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Kleopatra war ihrer kulturellen Herkunft nach Griechin. Für ihr Leben und Schicksal spielte Rom eine entscheidende Rolle. Doch zuallererst war sie Königin des 3000 Jahre alten Ägypten. Vor diesem Hintergrund schildert Wolfgang Schuller die politische Karriere und die Persönlichkeit der letzten Pharaonin. Sichtbar wird eine intelligente Herrscherin und leidenschaftlich Liebende, deren Beziehungen zu Caesar und Mark Anton von der politischen Kraft großer Gefühle zeugen. Diese Biographie spiegelt den neuesten Stand der Wissenschaft wider; gleichzeitig bringt sie eine erstaunliche Vielfalt antiker…mehr

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Produktbeschreibung
Kleopatra war ihrer kulturellen Herkunft nach Griechin. Für ihr Leben und Schicksal spielte Rom eine entscheidende Rolle. Doch zuallererst war sie Königin des 3000 Jahre alten Ägypten. Vor diesem Hintergrund schildert Wolfgang Schuller die politische Karriere und die Persönlichkeit der letzten Pharaonin. Sichtbar wird eine intelligente Herrscherin und leidenschaftlich Liebende, deren Beziehungen zu Caesar und Mark Anton von der politischen Kraft großer Gefühle zeugen. Diese Biographie spiegelt den neuesten Stand der Wissenschaft wider; gleichzeitig bringt sie eine erstaunliche Vielfalt antiker Quellen zum Sprechen - von ägyptischen Inschriften bis zu Werken großer römischer Dichter. Ihre Stimmen lassen eine schillernde Epoche lebendig werden. «Die Liebe als unberechenbare Macht, die auch Weltgeschichte bewegen kann - das ist der Kern dieser schönen Kleopatra-Biographie.» Die Zeit «Ein lebendiges, leichtes, schnell lesbares Buch.» Süddeutsche Zeitung

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Autorenporträt
Wolfgang Schuller, geboren 1935, wurde als Jurist ausgebildet und studierte anschließend Altertumswissenschaften. Von 1972 bis zu seiner Emeritierung 2004 war er Professor für Alte Geschichte, seit 1976 an der Universität Konstanz. Seine Forschungsschwerpunkte sind die griechische Antike und die DDR-Geschichte. Er war Mitarbeiter der Enquetekommissionen des Deutschen Bundestags zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. «Geschichte und Struktur des politischen Strafrechts der DDR» (1980), «Griechische Geschichte» (1980), «Kleopatra» (2006), «Das Sichere war nicht sicher. Die erwartete Wiedervereinigung» (2006) sowie «Die Welt der Hetären» (2008).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2006

