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Die erste Biographie über Hunter S. Thompson, des "besessenen Freaks und Drogenfressers" (Carl Weissner), des "politischen Junkies, der die wackeren algedienten Profis der politischen Berichterstattung in den USA überfallartig in Grund und Boden geschrieben hatte" (David Felton), der ein Jahr lang mit den "Hell's Angels" herumzog und sein Leben riskierte für ein legendäres Buch, das ihn berühmt machte.

Produktbeschreibung
Die erste Biographie über Hunter S. Thompson, des "besessenen Freaks und Drogenfressers" (Carl Weissner), des "politischen Junkies, der die wackeren algedienten Profis der politischen Berichterstattung in den USA überfallartig in Grund und Boden geschrieben hatte" (David Felton), der ein Jahr lang mit den "Hell's Angels" herumzog und sein Leben riskierte für ein legendäres Buch, das ihn berühmt machte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.04.2006

Rowdytum mit Anspruch
Leichte Beute: Eine Biographie Hunter S. Thompsons

Vielleicht bekommt ja jeder die Biographie, die er verdient. Hunter S. Thompson, der Erfinder des Gonzo-Journalismus, war als passionierter Outlaw nie darum bemüht, sich als idealen Schwiegersohn darzustellen - kein Wunder also, wenn der Journalist Paul Perry schon vor Thompsons Selbstmord am 20. Februar 2005 eine Lebensgeschichte schrieb, die hauptsächlich aus anekdotischem Klatsch und krassen Skandalgeschichten besteht.

Perrys in Amerika schon 1992 erschienenes Buch, erst jetzt in deutscher Sprache erschienen, hüllt sich in die Aura der "unautorisierten" Biographie. Ob Thompson die Recherchen nach anfänglicher Kooperation boykottierte, weil er sich nur in eigenen Texten zum Narren machen wollte, oder ob er das trotz aller Hartnäckigkeit oberflächliche Anliegen spürte - jeder Liebhaber wird diese Biographie aus reiner Neugier verschlingen. Res ipsa loquitur, die Sache selbst redet: Das war Thompsons Wahlspruch, und auch die aus Interviews mit Wegbegleitern gewonnenen Puzzlestücke sprechen für sich. Da ist etwa die Szene aus dem Jahr 1960, als Thompson in Big Sur seine Dobermänner auf in heißen Quellen badende Schwule hetzte: Der 1937 in Louisville, Kentucky, geborene Held der Untergrundkultur war im Herzen ein reaktionärer Südstaatler, der erst 1968 als Reporter auf dem von Polizeigewalt überschatteten Parteitag der Demokraten in Chicago seine politische Erweckung erlebte.

Thompsons Rowdytum ging immer mit höchsten Ansprüchen einher - schon der ohne Vater aufgewachsene Schüler machte die Schnapsläden unsicher und eroberte zugleich die Literaturgesellschaft seiner High School. Auch später sah er journalistische Arbeiten wie das 1970 erschienene Meisterstück über das Kentucky Derby, das dekadente Sittenbild eines Galopprennens, nur als Überbrückung auf dem Weg zum literarischen Ruhm.

Während Hunter S. Thompsons genialer Roman, das in seiner Zeit als Korrespondent in der Karibik in den fünfziger Jahren entstandene "Rum Diary", erst 1998 einen Verlag fand, begann für den Journalisten mit Nixons Wiederwahl 1972 ein langer Abstieg. Das subjektive Gonzo-Verfahren wurde zur Masche, die selbst ihren Urheber langweilte. Vom Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman 1974 in Kinshasa brachte Thompson dem "Rolling Stone" keinen Bericht, sondern nur eine Spesenrechnung über 25 000 Dollar mit. Und als Kriegskorrespondent in Nordvietnam faxte er 1975 bloß zwei unverwertbare Manuskriptseiten an die Redaktion.

Als Paul Perry Hunter S. Thompson kennenlernte, lebte dieser als kokainsüchtiger Paranoiker in den Rocky Mountains. Perry, der damals ein PR-Blatt der Fitnessindustrie leitete, gewann ihn 1980 für eine Reportage über den Honolulu-Marathon und überwachte im Hotel höchstpersönlich die Abfassung des Artikels. Der Biograph rühmt sich, den begnadeten Schreiber in ihm wiedererweckt zu haben. Trotzdem bleibt das Gefühl, daß Thompson, der damals aus Lebensüberdruß mit dem Maschinengewehr auf Stachelschweine feuerte, eine leichte Beute für seinen Biographen war.

ANDREAS ROSENFELDER

Paul Perry: "Angst und Abscheu". Das sagenhafte Leben des Hunter S. Thompson. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Norbert Hofmann. Nachwort von Klaus Bittermann. Verlag Klaus Bittermann, Berlin 2005. 288 S., br., 18,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Rosenfelder hält Distanz. Natürlich werden sich die Fans von Hunter S. Thompson auf Paul Perrys in den USA schon 1992 veröffentlichte Biografie des Gonzo-Journalisten stürzen, prophezeit er. Obwohl oder gerade weil sie zum großen Teil aus "anekdotischem Klatsch und krassen Skandalgeschichten" besteht. Perry hat mit Bekannten Thompsons gesprochen, und diese "Puzzlestücke" zeigen Rosenfelder, dass der anarchisch agierende Journalist zum einen im Herzen immer reaktionärer Südstaatler geblieben ist und sich andererseits von Anfang an als Schriftsteller gesehen hat. Und auch wenn Thompson die noch zu seinen Lebzeiten erscheinende Biografie bekämpft hat, beschleicht den Rezensenten das mulmige Gefühl, dass der schon lange drogenabhängige und paranoide Thompson kein Gegner mehr für seinen Porträtisten war.

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