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Eigentlich kreisten ihre Gedanken um Paris, das ihre Phantasie beflügelte, Paris, der Traum von einer Stadt, der sie am Leben hielt. Doch sie entschied sich für den unvollkommenen Ort Berlin, für eine Stadt im Wandel und im Werden: Spiegel der eigenen Entwicklung und Symbol des Aufbruchs in eine neue Welt. Seit zehn Jahren lebt die rumänische Autorin Carmen-Francesca Banciu in Berlin und ist inzwischen selbst zu einem Teil der Stadt geworden. In ihren autobiographischen Reportagen und literarischen Miniaturen taucht sie in das Leben der Metropole ein, streift magische Orte der Weltgeschichte…mehr

Produktbeschreibung
Eigentlich kreisten ihre Gedanken um Paris, das ihre Phantasie beflügelte, Paris, der Traum von einer Stadt, der sie am Leben hielt. Doch sie entschied sich für den unvollkommenen Ort Berlin, für eine Stadt im Wandel und im Werden: Spiegel der eigenen Entwicklung und Symbol des Aufbruchs in eine neue Welt. Seit zehn Jahren lebt die rumänische Autorin Carmen-Francesca Banciu in Berlin und ist inzwischen selbst zu einem Teil der Stadt geworden. In ihren autobiographischen Reportagen und literarischen Miniaturen taucht sie in das Leben der Metropole ein, streift magische Orte der Weltgeschichte und erzählt von ihren Begegnungen mit interessanten und außergewöhnlichen Menschen. Melancholische, heitere und eigenwillige Geschichten über ein Leben zwischen zwei Kulturen und über eine Stadt, die wieder begonnen hat, kosmopolisches Flair zu verströmen.
Autorenporträt
Carmen-Francesca Banciu 1955 im rumänischen Lipova geboren, studierte Kirchenmalerei und Außenhandel in Bukarest. Seit November 1990 lebt sie als freie Autorin in Berlin, schreibt Beiträge für den Rundfunk und leitet Seminare für Kreatives Schreiben. Bisher erschienen u.a. die Prosabände Fenster in Flammen (1992), Filuteks Handbuch der Fragen (1995), Vaterflucht (1998) und Ein Land voller Helden (2000).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.02.2003

Der Specht, der Birnbaum und die Bienen
Nichts für Unmenschen: Carmen-Francesca Banciu macht sich Berlin zu eigen
Ein sonorer melancholischer Ton liegt über dieser Prosa. Der kommt aus dieser Mischung von zur Schau gestellter Lebensweisheit und Selbstvergewisserung. Ein bunter Reigen kleiner Texte, die für sich gesehen Miniaturen aus dem Alltag einer Schriftstellerin bilden, gibt sich hier ein Stelldichein. Allen gemeinsam ist der schweifende Blick einer Autorin, die sich ein Bild über die Welt machen will, in die sie geraten ist und auf diesem Weg ein Porträt ihrer selbst schafft. Sie sitzt im Cafe, beobachtet Menschen, sie schaut, denkt und schreibt, und das alles bildet nach und nach ihre Persönlichkeit aus. Das Buch ist das Dokument einer Autorin, die im Begriff ist, zu sich selber zu kommen.
Das ist nichts Selbstverständliches, denn Carmen-Francesca Banciu wurde 1955 in Rumänien geboren, verbrachte einen großen Teil ihres Lebens dort, bevor sie in den Westen zog. Seit 1990 lebt sie in Berlin und schreibt in deutscher Sprache. Kein Wunder, dass alles, worüber sie Buch führt, unmittelbar mit ihr selber zu tun hat. Wenn sie von Berlin schreibt, bildet sich stets eine Spur von Fremdsein zwischen ihren Sätzen aus. Sie ist zu Hause und nie ganz daheim. Sie saugt erfahrungstrunken die Großstadt in sich auf, sie will mit aller Gewalt Teil dieses Berlin werden und wird um keinen Preis diesen Blick des ratlosen Staunens los. Sie geht aufmerksamer durch Berlin, weil sie es sich so mühsam erarbeitet hat. Sie kennt manche Winkel in- und auswendig und krallt sich an diesen Orten fest, weil sie wichtig für das Finden und das Erfinden ihrer Identität sind.
