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Eliseo Alberto, 49, ist gebürtiger Kubaner und lebt in Florida, wo auch Beto Milanes, ein kubanischer Veteran des Angolakrieges, auf einem Autofriedhof den Augenblick des Todes sehnsüchtig erwartet. Eliseos grotesker und poetischer Roman, voller Grauen und Feinfühligkeit zugleich, wurde mit dem Premio Alfaguara ausgezeichnet.

Produktbeschreibung
Eliseo Alberto, 49, ist gebürtiger Kubaner und lebt in Florida, wo auch Beto Milanes, ein kubanischer Veteran des Angolakrieges, auf einem Autofriedhof den Augenblick des Todes sehnsüchtig erwartet. Eliseos grotesker und poetischer Roman, voller Grauen und Feinfühligkeit zugleich, wurde mit dem Premio Alfaguara ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Evita Bauer widmet sich in einer Doppelrezension zwei Romanen des kubanischen Exilschriftstellers, der heute in Mexiko lebt. Kuba sei mit Alberto ein "literarisches Juwel" verloren gegangen, urteilt sie.
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.01.2001

Entweder Dschungel oder Zoo
Zwei Romane des im mexikanischen Exil lebenden Kubaners Eliseo Alberto
Fidel Castros Arche ist leck. Weil er nicht allein zurück bleiben will, hat er die Insel in einen schwimmenden Käfig verwandelt. – So sieht es der kubanische Exilschriftsteller Eliseo Alberto. Als Sohn des berühmten Dichters Diego Eliseo war er Ende der Siebziger aufgefordert worden, die eigene Familie zu bespitzeln. Das unterließ er. 1997 legte er eine provozierende Abrechnung mit Castros Regime, Rapport gegen mich selbst, vor. Wie zuvor Jesús Díaz und Zoé Valdés wurde auch er zum Verräter erklärt und aus Kuba verbannt.
Inzwischen ist Mexiko seine neue Heimat. Hier unterrichtet er an der Filmhochschule und schreibt „vierhändig” mit García Márquez Drehbücher. Des verehrten „Gabo” Einfluss auf Albertos Prosa wird gern und oft hervorgehoben. Spitzbübisch verweist Eliseo Alberto auf die Unterschiede: Dem in der „Wirklichkeit verwurzelten” García Márquez gelinge es, anders als ihm, nur mit Mühe, die Welt aus „poetischer Höhe” zu sehen.
Im mexikanischen Exil sind Albertos Romane Die Geschichte von José und Caracol Beach entstanden. Beide spielen in einem imaginären Ort bei Miami. Schicksalhaft kreuzen sich die Wege von Emigranten, „Schiffbrüchigen” aus aller Welt. Wie die Igel in Schopenhauers Gleichnis lernen auch Albertos Romanfiguren, die Stacheln anzulegen, um sich in der Fremde zu wärmen.
Im Thriller Caracol Beach konzentriert sich Alberto auf die Handlung. Mit einer dem Film entlehnten Montagetechnik, schildert er den Amoklauf eines kubanischen Angola-Veteranen. Der Mann haust wie ein Tier auf einem Schrottplatz, umgeben von den Gespenstern der Vergangenheit. Schließlich überwältigt ihn die Angst. In einer Spirale der Gewalt kidnappt er drei College-Absolventen: zwei junge Männer, die er auffordert, ihn zu töten, und ein Mädchen, das er als Geisel behält. Ein Count-down der Angst beginnt, eine mörderische Jagd, bei der alle unschuldig und schuldig zugleich sind. Albertos Thriller erhält seine literarische Dimension durch die vielen Schicksale ganz unterschiedlicher Exilanten, die er, trotz aller Brutalität, zu einer hoffnungsvollen Gegenwelt verknüpft.
Anders als Zoé Valdés und Jesús Díaz lässt Alberto weder Hass noch Bitternis spüren, sondern nostalgische Zuversicht. Sein Blick auf Kuba und auf das Exil erfasst neben dem Tragischen auch immer das Komische. Seine Helden sind Gefangene zwischen den zwei Systemen, von denen der Autor im Rapport gegen mich selbst sagt: „Wenn der Kapitalismus der Dschungel ist, dann ist der Sozialismus der zoologische Garten. ” In der Geschichte von José wird die literarische Probe aufs Exempel gemacht.
In einem US-amerikanischen Gefängnis ist aus dem 17-jährig dort eingelieferten Exilkubaner José ein Schwerverbrecher geworden. Der Direktor des Zoos von Santa Fe lässt sich den seit 25 Jahren Inhaftierten überstellen: Als Zooinsasse soll er die Besucherzahlen steigern helfen. Josés Käfig neben dem der Affen wird zur Sensation, ein Schaucontainer ohne Intimsphäre.
Die Geschichte von José macht auch den ganz normalen Wahnsinn auf unserer Seite des Käfigs sichtbar. Der gewalttätige José wird plötzlich zum Medienstar. Ein Nobelitaliener stellt gratis das tägliche Essen, ein Couturier deckt ihn mit „Hausanzügen” ein, Feministinnen ziehen vor seinen Käfig und fordern eine Frau an seiner Stelle, während die Neonazis sich empören, dass ein Ausländer ausgestellt wird. Im Unterschied zu den Zlatkos im Container spürt José die Einsamkeit, je mehr er in der Öffentlichkeit steht.
Aus dem inneren Gefängnis retten ihn die Liebe einer Biologin und die Freundschaft des mexikanischen Zoowärters. Von Ausnahmeerscheinungen wie diesen beiden abgesehen sind die Menschen die Bestien, während die Zootiere menschliche Züge erhalten. Am Ende des Romans entfaltet Alberto nochmals sein filmisches Erzähltalent. In einer karnevalesken Apotheose feiert Santa Fe dem neuen Millennium entgegen. Mitten im Gewühl fiktiver und historischer Figuren des 20. Jahrhunderts, zwischen Einstein, James Bond, Stalin und King Kong bahnt sich José, die Polizei auf den Fersen, den Weg in die Freiheit. – Ein „Kronjuwel” nannten einst Castros Kulturfunktionäre den inzwischen im Madrider Exil lebenden Schriftsteller Jesús Díaz. Mit Eliseo Alberto ist Kuba, durch die Gitterstäbe des Käfigs, ein literarisches Juwel entglitten.
EVITA BAUER
ELISEO ALBERTO: Caracol Beach. Roman. Deutsch von Lutz Kilche. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000. 318 Seiten, 28 Mark.
: Die Geschichte von José. Roman. Deutsch von Sybille Martin. Kindler Verlag, München 2000. 252 S. , 39,80 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Der gebürtige Kubaner Eliseo Alberto hat seinen preisgekrönten Roman Gabriel García Márquez gewidmet. Ähnlich poetisch, komplex und überbordend ist Albertos Stil, und ebenso eigenwillig ist seine phantastische Geschichte - vom Grauen durchsummt und strotzend vor Liebe."›Kulturspiegel‹