Greif dir die Wahrheit der Geschichte
Die schöne Kleopatra ist gerade in Hamburg zu Gast. Das behauptet jedenfalls eine prächtige Ausstellung
Zwei alte hanseatische Damen, frisch blondiert, stehen vor einem Historienschinken. Darauf ist die letzte Königin Ägyptens als Barock-Heroine inmitten der vollgerümpelten Pracht ihres Phantasiepalastes zu sehen. Sie hat schöne Brüste, die vom fülligen Stoff ihres Kleides freigemacht sind – es soll ja ganz schön heiß sein in Alexandria. Und sie ist ebenfalls blond. Aber, aber, sagt die eine alte Dame, die war doch gar nicht blond? Nein, nein, sagt darauf die andere, das hat sich der Maler nur so vorgestellt.
Da sieht man: Das Gift der historisch-kritischen Betrachtung von Bildern hat sich tief in die Gesellschaft hineingefressen. Zeigen sie, die Bilder, denn den wirklichen, den historischen Menschen? Zu dieser Betrachtung lädt jetzt eine andere hübsche junge Dame in Hamburg ein. Sie ist dort der alles dominierende Gast in einem Ausstellungssaal neben dem Rathaus, während sie sonst in einem Ausstellungssaal neben dem Rathaus von Rom auf dem Kapitol zu Hause ist. Es ist die bewunderte „Venus vom Esquilin”, benannt nach dem Hügel, auf dem sie 1874 gefunden wurde, und hergeholt hat sie der nicht minder bewunderte, 76 Jahre alte Archäologe Bernard Andreae.
Man soll sich nicht einfach satt sehen an der Skulptur mit der elegant-kompakten Fleischlichkeit, den eng zusammengedrückten Oberschenkeln und dem anmutigen Knick in der Hüfte. Nein, der Besucher soll hier eine These begutachten, die ein Philologe im Jahr 1955 ohne große Resonanz formuliert, die Bernard Andreae 2001 aufgegriffen und die er nun in Hamburg zu goldenem Glanz fertigpoliert hat. Die These lautet: Diese Frau ist Kleopatra! Ja, die mit dem Schlangenbiss und der Nase. Mehr noch: Das Bildnis, um das Jahr 50 nach Christus nach einem rund 100 Jahre älteren Original geschaffen, zeigt Kleopatra, wie sie von ihrem Geliebten Julius Caesar, damals in Gold, in den neuen Venus-Tempel hineingestellt wurde. Sagt Bernard Andreae.
Nackt, in Gold, mit Gebärfalte
Jener Tempel wurde 46 vor Christus in Rom geweiht. Mit ihm wollte Caesar seinen dynastischen Anspruch verdinglichen, wonach die Liebesgöttin, als Mutter des Trojaners Aeneas, die Ahnherrin seines Geschlechts sein sollte. Kleopatra war damals, mit Anfang zwanzig, unübersehbar in Rom zu Besuch, und sie hatte mit dem verheirateten Sieger des Bürgerkriegs einen Sohn gezeugt. Beiden hat es bekanntlich nicht geholfen: Cäsar wurde zwei Jahre später ermordet, und dem daraus entstehenden nächsten Bürgerkrieg fielen in den Jahren 31 und 30 vor Christus Kleopatras nächster großer Liebhaber Antonius, die Königin selbst sowie der Traum von einer römisch-ägyptischen Dynastie zum Opfer. Sieger war Octavian, der spätere Kaiser Augustus – mit seinen Waffen und mit seiner orientalisierenden Propaganda.
Und diese Kleopatra, hinlänglich bekannt gemacht durch Plutarch, Shakespeare, Asterix und Liz Taylor, soll nun vor einem stehen? Man muss niederknien, um der Venus vom Esquilin ins Gesicht zu schauen, und man tut es gern. Und dann muss der Besucher ganz kurz in ein kunsthistorisches Kompaktseminar mit Bernard Andreae gehen. Dort führt der eine ganze Reihe von Indizien zusammen, die die Kleopatra-These, wie er meint, zwingend machen: von der „unverkennbaren” Ähnlichkeit mit dem daneben stehenden Kleopatra-Kopf aus Berlin über die ägyptisierenden Accessoires und die Frisur bis hin sogar zur „Gebärfalte” am Bauch.
Sodann darf man ebenso kurz ein paar kritische Fragen stellen: Sind denn nicht Augen und Wangen bei den beiden Köpfen ganz unterschiedlich? (Das liegt am Altersunterschied, sagt Andreae.) Oder: Nur als Göttin – hier also als Isis, als ägyptische Venus – könnte eine hellenistische Herrscherin splitternackt dargestellt worden sein. Aber ist es, bei aller Extravaganz des Caesar eigenen Machtwillens, wirklich wahrscheinlich, dass er Kleopatra nackt in einen Tempel gestellt hätte? Und dass Kleopatra selbst, die stolze Herrscherin des reichen Ägypten, eine solche Darstellung in Rom zugelassen hätte, die sie in ihrem Reich niemals zuließ? („Caesar ist eine so unvergleichliche Persönlichkeit, dass man bei ihm vieles für möglich hält”, sagt Andreae.) Oder: Warum haben die Historiker, die von jener Statue berichten, nur erwähnt, dass sie golden, nicht aber, dass sie nackt gewesen sei, obwohl dies damals ganz unerhört gewesen wäre? (Dazu sagt Andreae nichts.) Eine Gegenmeinung darf sogar, etwas weiter hinten allerdings, im Katalog abgedruckt werden.
