Friedrich Wilhelms IV. Romanfragment "Die Königin von Borneo" ist der historischen Forschung seit den späten 1930er Jahren bekannt. Ernst Lewalter hatte 1938 in einer vor allem der Jugendentwicklung Friedrich Wilhelms gewidmeten Biographie als erster die Aufmerksamkeit auf den frühen schriftstellerischen Versuch des preußischen Thronfolgers gelenkt und damals auch eine ausführliche Beschreibung seines Inhalts gegeben. Erstaunlicherweise ist es jedoch niemals zu einer Veröffentlichung des Quellentextes gekommen, obgleich zahlreiche andere, oft weniger aussagekräftige Dokumente aus der Feder Friedrich Wilhelms IV. inzwischen publiziert worden sind. Zweifellos verdient das Romanfragment nicht wegen seiner poetischen Qualitäten Beachtung, und wer in ihm ein dichterisch hochwertiges Produkt der literarischen Romantik vermutet, den wird die Lektüre der "Königin von Borneo" enttäuschen. Aber als genuines Zeugnis der jugendlichen Gemütsverfassung des Kronprinzen, als authentisches Dokument der Lebensgeschichte des "Romantikers auf dem Thron" darf das kleine Werk schon eine gewisse Beachtung für sich beanspruchen. Es wird hier - gleichsam in einer Art Nachlese zum 200. Geburtstag Friedrich Wilhelms IV. - erstmals der historisch interessierten Öffentlichkeit vorgelegt.