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Was macht Deutschland aus? Wilfried F. Schoeller hat 33 Orte bereist, die einen bestimmten Aspekt Deutschlands repräsentieren: die Drosselgasse in Rüdesheim, die Paulskirche in Frankfurt, Schloss Lichtenstein, der Asperg, Buchenwald, Wandlitz und viele andere. Er beschreibt die Orte in wunderbar anschaulichen Essays und setzt dabei ein Mosaik deutscher Geschichte, Mythen und Erinnerungen zusammen.

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Produktbeschreibung
Was macht Deutschland aus? Wilfried F. Schoeller hat 33 Orte bereist, die einen bestimmten Aspekt Deutschlands repräsentieren: die Drosselgasse in Rüdesheim, die Paulskirche in Frankfurt, Schloss Lichtenstein, der Asperg, Buchenwald, Wandlitz und viele andere. Er beschreibt die Orte in wunderbar anschaulichen Essays und setzt dabei ein Mosaik deutscher Geschichte, Mythen und Erinnerungen zusammen.
Autorenporträt
Wilfried F. Schoeller, 1941 geboren, war Leiter der Abteilung "Aktuelle Kultur" beim Hessischen Rundfunk/Fernsehen. Als Professor für Literatur des 20. Jahrhunderts lehrte er Literaturkritik und Medien an der Universität Bremen. Er starb nach langer Krankheit am 6. Januar 2020 in Berlin. Im Carl Hanser Verlag erschienen: Deutschland vor Ort. Geschichten, Mythen, Erinnerungen (2005), Alfred Döblin. Eine Biographie (2011) und Franz Marc. Eine Biographie (2016).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.09.2011

Tausend Bäume zu Kleinholz:
Eine Reise zu deutschen Orten
Deutschland ist das Land der Provinz. Das hat Nachteile, aber auch den großen Vorzug, dass sich Überraschendes in vielen Winkeln findet, an die schon lang keiner mehr gedacht hat. 32 solcher Orte hat Wilfried F. Schoeller aufgesucht, die, wenn man sie geduldig befragt, ihre Erinnerungen preisgeben – Erinnerungen, die nicht immer angenehm sind, denn da kommt viel Hässliches oder Missglücktes aus der an Demütigungen und Irrwegen reichen deutschen Geschichte zum Vorschein. Aber lesenswert ist es allemal, was Schoeller beispielsweise über die deutsche Kleinstaaten-Tyrannei zu erzählen weiß, wenn er zur württembergischen Gefängnisburg Asperg aufsteigt. Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs: Darüber erfährt man ebenso viel auf dem Monte Verità, wo sich die versponnenen Lebensreformer zusammenfanden, wie am Leipziger Völkerschlacht-Denkmal, dessen düsterer Bombast die Schützengräben prophezeite, ohne es zu ahnen. Wie elend das hochgepriesene Schulpforta war, wo Nietzsche seine klassische Bildung empfing, und wie vergeblich die Hoffnung auf ein besseres Deutschland, die der jüdische Großbürger Rathenau in seinem Landsitz Freienwalde zu kultivieren strebte – man lese es nach bei Schoeller. Arm ist die deutsche Geschichte an Orten, die einen Triumph verkörpern, dessen man rückhaltlos froh werden könnte. Der Palast der Republik in Berlin (er stand damals noch, denn die Texte reichen zurück bis zum Jahr 1992), die Kurische Nehrung, heute drei Grenzen weit weg wie Schneewittchen hinter den sieben Bergen, Haus Doorn in den Niederlanden, wo der letzte deutsche Kaiser, exiliert, tausend Bäume zu Kleinholz hackte: Schoeller holt Verlorenes und Verleugnetes zurück, mit einem scharfen Blick für das traurige bezeichnende Detail. „,Die Toten mahnen uns!‘ Aber wer mahnt wen? ‚Sachzeugen und Bilddokumente im Heimatmuseum.‘ Das hat heute geschlossen.“ So belebt sich Geschichtsschreibung im melancholischen Lokaltermin.
Burkhard Müller
Wilfried F. Schoeller:
Deutschland vor Ort. Geschichten, Mythen, Erinnerungen. dtv 2011, 414 S., 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Neugierig" und erwartungsfroh hat Thomas Medicus diesen Band mit kurzen Prosatexten zu geschichtsträchtigen "Gedächtnisorten" Deutschlands in die Hand genommen, aber schon beim Inhaltsverzeichnis überkommt in Ernüchterung. Denn die ausgewählten Orte von Wilfried F. Schoeller unterscheiden sich kaum von den von Etienne Francois und Hagen Schulze herausgegebenen "Erinnerungsorten" und überzeugen im Unterschied zu diesem vom Rezensenten sehr geschätzten Werk leider weder inhaltlich noch stilistisch. Und so geht er sehr hart mit dem vorliegenden Buch ins Gericht und lässt kein einziges gutes Haar daran. Auswahl und Abfolge der Orte seien undurchsichtig und bereits, wie gesagt, "besser und fundierter" beschrieben worden. An "Klischees" werde nicht gespart, etwa in der Charakterisierung Kaiser Wilhelms II. als "militärischen Trottel" und Kunstbanausen. Hinzu kommt ein eklatantes "Fehlurteil" in Hinblick auf Fontanes "Stechlin" und die allenthalben spürbare "Aversion gegen Preußen", die ihn weiter gegen das Buch aufbringen. Diese Abneigung gründet laut Medicus in einer "Deutungsschwäche", die aus einer "Uneinigkeit" Schoellers "mit sich selbst" herrührt. Und auch den "Flaneur", als der sich Schoeller in Bezug auf Walter Benjamin gern versteht, nimmt der Rezensent ihm nicht ab, weil ihm die "Witterung" für "Details" abgehe, wie er moniert. Man muss diese Rezension wohl einen Verriss nennen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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