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Brasilien 1927: Seit fast zwanzig Jahren lebt die aus Hamburg stammende, attraktive Elsa Schumann bereits in São Paulo. Immer noch ledig und kinderlos träumt sie von ihrem ultimativen "Karl" - dem Mann, der ihr Leben zum Guten wendet. Mit inzwischen 35 Jahren tickt Elsas Uhr gleich zweifach: einmal in Bezug auf ihre private Lebensplanung und zweitens wegen ihres delikaten Berufs. Elsa ist nämlich "Lehrerin der Liebe". Ihr Job: die Söhne reicher brasilianischer Clans in die Kunst des Flirtens und der Erotik einzuweisen. So auch Carlos, Sousa Costas Erstgeborenen. Als Sprachlehrerin getarnt,…mehr

Produktbeschreibung
Brasilien 1927: Seit fast zwanzig Jahren lebt die aus Hamburg stammende, attraktive Elsa Schumann bereits in São Paulo. Immer noch ledig und kinderlos träumt sie von ihrem ultimativen "Karl" - dem Mann, der ihr Leben zum Guten wendet. Mit inzwischen 35 Jahren tickt Elsas Uhr gleich zweifach: einmal in Bezug auf ihre private Lebensplanung und zweitens wegen ihres delikaten Berufs. Elsa ist nämlich "Lehrerin der Liebe". Ihr Job: die Söhne reicher brasilianischer Clans in die Kunst des Flirtens und der Erotik einzuweisen. So auch Carlos, Sousa Costas Erstgeborenen. Als Sprachlehrerin getarnt, soll sie dafür sorgen, dass sich Carlos in sie verliebt und jenseits der schmuddeligen Puffs die seelischen und körperlichen Höhen und Tiefen der Liebe erfährt. Diese Aufgabe kann Elsa aber nur dann erfüllen, wenn sie selbst innerlich neutral bleibt. Doch dieses Mal ist alles anders und nicht nur Elsas Auftrag gerät in Gefahr ....
Autorenporträt
de Andrade, Mário
Mário Raúl de Morais Andrade, 1893 in São Paulo geboren und 1945 ebenda gestorben, war ein brasilianischer Schriftsteller und Musikforscher. Als Wunderkind am Klavier nahm er zuerst ein Studium am Musik-Konservatorium in seiner Heimatstadt auf, um später Gesang und Musiktheorie zu studieren. Gleichzeitig beschäftigte er sich intensiv mit Literatur und veröffentlichte 1917 seinen ersten Gedichtband. Vor "Macunaima. Der Held ohne Charakter" (Suhrkamp) entstand 1927 Andrades erster Roman "Amar, Verbo Intransitivo", der jetzt auf Deutsch bei Louisoder vorliegt.

von Koppenfels, Johanna
Johanna von Koppenfels, geboren 1964, studierte Anglistik und Hispanistik in Berlin, London und Salamanca. Neben einer fünfbändigen Ausgabe der Geschichte meines Lebens von Giacomo Casanova gab sie unter anderem verschiedene literarische Anthologien heraus und schrieb ein Buch über jüdische Friedhöfe in Berlin. Von Koppenfels lebt heute als freie Übersetzerin in Berlin und München.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.06.2017

Konfuses ABC der Liebe
Wie schwülstig: Mário de Andrades "Senhorita Elsa"

Was macht eine deutsche Mittdreißigerin im ersten Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts in São Paulo, Brasilien, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Sie arbeitet selbstverständlich als Kindermädchen und gibt Nachhilfeunterricht. Im Falle von Fräulein Elsa Schumann, der Hauptperson in Mário de Andrades erstem Roman - das Original erschien 1927 unter dem Titel "Amar, Verbo Intransitivo", sechs Jahre später als "Fraulein" in Amerika -, handelt es sich um eine ganz spezielle Form des Unterrichts, führt sie doch den jeweils ältesten Sohn des Hauses in das "ABC der Liebe" ein, wie diese Dienstleistung blumig umschrieben wird.

Im konkreten Fall ist Fräulein Elsa dem Fabrikbesitzer Senhor Sousa Costa, genauer gesagt, seinem beinahe sechzehnjährigen Sohn Carlos zu Diensten, macht ihn mit der deutschen Sprache und mit der körperlichen Liebe zum anderen Geschlecht vertraut. Der junge Mann verliebt sich unsterblich, Eifersuchtsszenen inbegriffen, wie in seinem Alter eben üblich, oder wie zumindest der Erzähler de Andrade andeutet. Und Elsa Schumann lässt er diese halbseidene Angelegenheit mit so billigen Vergleichen wie: besser, als er geht zu syphilitischen Prostituierten, nimmt Drogen oder wird zum Alkoholiker und Glücksspieler, vor sich und der Welt rechtfertigen, betrachtet sich gar als durch und durch emanzipierte Frau mit guter, deutscher Gesinnung. Der ganze Roman, immerhin beinahe dreihundert Seiten stark, ist in einem unerträglich schwülstigen Stil abgefasst. Aus dem Lexikon erfährt man, Mário de Andrade (1893 bis 1945) schrieb dieses Machwerk als ein Experiment, um seine Heimat Brasilien endlich auch mit dem Modernismus und Impressionismus bekanntzumachen. Der Autor selbst galt in den zwanziger und dreißiger Jahren, besonders aufgrund mehrerer Lyrikbände aus seiner Feder, als einer der Väter der modernen brasilianischen Literatur. Verdienste erwarb er sich auch auf dem Gebiete der Musiktheorie, sein Name ist heute vielleicht noch Experten außerhalb Brasiliens als bedeutender Musikethnologe - so arbeitete er zum Beispiel über die Sprache und Musik der indigenen Einwohner seiner Heimat - ein Begriff.

Was den 2012 gegründeten Verlag Louisoder geritten haben mag, dieses "Experiment", noch dazu nicht aus dem brasilianisch-portugiesischen Original, sondern aus der amerikanisch-englischen Übertragung übersetzt, dem Orkus des gnädigen Vergessens zu entreißen, mag verstehen, wer will. Weder sich noch Mário de Andrade und ganz gewiss nicht dem Publikum ist damit ein Gefallen getan.

MARTIN LHOTZKY.

Mário de Andrade: "Senhorita Elsa". Die Schule der Liebe. Roman.

Aus dem Amerikanischen von Johanna von Koppenfels. Verlag Louisoder, München 2017. 285 S., geb., 22,- [Euro].

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