Das Buch ist voll der Gegenwart und kommt ohne die Erinnerungen nicht aus. Sie ist eine sanfte Zeitgenossin. Es war unter Ceausescu zwar alles ziemlich trist, aber nie passiert ein Wort des Zorns ihre Feder. Denkt sie an ihren „Garten auf einem hügeligen Boden”, in dem sich für die Familie die rumänischen Sommer abgespielt haben, wird sie regelrecht nostalgisch. Sie schreibt einen wahren Zaubergarten herbei. „Den ganzen Sommer lang lebten wir unter dem Birnbaum. Im Birnbaum wohnten der Specht, die Eichhörnchen und viele Bienen. Der Birnbaum war eine duftende Kuppel.”
Bancius Prosa ist von verhaltener Schwärmerei durchsetzt. Sie zwingt sich geradezu, ihr Berlin zu lieben. Sie macht die Augen weit auf, weil alles, was auf sie einstürmt, wichtig ist. Sie hält sich dazu an, gut und schön zu finden, was ihr unterkommt. Auf diese Weise fordert diese Literatur um Nachsicht. Sie geht nicht harsch und rüde um mit der Realität, also will sie selber auch nicht grob behandelt werden. Ein Grauschleier liegt über diesen Texten. Das Prinzip Einfühlsamkeit geht zu Lasten der Reflexion. Das führt zu einer penetranten Menschenfreundlichkeit und schlechtem Stil: „Und doch lasse ich es mir nicht nehmen. Ich glaube an das Gute in den Menschen. Und ich weiß. Es gibt Menschen. Und Unmenschen. Kranke Menschen. Ich setze mich nicht für den Hass ein. Ich setze mich ein für die Heilung.” Solche Stammbuchverse in Prosa finden sich öfter.
Nun ist das Buch als ein spannendes Unterfangen angelegt. Eine Schriftstellerin sucht sich einen Ort, der Platz bietet für sie und die Geschichte, die sie mit sich schleppt. Aber sie schreibt nur mit halber Kraft. In ihrem Bestreben, nirgends anzuecken, bringt sie nur Texte zustande, die allzu lieb anzusehen sind. Aus Geschichten werden G’schichterln, kleine, kompakte Einheiten, die der Leser verabreicht bekommt, auf dass er ein bisschen lebensklüger wird. Diese Prosa wird nie heiß, nie kalt, sie ist lauwarm.
ANTON THUSWALDNER
CARMEN-FRANCESCA BANCIU: Berlin ist mein Paris. Geschichten aus der Hauptstadt. Ullstein Berlin Verlag, Berlin 2002. 192 Seiten, 18 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Carmen Francesca Banciu stammt aus Rumänien, und anders als die meisten traditionell frankophilen Intellektuellen ihres Landes, die wohl eher von Paris träumten, hat sie sich, als ein Leben in ihrer Heimat unmöglich geworden war, für Berlin entschieden. Berlin sei die Nahtstelle zwischen Ost und West, eine unfertige Stadt mit unübersehbaren Wunden, eine Stadt, die das Lebensgefühl einer in ihrer Heimat drangsalierten Künstlerin wohl viel besser widerspiegelt als irgendeine andere Stadt der Welt, erklärt Rezensentin Nicole Henneberg. Nachdem Banciu bisher ihre Erfahrungen in der Heimat literarisch verarbeitet hat, befasst sich ihr neustes, erstmals in deutscher Sprache verfasstes Buch mit ihrem neuen Leben im Herzen von Berlin, wo sie seit über zehn Jahren lebt. Henneberg fällt auf, dass sich Bancuis Sprache verändert hat. Ganz anders als in den früheren Werken beherrschen Leichtigkeit und Heiterkeit die neuen Erzählungen, die ihre Begeisterung für Berlin unverhohlen zum Ausdruck bringen. Nicht nur die "schnodderigen Halbsätze", typisch für den neuen Stil der Autorin, bringen dies zum Ausdruck, sondern auch die Sensibilität der Autorin für die "kleinen Wunder, über die sie stolpert", und die sie mit Details aus dem Alltag verknüpft, erläutert Henneberg. Für sie ist Banciu inzwischen eine "typische Berlinerin", deren Buch über ihre Wahlheimat sie nur empfehlen kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
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