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A. L. Kennedy, geboren 1965 im schottischen Dundee, ist schon lange als führende Stimme der britischen Gegenwartsliteratur anerkannt. Sie lebt als Autorin, politische Kolumnistin, Filmemacherin und Dramatikerin in Glasgow.

Produktbeschreibung
A. L. Kennedy, geboren 1965 im schottischen Dundee, ist schon lange als führende Stimme der britischen Gegenwartsliteratur anerkannt. Sie lebt als Autorin, politische Kolumnistin, Filmemacherin und Dramatikerin in Glasgow.
Autorenporträt
Wie kaum ein Autor verfolgt A. L. Kennedy die literarische Arbeit ihrer Kollegen: Für diese Anthologie hat sie die interessantesten jungen britischen Autoren um (z. T. Original-) Beiträge gebeten. Was sie vor uns ausbreitet, ist ein schillerndes Kaleidoskop unterschiedlichster Geschichten und literarischer Stile: ernst, ironisch, frech, beklemmend, heiter, schrill, aber immer very british.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2006

Unter dem karierten Tweed
A. L. Kennedys Anthologie junger britischer Literatur

Der Umschlag läßt Übles vermuten: Zwei hippe Teenies mit motzigen Gesichtsausdrücken und ein bemitleidenswerter Golden Retriever stehen vor einem gutbürgerlichen Hauseingang, und alle drei machen rosa Kaugummiblasen. So lasse sich junge Literatur aus Großbritannien am besten illustrieren, mag sich der Verlag gedacht haben. Aber im Gegensatz zum Coverfoto haben die Autoren der Anthologie "Cool Britannia" es nicht nötig zu provozieren. Die schottische Schriftstellerin und Filmemacherin A. L. Kennedy hat als Herausgeberin zwölf Kurzgeschichten ausgewählt, die ganz im Gegenteil eher durch ihren entspannten Umgang mit dem Establishment überraschen: Man fährt in Strandbäder, leidet im Reihenhaus unter der Einflugschneise von Heathrow und benimmt sich grundsätzlich so, wie auch Margaret Thatcher es goutiert hätte.

Daß unter dem ganzen karierten Tweed nicht alles eitel Sonnenschein ist, versteht sich von selbst. So flüchtet der frustrierte Familienvater und Hausmann aus seiner Spießerburg mit Vorgarten in den nahen Flughafen. Er weigert sich zurückzukehren, bevor er nicht jemanden getroffen hat, den er kennt. Richard Beard, Verfasser mehrerer Romane, läßt seine Figur zwischen den Terminals umherirren, Reisende beobachten und an seiner faden Existenz verzweifeln: "In meinem Kofferraum liegt keine Leiche. Ich habe es ja nicht mal geschafft, für ein Auslandsjahr nach Spanien zu gehen."

Für William Ryab ist die Geschichte "Dänemark" seine erste Veröffentlichung überhaupt. Er hat einen Text geschrieben wie ein friedvolles Landschaftsgemälde, inmitten dessen ein junger Mann mit Amnesie einen Strand entlanggeht. Er sammelt Glasstücke, die für ihn Erinnerungen bedeuten. Dabei übersieht er, daß die Menschen, denen er zufällig begegnet, mit seinem zum Gedächtnisverlust führenden Unfall zu tun haben und ihm diesen Teil seines Lebens erzählen könnten.

Zwei der Erzählungen fallen durch ihre surrealen Inhalte etwas heraus. Da ist zum einen "Die empfohlenen Methoden" von Erica Wagner: eine Gebrauchsanweisung zum Überqueren einer Brücke, die mögliche Gedanken dabei gleich mitliefert, aber im Korsett ihrer Präzision feststeckt und ohne Aussage bleibt. David Constantine schickt ein Paar durch eine Stadt, in der sich alles unentwegt verändert und Einkaufszentren über Nacht aus dem Boden wachsen: halb beklemmende Zukunftsvision, halb Albtraum vom Leben in einer Welt, in der sich keiner mehr auskennt.

Wenn allen Autoren der Anthologie etwas gemeinsam ist, dann das Zartgefühl, mit dem sie ihre Worte setzen. Die Sprache ist mehr als nur Mittel zum Zweck, sie ist Form und Teil des Inhalts zugleich. Eine Herausforderung für die Studenten der englischen Philologie an der Universität München, die die meisten Texte übersetzt und diese Sprachverliebtheit geschickt transportiert haben.

JULIA BÄHR

"Cool Britannia". Junge Literatur aus Großbritannien. Herausgegeben und mit einem Vorwort von A. L. Kennedy. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2006. 158 S., br., 9,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Nach dem Schock des mit "hippen Teenies" um Aufmerksamkeit buhlenden Umschlagfotos ist Julia Bähr von den zwölf Geschichten junger britischer Autoren angenehm überrascht. Die schottische Schriftstellerin A.L. Kennedy hat als Herausgeberin Stücke ausgewählt, die laut Bähr überhaupt nicht aufrührerisch daher kommen, sondern sich eher "durch ihren entspannten Umgang mit dem Establishment" auszeichnen. Etwas schräger sind allein die Stücke von Erica Wagner und David Constantine, informiert die Rezensentin. Gemeinsam aber sei allen die Konzentration auf die Sprache, das "Zartgefühl, mit dem sie ihre Worte setzen". Lob geht auch an die studentischen Übersetzer, die die "Sprachverliebtheit" der jungen Briten "geschickt" ins Deutsche hinübergerettet haben.

© Perlentaucher Medien GmbH