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Jona ist der Rebell unter den Propheten; der Verkünder, der mit seinem Gott hadert. Beim Versuch, dem Propheten-Amt zu entfliehen, erlebt er Abenteuer, wie sie kein Sterblicher kennt. Sein schwieriger Charakter und seine phantastischen Erlebnisse waren und sind ein Stoff für Dichter. Kaum eine andere Figur aus dem Alten Testament hat die Schriftsteller gleichermaßen fasziniert, jüdische ebenso wie christliche, gläubige ebenso wie ungläubige. Hermann Melville und Elias Canetti, Mordechai Strigler und Uwe Johnson, Günter Eich und Paul Auster, Carlo Collodi und viele mehr haben über Jona…mehr

Produktbeschreibung
Jona ist der Rebell unter den Propheten; der Verkünder, der mit seinem Gott hadert. Beim Versuch, dem Propheten-Amt zu entfliehen, erlebt er Abenteuer, wie sie kein Sterblicher kennt. Sein schwieriger Charakter und seine phantastischen Erlebnisse waren und sind ein Stoff für Dichter. Kaum eine andere Figur aus dem Alten Testament hat die Schriftsteller gleichermaßen fasziniert, jüdische ebenso wie christliche, gläubige ebenso wie ungläubige. Hermann Melville und Elias Canetti, Mordechai Strigler und Uwe Johnson, Günter Eich und Paul Auster, Carlo Collodi und viele mehr haben über Jona geschrieben: über seinen Streit mit Gott, seine Zeit im Bauch des Wals, seine Zweifel, seine Strenge in Ninive und seine Einsamkeit. Der Band versammelt 18 eindrucksvolle Adaptionen, kundig kommentiert aus literaturwissenschaftlicher und theologischer Perspektive.
Autorenporträt
Simone Frieling lebt als Schriftstellerin und Malerin in Mainz. 1998 erhielt sie den Martha-Saalfeld-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2000

Falscher Prophet
Jona also – eine biblische Gestalt
in der modernen Literatur
Jona also! Das kürzeste aller alttestamentlichen Bücher trägt den Namen des hebräischen Propheten aus dem Stamme Sebulon, der sich durch Flucht einem Auftrag Gottes zu entziehen versuchte. Es nützte ihm nichts, Gott holte ihn ein. In 21 Texten sehr verschiedener Interpretation wird die Geschichte des aufmüpfigen Jona und seines Strafaufenthaltes im Walfisch-Leib erzählt.
Im Vorwort weist Dieter Lamping darauf hin, dass es Bearbeitungen des Jona-Stoffs bereits im 14. und 15. Jahrhundert gab. „Spätestens im 20. Jahrhundert jedoch ist Jona eine Figur der Weltliteratur geworden. ” Unter den im Band versammelten Literaten findet der Leser Günter Eich, Uwe Johnson, Ernst Jandl, Christoph Meckel, Günter Kunert. Die Herausgeberin Simone Frieling gestaltete die märchenhaft anmutenden Jona-Walfisch-Zeichnungen; sie ist auch mit der Erzählung „Der Fisch – oder die seltsame Geschichte meiner Geburt” vertreten. Köstlich die Hafenszene von Melville in der „Predigt” des Moby-Dick. „Den Schlapphut in die Stirne gerückt, schleicht er mit schuldbewusstem Blick seinem Gott davon; treibt sich am Kai herum wie ein schändlicher Einbrecher, der über das Wasser zu entkommen sucht. So unstet und verräterisch ist sein Blick, dass er heutzutage nur schon auf sein verdächtiges Aussehen hin verhaftet würde, ehe er noch den Fuß auf ein Deck gesetzt. Man merkt von weitem, dass er sich auf der Flucht befindet: kein Gepäck, nicht eine einzige Hutschachtel oder Reisetasche, keine Freunde, die ihn zum Liegeplatz begleiten, um Abschied zu nehmen. ”
Paul Austers „Kommentar zum Buch Jona” fasziniert. Der Autor erläutert das Motiv von Jonas Flucht, seine Ängste, Zweifel, seinen aufkeimenden Dünkel. Rekapitulieren wir die Jona-Erzählung der Schrift: Der Auftrag lautete, gen Ninive, der Hauptstadt Assyriens zu wandern und ihr den Untergang zu verkünden. Assyrien aber ist Feindesland. Auster: „Man stelle sich einen analogen Fall vor: einem Juden würde gesagt, er solle während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland gehen und dort gegen die Nationalsozialisten predigen. ” Jona wählt das Schiff mit dem von Ninive – für damalige Zeiten – entferntestem Ziel: Tharsis, an der Spitze Spaniens. Der legendäre wüste Sturm kommt auf.
Die Matrosen suchen im Ordal, im Gottesurteil ihr Heil. Auf wen das Los fällt, der ist der Orkanverursacher. Es trifft Jona. Er ist bereit zu sterben: „Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird euch das Meer still werden. ” Die Männer zögern, doch der Sturm tobt stärker. Jona wird über Bord geworfen und augenblicklich vom Walfisch geschluckt. In der Tiefe des Fischleibes – sozusagen in absoluter Klausur – gelobt Jona seinem Gott, nach Ninive zu gehen, wenn er der Dunkelhaft – der körperlichen wie der seelischen – entkäme. Und so geschieht es. Jona wird an Land gespien; er streift durch das im Reichtum frevelnde Ninive. Nur wenige Worte umfasst seine Prophezeihung: „Vierzig Tage noch und Ninive wird untergehen. ” Das Wunder setzt ein: Ninive bereut, tut Buße – und wird, kraft göttlicher Fügung, gerettet. Damit aber ist Jona – in seiner Sicht – als „falscher Prophet” gebrandmarkt, schließlich wurde auch seine Eitelkeit verletzt. Beeindruckend deutet Rüdiger Lux den Schluss der Geschichte. Jona kampiert vor den Toren der Stadt. Er hadert mit Gott, vermag nicht einzusehen, dass Ninive, aller Juden Feind, verschont blieb. Gott aber lässt sich auf keine Kritik ein. Er ist nun einmal allerhöchster, für den Menschen unfassbarer Geist. In grandioser Beweisführung wird Jona dies klargemacht.
ESTHER KNORR-ANDERS
SIMONE FRIELING (Hrsg. ): Der rebellische Prophet. Jona in der modernen Literatur. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999. 128 S. , Abb. , 28 Mark.
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