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Ned Maddstone hat alles, wovon andere Jungs nur träumen. Das weckt Neid. Ein von Mißgunst zusammengeschweißtes Trio beschließt, ihm einmal so richtig übel mitzuspielen. Man steckt ihm ein Tütchen Marihuana in seine Jackentasche und gibt der Polizei einen Tipp. Nun landet aber Ned Maddstone nicht etwa wie erwartet für eine Nacht im Knast, sondern für 18 Jahre in einem Irrenhaus. Dann gelingt ihm die Flucht, und nun nimmt er fürchterliche Rache... Ein Drama um Rache und Vergeltung - voller Witz, Pointen und umwerfenden Dialogen.

Produktbeschreibung
Ned Maddstone hat alles, wovon andere Jungs nur träumen. Das weckt Neid. Ein von Mißgunst zusammengeschweißtes Trio beschließt, ihm einmal so richtig übel mitzuspielen. Man steckt ihm ein Tütchen Marihuana in seine Jackentasche und gibt der Polizei einen Tipp. Nun landet aber Ned Maddstone nicht etwa wie erwartet für eine Nacht im Knast, sondern für 18 Jahre in einem Irrenhaus. Dann gelingt ihm die Flucht, und nun nimmt er fürchterliche Rache... Ein Drama um Rache und Vergeltung - voller Witz, Pointen und umwerfenden Dialogen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.09.2001

Glut im Schlund
Stephen Fry spielt Alexandre Dumas · Von Ingeborg Harms

Für alle, die an der Gegenwartsliteratur das Fehlen packender Handlung beklagen, ist Stephen Frys neuer Roman die überfällige Antwort. Wer sich nach dem Herzklopfen sehnt, das ihm Kara Ben Nemsi, Casanova oder Fabrice del Dongo durch ihre halsbrecherischen Fluchten verschafften, kommt in "Der Sterne Tennisbälle" voll auf seine Kosten.

Der Held ist ein junger, mittelloser Sprößling der britischen Aristokratie, dem falsche Freunde zum Verhängnis werden. Rosige Wangen, eine blonde Stirnlocke, makelloses Benehmen, sportliche Spitzenleistungen und ein goldenes Herz machen Ned Maddstone zum Bilderbuch-Jüngling. Durch den bösen Streich zweier Schulkameraden kommt seine vielversprechende Laufbahn an ein jähes Ende. Ein ihm zugestecktes Cannabis-Briefchen und eine IRA-Botschaft, die Ned ahnungslos transportiert, verstricken ihn in geheimdienstliche Ranküne. Zum Krüppel geschlagen, findet er sich als abgeschotteter Patient auf einer schwedischen Insel in einem Sanatorium für psychisch Kranke wieder und dämmert unter Drogen jahrelang dahin. Als Retter erweist sich Babe, ein weiterer politischer Gefangener, der seinen Peinigern gegenüber das restlos verblödete Opfer einer Elektroschock-Behandlung spielt, tatsächlich aber ein Superhirn ist. Während er zum Amüsement seiner Wärter Backgammon ohne Brett spielt, läßt er Ned jene Oxford-Ausbildung zukommen, die ihm das Schicksal vorenthalten wollte. In der Muße einer zwanzig Jahre währenden Abgeschiedenheit lernt Ned fünf Sprachen, wird mit philosophischen Systemen, wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Finessen technischer Baupläne vertraut und kann nach Babes Tod dank des memorierten Sicherheits-Schaltplans der Klinik im Sarg seines Freundes entkommen.

Wem die Handlung an diesem Punkt noch nicht vertraut vorkommt, dem sei gesagt, daß Ned als Dot.com-Milliardär "Simon Cotter" in die Zivilisation zurückkehrt. Sein neuer Name ist ein Anagramm von "Monte Cristo", so wie "Ned Maddstone" ein Anagramm von "Edmond Dantès" ist, wie der bürgerliche Name lautet, den Alexandre Dumas seinem berühmten Flüchtling gab. Das anagrammatische und mehrsprachige Verwirrspiel zieht sich bei Fry durch eine Handlung, die Schritt für Schritt den französischen Abenteuerroman aktualisiert.