Und dann, wenn das Seminar vorbei ist, passiert etwas Wundersames. Wenn die Bestimmung der Figur durch scheinbar unentrinnbare wissenschaftliche Argumente einmal gemacht ist, dann darf man, so die Botschaft, auch wieder schwelgen. Schwelgen nämlich im folgenden Gefühl: Mit der Ansicht der Abbilder, die hier auch von Caesar, Antonius, Augustus, Cicero, Agrippa, Kaisarion, Pompeius oder Maecenas zu sehen sind, mit ihrer Ansicht also bekomme man auch die Aura, ja die Physiognomie der Geschichte selbst zu sehen, die Wahrheit über die Menschen, die sie machen. Das ist etwa so, als wolle man aus den faltigen Gesichtszügen des späten Willy Brandt die eigentliche Wahrheit über die Ostverträge und die Wiedervereinigung ablesen.
Starker Tobak
Weil es wie ein Vermächtnis ist, ein finaler Gestaltungszauber gegen Ende eines begnadeten Forscherlebens, lohnt es sich, hier ganz zu zitieren, was Bernard Andreae über all jene Figuren schreibt. Das klingt so: „Die in ihren Bildnissen gegenwärtigen Zeitgenossen der Königin und ihre Vorfahren treten in dieser Ausstellung gleichsam in einen Dialog ein . . . Die Besucher der Ausstellung können diesem Dialog folgen wie einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung. Die diskutierenden Persönlichkeiten sind in von Künstlern gestalteten Ebenbildern anwesend. Die Worte, die sie zu äußern scheinen, sind ihnen nicht von Historikern in den Mund gelegt, sondern die Historiker bestätigen, dass diese Worte wirklich gefallen sind, dass dieser Dialog, der auf einmal wieder vernehmlich wird, tatsächlich stattgefunden hat. Wer diese Gespräche und Auseinandersetzungen nachzuvollziehen versucht, findet zu einem begründeten Urteil. Der Mythos wird auf historische Realität zurückgeführt, auf geschichtlich greifbare, anschaulich werdende Persönlichkeiten, auf verständliche Aussagen, Handlungen und Vorgänge, aber auch auf individuelle Ansprüche und tragisch endende Schicksale. Man sieht, was man wissen möchte.”
Das ist, in Zeiten kritischer Bildwissenschaft und der Debatte über historische Wahrheitsansprüche, starker Tobak. Wenn man die Ausstellung „Kleopatra und die Caesaren” im Bucerius Kunst Forum besucht, ist man aber wohl am besten bedient, wenn man sich der Wirkung dieses Tobaks hingibt. Man wird dann reich beschenkt. Denn sowohl der Zuschreibungseifer wie die exzellenten Kontakte des Ausstellungsmachers – Andreae war unter anderem Direktor des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom – haben wundervolle Stücke nach Hamburg gebracht, deren Zusammenschau jede Reise lohnt. Da sind der berühmte Cicero-Kopf ebenfalls vom Kapitol, der Caesar Chiaramonti aus dem Vatikan und ein gerade erst entdeckter Antonius aus Kalkstein. Da sind aber auch die Kunstwerke aus der späteren Rezeptionsgeschichte, unter denen Michelangelos hinreißende Kreidezeichnung aus Florenz hervorsticht, in der Kleopatras Giftschlange und Haarzopf zusammenwachsen.
Am Ende aber läuft man doch wieder geschätzte fünfhundert Male um die Venus vom Esquilin herum. Sie sieht nämlich auch von hinten sehr gut aus. Ob sie es nicht doch ist . . .? Keine Frage: Hier will ein Wissenschaftler uns verzaubern, so wie es die groß gescheiterte Frau vom Nil mit den großen Männern gemacht hat.
JOHAN SCHLOEMANN
„Kleopatra und die Cäsaren”. Bucerius Kunst Forum, Hamburg. Bis 4. Februar 2007. Info: Tel. 040 / 36 09 960. Der Katalog (Hirmer Verlag) kostet 24,80 Euro.
Neue Bücher über Kleopatra
WOLFGANG SCHULLER: Kleopatra. Königin in drei Kulturen. Eine Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006. 240 Seiten, 19,90 Euro. (Ein lebendiges, leichtes, schnell lesbares Buch, das die Königin im kulturellen und weltpolitischen Dreieck Rom-Griechenland-Ägypten anschaulich zu machen sucht.)
CHRISTOPH SCHÄFER: Kleopatra. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006. 335 Seiten, 34,90 Euro. (Eine solide, Quellen und jüngere Forschung gründlich ausschöpfende Gesamtdarstellung – einschließlich toxikologischer Expertise zum angeblichen Schlangenbiss-Selbstmord . . .)
Leider etwas angestoßen ist die Nase der Venus vom Esquilin, die derzeit in Hamburg zu sehen ist. Ist es die Nase der Kleopatra höchstselbst?
Foto: Katalog
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2006

