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Wie ein äthiopischer Prinz lernte, sich mit deutschem Filterkaffee zu arrangieren Asfa-Wossen Asserate zeichnet ein Porträt seiner deutschen Wahlheimat, ihrer Bewohner und ihrer Eigenheiten ganz persönlich und aus vielen überraschenden Blickwinkeln, in unterhaltsamen Anekdoten und Ausflügen in die Geschichte. Seine Sichtweise ist keineswegs unkritisch, aber immer wohlwollend. Mit Nachsicht blickt er auf unsere Schwächen, stolz unterstreicht er Stärken, und aus jeder Zeile spricht seine Zuneigung zu diesem Land, das er in der Zeit seines Exils kennen und schätzen gelernt hat. "Draußen nur…mehr

Produktbeschreibung
Wie ein äthiopischer Prinz lernte, sich mit deutschem Filterkaffee zu arrangieren
Asfa-Wossen Asserate zeichnet ein Porträt seiner deutschen Wahlheimat, ihrer Bewohner und ihrer Eigenheiten ganz persönlich und aus vielen überraschenden Blickwinkeln, in unterhaltsamen Anekdoten und Ausflügen in die Geschichte. Seine Sichtweise ist keineswegs unkritisch, aber immer wohlwollend. Mit Nachsicht blickt er auf unsere Schwächen, stolz unterstreicht er Stärken, und aus jeder Zeile spricht seine Zuneigung zu diesem Land, das er in der Zeit seines Exils kennen und schätzen gelernt hat. "Draußen nur Kännchen" ist eine Hommage an Deutschland aus der Sicht eines "Zugereisten", der hier Wurzeln geschlagen hat.
Autorenporträt
Asfa-Wossen Asserate, Prinz aus dem äthiopischen Kaiserhaus, wurde 1948 in Addis Abeba geboren. An der Deutschen Schule bestander als einer der ersten Äthiopier das Abitur. Er studierte Geschichte und Jura in Tübingen und Cambridge und promovierte in Frankfurt am Main. Die Revolution in Äthiopien verhinderte die Rückkehr in seine Heimat. Er blieb in Deutschland und ist heute als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten tätig. Sein Buch »Manieren« wurde von der Kritik gefeiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2011

NEUE REISEBÜCHER

Für die Tasche Das Trinken einer Tasse Kaffee kann einen Kulturschock auslösen. Zumindest wenn man Äthiopier ist. Denn in der Heimat von Asfa-Wossen Asserate erfordert die Zubereitung eine mehrstündige Zeremonie. In Deutschland dagegen bekam er Filterkaffee im Kännchen.

Vierzig Jahr ist das her, und was Asserate einst fremd war, ist ihm inzwischen teuer geworden. In seinem Buch "Draußen nur Kännchen" ergründet er mit liebevollem Blick verschiedene Aspekte der deutschen Kultur. Die nationale Küche beispielsweise - gemeinhin als spießbürgerlich verschrien - hat es ihm angetan. Asserate stellt klar: Für die deutsche Kartoffel braucht sich niemand zu schämen. Schon Tucholsky oder Ringelnatz sangen ein Loblied auf die Knolle.

Asserates Ton ist leicht, aber frei von jeder Ironie. Selbst Bierkonsum und Föderalismus beleuchtet der Autor mit begeisterter Akribie. "Ich hoffe", schreibt Asserate, "dass in alledem meine große Zuneigung für jenes Land zu spüren ist." Sie ist es - selbst an den Filterkaffee hat er sich gewöhnt. Serviert in einem weißen Porzellankännchen auf der Terrasse eines Cafés - und der Äthiopier weiß: "Hier bin ich zu Hause."