Ned erhält das fatale IRA-Schreiben auf dem Schiff "Orphana" - Edmond hatte es als Kapitän der "Pharaon" aus Napoleons Händen auf Elba empfangen. Bei Fry ist es an Philippa Blackrow, 13 Heron Square in London adressiert, Dumas schickt es an Monsieur Noirtier, Rue Coq-Héron 13. Der von Ned ersetzte Kapitän heißt Leclare - in der Urform Leclère. Die vier Unholde, deren Neid Neds Glück zum Opfer fällt, werden Rufus Cade, Garland, Gordon Fendeman und Oliver Delft genannt. Das sind buchstäbliche Verdrehungen von Caderousse, Danglars, Fernand Mondego und de Villefort. Das Superhirn "Babe", das sein Vermögen durch die illegale Umleitung staatlicher Konten erworben hat, ist bei Dumas jener "Abbé", der dem Grafen von Monte Christo den Schatz des römischen Fürstenhauses Spada vermacht.

"Der Sterne Tennisbälle" hat nur ein Viertel des Umfangs von Dumas "Monte Christo". Fry kürzte Nebenhandlungen ab und verzichtete auf die Sentimentalitäten des romantischen Originals. "Der Sterne Tennisbälle" ist lakonischer, realistischer und damit vor allem auch brutaler. Die Tötungsarten, die Simon Cotter seinen Feinden widerfahren läßt, erinnern an die Usancen der Mafia, tatsächlich sind sie Shakespeares Dramen entnommen. Rufus Cade werden die Beine abgeschnitten, Oliver Delft schlingt, von Cotter erpreßt, gar glühende Kohlen in sich hinein. Beibehalten hat Fry die Folter der öffentlichen Bloßstellung, nur daß sie für Fernand Mondego noch im Parlament stattfindet, für Garland vor laufenden Kameras und auf Live-TV. Das Böse hat seinen Schmelz verloren, und auch die Laster sind moderner geworden. Kokain ersetzt Alkohol, der Gebrauch von Kinderpornographie den Ehebruch und Insider-Trading die Erbschleicherei. Doch die Figurenkonstellation bleibt erhalten, dieselben Leidenschaften treiben ihr rasantes Spiel. Stephen Fry verlegt das Geschehen einfach nur in ein anderes Jahrhundert, in ein anderes Land und tauscht den bonapartistischen Untergrund zur Zeit Ludwig XVIII. durch die IRA-Sympathisanten der Jetztzeit aus. Doch an der Moral, die Alexandre Dumas aus seiner Fabel von der ruinierten Jugend zieht, ändert Fry nichts, ja, er treibt sie noch stärker hervor.

Monte Christo erkennt zum Schluß die Eitelkeit seines Privatfeldzugs, die Illusion, die darin lag, "wie Satan einen Augenblick Gott gleich sein" zu wollen. Frys Held endet als ein weinendes Häufchen Elend und kehrt wie Monte Christo in seine Zelle zurück. Während der Graf dem Kerker nur einen melancholischen Besuch abstattet, verläßt Simon Cotter den weltlichen Schauplatz für immer.

Frys Romantitel ist John Websters "Herzogin von Malfi" entliehen: "Wir sind nur der Sterne Tennisbälle, aufgespielt, / Gewechselt, wie es ihnen paßt." Jedes Mastermind, so das Fazit beider Bücher, ist von der Willkür und den Verstrickungen des Zufalls überfordert. Bestenfalls lassen sich die Ereignisse nachträglich, in der jenseitigen Abgeschiedenheit eines Inseldaseins analysieren und überschauen. Das Sanatorium, in dem Ned mit Babes Hilfe die Zusammenhänge entschlüsselt, die zu seiner Verschleppung führten, gleicht in mehr als einer Hinsicht Thomas Manns "Zauberberg". Es ist ein Ort, an dem die Fratze der von Hoffnungen und Illusionen zur Schönheit entstellten Außenwelt kraß hervortritt, aber auch ein utopischer Winkel, in dem Allianzen unter denen, die nichts zu verlieren haben, möglich werden, und eine Stätte, an der die kulturellen Archive der Menschheit noch einmal aufblühen und gesprächsweise durchmessen werden.

