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Sie werden sie als Eroberer erwartet - und kommen als geschlagene Armee.Fast eine halbe Million Franzosen geraten im Deutsch-Französischen Krieg in Gefangenschaft. Bis zu 19.000 werden in Köln interniert - französische Offiziere nehmen am gesellschaftlichen Leben in der Stadt teil, die Soldaten dagegen werden in Deutz, Gremberg und Wahn in Lager gepfercht.Halten jene Franzosen die Kölner für stramme Preußen - oder für heimliche Freunde Frankreichs? Wie gehen die Kölnerinnen und Kölner mit ihnen um? "Tout Cologne" pilgert nach Wahn, um die Gefangenen zu sehen. Oder nach Deutz zur Aufführung…mehr

Produktbeschreibung
Sie werden sie als Eroberer erwartet - und kommen als geschlagene Armee.Fast eine halbe Million Franzosen geraten im Deutsch-Französischen Krieg in Gefangenschaft. Bis zu 19.000 werden in Köln interniert - französische Offiziere nehmen am gesellschaftlichen Leben in der Stadt teil, die Soldaten dagegen werden in Deutz, Gremberg und Wahn in Lager gepfercht.Halten jene Franzosen die Kölner für stramme Preußen - oder für heimliche Freunde Frankreichs? Wie gehen die Kölnerinnen und Kölner mit ihnen um? "Tout Cologne" pilgert nach Wahn, um die Gefangenen zu sehen. Oder nach Deutz zur Aufführung einer Operette von Jacques Offenbach, gespielt von dort internierten Franzosen.Von erstaunlicher Aktualität ist eine Pandemie: mit den Franzosen kommen die Pocken. Köln übersteht die Seuche trotz wütender Proteste von Impfgegnern relativ glimpflich.Bemerkenswert ist der Umgang mit afrikanischen Soldaten aus Frankreichs Kolonien, zumal vor dem Hintergrund der heutigen Rassismus-Debatte. Nie vor 1870 hat man in Köln so viele Schwarze Menschen gesehen: den arabisch sprechenden Muslimen begegnen die Kölnerinnen und Kölner mit rassistischen Vorurteilen, aber auch mit unbändiger Neugierde und Mitgefühl.Auf Basis zahlreicher deutscher und französischer Quellen zeichnet Mario Kramp ein lebendiges, reich illustriertes Bild dieses erstaunlichen, bis heute vergessenen Kapitels der deutsch-französischen Geschichte.
Autorenporträt
Kramp, MarioDer AutorMario Kramp, geb. 1961 in Euskirchen, ist Historiker undKunsthistoriker. Er studierte und promovierte in Aachenüber französische Baugeschichte des 12. Jahrhundertsund verbrachte als Stipendiat längere Forschungsaufenthaltein Paris. Als Direktor des Mittelrhein-MuseumsKoblenz und seit 2010 des Kölnischen Stadtmuseumsverfasste er zahlreiche Publikationen zur kölnischenund rheinischen Geschichte. Sein Schwerpunkt ist diedeutsch-französische Kulturgeschichte in der Zeit derFranzösischen Revolution und im 19. und 20. Jahrhundert
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.05.2021

Verbracht nach Köln

Zum 150. Jahrestag des deutsch-französischen Krieges ist kaum ein originelleres Buch erschienen als dieses. Mario Kramp, Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, widmet es kriegsgefangenen Franzosen. Die massenhafte Kriegsgefangenschaft war Begleiterscheinung des modernen "Volkskrieges", wie er mit dem Krieg von 1870 begann. Zunächst wird die Gefangennahme von Hunderttausenden geschildert, die provisorische Unterbringung, der Marsch durch Frankreich und die Verteilung auf hastig eingerichtete Lager in Deutschland. Ein zweiter Teil beleuchtet das kriegsrechtliche Problem. Was ist ein Kriegsgefangener, was unterscheidet diesen von einem gefangen gesetzten "Franctireur"? Darf man Zivilisten als Geiseln nehmen? Diese Fragen spielten seit 1870 eine wichtige Rolle im Krieg und auch bei der Genese von tiefem gegenseitigen Hass.

Anhand einer Vielzahl zeitgenössischer Quellen, darunter auch erstaunlich lebendige Fotos, wird gezeigt, wie die "Wahner Heide" bei Köln zu einem der größten Lager für französische Kriegsgefangene ausgebaut wurde. Die logistischen Herausforderungen waren enorm, bis Kriegsende wurden etwa hunderttausend Kriegsgefangene allein ins Rheinland verbracht, davon nahezu zwanzigtausend ins Kölner Lager. Die gefangenen gemeinen Soldaten wurden insgesamt menschlich behandelt, so wie dies zu guten Teilen auch im Ersten Weltkrieg noch der Fall war. Die Offiziere durften sich in Köln frei bewegen und ihre Ehefrauen nachziehen lassen. Insgesamt ergibt sich ein Bild, das die Spannung zwischen der Grausamkeit des Krieges und dem Umgang mit den Gefangenen zeigt. Der Krieg von 1870/71war noch nicht total, auch wenn er den Weg zum "Großen Krieg" von 1914 öffnete. Mario Kramp hat eine überzeugende Darstellung vorgelegt, die an einem Beispiel die Entwicklung von Krieg und Kriegsgefangenschaft insgesamt in den Blick bringt.

GERD KRUMEICH

Mario Kramp: "1870/71 - Franzosen in Köln". Die vergessenen Gefangenen des Deutsch-Französischen Kriegs. Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2021. 255 S., Abb., geb., 24,- [Euro].

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