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Dass Avi Primor 2013 gemeinsam mit dem Palästinenser Abdallah Frangi mit dem Friedenspreis der Stadt Osnabrück ausgezeichnet wurde, ist kein Zufall. Längst ist Primor für sein Engagement für die Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland bekannt. Sein Einsatz ist nicht als selbstverständlich: Nur durch Zufall entging seine Mutter dem Holocaust. Aussöhnung auch zwischen Israelis und Palästinensern: Mit seiner Art, Missstände im Umgang mit den Palästinensern offen anzusprechen, machte er sich in seiner Heimat Israel nicht nur Freunde. Hier erzählt Avi Primor von seiner Arbeit als Botschafter…mehr

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Produktbeschreibung
Dass Avi Primor 2013 gemeinsam mit dem Palästinenser Abdallah Frangi mit dem Friedenspreis der Stadt Osnabrück ausgezeichnet wurde, ist kein Zufall. Längst ist Primor für sein Engagement für die Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland bekannt. Sein Einsatz ist nicht als selbstverständlich: Nur durch Zufall entging seine Mutter dem Holocaust. Aussöhnung auch zwischen Israelis und Palästinensern: Mit seiner Art, Missstände im Umgang mit den Palästinensern offen anzusprechen, machte er sich in seiner Heimat Israel nicht nur Freunde. Hier erzählt Avi Primor von seiner Arbeit als Botschafter Israels und davon, was ihn zu dem Brückenbauer machte, als der er heute gewürdigt wird.
Autorenporträt
Avi Primor, geboren 1935 in Tel Aviv, ist Gründer des Zentrums für europäische Studien an der Universität Herzliya in Tel Aviv und leitet dort einen trilateralen Studiengang für israelische, palästinensische und jordanische Studenten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2015

Ein Hauch von Tragik
Der Diplomat Avi Primor erzählt aus seinem Leben

Der Autor ist Teil des überschaubaren Kreises ausländischer Politiker, die - da des Deutschen sehr gut mächtig - zu den begehrtesten Gesprächspartnern seriöser elektronischer Medien gehören. Avi Primor diente Israel lange Jahre als Diplomat. Unter anderem war er - auf Anregung von Schimon Peres - vom November 1993 bis zum Sommer 1999 Botschafter in Deutschland, damals noch in Bonn am Rhein.

Primor hatte, anders als viele seiner Generation, das Glück, am 8. April 1935 auf dem Gebiet des heutigen Staates Israel geboren zu sein. Deshalb sei Antisemitismus, schreibt er, "eher eine intellektuelle als eine persönliche Erfahrung". Vielleicht wird man, wenn man nicht in frühester Jugend existentiell bedroht ist wie die Juden in Europa in jener Zeit, eher zu einem Menschen, der Konflikte durch Kompromisse zu lösen versucht. Dass er ein solcher ist, wird in dem Erinnerungswerk schnell klar.

Politisiert wurde Primor sehr früh, was angesichts der Ereignisse um die Staatsgründung und den ersten Krieg der arabischen Nachbarstaaten gegen Israel wohl auch kaum zu vermeiden war. Der Autor pflegt eine angenehme, flüssige Erzählweise, die zwar im Prinzip der Chronologie des Lebens folgt, an geeigneter Stelle aber immer wieder für Aha-Erlebnisse sorgt. Primor verbindet gerne Episoden aus dem Leben mit grundsätzlichen politischen Einsichten. Selbst wenn man diese nicht teilt, lohnt sich zumindest das Nachdenken darüber. Und eines kann man diesem Diplomaten nun wirklich nicht vorwerfen: dass er nämlich kritiklos die Politik "seiner" vielen Regierungen hinnähme. Gerade das heutige Israel, das von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu repräsentiert wird, liegt dem Patrioten Primor schwer auf der Seele. Mehr noch gilt das für die Koalitionspartner des aktuellen Regierungschefs.

Unvermeidlich in einem Erinnerungsbuch ist der lange Reigen von vermeintlich und wirklich wichtigen Personen, mit denen der Erzähler im Lauf der Jahre - beruflich und privat - zu tun hat. So etwas hat nicht immer Unterhaltungs- oder gar Informationswert. Aber abgesehen davon, dass es Primor mit dem "name dropping" nicht übertreibt, pflegt er einen dramaturgischen Kniff. Wiederholt erzählt er lang und breit von der Begegnung mit einem Menschen, löst aber erst sehr spät das Rätsel, um wen genau es sich dabei handelt.

