1898 als Sohn eines russischen Lebemanns und eines Luxemburger Dienstmädchens in Paris geboren, schlug sich Emmanuel Bove mit verschiedenen Arbeiten durch, bevor er als Journalist und Schriftsteller sein Auskommen fand. Mit Arnold ist ein junger Mann Anfang zwanzig, der glaubt, einen Mann umgebracht zu haben. Seine ganze Sorge besteht nun darin, eine gute Tat zu begehen, um das vormalige Verbrechen zu sühnen. Doch wohin er auch geht und was er auch unternimmt, stets wird sein Vorhaben durch das Unverständnis oder die Eigennützigkeit der anderen durchkreuzt. So wird er bezichtigt, das Geld, das er einer trauernden Familie spenden will, selbst gestohlen zu haben. Man findet sich auf einem Kommissariat ein. Arnold, der verzweifelt nach einem Freund sucht, dem er sich anvertrauen kann, findet ihn groteskerweise erst im Polizeiinspektor Bugeaud, der es rhetorisch geschickt versteht, Arnold eine letzte Falle zu stellen.»Der Victor Bâton aus 'Meine Freunde' kehrt hier als Arnold wieder,nur dass seine Tragödie jetzt ins Lächerliche gekehrt ist.« (Willi Winkler in Die Zeit vom 15. Juli 1988)
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.11.2017NEUE TASCHENBÜCHER
Paris
noir
Das Bekenntnis eines Mordes, der mit minutiös geschilderten Folgen über Flucht, Verfolgung und Ergreifung des vermeintlichen Täters bis zur Aburteilung und Hinrichtung nur im überspannten Kopf eines vereinsamten jungen Manns stattgefunden hat, ist atemberaubender als jeder Krimi dank der Erzählkunst des Emmanuel Bove (1898-1945). Boves nüchterner, schnörkellos rhythmisierter Stil und die einzigartige Gabe, mit scharfem Röntgenblick bis in entlegenste Windungen einer Menschenseele vorzudringen und deren Regungen mit derselben mikroskopischen Präzision wiederzugeben, die Bove auch der detailgenauen Aufzeichnung lebloser Gegenstände schenkt, wurde von Dichtern wie Rilke, Beckett und Handke bewundert. Den unvergleichlichen „Bove-Ton“ können auch deutsche Leser wiederentdecken, seitdem ein Berliner Kleinverlag Emmanuel Boves Gesamtwerk in Einzelausgaben vorlegt. „Die letzte Nacht“ schildert den langen Albtraum eines Unglücklichen, der seinen als Shakespearesches Drama des Kopfes inszenierten Suizid versehentlich bis zur letzten Konsequenz ausführt – bis zum Moment des Erwachens zum Tode. VOLKER BREIDECKER
Emmanuel Bove: Die letzte Nacht. Roman. Aus dem Französischen von Thomas Laux, Edition diá, Berlin 2017, 136 Seiten,
16 Euro.
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Paris
noir
Das Bekenntnis eines Mordes, der mit minutiös geschilderten Folgen über Flucht, Verfolgung und Ergreifung des vermeintlichen Täters bis zur Aburteilung und Hinrichtung nur im überspannten Kopf eines vereinsamten jungen Manns stattgefunden hat, ist atemberaubender als jeder Krimi dank der Erzählkunst des Emmanuel Bove (1898-1945). Boves nüchterner, schnörkellos rhythmisierter Stil und die einzigartige Gabe, mit scharfem Röntgenblick bis in entlegenste Windungen einer Menschenseele vorzudringen und deren Regungen mit derselben mikroskopischen Präzision wiederzugeben, die Bove auch der detailgenauen Aufzeichnung lebloser Gegenstände schenkt, wurde von Dichtern wie Rilke, Beckett und Handke bewundert. Den unvergleichlichen „Bove-Ton“ können auch deutsche Leser wiederentdecken, seitdem ein Berliner Kleinverlag Emmanuel Boves Gesamtwerk in Einzelausgaben vorlegt. „Die letzte Nacht“ schildert den langen Albtraum eines Unglücklichen, der seinen als Shakespearesches Drama des Kopfes inszenierten Suizid versehentlich bis zur letzten Konsequenz ausführt – bis zum Moment des Erwachens zum Tode. VOLKER BREIDECKER
Emmanuel Bove: Die letzte Nacht. Roman. Aus dem Französischen von Thomas Laux, Edition diá, Berlin 2017, 136 Seiten,
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