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"Einer der besten Romane, die je in Venezuela geschrieben wurden." Rafael Osío, El Nacional
Vor der Küste der Ferieninsel Margarita kommt ein Deutscher ums Leben. Da Wolfgang Kreutzer auf der Insel einen zweifelhaften Ruf genoss - man sagte dem Barbesitzer nach, er sei ein Trinker und dem Hahnenkampf verfallen -, teilen die Behörden seinen Eltern mit, er sei betrunken schwimmen gegangen. Wenig später jedoch erhält Wolfgangs Mutter einen anonymen Brief, in dem seine Ehefrau und ihr Geliebter bezichtigt werden, ihn umgebracht zu haben. Um Gewissheit zu erlangen, reist die Mutter nach…mehr

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Produktbeschreibung
"Einer der besten Romane, die je in Venezuela geschrieben wurden." Rafael Osío, El Nacional

Vor der Küste der Ferieninsel Margarita kommt ein Deutscher ums Leben. Da Wolfgang Kreutzer auf der Insel einen zweifelhaften Ruf genoss - man sagte dem Barbesitzer nach, er sei ein Trinker und dem Hahnenkampf verfallen -, teilen die Behörden seinen Eltern mit, er sei betrunken schwimmen gegangen. Wenig später jedoch erhält Wolfgangs Mutter einen anonymen Brief, in dem seine Ehefrau und ihr Geliebter bezichtigt werden, ihn umgebracht zu haben. Um Gewissheit zu erlangen, reist die Mutter nach Margarita und beauftragt den Anwalt José Alberto Benítez mit der Aufklärung des Falls. Benítez möchte ihr helfen, doch bald zeichnet sich ab, dass er an der undurchdringlichen Bürokratie und den korrupten Behörden scheitern wird...

"Die andere Insel" ist eine bittersüße Liebeserklärung an die Insel Margarita, eine Beleuchtung ihrer zwei Gesichter, des paradiesischen auf der einen und des dunklen, gewalttätigen auf der anderen Seite. Ein kraftvoller und zugleich sensibler Roman, der mit seiner klaren Sprache, seinen intensiven Bildern und der Einfühlsamkeit, mit der die unterschiedlichen Figuren und Kulturen gezeichnet sind, in der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht.
Autorenporträt
Francisco Suniaga, 1954 auf der Insel Margarita geboren, ist Professor für Politologie und Internationale Beziehungen und heute Gastdozent an der Universidad Central de Venezuela. Er lebte in Frankfurt a.M. und lehrte an der Goethe-Universität, in Venezuela arbeitete er als Rechtsanwalt und als Kolumnist bei verschiedenen Tageszeitungen und veröffentlichte mehrere Erzählungen.

Hanna Grzimek, geboren 1973 in Heidelberg, aufgewachsen in Venezuela, studierte Germanistik und Hispanistik in Madrid und Berlin, wo sie seit 2004 als freie Übersetzerin, Lektorin und Herausgeberin tätig ist.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.09.2012

Leuchtende Traurigkeit

Kapitulation vor der karibischen Milde: Francisco Suniaga zeigt die existentiellen Abgründe des Lebens auf der Isla Margarita vor der Küste Venezuelas.

Blau das Meer, blau der Himmel, blau selbst der Geruch der Luft." Absurd schön ist diese Landschaft, schwer zu ertragen in ihrer überwältigenden Anmut, der perfekten Komposition ihrer Farben und Formen, dem vollkommenen Zusammenspiel von Wasser und Land. Ebendas lässt sie zumindest für zarte Gemüter aber auch gefährlich werden. Denn mit solcher Vollkommenheit kann nicht jeder umgehen, am wenigsten solche, die mit ihr nicht groß geworden sind, sondern die Insel erst in späteren Jahren besuchen, als Touristen oder auch, um hier zu leben. Für sie kann Isla Margarita, vor der Küste Venezuelas gelegen, zu einer bedrohlichen Insel werden: zu jener "andern Insel", die der 1954 ebendort geborene Francisco Suniaga zum Gegenstand seines ersten Romans gemacht hat, der in seinem Heimatland prompt und zu Recht zu einem großen Erfolg wurde.

