Marktplatzangebote
Ein Angebot für € 455,11 €
  • Gebundenes Buch

Following on from Lieutenant Gustl , the second volume of the historical-critical edition of Arthur Schnitzlerâ??s early work presents Anatol . This volume contains the facsimiles of the manuscripts of the seven one-act plays, a precise transcription and a reading text illuminated by editorial apparatus, a literary commentary and an extensive survey of the editions. It also contains various texts, some previously unpublished, that relate to the creation of the work. With all these elements, the edition provides a completely fresh insight into the complex creation process of this cycle of…mehr

Produktbeschreibung
Following on from Lieutenant Gustl, the second volume of the historical-critical edition of Arthur Schnitzlerâ??s early work presents Anatol. This volume contains the facsimiles of the manuscripts of the seven one-act plays, a precise transcription and a reading text illuminated by editorial apparatus, a literary commentary and an extensive survey of the editions. It also contains various texts, some previously unpublished, that relate to the creation of the work. With all these elements, the edition provides a completely fresh insight into the complex creation process of this cycle of one-act plays that first established Schnitzlerâ??s fame.
Nach Lieutenant Gustl (2011) erscheint mit Anatol der zweite Band der historisch-kritischen Ausgabe von Arthur Schnitzlers Frühwerk. Er enthält die Faksimiles der Manuskripte zu den sieben Einaktern in der Reihenfolge ihres Entstehens. Diese frühen Fassungen unterscheiden sich zum Teil noch beträchtlich von der späteren Textgestalt im Zyklus. Das Gegenüber von Original und präziser Transkription macht die Entzifferung von Schnitzlers berüchtigt schwer lesbarer Handschrift nachprüfbar. Der Lesetext folgt der Erstausgabe des Zyklus. Darüber hinaus enthält der Band zum Teil erstmals publizierte Texte Einakter, Prosatexte und Gedichte aus dem Umfeld des Entstehungsprozesses, die über die Anatol-Figur oder durch thematische Bezüge mit dem Zyklus verbunden sind. Der Band wird erschlossen durch editorische Apparate, einen literaturwissenschaftlichen Kommentar sowie einen ausführlichen Editionsbericht. Die Ausgabe erlaubt damit erstmals Einblicke in die komplexe Werkgenese diesesEinakterzyklus, der Arthur Schnitzlers Ruhm begründete.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Lorenzo Bellettini staunt über diese "herkulische Publikationsleistung" einer historisch-kritischen Ausgabe von Schnitzlers Einakter "Anatol", die einen ausgiebigen Blick auf die jahrelange, mühevolle Arbeit hinter dem schlanken Werk gestattet. So sichtet Bellettini Arbeitsskizzen, variierende Szenen und Korrespondenzen, die unter anderem den Schluss zulassen, dass Schnitzler sein Stück aus Arbeiten an verschiedenen Werken amalgamisierte. Beeindruckt ist der Rezensent von der Hartnäckigkeit, mit der der Autor an sein Werk ging, aber auch davon, wie behende er sich manche Szene aus dem Ärmel aufs Papier schüttle. Voller Spannung beobachtet er überdies, wie sich die Keimprozesse früher Motive hier enthüllen und sich Prozesse der literarischen Arbeit dem Leser und Forscher offenbaren. "Hochverdient" also ist diese Ausgabe, die künftigen Schnitzler-Exegeten reichhaltiges Material an die Hand gibt, schließt Belletini.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2022

Zwei Stunden vor Christbaum

Esprit und Elegie: Mit seinem Stücke-Zyklus "Anatol" schickte Arthur Schnitzler den leichtsinnigen Melancholiker auf die Bühne.

Alle Jahre wieder die gleichen Sorgen, alle Jahre wieder alles auf den letzten Drücker, "zwei Stunden vor Christbaum" und noch keine Ahnung, was nun schenken. Diese Pein kennt auch Anatol, der Protagonist aus dem gleichnamigen Werk Arthur Schnitzlers. Er immerhin hat das Glück, Gabriele über den Weg zu laufen, die ihn ihre Pakete tragen lässt. Das versüßt ihm bereits den leidigen Geschenkeerwerb, denn wenn er nur einmal liebenswürdig sein darf, "das tut ja so wohl".

Diese zweite Szene, die "Weihnachtseinkäufe", ist vielleicht die beste der sieben, die Schnitzler (1862 bis 1931) in seinem Erstling 1893 auf einen Streich zum Zyklus zusammengefügt hat. "Anatol" enthält im Kern alles, was Schnitzlers dramatisches Hauptwerk "Reigen" ausmacht, ist aber keineswegs als Vorstudie abzutun. O nein, das Stück hat seinen eigenen Charme und Witz, seine eigene Tiefe. Trefflich nimmt Schnitzler die Unverbindlichkeit der "ewigen Liebe" aufs Korn, nutzt die geistreichen Wortwechsel aber, um sehr fein - und auch sehr wehmütig - die immer schnellere Jagd nach neuen Reizen einzufangen. Hugo von Hofmannsthal hat das Konzept in dem vorangestellten, noch mit Loris gezeichneten Gedicht gleichsam als Motto formuliert: "Also spielen wir Theater, / Spielen unsre eignen Stücke, / Frühgereift und zart und traurig, / Die Komödie unsrer Seele."

