrukturiert, manchmal scharfsinnig, oft durchaus amüsant. Es ist auch ihr schnoddriger Tonfall, der über weite Strecken glauben läßt, es handle sich tatsächlich nur um eine weitere Geschichte um die Irren und Wirren des Erwachsenwerdens, wenn auch unter verschärften Bedingungen. Tatsächlich ist die Schnoddrigkeit hier wohl der einzig mögliche Weg, eine im Grunde tieftraurige Geschichte zu erzählen, ohne pathetisch zu werden. Es sind gerade die kleinen Szenen und beiläufigen Beobachtungen, die anrühren: wenn Noemis Vater nachts die Müllkippe des Ortes aufräumt, um wenigstens irgendwo Ordnung zu schaffen, sich kleine Zettel in die Schuhe steckt, um zu erinnern, was am nächsten Tag ansteht, oder Noemi ihrer kranken Freundin Lydia vorsichtig die Haare kämmt, weil sie es selber nicht mehr schafft.

Am Ende, während Noemi immer noch abwechselnd stoisch ihrer Zukunft als Arbeiterin in der "Happy Family Farm" - der Hühnerfabrik, dem Hauptarbeitgeber des Ortes - entgegensieht und dann wieder davon träumt, in die Großstadt zu ziehen, hat sich auch ohne ihre Zutun auf einmal einiges verändert - nicht zum Besten. Der Vater ist nun auch weg; er wird genausowenig wiederkommen wie der Rest der Familie. Die verhinderte Rebellin tut, was sie am besten kann: Abwarten. Vielleicht auf ein besseres Ende.

JENNIFER WILTON

Miriam Toews: "Ein komplizierter Akt der Liebe". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christiane Buchner. Berlin Verlag, Berlin 2005. 305 S., geb., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

"Schonungslos ehrlich" in seiner biografisch-literarischen Aufbereitung sei das Buch der jungen Autorin Miriam Toews, die ihre Jugend in einer kanadischen Mennonitengemeinde beschreibt, findet Tilmann Urbach. Im Mittelpunkt steht die jugendliche Ich-Erzählerin Nomi, die, von typischen Teenagerproblemen geplagt, in Konflikt mit den strengen, weltabgewandten Regeln der Mennoniten gerät, der schließlich in einen schmerzhaften Ablösungsprozess von der Gemeinschaft und den Eltern mündet. Durch den distanziert ironischen Blick und die sorgfältige, minutiöse Beschreibung oft alltäglicher Ereignisse sei es Miriam Toews gelungen, jegliche Sentimentalität und Anklage zu vermeiden, lobt der Rezensent. Die gelungene Dramaturgie der Erzählung gehe über die bloße biografische Verarbeitung hinaus und mache den Roman zu einem "Stück amüsant nachdenklicher Literatur".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Woher kommt beim Lesen dieses Buchs der Drang, so oft und so herzlich zu lachen? Das ist das Geheimnis und das Wunder des Buches. Hat sonst noch irgendein Autor auf so brillante Weise das Lustige mit dem Traurigen verbunden? Ich glaube nicht.

« The Globe and Mail
"Dieses hinreißend rotzige Buch könnte eine Ersatz-Bibel für alle werden, die an einem klaustrophobischen Ort erwachsen werden müssen." - Brigitte