Diese Frau hat nichts so schnell umgehauen
Wolfgang Schuller beschreibt Kleopatra als intelligente Akteurin zwischen drei Kulturen / Von Uwe Walter

Wenn Regisseure teurer Filme in Zeiten, als es weder die DVD noch den "director's cut" gab, den Kampf um die künstlerische Hoheit über ihr Werk verloren, waren sie oft selbst schuld. Die sechs Stunden "Kleopatra", die Joseph Mankiewicz dem Verleih als Zweiteiler anbot, bedeuteten eine Zumutung, und auch an der vierstündigen Premierenfassung fand die Schere noch reiche Beute. Übrig blieb ein dramaturgisch fragmentierter, dummer Film, dem man vor allem ansehen sollte, wie viel Geld er gekostet hatte.

Eine Schlüsselszene war erst wieder auf Arte in einer rekonstruierten Fassung zu sehen. Sie verdichtet die Vision einer universalen, auf Frieden und Wohlstand ruhenden ägyptisch-griechisch-römischen Weltzivilisation in einem großen Dialog zwischen der Protagonistin und Caesar am Sarkophag Alexanders des Großen. William Tarn, ein seinerzeit einflußreicher Alexanderforscher, hatte die Verschmelzungspolitik des makedonischen Welteroberers im Geiste damals gängiger Hoffnungen auf die Vereinten Nationen und einen zu schaffenden Weltstaat interpretiert. Arnold Toynbee verlieh dieser Idee in einem Gedankenspiel nach dem Muster der Alternativgeschichte literarische Gestalt: Wäre Alexander nicht so früh verstorben, hätte eine solche weltumspannende Friedensordnung vielleicht über die Zeiten hinweg Bestand haben können.

Der Film trivialisierte solche Visionen insofern, als er die Liebe zwischen den Herrschern als treibende Kraft ausmalte - und dabei auch von der während der Dreharbeiten spektakulär begonnenen Beziehung zwischen den Stars Elizabeth Taylor und Richard Burton profitierte. Aber indem "Kleopatra" in dieser Szene hoffnungsstark über die von Herrschsucht und einseitigem Männlichkeitswahn geprägt erscheinende Wirklichkeit hinauswies, spiegelte er den Zukunfts- und Fortschrittsoptimismus seiner Zeit sehr genau.

Doch Geschichte ist mehr als Geschichtsbilder. Die letzte Pharaonin Ägyptens stellt jeden Historiker vor unüberwindliche Probleme. Denn nicht nur ist die literarische Überlieferung bruchstückhaft und spät, sondern auch das zeitgenössische Bild der Königin war vom Ringen um die Macht und die Deutungshoheit in den vierziger und dreißiger Jahren des letzten vorchristlichen Jahrhunderts in Rom dominiert. Kleopatra verlor gegen den späteren Augustus, und anders als die republikanische Sache fand sie keine Fürsprecher im Geiste. Die Niederlage und die einem Römer fremde Vorstellung von einer herrschenden Frau, dazu Orientklischees, die in Zeiten, als Augustus seinen Mitbürgern ihr Römersein neu einzuschärfen suchte, auf fruchtbaren Boden fielen, taten ein übriges.

Wolfgang Schuller zitiert in diesem Sinne Rudolf Borchardt: "Kleopatra liegt wie die Königsmumien des Landes, in dem sie herrschte, unausgegraben sechs Faden tief unter Sandmeeren der Vergessenheit und der Irrtümer. Unverrückbar und unzugänglich steht darüber die Pyramide der Schulbücher zweier Jahrtausende." Doch in seiner Biographie nimmt der Konstanzer Althistoriker den Charakter der Überlieferung ernst, indem er sie breit zu Wort kommen läßt und kommentiert, mit "common sense", oder wie man früher gesagt hätte: taktvoll. Mit Recht hütet er sich davor, alle spektakulären und spekulativen Elemente ins Reich der Fabel zu verweisen und alle Kleopatra betreffenden Sachverhalte so zu entzaubern, daß "nur noch das Grau in Grau einer vermeintlichen Wissenschaftlichkeit übrigbleibt".