Ein Schlüsselerlebnis des Diplomaten Primor war die sich nach dem Sechstagekrieg des Jahres 1967 dramatisch verändernde Wahrnehmung Israels vor allem bei seinen natürlichen Verbündeten im Westen. Mit Recht bescheinigt Primor den Palästinensern, sie hätten in ihrer Propaganda den für die westliche Öffentlichkeit richtigen Ton getroffen und dadurch Mitleid für das Schicksal ihres Volkes erzeugt. Das Phänomen Desinformation, das er in diesem Zusammenhang thematisiert, ist zwar vermutlich ungefähr so alt wie die Menschheit. Aber offene Gesellschaften sind offenbar immer wieder überrascht davon und wollen nicht glauben, dass da eine Konfliktpartei womöglich Böses im Schilde führen könnte. Das ist zurzeit zum Beispiel beim Thema Krieg in der Ukraine zu besichtigen.

Natürlich muss und will auch der Memoirenschreiber Primor die Erwartungen seiner Leser nach Einblicken in das Diplomatenleben befriedigen. Aber er hält sich dankenswerterweise nicht lange mit Schilderungen auf, die in die bunten Blätter gehören. Es wird selbstverständlich parliert, gegessen und getrunken. Aber in aller Regel geht es um erdverbundenere Themen als die neuesten und besten Cocktailrezepte.

Ein erzählerischer roter Faden durchzieht das gesamte Buch. Der Politiker Avi Primor ist felsenfest davon überzeugt, dass sein Staat nur dann dauerhaft in Frieden leben kann, wenn er seinen arabischen Nachbarn entgegenkommt, also (politisch) auch zu Opfern bereit ist. Diese Haltung ist im Israel von heute ausweislich der Wahlergebnisse in jüngerer Vergangenheit nicht sehr populär. Dafür sind nun zwar nicht nur Betonköpfe in der israelischen Regierung verantwortlich, sondern auch die zahlreichen arabischen Extremisten. Aber die Diagnose bleibt. Und so schwingt immer ein Hauch Tragik mit, wenn dieser Diplomat an der Politik des Staates verzweifelt, dessen Gründung im Jahre 1948 ihn und seine Generation mit so viel Begeisterung und Stolz erfüllt hatte, weil sie nach knapp zwei Jahrtausenden endlich eine sichere Heimstatt für das jüdische Volk schaffen sollte.

PETER STURM

Avi Primor: Nichts ist jemals vollendet. Die Autobiographie. Quadriga Verlag, Köln 2015. 431 S., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Interesse hat Nicolas Freund gelesen, wie Avi Primor auf sein Leben zurückblickt. Der frühere israelische Botschafter versteht es, aus seinen beruflichen Stationen ein politisches Mosaik des 20. Jahrhunderts zu bilden. Ein neuer Blick auf Primor scheint sich dem Rezensenten dabei nicht wirklich eröffnet zu haben, er erlebt hier den Diplomaten, wie er ihn seit den neunziger Jahren kennt, überlegt und liberal, auch als jungen Mann in Israel und den USA. Besonders beeindruckt hat ihn die Episode, wie Benjamin Netanjahu Avi Primor, seinen politischen Kontrahenten, zur Unterstützung am Ärmel packte, als er zum ersten Mal dem riesenhaften Helmut Kohl begegnete.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.10.2015