Die andere Insel, "the place where sadness nests", wie es in der Zeile eines großen englischen Dichters heißt: der Ort, an dem die Traurigkeit nistet. Die Zeile spielt eine Rolle in dem Roman, aber vor allem charakterisiert sie eine Landschaft, hinter deren Schönheit die Fratze der Absurdität lauert, eine politische, ökonomische und besonders existentielle Absurdität, an der man zugrunde gehen kann. Wolfgang Kreutzer wird das widerfahren, einem Deutschen, der mit seiner Frau Renate nach Margarita gekommen ist, um ein Restaurant zu eröffnen. Das Geschäft läuft gut, Wolfgang hingegen lässt sich gehen. Ein disziplinierter Arbeiter in Deutschland, bekommt er auf Margarita sein Leben nicht in den Griff. Was fehlt ihm? Suniaga lässt es offen. Es ist die heimtückische Muße eines Menschen, den eine wunderbare Umgebung ganz offen zum Müßiggang aufzufordern scheint. Es ist die Kapitulation vor der karibischen Milde, mehr aber noch vor der Herausforderung, dem eigenen Leben Form zu geben, die Energien zu bündeln und auf ein Ziel zu richten und sich darauf zuzubewegen. Genau das vermag Wolfgang nicht. Er ergibt sich dem Trinken - und, mehr noch, dem Hahnenkampf.

Durch einen Nachbarn neugierig geworden auf das Spektakel, zieht es ihn mehr und mehr in die Halbwelt dieser Kämpfe, in welche die Hähne "ihre gesamte Energie steckten, bis sie leer waren, vollkommen leer, bis zur Unkenntlichkeit von Wunden entstellt, manchmal sogar blind, und auch dann noch nahmen sie von irgendwoher die Kraft, den Kopf zu heben und den Feind zu suchen". Ein existentielles Drama im Zeichen absoluter Sinnlosigkeit - ebenso sinnlos wie das Leben, das Wolfgang zu führen beginnt. Das Nichts hat ihn angesprungen, und so gibt er sich auf, verliert sich an den tierquälerischen Zeitvertreib, wird auf Margarita bald der erste deutsche "Gallero", Züchter von Kampfhähnen. Eines Tages geht er zum Schwimmen ins Meer. Die unsichtbare Strömung zieht den Betrunkenen mit sich hinaus, der eigentlich sehr gute Schwimmer kommt gegen die Kraft des Wassers nicht an und ertrinkt.

Wolfgang sei ermordet worden, behaupten die Verfasser eines anonymen Briefs, was Wolfgangs Mutter veranlasst, nach Margarita zu reisen und Nachforschungen anstellen zu lassen. Damit beauftragt sie den Rechtsanwalt José Alberto Martínez. Zu einem Krimi wird der Roman dadurch nicht. Suniaga interessiert sich für etwas anderes: eben für die "andere", die traurige Insel, deren Melancholie auch ihre einheimischen Bewohner erfasst hat. Das allgemeine Elend verdichtet sich in Rechtsanwalt Martínez, der mit seinem Beruf kaum über die Runden kommt, weil er das Ethos seines Berufs für den Geschmack seiner ehemaligen Sozietäts-Kollegen doch recht wörtlich genommen hat und deshalb von ihnen gefeuert wurde. Martínez ist aus der Gesellschaft gefallen, kümmert sich um die kleinen Fälle. Er ist der perfekte Antiheld, der dem Autor Gelegenheit gibt, das Leben auf Margarita aus einer wenig strahlenden Perspektive darzustellen. Suniaga hat einen betörend melancholischen Roman geschrieben, das Porträt einer Insel an Tagen - und es sind viele -, an denen sie sich nicht in leuchtendem Blau zeigt.

KERSTEN KNIPP.

Francisco Suniaga: "Die andere Insel". Roman.

Aus dem Spanischen und mit einem Nachwort von Hanna Grzimek. Mare Verlag, Hamburg 2011. 265 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Dass der Autor die vor Venezuela liegende Insel Margarita in all ihrer betörenden Melancholie zu beschreiben weiß, kann Kersten Knipp nur hervorheben. Den Rezensenten beeindrucken die Landschaftscharakterisierungen und die Schilderung der politischen, ökonomischen und existentiellen Absurditäten der Insel, von der Francisco Suniaga stammt und die er in seinem im Heimatland gefeierten Roman zur Hauptfigur macht. Daneben spielt ein deutscher Auswanderer eine Rolle, der zum ersten deutschen Hahnenkampfspezialisten wird, worüber jedoch sein Leben aus den Fugen gerät. Für Knipp beschreibt der Autor in dieser Geschichte den Wahnsinn unter der Sonne, zwar existentiell doch nicht als Krimi, eher melancholisch wie die Insel.

© Perlentaucher Medien GmbH