Formal leistet Schnitzler der Reizsucht durch die Szenenfolge, den Reigen, Tribut und legt geschliffene Dialoge vor. Der Germanist Richard Alewyn hat Schnitzler einmal als "Meister des Gesprächs" bezeichnet. Ebendeshalb kann "Anatol" auch goutieren, wer Theaterstücke sonst nicht gern liest. Der Akzent liegt ganz auf den amüsanten verbalen Auseinandersetzungen, eine Handlung ist im Grunde nicht gegeben, womit der Übergang zu Romanen mit hohem Gesprächsanteil fließend ist.

In allen Szenen tritt Anatol auf, in fünfen sein Freund Max und wiederum in allen eine Frau, die stets wechselt. Themen sind die beiden Erzfeinde des Reizes: Treue und Gesundheit. Wenn Anatol in "Agonie" darüber klagt, "ermattet von der Angst des Sterbens" zu sein und Max ihm rät, sich stark und gesund zu zeigen, lehnt Anatol das selbstverständlich ab. Viel zu langweilig wäre ihm ein solches Leben: "Es gibt so viele Krankheiten und nur eine Gesundheit -! . . . Man muß immer genau so gesund wie die andern - man kann aber ganz anders krank sein wie jeder andere!"

Nicht viel anders verhält es sich mit der Treue, mit der es bei Schnitzler keines der beiden Geschlechter hält. Geheiratet wird höchstens und "begreiflicherweise - aus Opposition". Die "verlassene Unschuld" ist längst Schnee von gestern, der gehörnte Mann aber immer noch in seiner Eitelkeit verletzt. Schnitzlers Zeilen lassen oft genug an heutige Diskussionen und Befindlichkeiten denken. Das geht auch deshalb so wunderbar, weil er durch seine Ironie den Raum dafür öffnet.

Die dem Text beigegebenen Bilder sind gleichfalls "Zwitterwesen", ein wenig abstrakt, ein wenig gegenständlich angehaucht. Den Figuren fehlen die Gesichter, womit sie nicht als Individuen, sondern als Typen interpretiert werden können. Die farbigen Illustrationen überzeugen um ein Geringes stärker als die in flächigem Schwarz ausgeführten Zeichnungen. Samuel Fischer, im Grunde der erste Verleger Schnitzlers, hat frühe "Anatol"-Ausgaben mit einer rokokogeprägten Covergestaltung herausgebracht. Im Unterschied dazu zeigen die Bildbeigaben, die das "Graphische Buch" von Faber & Faber schmücken, wie hervorragend sich der alte Text mit modernem Blick deuten lässt, ohne dass er übermalt werden müsste.

Zu guter Letzt: "Anatol" enthält den besten Vorsatz fürs neue Jahr. Statt ein Streitgespräch mit beleidigtem Schweigen zu beenden, statt zu canceln oder zu ghosten, einmal mit elegantem Spott antworten: "Sie haben eine so summarische Verachtung für alles, was nicht Ihr Kreis ist!" CHRISTIANE PÖHLMANN

Arthur Schnitzler: "Anatol". Einakter-Zyklus.

Mit farbigen Zeichnungen und zwei Original-Siebdrucken

von Thomas M. Müller. Faber & Faber, Leipzig 2022. 120 S., geb., 80,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Eine allgemeine Einleitung und detaillierte Vorbemerkungen zu den einzelnen Einaktern bieten einen informativen Einstieg in die Abbildung der bekanntlich schwer zu entziffernden Handschriften mit diplomatischer Umschrift. Es schliessen sich Drucktexte mit Kommentar und Variantenapparat samt einer wertvollen Auswahl inhaltlich zugehöriger Schriften an. Diese herkulische Publikationsleistung bietet dem Philologen wie dem interessierten Leser eine unerhörte Fülle an Informationen. Sie zeigt nicht, dass sich Schnitzlers Arbeit an den 'Anatol'-Einaktern in Wahrheit über fast ein Jahrzehnt erstreckte und bereits 1883 begann, sondern sie wirft auch Licht auf viele, oft widerspruchsvolle Neigungen des Wiener Schriftstellers."
Lorenzo Bellettini in: Neue Zürcher Zeitung, 16. 3. 2013

"Die Archivarbeit der Herausgeberinnen, die Manuskripte und Dokumente im Arthur-Schnitzler-Archiv Freiburg i.Br., im Deutschen Literaturarchiv Marbach, in der Österreichischen Nationalbibliothek und in der Cambridge University Library sichteten und auswerteten, ist bemerkenswert. Für die Schnitzler-Forschung stellen die Bände einen ungeheuren Gewinn dar."
Anke Detken in: Editionen in der Kritik 6/2013

"Eine Besonderheit der vorliegenden historisch-kritischen Ausgabe ist, dass sie, wie bereits genannt, auch sämtliche Texte Schnitzlers aus dem Entstehungsumfeld des "Anatol" mit heranzieht. Knapp 140 Seiten des zweiten Bandes nehmen diese Texte, Gedichte und Skizzen ein und bieten so einen bislang in dieser Form nicht erhältlichen, wertvollen Fundus zur Genese des Textes. [...] Man kann, nach "Lieutenant Gustl", "Anatol" und "Sterben" auch auf weitere Bände der historisch-kritischen Ausgabe gespannt sein, mit der die Schnitzler-Forschung nun mehr als 80 Jahre nach seinem Tod endlich ein solides, unverzichtbares Handwerkszeug besitzt."
André Schwarz in: www.literaturkritik.de
…mehr