Ein Mosaik des 20. Jahrhunderts
Der israelische Diplomat Avi Primor hat seine Autobiografie vorgelegt – ganz besonders ist sein Verhältnis zu Deutschland
Eine Biografie ist immer mehr, als sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Sie ist Geschichtsschreibung und, im Falle der Autobiografie, persönliche Lebensbilanz. Aber sie ist auch Beichte und sogar ein Roman. Wenigstens, wenn sie etwas taugt. Avi Primor, inzwischen 80 Jahre alt und bekannt als Botschafter Israels in Deutschland von 1993-1999, beginnt seine Autobiografie also mit einem rhetorischen Trick, wenn er sie mit dem Satz einleitet: „Memoiren zu schreiben sollte eigentlich nicht kompliziert sein.“ Denn er suggeriert damit, man habe ja nur aufzuschreiben, was man ohnehin erlebt hat. Aber der jahrzehntelang auf internationalem Parkett geschulte Diplomat weist sofort auf diesen Trugschluss hin. Denn genau darum geht es ihm: Nichts ist so einfach, wie es zu sein scheint.
  Avi Primor erzählt seine Autobiografie in vielen kleinen Geschichten, die oft auch für sich stehen könnten. Er springt über Jahrzehnte hinweg und ordnet Erlebnisse mehr thematisch als chronologisch. Witzige Anekdoten, Jugendgeschichten und geheime Coups aus den Hinterzimmern der Diplomatie bilden ein biografisches, wie politisches Mosaik des 20. Jahrhunderts.
  Das Leben des jungen Avi Primor in Israel und in den USA sowie den Weg ins Auswärtige Amt, beschreibt er fast romanhaft. Über die vielen Politiker, mit denen er es während seiner Karriere zu tun bekam, berichtet er hintergründig und humorvoll. Als Helmut Kohl 1995 Israel besuchte, musste Primor auch ein Treffen mit Benjamin Netanjahu organisieren, der damals die Opposition führte. Primor begleitete Netanjahu bis zur Suite Kohls, durfte aber als Regierungsvertreter bei dem Gespräch nicht dabei sein. Es kam dann doch anders: „Als Netanjahu den riesigen Kohl vor sich stehen sah, packte er mich am Arm und flüsterte mir auf Hebräisch zu: ‚Doch, komm mit, komm mit‘“.
  Mehr als einmal musste Primor öffentlich den Kopf hinhalten. Schließlich wurde ihm ein Interview, das er in seiner Zeit als Botschafter in Deutschland gab, fast zum Verhängnis, als er der damals in Israel an der Regierungskoalition beteiligten Schas-Partei vorwarf, nicht demokratisch zu sein. Die Niederlagen und Rückschläge stellt er selbstbewusst neben seine Erfolge, die er meistens sehr bescheiden als bloße Glücksfälle tarnt.
  Hauptteil des Buches sind die Kapitel über Avi Primors Zeit als israelischer Botschafter in Deutschland. Er erklärt offen seine frühen, kategorischen Vorbehalte gegen Deutschland, aber auch sein über die Jahre gewachsenes Interesse an diesem Staat, mit dem die meisten Israelis über Jahrzehnte nichts zu tun haben wollten. Diese Anerkennung der Perspektive des anderen, auch wenn sie mit der eigenen unvereinbar erscheint, ist Primor ein Anliegen, das er als humanistischen Leitsatz seiner Karriere formuliert: vom Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis, der ihn auch als Diplomat, der die meiste Zeit im Ausland verbrachte, sein Leben lang begleitete, bis zu seinen eigenen Vorurteilen Deutschland gegenüber, die er im Laufe seiner Karriere selbst hinterfragen musste. Mit fast 60 Jahren, als er die Stelle in Bonn antrat, begann er, von Grund auf Deutsch zu lernen.
  Ein spannender und sehr persönlicher Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert Politikgeschichte aus den Augen eines großen Diplomaten, Intellektuellen und Menschenfreundes.
NICOLAS FREUND
  
  
  
    
Avi Primor,
Nichts ist jemals vollendet. Die Autobiografie,
Quadriga-Verlag 2015,
448 Seiten, 22,99 Euro.
Als E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Ein spannender und sehr persönlicher Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert Politikgeschichte aus den Augen eines großen Diplomaten, Intellektuellen und Menschenfreundes." Nicolas Freund, Süddeutsche Zeitung, 06.10.2015 "In der Autobiografie Nichts ist jemals vollendet vollbringt er das Kunststück, die persönlichen Erlebnisse so ins Weltgeschehen einzubetten, dass man auch die historischen Ereignisse mühelos nachvollzieht." Dresdner Neueste Nachrichten "Mitreißend, wie Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland und Sohn der einzigen Holocaust-Überlebenden in seiner Familie, in der Autobiografie [...] Zeit- und persönliche Geschichte verwebt." Madame, 01.12.2015
Ein Mosaik des 20. Jahrhunderts