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Asfa-Wossen Asserate: "Draußen nur Kännchen". S. Fischer 2010, 189 Seiten, 18,95 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2010

Deutschland als Empfang
Asfa-Wossen Asserate findet „Draußen nur Kännchen“
An Asfa-Wossen Asserate ist eigentlich alles interessant. Er ist ein äthiopischer Prinz, verwandt mit Haile Selassie, dem legendären Kaiser des Landes. Er ist Historiker und Jurist, der Ende der sechziger Jahre zum Studieren nach Deutschland kam und bleiben musste, als Äthiopien eine Militärdiktatur wurde und in ihm einen Staatsfeind sah. Und Asserate hat das Buch „Manieren“ geschrieben, einen der ungewöhnlichsten Bestseller der vergangenen Jahre. „Manieren“ ist nur auf den ersten Blick ein Benimmbuch, Asserate feiert Umgangsformen als das, was sie nun mal sind: als Form. Als Ausdrucksmittel, das für sich selbst stehen darf, selbst im inhaltistischen Deutschland, wo Höflichkeit gerne mit Verstellung gleichgesetzt wird. Daraus leitete Asserate ein unterhaltsames Sittenbild Deutschlands und Europas ab. Er kam dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen, vom Handkuss zu Peter Hacks, vom Begriff „Dame“ zum Feminismus, und dazwischen schrieb er solche Sätze: „Ein Herr darf alles tragen, einen Ast, eine Aktentasche, ein halbes Schaf oder einen Bilderrahmen, aber keine Tüte.“
In seinem neuen Buch nimmt Asserate sich nun die Deutschen als solche vor, was auf einen ähnlichen Coup hoffen lässt. Ein äthiopischer Adeliger schreibt über Tübingen und Sylt, über Kartoffeln und die Deutsche Bahn, über das Münchner Oktoberfest und Berlin als Hauptstadt – das hat nicht nur den Reiz des fremden Blicks, es ist auch die Umkehrung eines Genres. In der klassischen Reiseliteratur waren es ja die Europäer, die mit staunendem Blick durch Afrika fuhren.
Gleich im Titel schlägt Asserate jenen semi-ironischen Tonfall an, den wir schon aus „Manieren“ kennen. „Draußen nur Kännchen“ lautet er, ein Satz, der im Latte-Macchiato-Zeitalter ähnlich verschroben wirkt wie ein Kratzfuss. Für Asserate verkörpert er das Deutsche schlechthin. Die Sehnsucht nach Gemütlichkeit, die nicht ohne Ordnungswut zu haben ist. Zwischen diesen zwei Polen bewegt sich der Autor dann auch. Er rühmt den deutschen Kleinbürger, der dem Biergenuss frönt und sich am Wochenende mit der Familie zum Sonntagsbraten versammelt, „mag es auch immer öfter vorkommen, dass ihn nicht mehr die Damen des Hauses, sondern der Herr zubereitet“. Und er zeigt sich angemessen irritiert vom deutschen Hang zur Pflichterfüllung, der Redewendungen wie den „Kampf gegen den inneren Schweinehund“ hervorgebracht hat.
Zu Deutschland bleibt Asserate in höflicher Distanz wie ein Besucher eines Empfangs, der den Ehrengast nicht vergraulen will. Er plaudert aus dem politischen Nähkästchen, Asserate hat lange Jahre als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten gearbeitet und dabei auch die Großen dieser Welt kennengelernt. Margaret Thatcher etwa, die beim Kaffee über die furchtbaren Deutschen herzog. Asserate räsonniert über äthiopische Bahnverbindungen (schlimm) und die deutsche Boulevardpresse (noch schlimmer), dazwischen geht es um seine Jugend in Äthiopien. Um den Hofstaat in Addis Abeba, samt deutschem Kindermädchen, das ihm Königsberger Klopse kochte. Um seinen Vater, den äthiopischen Vizekönig, der ihn einmal in seiner Studentenbude in Tübingen besuchte. Der Vater war so begeistert, dass er der Stadt zum Dank zwei Löwenbabys schenkte.
Um die wirklich interessanten Dinge parliert Asserate allerdings herum. Wie er gezwungenermaßen in Deutschland Fuß fassen musste, nachdem sein Vater während des Umsturzes in Äthiopien ermordet worden war. Wie es sich in einem Land lebt, in dem rassistische Übergriffe noch immer zur Tagesordnung gehören. Asserate verrät immerhin, dass er manchmal angesprochen werde, ob er sich „als Schwarzer“ empfinde, was ja schon einen gewissen Einblick in die deutsche Seele gibt. Doch dann flüchtet er wieder ins Unverbindliche und erzählt vom griechischen Ursprung des Wortes Äthiopien. Es bedeutet „das Land der gebrannten Gesichter“.
