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Fast eine Milliarde Menschen leidet weltweit an Unterernährung. Viele von ihnen verhungern, während die Bevölkerung weiterhin dramatisch wächst. Die noch reichlich gesättigte Bevölkerung in den Industrieländern hat hingegen mit den Kosten einer hochsubventionierten Überproduktion von Nahrungsmitteln zu kämpfen. Doch auch für sie wird der weltweite Nahrungsmittelmangel zu einem bedrohlichen Problem.

Produktbeschreibung
Fast eine Milliarde Menschen leidet weltweit an Unterernährung. Viele von ihnen verhungern, während die Bevölkerung weiterhin dramatisch wächst. Die noch reichlich gesättigte Bevölkerung in den Industrieländern hat hingegen mit den Kosten einer hochsubventionierten Überproduktion von Nahrungsmitteln zu kämpfen. Doch auch für sie wird der weltweite Nahrungsmittelmangel zu einem bedrohlichen Problem.
Autorenporträt
Hahlbrock, KlausKlaus Hahlbrock, Professor für Biochemie, ist ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln sowie Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft.

Wiegandt, KlausKlaus Wiegandt ist Stifter und Vorstand des »Forums für Verantwortung«. Im Fischer Taschenbuch Verlag hat er bereits zahlreiche Bücher zum Thema Nachhaltigkeit herausgegeben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.01.2007

