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Der Koreakrieg, der zwischen Nordkorea und Südkorea von 1950 bis 1953 geführt wurde, war der erste so genannte »Kleine Krieg« im global geführten Kalten Krieg. Mit über drei Millionen Toten gehörte er zu den blutigsten und härtesten Konflikten des 20. Jahrhunderts und war damit ebenso verlustreich wie der in der Weltöffentlichkeit weitaus mehr beachtete Vietnamkrieg. Auch in der Forschung gilt der Koreakrieg immer noch als der »vergessene Krieg«. Autoren aus Südkorea und Deutschland untersuchen in diesem Band die Wahrnehmung, Wirkung und Erinnerung an diesen Konflikt. Sie beleuchten die…mehr

Produktbeschreibung
Der Koreakrieg, der zwischen Nordkorea und Südkorea von 1950 bis 1953 geführt wurde, war der erste so genannte »Kleine Krieg« im global geführten Kalten Krieg. Mit über drei Millionen Toten gehörte er zu den blutigsten und härtesten Konflikten des 20. Jahrhunderts und war damit ebenso verlustreich wie der in der Weltöffentlichkeit weitaus mehr beachtete Vietnamkrieg. Auch in der Forschung gilt der Koreakrieg immer noch als der »vergessene Krieg«. Autoren aus Südkorea und Deutschland untersuchen in diesem Band die Wahrnehmung, Wirkung und Erinnerung an diesen Konflikt. Sie beleuchten die einschneidenden politischen, militärischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen und machen zugleich auf unbekannte Ereignisse wie die Massaker im und nach dem Koreakrieg aufmerksam. Zudem beschäftigen sie sich mit der Vergangenheitsbewältigung in Korea, der öffentlichen Gedenkkultur und der privaten Erinnerung. Dabei zeigt sich, dass für die Koreaner Flucht und Vertreibung, politische Verfolgung sowie die totale Abschottung zwischen Süd- und Nordkorea zu den nachhaltigen Erinnerungen an Krieg und Waffenstillstand gehören.
Autorenporträt
Lindenberger, Thomas§Thomas Lindenberger ist Projektleiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2008

Das Massaker von No Gun Ri
Korea-Krieg 1950 bis 1953: Wirkung und Wahrnehmung

Dieser Sammelband ist das Ergebnis einer vom rührigen Zentrum für Zeithistorische Forschungen in Potsdam durchgeführten Konferenz. Er ist keine Geschichte des Korea-Krieges. Wer gehofft hat, mehr über die Grundfragen des Krieges zu erfahren, also über die Teilung des Landes, die Rolle Stalins, Kim Il-sungs und Mao Tse-tungs, die massive Reaktion Washingtons und dessen Entscheidung, Korea wiederzuvereinigen, die Intervention Rotchinas, die Rolle von Douglas MacArthur, den möglichen Atombombeneinsatz und die langfristigen Folgen des Krieges, beispielsweise die Entscheidung zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, der wird enttäuscht und muss zu den inzwischen vorliegenden Gesamtdarstellungen in deutscher und englischer Sprache greifen.

Dafür gibt es einen Beitrag über Frankreich und den Korea-Krieg, wobei der Verfasser selbst konzediert, dass Korea für Frankreich "im Erleben und im Gedächtnis eine Episode" geblieben ist. Man erfährt zwar etwas über die Reaktion der französischen Kommunisten, aber eben leider nichts über grundlegende Fragen. Wenn schon Frankreich, dann sollte es um die Zusammenhänge zwischen Korea-Krieg und Indochina/ Vietnam gehen. Die Vereinigten Staaten verstärkten damals ihre Militärhilfe für Frankreichs Krieg in Indochina. Präsident Truman kündigte das bereits in seiner Korea-Erklärung zwei Tage nach Kriegsbeginn am 27. Juni 1950 an. Am selben Tag wurden 35 amerikanische Militärberater nach Saigon geschickt, drei Tage später landeten dort die ersten acht Transportmaschinen mit Militärgerät an Bord. Die "Voice of America" strahlte ab sofort Sendungen in vietnamesischer Sprache aus, und am 26. Juli erhielt Frankreich die ersten 15 Millionen Dollar, im September 1950 wurde eine militärische Beratergruppe eingerichtet.

