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Paul Murrays brillanter Gesellschaftsroman erzählt die Geschichte von Charles Hythloday, der im Herrenhaus seiner Familie den skurrilen Lebensstil eines Landedelmanns pflegt. Umsorgt von der bosnischen Haushälterin verbringt er seine Tage Cocktails schlürfend auf der Chaiselongue und schaut sich alte Schwarzweißfilme an. Als regelmäßige Arbeit sieht er die unregelmäßige Pflege der Pfauen seines verstorbenen Vaters. Allerdings müssen Charles und seine Schwester Bel bald feststellen, dass sie nicht so reich sind, wie sie dachten. Die von einem Alkoholentzug nach Hause zurückkehrende Mutter…mehr

Produktbeschreibung
Paul Murrays brillanter Gesellschaftsroman erzählt die Geschichte von Charles Hythloday, der im Herrenhaus seiner Familie den skurrilen Lebensstil eines Landedelmanns pflegt. Umsorgt von der bosnischen Haushälterin verbringt er seine Tage Cocktails schlürfend auf der Chaiselongue und schaut sich alte Schwarzweißfilme an. Als regelmäßige Arbeit sieht er die unregelmäßige Pflege der Pfauen seines verstorbenen Vaters.
Allerdings müssen Charles und seine Schwester Bel bald feststellen, dass sie nicht so reich sind, wie sie dachten. Die von einem Alkoholentzug nach Hause zurückkehrende Mutter zwingt Charles, sich einen Job zu suchen, den Landsitz zu verlassen und endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Doch auf die harte Realität in Dublin ist er nicht vorbereitet. Andererseits ist das wirkliche Leben aber auch nicht vorbereitet auf einen wie Charles Hythloday...
Autorenporträt
Paul Murray, geb. 1975, studierte Englische Literatur am Trinity College in Dublin. Er schloss in Creative Writing an der Universität East Anglia ab und arbeitete als Buchhändler. Er lebt in Dublin. Sein Roman 'An Evening of Long Good Byes' stand auf der Shortlist für den renommierten Whitbread Price.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.10.2005

Schlamassel satt
Paul Murray geht zum Hunderennen / Von Renate Schostack

Wie ein keltischer Tiger, was bekanntlich ein Spitzname für das wirtschaftlich blühende Irland der Gegenwart ist, sprang der achtundzwanzigjährige Paul Murray 2003 mit seinem ersten Roman in die Arena der angelsächsischen Literatur. "Das komischste literarische Debüt seit langem", befand der Kritiker der "Los Angeles Times". Der Autor nimmt mit nie ermüdendem Witz und schier unerschöpflichem Humor Zeiterscheinungen aufs Korn, die Trivialitäten der Supermärkte ebenso wie die geschniegelte Welt der Manager oder die "Kultur für Unterprivilegierte".

Der Held des jetzt ins Deutsche übersetzten Buchs ist ein junger Taugenichts und ziemlicher Hohlkopf namens Charles Hythloday, der mit Schwester und bosnischer Haushälterin auf einem Landgut in der Nähe von Dublin lebt, wo er sich in der Kunst der schönen Pose und des Nichtstuns übt. Das geht so lange gut, bis die verwitwete Frau Mama aus der Klapsmühle zurückkehrt und den Sohn aus dem Haus wirft, damit er sich der Welt stellen möge. Er landet beim Schrotthändler-Freund seiner Schwester in einem Viertel, das von Absteigern, jugendlichen Vandalen und Drogensüchtigen bevölkert ist.

Der weitere Fortgang der Handlung braucht nicht skizziert zu werden. Charles wird alles zur Komödie: die Begegnung mit dem Chef einer Bank, das Anheuern eines Detektivs, das Vorstellungsgespräch bei der Chefin eines schicken Computer-Unternehmens, die Arbeit als "Begradiger" in einer Christstollen-Fabrik oder eine Theaterpremiere im Ballsaal des Schlosses. Diese quietschvergnügten, kabarettreifen Szenen sind die Stärke des Romans. Was Frauengeschichten angeht, so schwärmt Charles vor allem für den verblichenen Hollywoodstar Gene Tierney, deren Filme seine versoffenen Nächte füllen. Ansonsten kümmert er sich um seine hysterische, nach Schauspielerinnenruhm gierende Schwester, hat auch die eine oder andere halbherzige Liebelei, aber große Gefühle sind seine Sache nicht. Die Trotteligkeit des exzentrischen Schloßherrn hält die Geschichte in Gang, in der ein Malheur das nächste jagt.

