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»Dieses Buch nimmt es mit dem ganzen Leben auf. Ein Wagnis für die Autorin, ein Glück für die Leser. Sie erfahren etwas Unvergessliches.« Roger Willemsen
Am Abend lief Carmen noch um die Wette am Strand - in der Nacht weckt sie ein kalter Schmerz. Kein Arzt in Brasilien weiß ihr zu helfen. Nur einer weiß alles: der Moskito, der Carmen gestochen hat ... Immer tiefer verbindet er sich mit seinem Opfer, immer tiefer zieht er den Leser in diese Geschichte, die zugleich eine Parabel über die Unkontrollierbarkeit des Lebens ist.
»Carmen Stephan ist eine Dichterin der Seele.« Charlotte
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Produktbeschreibung
»Dieses Buch nimmt es mit dem ganzen Leben auf. Ein Wagnis für die Autorin, ein Glück für die Leser. Sie erfahren etwas Unvergessliches.« Roger Willemsen

Am Abend lief Carmen noch um die Wette am Strand - in der Nacht weckt sie ein kalter Schmerz. Kein Arzt in Brasilien weiß ihr zu helfen. Nur einer weiß alles: der Moskito, der Carmen gestochen hat ... Immer tiefer verbindet er sich mit seinem Opfer, immer tiefer zieht er den Leser in diese Geschichte, die zugleich eine Parabel über die Unkontrollierbarkeit des Lebens ist.

»Carmen Stephan ist eine Dichterin der Seele.« Charlotte Rampling

Ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung 2012
Autorenporträt
Carmen Stephan, geboren 1974, wohnt in Genf. Sie lebte als Autorin für mehrere Jahre in Rio de Janeiro, wo sie zufällig auf die Geschichte von Orson Welles und dem Fischer stieß, die ihr neuer Roman 'It's all true' erzählt. 2005 erschien der Geschichtenband 'Brasília Stories'. Für ihren ersten Roman 'Mal Aria' wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung 2012 und dem Debütpreis des Buddenbrookhauses 2013 ausgezeichnet.
Rezensionen
Es ist ein merkwürdiges, ein übermütiges Experiment, das Carmen Stephan da für ihren ersten Roman unternimmt. [...] Und es gelingt, das Experiment. Volker Weidermann Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20120819

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Für "intelligent und faszinierend geschrieben" hält Sophie Jung das Romandebüt der in Brasilien lebenden, deutschen Autorin Carmen Stephan, die darin eine im Land ebenfalls fremde Namensvetterin an Malaria sterben lässt, während die behandelnden Ärzte im Dunkeln tappen. Der Clou dabei: Die Geschichte ist aus Perspektive der Mücke geschrieben, die die Krankheit übertrug und nun nicht nur deren Fortschritt fortlaufend kommentiert, sondern sich als allwissende Erzählinstanz überdies noch in der Medizingeschichte bestens auszukennen scheint, berichtet die Rezensentin, die der Autorin in diesen Erzählmanövern einiges Geschick attestiert. Zwar packt sie zuweilen sanfter Überdruss, wenn die Mücke allzu menschelnd ins Geschehen einzugreifen versucht, doch an den "wunderschönen" Sprachbildern ändert dies freilich nichts, so die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.10.2012