Zwei weitere Beiträge deutscher Kollegen müssen erwähnt werden. Zum einen Michael Lemkes Überlegungen zu Wahrnehmungen und Wirkungen im geteilten Deutschland, in dem der Teil über die DDR besonders interessant ist. In der DDR kam es genauso wie in der Bundesrepublik in den ersten Wochen des Konflikts zu Angstkäufen von Lebensmitteln, und die Kinder in Ost-Berlin sangen zum Entsetzen der Erwachsenen: "Korea, Korea, der Krieg kommt immer näher." Für die SED-Propaganda war dies ein Probefall der Amerikaner für einen Krieg in Mitteleuropa. Aber auch das ist nicht so ganz neu. Ähnlich der Aufsatz von Werner Abelshauser über die Bedeutung der Korea-Krise für die westeuropäische Wirtschaft. Er bestätigt hier das, was er schon an anderer Stelle vorgelegt hat, nämlich dass wenige Wochen nach Beginn des Krieges in Westdeutschland und in weiten Bereichen Westeuropas Hochkonjunktur zu verzeichnen war.

Mit am interessantesten sind die Beiträge der Koreaner in diesem Band. Seong-bo Kim informiert über die Auswirkungen des Krieges auf die Wirtschaft Nord- und Südkoreas. Aus amerikanischen Quellen war bereits bekannt, dass zwei Fünftel der Industrieanlagen und ein Drittel aller Wohnungen in ganz Korea am Ende des Krieges zerstört waren. Dies wird hier noch einmal ausführlicher mit Zahlen belegt. Hat es Massaker gegeben? Diese Frage wurde noch vor wenigen Jahren mit einem ganz großen Fragezeichen versehen, vor allen Dingen in den Vereinigten Staaten, aber auch in Korea. Der Ort No Gun Ri, wo bei Beginn des Krieges koreanische Flüchtlinge getötet wurden, steht stellvertretend für andere Massaker, die es wohl gegeben hat. Dong-choon Kim schießt aber weit über das Ziel hinaus, wenn er einfach behauptet, No Gun Ri sei nur die Spitze eines Eisberges und es habe mehr als 100 ähnliche Fälle von Massentötungen durch amerikanische Truppen sowie Hunderte illegale Hinrichtungen gegeben. Unbestritten ist, dass es unter den verschiedenen Regierungen Südkoreas immer wieder Schwierigkeiten gegeben hat, dieses Thema aufzuarbeiten. Der Autor nennt als Ziel einer solchen Aufarbeitung, "einen Zustand permanenten Friedens auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen". Dem kann man nur zustimmen. Yoo-seok Oh untersucht abschließend "Formen koreanischer Erinnerung an Krieg und Nachkrieg". Sie bestätigt, dass dieser Krieg mit seinem Elend weder in Nord- noch in Südkorea zu irgendeinem Zeitpunkt ein "vergessener" Krieg war, auch wenn er nach wie vor unterschiedlich interpretiert wird. Fazit: ein Sammelband mit einigen interessanten Beiträgen als nützliche Ergänzung der Gesamtdarstellungen.

ROLF STEININGER

Christoph Kleßmann/Bernd Stöver (Herausgeber): Der Koreakrieg. Wahrnehmung - Wirkung - Erinnerung. Böhlau Verlag, Wien 2008. 244 S., 29,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als nützliche Ergänzung einschlägiger Gesamtdarstellungen zum Thema begreift Rolf Steininger diesen auf eine Konferenz des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschungen zurückgehenden Sammelband. Dass der Band keine Geschichte des Korea-Krieges darstellt, ist für ihn also nur bedingt enttäuschend. Der Rezensent begnügt sich mit Beiträgen zur Bedeutung der Korea-Krise für die westeuropäische Wirtschaft (nicht ganz neu), über die Auswirkungen auf die Wirtschaft Nord- und Südkoreas (ausführlich, zahlengestützt) und zur Frage, ob es Massaker gegeben hat (zu spekulativ) und scheint trotz allem zufrieden.

© Perlentaucher Medien GmbH