An diesem fulminant erzählten Roman fasziniert indessen nicht der Handlungs-, sondern der Wortwirbel. Murray ist von einer geradezu draufgängerischen Lust an der Sprache besessen. Da prallen die Ausdruckswelten der Ober- und der Unterschicht aufeinander, kollidieren die Aufgeblasenheiten der aristokratischen Welt, das Blabla kunstinteressierter Sponsoren mit den unanständigen Idiomen der Arbeiterklasse, der Pop- und Jugendkultur, daß es nur so kracht. Murray beherrscht die alten Tricks, von denen die britische Comedy von jeher lebt, und wendet sie gekonnt ins Zeitgenössische, er ist ein perfekter Formulierungskünstler, ein Tausendsassa im Herstellen von humoristischen Dialogen und Charakterisierungen (wobei man freilich auch ein paar Ausrutscher ins Grobianische in Kauf nehmen muß). Briten und Amerikaner mögen das, wie der fortdauernde Ruhm des P. G. Wodehouse zeigt. Auf deutsche Augen und Ohren wirkt der Dauerbeschuß dieser Dampfspritze nach einer Weile etwas ermüdend, obgleich das Buch blendend übersetzt ist.

Längst ehe Murray das Überraschungsdessert serviert, ist der Leser pappsatt. Der Autor verhält sich wie ein Gourmetkoch, der bei einem Schauessen die ganze Breite seines kulinarischen Angebots serviert: eine Familiengroteske mit kriminalistischen Einschlägen, Gesellschaftssatire und Stammtischpolitik sowie die Parodie auf die Anfänge einer literarischen Karriere. Der Tausendsassa Charles widmet sich nämlich nicht nur der Biographie seines Lieblingsstars, sondern nimmt zugleich sportlich eine Tragödie des Titels "Ich hab Bosnier unterm Dach" in Angriff, deren erste Szenen dem ermatteten Leser prompt aufgetischt werden.

Was den merkwürdigen Titel des Romans angeht, so sei verraten, daß "An Evening of Long Goodbyes" der Name eines Windhunds ist, eines unansehnlichen Außenseiters, der beim Rennen gegen "Celtic Tiger" gewinnt und damit das aristokratische Gemäuer der Hythlodays vor den Gläubigern rettet. So siegt am Ende gewissermaßen das alte Irland über das neue, in dem die Jugend kichernd von einem hoffnungslosen Abschnitt des Lebens in den nächsten stolpert.

Paul Murray: "An Evening of Long Goodbyes". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Müller. Verlag Antje Kunstmann, München 2005. 576 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Mit diesem Erstling, im Original 2003 erschienen, hat der irische Autor im angelsächsischen Raum für beträchtliche Furore gesorgt. Die Los Angeles Times lobte ihn als "das komischste literarische Debüt seit langem", berichtet Rezensentin Renate Schostack. Der Protagonist der Geschichte trägt den Namen Charles Hythloday und ist ein rechter "Taugenichts", erzählt sie. Als solcher aber wird er dem Autor zur Spiegelfigur für mehr als eine Schieflage der Gegenwartsgesellschaft. Es herrscht, so Schostack, kein Mangel an "quietschvergnügten, kabarettreifen Szenen", das eigentlich Großartige sei freilich die Wortkunst des Autors, der sehr präzise sowohl der Ober- wie der Unterschicht wie vor allem den Sprachkollisionen zwischen beiden die präzise sprachliche Fassung zu geben in der Lage sei. Allerdings, räumt die Rezensentin ein, wirde es irgendwann auch zu viel des Guten. Bei aller Virtuosität fühle sich der Leser womöglich lange vor dem Ende des "fulminant erzählten" Werks "pappsatt".

© Perlentaucher Medien GmbH"