Ein wirklich lesenswertes Standardwerk
Mit dem Aufstand der nationalistischen Verschwörer in den Reihen der spanischen Armee am 17./18. Juli 1936 gegen die republikanische Regierung begann in Europa die Zeit des Krieges, die sich mit den Angriffskriegen der Deutschen gegen zahlreiche Nachbarn
fortsetzte. Im spanischen Bürgerkrieg, der bis zum Frühjahr 1939 dauerte, wurden auf beiden Seiten…mehrEin wirklich lesenswertes Standardwerk
Mit dem Aufstand der nationalistischen Verschwörer in den Reihen der spanischen Armee am 17./18. Juli 1936 gegen die republikanische Regierung begann in Europa die Zeit des Krieges, die sich mit den Angriffskriegen der Deutschen gegen zahlreiche Nachbarn fortsetzte. Im spanischen Bürgerkrieg, der bis zum Frühjahr 1939 dauerte, wurden auf beiden Seiten Waffensysteme und Strategien wie in einem Feldlabor ausprobiert. Schon damals wurde dieser Konflikt als Beginn der großen Auseinandersetzung zwischen den totalitären Regierungssystemen in Europa gesehen. Hitler und Mussolini lieferten Waffen und Soldaten an die aufständischen Militärs um Franco, Stalin stützte die Republik, um die spanischen Kommunisten an die Macht zu bringen.
Die politischen Rahmenbedingungen werden im grandiosen Standardwerk von Antony Beevor hervorragend eingeordnet. Das zum 70. Jahrestag des Kriegsausbruchs erschienene Buch wurde jetzt vom Patheon-Verlag in ansprechender Aufmachung erneut aufgelegt. Beevor hat mit wissenschaftlicher Neutralität umfangreiches Archivmaterial ausgewertet, und ist so in der Lage, einige der Legenden zu zerstören, die von der Propaganda der Kriegsparteien erschaffen wurden. Hinrichtungen hinter der Front, Vergewaltigungen und Folter gab es nämlich auf beiden Seiten. Für Hitler, Mussolini und Stalin war der Bürgerkrieg auf der iberischen eine willkommene Gelegenheit, die eigene Innen- und Außenpolitik klarer zu definieren. Hitler setzte den Anschluss von Österreich und der Tschechoslowakei durch. Mussolini installierte die italienische Vormachtstellung im Mittelmeerraum, und beide Diktatoren festigten ihre militärische und politische Achse. Stalin inszenierte derweil seine Schauprozesse, um die bolschewistische Führungselite zu eliminieren.
Beevor war selbst Berufsoffizier, und so widmet er der Schilderung der Kämpfe und Schlachten, der militärischen Niederlagen und Siege viele Seiten. Er schildert, wie die republikanische Führung viele Entscheidungen nur aus Prestigegründen traf. Die schließlich nahezu ausschließlich von Kommunisten geführten republikanischen Truppen scheitern auch an der Unfähigkeit ihrer Generale. Beevor spricht Franco ebenfalls jede Befähigung zum Feldherrn ab. Den Bürgerkrieg hat er nach Meinung des Autors nur gewonnen, weil den Nationalisten genug Waffen aus Deutschland und Italien zur Verfügung standen – anders als den Republikanern. Beevors lesenswerte Chronik des Bürgerkriegs macht deutlich, zu welchen Verbrechen die Politiker verschiedener Couleur um der Macht willen fähig waren. Ein Standardwerk – nicht nur für historisch und politisch interessierte Leser.