Manchem theoretisch anspruchsvollen Leser mögen hier und da die salvierenden Verfremdungsformeln fehlen: Kann man als fehlendes Glied im Motivationsgeflecht einfach eine aus Kleopatras Monogamie gegenüber Caesar und Marcus Antonius erschlossene, nicht historisierte Liebe einsetzen? Nun, der Autor ist ein viel zu guter Historiker, um nicht auf nüchterne Einbettung und der Zeit gemäße Erklärungen zu setzen, wenn er sich selbst auch wohl zu wenig Platz eingeräumt hat, um vor allem den römischen Hintergrund hinreichend verständlich zu machen.

Seine These zielt ohnehin in eine andere Richtung. Ohne es so plakativ zu formulieren, zeichnet er Kleopatra als eine sehr bewußt agierende Akteurin in einem erzwungenen Globalisierungsgeschehen, die am Ende scheiterte, und dies mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit, aber nicht notwendigerweise. Ihr Selbstbewußtsein speiste sich aus der dreitausend Jahre alten und als Kontinuum erkennbaren Hochkultur Ägyptens, der sie als regierende Pharaonin vorstand und auf die sie sich auch einließ: Anders als alle ihre Vorgänger erlernte die gebürtige Makedonin die ägyptische Sprache und erwies der traditionellen Religion Wohltaten. Auch den Alltag des Regierens nahm sie ernst, wie sich aus Dokumenten ergibt, und Ägypten erwuchs keine erkennbare Schwächung aus dem Umstand, daß dort seit Alexander dem Großen Makedonen und Griechen herrschten und Alexandria eine multikulturelle Metropole war. Kleopatra wirkte zwanzig Jahre lang als eine tatkräftige Herrscherin und war insofern eine Zentralfigur der Geschichte.

Das Problem hörte auf den Namen Rom. Als Kleopatra im Jahr 69 vor Christus geboren wurde, hatte die Weltmacht am Tiber längst die gesamte östliche Mittelmeerwelt unter ihre Botmäßigkeit gebracht und beinahe alle Strukturen zerschlagen, ohne eine auf Dauer gestellte, eigene Ordnung zu begründen. Wenige Jahre später erhielten Kleinasien und der Levanteraum durch Pompeius eine halbwegs tragfähige Organisation. Doch Ägypten wollte man nicht zur Provinz machen; zu groß schienen die unwägbaren Sicherheitsprobleme und der absehbare Gewinn, der einzelnen Politikern aus diesem unermeßlich reichen Land zufließen mochte.

Zugleich nahm Rom massiven Einfluß auf die inneren Angelegenheiten, und die Hofparteien in Alexandria suchten ihrerseits schiedsrichterliche Hilfe bei den Mächtigen dort. Hinzu kamen die wirtschaftlichen Verflechtungen, die sich aus der Privilegierung einzelner Römer ergaben - ein erst seit kurzem bekanntes Dokument, das von dieser Durchdringung zeugt, interpretiert Schuller fast ein wenig zu harmlos. Für beide Seiten komplizierten sich die Beziehungen noch mit dem Beginn der Bürgerkriege, als die römischen Parteien sich der Hilfsquellen des Landes am Nil vergewissern mußten, während man dort auf die richtige, das heißt am Ende siegreiche Seite zu setzen hatte.

Kleopatra gelang dies beim ersten Versuch, als sie sich an Caesar wandte und von ihm in den Sattel gesetzt wurde. Mit ihm hatte sie einen Sohn, Ptolemaios Kaisar, und was auch immer Caesars Pläne mit der Königin und seinem einzigen männlichen Nachkommen gewesen sein mochten - aus ihrer Sicht war damit die Grundlage für eine partielle, aber dauerhafte Souveränität Ägyptens im römischen Herrschaftsverband gegeben, einem Verband, der damals noch keineswegs rechtlich durchgestaltet und zum Reich vereinheitlicht war. Caesars Ermordung einen Tag vor dem Aufbruch zu einem neuen Ostfeldzug, der Kleopatras Bedeutung gewiß gestärkt hätte, machte ihre Chance zunächst zunichte.

Aber Rom war eben auch eine ganz andere Welt, und Schuller hält es für Kleopatras schwerstes Versäumnis, sich nicht in diese dritte, für ihr Überleben wichtigste Welt eingefunden zu haben; vielmehr verstärkte "die Königin", wie Cicero sie abschätzig nannte, durch ihr Auftreten bei ihrem Besuch in Rom zu Caesars Lebzeiten die Fremdheit und Feindseligkeit noch. Was im Osten galt und Legitimität stiftete - üppige Prachtentfaltung, intime Nähe zu den Göttern, dynastische Verbindungen durch Heirat und männliche Erben -, das galt in Rom, trotz aller Monarchisierungstendenzen dort, noch recht wenig.