In der Salonwand der schwedischen Klinik finden sich nicht zufällig Gewölbereste eines Klosters. Stephen Fry ist in diesem Thriller seiner Haßliebe zum Collegeleben treu geblieben. Im Zentrum des Action-Romans stehen die geistigen Abenteuer, die platonische Freundschaft und ihr Jonglieren mit den Grenzen von Wissen und Erkennen, die zündende Einsicht und das spielerische Bonmot. "Der Sterne Tennisbälle" selbst gelingt so zu einem hermetischen Seminar, das zur Aktivierung frühster Leseschätze animiert und Namen wie geheime Schaltpläne lesen läßt, durch die der Leser in andere literarische Welten entkommt. Gleichzeitig ist das Buch ein schlichter Schülerstreich, ein "practical joke", den Fry seinen Lesern auf brillante Art und Weise spielt.

Denn seine Arbeitshypothese geht auf, die Handlung ist in sich plausibel, die Welt ist seit Dumas die gleiche geblieben. Zur Zivilisationskritik gesellt sich bei Fry die Shakespearesche Gewißheit, daß unkontrollierbare Triebe den menschlichen Verkehr regieren. Der Autor schließt sich selbst nicht aus, sondern verkündet auf dem Bucheinschlag, daß auch er als junger Mann wegen Kreditbetrugs eine Zeitlang im Gefängnis saß. Sein Roman könnte die Idealisierung dieser Erfahrung, vielleicht sogar die Verarbeitung eines resultierenden Traumas sein. Jedenfalls lädt die biographische Notiz dazu ein, nach einer dritten Erzählebene zu suchen, auf der Stephen Fry, der "rasch seine erste Million mit einem Theaterstück" verdient haben will, als neuer Graf des Entertainment-Gipfels höchstpersönlich an seinen Feinden Rache nimmt.

Stephen Fry: "Der Sterne Tennisbälle". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach. Aufbau-Verlag, Berlin 2001. 391 S., geb., 39,90 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Gut unterhalten fühlt sich die Rezensentin Susanne Balthasar auf jeden Fall von diesem wilden, vor Wirrnissen strotzenden und trotzdem stringenten Roman, auch wenn das Buch auf sie ein wenig seelenlos wirkt. Dieses Manko führt sie darauf zurück, dass Stephen Fry vor allem ein Konzept des Romans verfolgt und umsetzt, es dabei aber ein bisschen an Erzählfreude mangelt. Das äußert sich zum Beispiel darin ,dass er auf "Beschreibungen fast vollständig verzichtet" hat und dass die Charaktere, die lediglich die ihnen zugewiesene Aufgabe zu erfüllen haben, viel zu eindimensional bleiben: "Die gelungene konzeptionelle und akademische Akrobatik hat das Erzählen erdrückt." Trotzdem ist das Ergebnis spannend, die Konstruktion der Handlung "kristallklar" und komplex. Gerade in Zeiten, in denen "der Abenteuerroman aus der Mode gekommen ist", macht dieser Roman Freude, so das Fazit der Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Stephen Frys unheimliches Wissen über politische Machenschaften, Spionagezirkel und kriminelle Internetfirmen verhilft seinem Buch zu der Schwindel erregenden, ebenso wirklichkeitsnahen wie frei erfundenen, abenteuerlich spannenden Handlung."
(Frankfurter Neue Presse (02.05.03))

"... Das alles liest sich ungeheuer spannend und dramaturgisch dicht, ist gespickt mit Zitaten und Andeutungen, wird aus immer wieder neuen Blickwinkeln erzählt und zeichnet sich durch einen zwischen Sarkasmus und Melancholie pendelnden Humor aus, der messerscharf geschliffen ist - jedoch immer auch ein wenig bitter schmeckt."
(Berliner Morgenpost (28.10.2001))

"Für alle, die an der Gegenwartsliteratur das Fehlen packender Handlung beklagen, ist Stephen Frys neuer Roman die überfällige Antwort." (FAZ)

»...alles wird in einem furiosen Tempo erzählt, steckt voller skurriler Einfälle und begeistert durch die glänzenden Dialoge.« Madame 20100208