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Unter den vielen intellektuellen Gruppenbildungen, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts dem subkulturellen Leben im spätwilhelminischen Deutschland Licht und Farbe gegeben haben, ragt der Forte-Kreis in vielfacher Hinsicht heraus. Er gewährt weniger Einblick in die Art und Weise, wie sich Intellektuelle im Zeichen gemeinsamer Weltanschauung zusammenschließen, als über die offen bleibendere Form, sich in einem von ethischen Energien beflügelten utopischen Projekt über die eigene Zeit und ihre grundlegende Krise Klarheit zu verschaffen.
Der Forte-Kreis trat auf als Ideen- und
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Produktbeschreibung
Unter den vielen intellektuellen Gruppenbildungen, die seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts dem subkulturellen Leben im spätwilhelminischen Deutschland Licht und Farbe gegeben haben, ragt der Forte-Kreis in vielfacher Hinsicht heraus. Er gewährt weniger Einblick in die Art und Weise, wie sich Intellektuelle im Zeichen gemeinsamer Weltanschauung zusammenschließen, als über die offen bleibendere Form, sich in einem von ethischen Energien beflügelten utopischen Projekt über die eigene Zeit und ihre grundlegende Krise Klarheit zu verschaffen.

Der Forte-Kreis trat auf als Ideen- und Stichwortgeber der Avantgarde zum Zeitpunkt ihres Selbstentwurfs. Im selben Jahr 1910, das wir mit dem Beginn der Moderne in der Malerei, der Wirkungsgeschichte von Psychoanalyse, Relativitäts- und Quantentheorie in der Physik zu assoziieren gewohnt sind, entwickelte diese Gruppe den scheinbar einfachen, aber anspruchsvollen Plan einer übernationalen, bundesförmigen Selbstorganisation der Intelligenz, die gerade angesichts der eskalierenden Spannungen zwischen den Nationalstaaten politische, konfessionelle und Standesgrenzen vorurteilslos überwinden sollte.

Der Kern der Gruppe, der aus Erich Gutkind (1877-1965) und Frederik van Eeden (1860-1932) bestand, inaugurierte im Juni 1914 in Potsdam kurz vor Ausbruch des Weltkrieges eine Gründungstagung. An ihr nahmen weiterhin teil: der Lehrer Gutkinds Gustav Landauer, dessen Freund Martin Buber sowie, Henri Borel, Poul Bjerre, Theodor Däubler und Florens Christian Rang. Die Beiträge des Sammelbandes charakterisieren den Forte-Kreis in der prismatischen Brechung seiner Mitglieder und einiger, die ihm nahestanden wie Walther Rathenau, R.M. Rilke und Romain Rolland. Studien zum Tolstoianismus, zur "Neuen Gemeinschaft" und der Münchener Räterepublik klären wichtige Voraussetzungen und Folgen dieser ungewöhnlichen Intellektuellengruppe.
Autorenporträt
Christine Holste ist Lehrbeauftragte für Kulturwissenschaft und Architektursoziologie in Berlin.

Richard Faber ist Professor für Soziologie (der Literatur) an der FU Berlin.