"›Caracol Beach‹: eine klassische Tragödie im besten Sinne des Wortes. Selten gab es in der modernen Literatur Lateinamerikas einen Roman, der Schrecken und Grauen so eindrucksvoll und eindringlich zu evozieren vermochte: eine Tragödie in Salsaklängen." Los Angeles Times

"Der Leser kann nicht anders: er muss sich den Figuren einfach von Herzen verbunden fühlen. Uns gewinnt die Verrücktheit Beto Milanés‘, die FrischeLauras, die Sensibilität Martíns … Die Fähigkeit Eliseo Albertos, summarischen Urteilen auszuweichen, den tragischen Sinn des Lebens zu vermitteln, ist einer der Aspekte, die ich in seinen Werken am meisten bewundere: Niemand ist davor gefeit, sich zu irren, und jedem müsste vergeben werden, wenn er im entscheidenden Moment Angst verspürt … Unter den modernen lateinamerikanischen Literaturen ist die kubanische eine der kraftvollsten und fruchtbarsten. Und Eliseo Alberto ist einer ihrer herausragendsten Schriftsteller." Ángel Jaramillo Torres in ›La Jornada‹
"'Das Leben ist nichts als eine Summe von Zufällen. Von Irrtümern. Hätte Laura nicht vorgeschlagen, Rock 'n' Roll tanzen zu gehen, wo wären dann wohl jetzt ihre beiden Freunde? Überall, außer in ihren Gräbern. Hätte der Cowboy seinen Ford nicht auf dem einzigen freien Parkplatz abgestellt, wäre dann der Königstiger mit seiner Jagd fortgefahren? Mit welcher Geduld webt der Tod das Leichentuch!' Am Abend ihrer Abiturfeier lädt der 18jährige Martin einige Freunde in sein Elternhaus im vornehmen kalifornischen Badeort Caracol Beach ein. Doch schon bald gehen die Biervorräte zur Neige, und Laura, Tom und Martin machen sich im Chevrolet auf, um Nachschub zu holen. Auf ihrem Weg durch die Nacht streifen sie kurz darauf haarscharf den Wagen des verrückten Exil-Kubaners Beto Milanes, schenken diesem Zufall aber zunächst keine Beachtung. Bis Laura die Pistolenmündung des Psychopathen an ihrer Schläfe spürt, als sie vor dem Getränkekiosk auf ihre Schulkameraden wartet. Angstvoll führen die drei Jugendlichen alles aus, was der ehemalige, nach Kriegstraumata durchgedrehte Soldat von ihnen fordert. Und dann schickt er die beiden Jungen los, sich Waffen zu besorgen: Sie sollen ihn umbringen. Sonst wird Laura sterben. Selten gab es in der modernen Literatur Lateinamerikas einen Roman, der Schrecken und Grauen so eindrucksvoll und so eindringlich zu evozieren vermochte: eine Tragödie in Salsaklängen." (Los Angeles Times)