Mücke machen
„Mal Aria“, ein Roman mit Stich von Carmen Stephan
Diesem Buch ging ein Raunen voraus, ein Augenbrauenhochziehen und bedeutsames Flüstern: Carmen Stephan habe einen Roman aus der Perspektive eines Moskitos geschrieben. Darauf ist bisher tatsächlich noch niemand gekommen. Und bei 206 Seiten gerät man dann doch ins Grübeln: Hält sie das wirklich durch? Die Nachricht ist: ja. Es wird zwar ein bisschen geschummelt, aber bei den ganzen bewährten Techniken mit erlebter Rede, Bewusstseinsstrom und Assoziationsübersprung geht das locker durch. Die Anopheles-Mücke, die hier erzählt, ist ja durch die gemeinsamen Sekunden, als der entscheidende Stich die Blutkreisläufe zusammenführte, mit der gestochenen Carmen untrennbar verbunden und kann ohne weiteres an ihren Gedanken und Gefühlen partizipieren. Deswegen gibt es auch ein paar Kindheitserinnerungen an Bayern, mit Oma und Opa, Brennholz und Eisenpfanne auf dem Herd; das wirkt im Dschungel des Amazonas natürlich besonders heimelig.
  Carmen wird bei einem Ausritt im tropischen Wald gestochen, das Ganze hat etwas Bedrohlich-Düsteres, weil man hinter den grünplatzenden Gräsern, Blättern und Bäumen fortwährend ein auf unheimliche Weise sich tarnendes und sich verbergendes fremdes Leben ahnt, das nach einem trachtet. Die Mücke hat sich Carmen schon auf einem Bootssteg ausgesucht, als diese mit selbstbewussten Schritten ihre Jugend, Kraft und Schönheit genoss. Sie ist ihr bis in den Wald gefolgt, hat den stimmungvollsten Moment abgewartet und folgt ihr auch im Flugzeug nach Rio und in diverse Krankenhäuser, bis sie zusammen sterben. Denn es geht um Malaria, der Titel hebt das mehrdeutig hervor: „Mal Aria“, auseinandergeschrieben, also: „schlechte Luft“, die wörtliche Übersetzung und lange Zeit die ratlose Erklärung für die rätselhafte Erkrankung. Es ist aber auch eine Arie, ein böses Lied, das hier gesungen wird - das Lied von der Beschränktheit des Menschen und der Überlegenheit der Natur.
  Die Ärzte in Brasilien erkennen nicht, dass es Malaria ist. Das ist das handlungstreibende Moment: Trotz der technisch hochentwickelten Medizin versagen die einzelnen Menschen und Verantwortlichen. In Rio ist die Malaria längst aus dem Blickfeld geraten, man denkt bei den betreffenden Symptomen eher an Dengue-Fieber und behandelt Carmen deshalb völlig falsch – die sprechende Mücke in diesem Roman schüttelt deswegen immer wieder ungläubig ihr Köpfchen samt Stechrüssel. Apart ist, dass sie ebenfalls, gemeinsam mit Carmen, an das Schicksal angedockt ist. Denn auch die Mücke ist nur ein Opfer: der Parasiten nämlich, die die Krankheit übertragen und die Mücke nur als Mittel zum Zweck benutzen. So ergibt sich eine existenzielle Gemeinsamkeit, eine Blutsverbindung zwischen Mensch und Mücke, beide sind auf ihre Weise dem Tod ausgesetzt.
  Bei einem solchen Sketch kommt natürlich einiges zusammen. Da ist zum einen das alte expressionistische „Oh Mensch!“-Pathos, das in der mittlerweile globalisierten Welt noch einmal ganz neu rüberkommt. Auch das magische Denken, die lateinamerikanische Phantastik wird angesichts des Austragungsorts im Amazonasgebiet dankend entgegengenommen. Vor allem aber erinnert die Sache an alte Kinderbücher, in denen die Tiere sprechen können und viel weiser sind als die Menschen. „Mal Aria“ – das ist die Biene Maja in Schwarz.
HELMUT BÖTTIGER
Immunologisch gesehen, ist
der Moskito auch nur ein Mensch
  
  
  
  
    
  
Carmen Stephan: Mal Aria.
Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main.
206 Seiten. 18,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.12.2012

Wie eine Tüte Mücken
Carmen Stephans Roman "Mal Aria" geht an die Haut

Weil man den Tod nicht erlebe, so Ludwig Wittgenstein, sei er auch kein Ereignis des Lebens. Sehr wohl erlebbar ist allerdings der zum Tod führende Leidensweg. Manchmal beginnt er langsam, manchmal gar ohne gravierende Symptome. Bei Carmen, der Protagonistin von Carmen Stephans erstem Roman "Mal Aria", setzt der Todeskampf ganz plötzlich, überfallartig ein. Der Moment, in dem sie schwer erkrankt, gleicht einer "Szene in einem alten Musicalfilm. Eine junge Frau läuft im Frühling durch eine Drehtür; sie kommt auf der anderen Seite wieder heraus, und es schneit."