Der israelische Diplomat Avi Primor hat seine Autobiografie vorgelegt – ganz besonders ist sein Verhältnis zu Deutschland

Eine Biografie ist immer mehr, als sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Sie ist Geschichtsschreibung und, im Falle der Autobiografie, persönliche Lebensbilanz. Aber sie ist auch Beichte und sogar ein Roman. Wenigstens, wenn sie etwas taugt. Avi Primor, inzwischen 80 Jahre alt und bekannt als Botschafter Israels in Deutschland von 1993-1999, beginnt seine Autobiografie also mit einem rhetorischen Trick, wenn er sie mit dem Satz einleitet: „Memoiren zu schreiben sollte eigentlich nicht kompliziert sein.“ Denn er suggeriert damit, man habe ja nur aufzuschreiben, was man ohnehin erlebt hat. Aber der jahrzehntelang auf internationalem Parkett geschulte Diplomat weist sofort auf diesen Trugschluss hin. Denn genau darum geht es ihm: Nichts ist so einfach, wie es zu sein scheint.

  Avi Primor erzählt seine Autobiografie in vielen kleinen Geschichten, die oft auch für sich stehen könnten. Er springt über Jahrzehnte hinweg und ordnet Erlebnisse mehr thematisch als chronologisch. Witzige Anekdoten, Jugendgeschichten und geheime Coups aus den Hinterzimmern der Diplomatie bilden ein biografisches, wie politisches Mosaik des 20. Jahrhunderts.

  Das Leben des jungen Avi Primor in Israel und in den USA sowie den Weg ins Auswärtige Amt, beschreibt er fast romanhaft. Über die vielen Politiker, mit denen er es während seiner Karriere zu tun bekam, berichtet er hintergründig und humorvoll. Als Helmut Kohl 1995 Israel besuchte, musste Primor auch ein Treffen mit Benjamin Netanjahu organisieren, der damals die Opposition führte. Primor begleitete Netanjahu bis zur Suite Kohls, durfte aber als Regierungsvertreter bei dem Gespräch nicht dabei sein. Es kam dann doch anders: „Als Netanjahu den riesigen Kohl vor sich stehen sah, packte er mich am Arm und flüsterte mir auf Hebräisch zu: ‚Doch, komm mit, komm mit‘“.

  Mehr als einmal musste Primor öffentlich den Kopf hinhalten. Schließlich wurde ihm ein Interview, das er in seiner Zeit als Botschafter in Deutschland gab, fast zum Verhängnis, als er der damals in Israel an der Regierungskoalition beteiligten Schas-Partei vorwarf, nicht demokratisch zu sein. Die Niederlagen und Rückschläge stellt er selbstbewusst neben seine Erfolge, die er meistens sehr bescheiden als bloße Glücksfälle tarnt.

  Hauptteil des Buches sind die Kapitel über Avi Primors Zeit als israelischer Botschafter in Deutschland. Er erklärt offen seine frühen, kategorischen Vorbehalte gegen Deutschland, aber auch sein über die Jahre gewachsenes Interesse an diesem Staat, mit dem die meisten Israelis über Jahrzehnte nichts zu tun haben wollten. Diese Anerkennung der Perspektive des anderen, auch wenn sie mit der eigenen unvereinbar erscheint, ist Primor ein Anliegen, das er als humanistischen Leitsatz seiner Karriere formuliert: vom Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis, der ihn auch als Diplomat, der die meiste Zeit im Ausland verbrachte, sein Leben lang begleitete, bis zu seinen eigenen Vorurteilen Deutschland gegenüber, die er im Laufe seiner Karriere selbst hinterfragen musste. Mit fast 60 Jahren, als er die Stelle in Bonn antrat, begann er, von Grund auf Deutsch zu lernen.

  Ein spannender und sehr persönlicher Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert Politikgeschichte aus den Augen eines großen Diplomaten, Intellektuellen und Menschenfreundes.

NICOLAS FREUND

  
  
  
    
Avi Primor,
Nichts ist jemals vollendet. Die Autobiografie,
Quadriga-Verlag 2015,
448 Seiten, 22,99 Euro.
Als E-Book 16,99 Euro.

DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

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