Deutsche Geschichte kommt bei Asserate allenfalls in Form von Histörchen vor. Die handeln dann vom Alten Fritz, der öffentlich Kartoffeln verspeiste, damit die hungernde Bevölkerung Gefallen daran finde. Oder von der Gesundheitsministerin Elisabeth Schwarzhaupt, der ersten Frau in einem Ministeramt auf Bundesebene. Ihre Parteikollegen warfen ihr vor, sie sei dafür ungeeignet, da sich nicht trinkfest genug sei.
Man kann es Asfa-Wossen Asserate nicht verdenken, dass er die Abgründe eines Landes meiden will, das ihm Zuflucht gewährt hat und dessen Staatsbürger er seit 1981 ist. In „Draußen nur Kännchen“ spricht ein Musterassimilierter wie aus einer Phantasie von Thilo Sarrazin, wohl erzogen, dankbar, gebildet. Allerdings gehen Asserate dabei schnell die „deutschen Fundstücke“ aus, wie das Buch im Untertitel heißt, und er muss immer öfter auf dem Dachboden der Kulturgeschichte nach Brauchbarem kramen. Kein Kapitel, das ohne verstaubte Exkurse zu Dichtern und Denkern auskommt. Meistens klingt das wie eine Mischung aus Leserbrief-Seite und Studiosus-Reisen. Man wird den Eindruck nicht los, dass sich Asserate in „Draußen nur Kännchen“ vor allem seiner eigenen Belesenheit versichern will.
Vom ironischen Charme der Betulichkeit, der „Manieren“ auszeichnete, ist nur mehr die Betulichkeit geblieben. Da klagt Asserate über Leute, die rücksichtslos im Zug telefonieren, oder über den Einbruch englischer Wörter ins Deutsche („Aber sollte uns das davon abhalten, einen ,Computer‘ ,Rechner‘ zu nennen und ein ,Handy‘ ein ,Taschentelefon‘?“). Die Plattitüde ist nie weit: Deutsche lieben Hunde mehr als Menschen, deutsche Servicekräfte sind unfreundlich, und Berlin ist eigentlich eine Provinzstadt.
Als Kind, so hat Asserate einmal erzählt, stellte er sich Deutschland als Land vor, in dem es nur Fachwerkhäuser gibt, und in jedem Haus sitzt ein Gelehrter. Ein interessantes Bild, aber auch ein bisschen erdrückend, genau wie Asserates Buch. Vielleicht liegt es ja am Gegenstand. Sobald es um die Deutschen geht, wird es eben schnell erdenschwer. VERENA MAYER
Asfa-Wossen Asserate
Draußen nur Kännchen
Meine deutschen Fundstücke.
Scherz, Frankfurt am Main 2010.
189 Seiten, 18,95 Euro.
Ein Musterassimilierter für
Thilo Sarrazin: wohlerzogen,
dankbar, gebildet . . .
Prinz Asfa-Wossen Asserateund
einge deutsche Fundstücke
Fotos: polylooks, plainpicture, SZ Photo, Food Centrale, Dorling Kindersley
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nach seinem großen Erfolg von "Manieren" von 2003 hat der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Asfa-Wossen Asserate jetzt eine anknüpfende Essaysammlung vorgelegt, die ein weiteres Zeugnis seiner Liebe zum "Dekorum des deutschen Kleinbürgertums" ablegt, stellt Felix Johannes Enzian durchaus eingenommen fest. Asserate wurde 1948 geboren und erlebte als Student im Exil die 68er in Deutschland, was vielleicht seine Vorliebe für das "Althergebrachte" erklärt, die man seiner Verteidigung des deutschen Bierbauchs, seinem Schwärmen für Kaffeegedecke und Häkeldeckchen ablesen kann, vermutet der Rezensent. Im Regal macht sich dieser Nachtragsband zu "Manieren" auch gut neben Montaignes' Essays oder neben Reisebeschreibungen Pückler-Muskaus, findet Enzian. Dass der Autor dem "sozialen Stil" im Nazideutschland auch im vorliegenden Band nicht nachgeht, fällt dem Rezensenten zwar auf, scheint ihm aber verständlich. Und im Zusammenhang mit "unterhaltsamer Salonliteratur", in die er diesen Band einordnet, hat nationalsozialistische Barbarei wohl auch nichts zu suchen, findet Enzian schließlich.

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