Dabei fühlte Carmen sich kurz zuvor noch unbeschwert und frei: Ein Jahr lang arbeitete sie in einem Architekturbüro an der Copacabana. Als ihre Anstellung endet, wird sie von ihrem Freund Carl besucht. Gemeinsam wollen sie raus aus der Stadt, das Land jenseits touristisch ausgetretener Pfade bereisen. Sie treiben sich in unappetitlichen Fischhallen und auf rostigen Dampfern herum, lassen sich von Fremden die Funktionsweise der Natur erklären und reden mit bedeutungsheischender Gebärde über Banalitäten. Am letzten Urlaubstag trinken sie Rotwein und machen ein Wettrennen am Strand. Eine klischeehafte Idylle. In der Nacht ändern sich die Dinge schlagartig. Carmen wacht schweißgebadet auf, ihr Kopf pocht, als würde er jeden Augenblick platzen. Der Schmerz ist so massiv, dass ihr die Worte fehlen, ihn zu beschreiben. Was ihr nicht klar ist, weiß der Leser längst: Sie ist sterbenskrank, infiziert mit Malaria.

Von hier aus hätte der Roman zur künstlerischen Erforschung unzumutbaren Siechtums ansetzen können; er hätte die destabilisierte Psyche einer Sterbenden zeichnen und deren Leid radikal oder empathisch artikulieren können; er hätte eine fein gesteuerte Affektpoetik betreiben oder die Agonie in ihrem schieren, unmittelbar auf den Leser wirkenden Erscheinungscharakter ausspielen können. Doch die eigentliche Heldin des Romans ist nicht Carmen, sondern jene Anophelesmücke, die sie gestochen und dann auch noch das Erzählen der Geschichte übernommen hat.

Das ist formal durchaus reizvoll, auf Romanlänge aber anstrengend, handelt es sich doch um eine neunmalkluge Oberlehrermücke. Abgesehen von Carmens Todeskampf, schildert sie biologische Abläufe aus dem Leben der Moskitos und die abenteuerlichen Etappen der Malariaforschung: von der Vermutung, aus den Sümpfen aufsteigende schlechte Luft, mala aria, löse die Krankheit aus, bis zur Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Ansteckung und Mückenstich.

Woher, fragt man sich, nimmt die Mücke ihre Informationen? Die Antwort ist so verblüffend wie trivial: Im Moment des Stichs hat sie sich mit Carmen verbunden, weiß fortan alles über sie, kennt "jeden ihrer Gedanken". Danach weicht sie nicht mehr von Carmens Seite, immer in der Hoffnung, irgendwie rettend eingreifen zu können. Sie sitzt mit ihr im Flugzeug, harrt neben dem Krankenbett aus und verzweifelt an den falschen Befunden der Ärzte. Als einer von ihnen, Dr. Borges, die Möglichkeit einer Malariainfektion sofort ausschließt, reagiert sie empört: "Mein Gott, was bildete sich Dr. Hemingway ein." Damit entwertet die in Kulturfragen versierte Mücke den lakonischen Amerikaner im Vergleich zum eloquenten Argentinier - natürlich ohne die Einsicht, dass gerade Hemingways poetisch nicht zugerichtete Sprache die Tiefendimension eines Geschehens besser erfassen kann als ihr predigender Detailbericht.

Darin liegt das Problem des Texts. Er möchte geheimnisvoll sein, buchstabiert aber zu viel aus. Wann immer Carmen Stephan Einzelheiten fortlässt, die Diktion der Erzählerin abkühlt und auf schnörkellos geschilderte Episoden setzt, gewinnt der Roman umgehend an Vehemenz, dann ahnt man, wie gut er hätte werden können.

KAI SPANKE

Carmen Stephan: "Mal Aria".

Roman.

Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2012. 208 S., geb., 18,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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