Gewiß, für lange Zeit konnte der durch die räumliche Entfernung gemilderte Spagat überbrückt werden, wie sich im zweiten Anlauf mit einem der Erben Caesars zeigen sollte. Marcus Antonius war in Rom Caesarianer, Amtsträger, Liebling der Soldaten und Schwager von Caesars Adoptivsohn, dem späteren Augustus, in Ägypten hingegen ein römischer Dynast, der für seinen Feldzug gegen die Parther auf die Hilfsquellen und das Wissen des Landes angewiesen war, der aber auch als Ehemann Kleopatras und Vater von Zwillingen, dazu als neuer Dionysos ganz und gar in die Welt dort eingebunden schien - oder versunken, wie Kritiker bemerkten.

Und doch war seine römische Anhängerschaft noch ein Jahr vor der Entscheidungsschlacht bei Actium prominenter und besser als die seines Rivalen. Ihren Zerfall löste Kleopatras Präsenz dann allerdings wesentlich mit aus, nachdem sich ihr maßgeblicher Einfluß auch auf die gesamtrömischen Dinge abzuzeichnen begann; Schuller spricht prägnant vom "Zug auf Rom". Doch der Ausgang der Schlacht vor der griechischen Westküste im Jahr 31 vor Christus war keineswegs ausgemacht, und in einem Imperium des Antonius hätte Kleopatra als privilegierte Klientelkönigin wohl ihren Platz gefunden, hätte vielleicht sogar Ägypten "aus der Position des nur noch gnadenhalber existierenden Bittstellers zum Teilhaber an der Weltherrschaft" erheben können, wie Schuller im Sinne der geschnittenen Filmszene spekuliert. Für den späteren Augustus war sie hingegen nur eine Beute, die er im Triumphzug zur Schau stellen wollte. Ihr Selbstmord verhinderte das. Auch ihr Sohn und Mitregent Ptolemaios Kaisar konnte nicht am Leben bleiben, denn er war der amtierende Pharao und stand deshalb den Plänen einer Einziehung Ägyptens als Provinz mit besonderem Status entgegen.

Am Ende gelingt es Schuller, die "feste, enge, dauerhafte Verbindung größter gegenseitiger Nähe, vielleicht sogar ohne Seitensprünge des männlichen Teils" zwischen Kleopatra und Marcus Antonius, die er schlicht Liebe nennt, plausibel in das dynamische Gefüge aus Strukturen, Optionen und Ereignissen einzubinden, aus dem sich die Dramatik dieser Epoche speist, aber auch ihr ungebrochenes Potential an intellektueller Herausforderung. Dies mit leichter Hand - leider in neu-alter Mischorthographie - dem Leser eröffnet zu haben stellt ein Verdienst dar, das hohe Anerkennung verdient.

Wolfgang Schuller: "Kleopatra". Königin in drei Kulturen. Eine Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2006. 240 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ausgesprochen beeindruckt zeigt sich Rezensent Helmut Halfmann von dieser Kleopatra-Biografie. Zwar beurteilt er selbst manches anders als der Biograf Wolfgang Schuller, oft auch etwas schärfer. Trotzdem kann ihn das Buch mit seiner Schilderung der berühmten Königin am Schnittpunkt dreier Kulturen fesseln und (bei allem Schaudern über Kleopatras bis zum Mord an den Geschwistern reichendes Machtdenken) für diese schöne, "ungemein intelligente" und "zugleich fühlende" Frau einnehmen. Als Kern dieser "schönen" Biografie beschreibt er die Liebe als "unberechenbare Macht" der Weltgeschichte. Besonders faszinieren ihn Wolfgang Schullers Schilderungen der ägyptischen Religion und Herrschaftstradition. Er fühle sich oft beim Lesen wie auf einer Zeitreise, schreibt er genüsslich, und lobt den Autor für die große Suggestionskraft, mit der er in seinem ebenso prägnant wie dezent ironisch geschrieben, in überschaubare Kapitel eingeteilten Buch Kleopatra wieder auferstehen lässt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Die Liebe als unberechenbare Macht, die auch Weltgeschichte bewegen kann - das ist der Kern dieser schönen Kleopatra-Biographie. Die Zeit