Niemand wird nichts gewusst haben
Was tun angesichts von Klimawandel und Naturzerstörung? Eine Öko-Buchreihe des „Forums für Verantwortung”
In Deutschland tröpfelt der erste Schnee des Winters vom Himmel, und in Kalifornien vernichtet ein Kälteeinbruch die Zitrusernte. Jeffrey Sachs, Direktor der UN-Millennium-Projekts, warnt, dass der Welt in den nächsten Jahren das Trinkwasser ausgehen wird. In den Appalachen jagen Bergbaugesellschaften derweil mit „mountaintop mining” die Gipfel in die Luft und lassen auf Jahrtausende verseuchtes Land zurück. Allein in Ostasien sterben jährlich 355 000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung. Seit 2005 wurden in den USA über 150 neue Kohlekraftwerke begonnen oder bereits fertiggestellt, China meldet, dass ein Drittel der Fischarten im Jangtse ausgelöscht ist, die Vereinigten Arabischen Emirate haben die USA als das verschwenderischste Land der Erde überholt. Und nächste Woche wird der zweite Bericht des Internationalen Panels für Klimawandel vorgestellt, und er wird bedrohlich ausfallen.
Aber selbst der Klimawandel ist ein Detail. Zweifellos ein sehr wichtiges – aber eben nur ein Teil im größeren Zusammenhang unseres Umgangs mit dem, was wir Natur nennen oder Ökosystem oder Umwelt. Wir sind außerordentlich effizient darin geworden, maßlos mit ihren Ressourcen umzugehen – was, auch wenn viele Radikalökologen es gern so sehen wollen, nicht immer aus reiner Habgier geschieht, im Namen namenloser internationaler Konzerne und ruchloser Regierungen. Eher ist es so, dass der Mensch zu lange die Komplexität der technischen und wissenschaftlichen Mittel, mit denen er in die Natur eingriff und sie veränderte, schwer überschaute, unverantwortlich handelte und die Folgen ignorierte. Wir sind allerdings, angesichts der inzwischen wahrnehmbaren Veränderungen, aufmerksamer geworden, wir haben immer mehr Daten zur Verfügung, und auch wenn sie das System niemals vollständig darstellen – immer bessere Wahrscheinlichkeiten und Prognosen können sie liefern. Und unangenehme Wahrheiten.
Angst und Argumente
In den letzten Monaten sind nun vor allem in der angelsächsischen Welt eine Menge populärwissenschaftlicher, aber fundiert recherchierter Bücher zum Thema Umwelt auf den Markt gekommen, und man fragte sich, wo die ur-grünen Deutschen abgeblieben waren. Das soll sich ändern. Die Stiftung „Forum für Verantwortung” hat gerade vier Bücher zu unserem Umgang mit der Umwelt herausgebracht, acht weitere werden in dieser Öko-Reihe im Laufe des Jahres folgen. Zwölf bekannte Umweltforscher behandeln jeweils einen Aspekt in dieser Beziehung, zunächst zu den Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit, Welternährung und Ressourceneffizienz. Folgen werden unter anderem Bücher zur Ressource Wasser, zu Energien des 20. Jahrhunderts, zur Gefährdung der Artenvielfalt und zu neuen Welt- und Wirtschaftsordnungen im Zeichen der Nachhaltigkeit.
Diese Bücher sind offensichtlich didaktisch aufbereitet – sie wollen den Leser vorsichtig heranführen an komplexe Fragen, sie dem schlichten Schwarz-Weiß-Schema entziehen. Vielleicht zu vorsichtig: Denn wie sonst ist es, um die größte Kritik vorwegzunehmen, zu erklären, dass Fußnoten völlig fehlen und die weiterführenden Literaturhinweise recht minimalistisch ausfallen? Das ist schade, denn gerade bei diesen so heftig diskutierten Themen muss jeder, der möchte, auf die zugänglichen neuen Veröffentlichungen verwiesen werden, auf die besten der zahllosen ausgezeichneten Internetseiten, auf Online-Quellen für Statistiken und Datenmaterial.
Abgesehen davon sind diese Bücher ein Gewinn. Sie gehen vielleicht weniger tief als andere, aber sie bieten eine verständliche Einführung und zeigen gerade in der Zusammenschau, wie vielschichtig unsere Beziehung zur Natur ist. Und jedes einzelne bietet uns andere Interpretationen und eigene Antworten. Dabei ist keines dieser bisher vier Bücher explizit wirtschaftsfeindlich. Das mag daran liegen, dass Klaus Wiegandt, der Gründer der Stiftung „Forum für Verantwortung” und Ex-Chef des Handelskonzerns Metro, nicht zum Öko-Renegaten wurde, sondern wohl eher zu einem pragmatischen, aber überzeugten Propagandisten des nachhaltigen Wandels: Die Welt ist in Gefahr, aber von der Notwendigkeit des Umdenkens überzeugen wird man die Menschen nicht durch apokalyptische Angstmacherei, sondern durch kühle Argumentation. Mäßigung, in jeder Hinsicht, scheint eine Antwort der Bücher zu sein.
Dabei entsprechen die vorgestellten Thesen nicht unbedingt den gängigen Argumentationslinien. Klaus Hahlbrock beispielsweise, der sich mit der Frage nach der weltweiten Nahrungsmittelproduktion befasst, ist keineswegs ein Gegner der „Grünen Gentechnik”. Eingriffe in das Erbgut wurden praktiziert, seit der Mensch Pflanzen züchtete, um sie ertragreicher und widerstandsfähiger zu machen. Hahlbrock verweist auf die Risiken und Vorteile, auf die individuelle und kollektive Verantwortung von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft. Wer Gentechnik per se ablehnt, meint er, muss sich etwa damit auseinandersetzen, dass mit ihr der Herbizideinsatz verringert und die Ernte gerade der ärmeren Nationen erhöht werden könnte. Wer sie befürwortet, muss sich andererseits der Verantwortung stellen, dass ihre Entwicklungen auch zu nicht erwünschten Resistenzen und Schädigungen führen.
Die „richtige” ethische Entscheidung hängt stets davon ab, wie wichtig die anderen genommen werden: die Spätergeborenen und die, die jetzt schon die folgen unserer Eingriffe in die Natur spüren. Nach der Lektüre dieser Bücher kann man jedoch eines nicht mehr: sich auf Nichtwissen hinausreden. PETRA STEINBERGER
JILL JÄGER: Was verträgt unsere Erde noch? Wege in die Nachhaltigkeit. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 232 Seiten, 9,95 Euro.
KLAUS HAHLBROCK: Kann unsere Erde die Menschen noch ernähren? Bevölkerungsexplosion – Umwelt – Gentechnik. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 318 Seiten, 9,95 Euro.
FRIEDRICH SCHMIDT-BLEEK: Nutzen wir die Erde richtig? Die Leistungen der Natur und die Arbeit des Menschen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 256 Seiten, 9,95 Euro.
MOJIB LATIF: Bringen wir das Klima aus dem Takt? Hintergründe und Prognosen. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007. 256 Seiten, 9,95 Euro.
Die Erde wird durchwühlt und dann zurückgelassen: Schaufelradbagger im rheinischen Braunkohlerevier. Foto: Klein/laif
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2007

Töpfer fordert Nachdenken
Buchreihe zur Zukunft der Erde

Das Thema ist aktuell. Der bisher so wenig kalte Winter und der Sturm "Kyrill" sorgen dafür, dass nach den Ursachen der Wetterkapriolen gefragt wird. Ein gutes "Klima" also für Klaus Wiegandt, um die ersten Bände seiner Buchreihe "Mut zur Nachhaltigkeit" vorzustellen. Gemeinsam mit den Autoren Jill Jäger, Klaus Hahlbrock und Friedrich Schmidt-Bleek, unterstützt vom ehemaligen Bundesumweltminister und späteren Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen Klaus Töpfer, präsentierte er gestern die ersten Bände der im S. Fischer-Verlag erscheinenden Reihe im Naturmuseum Senckenberg. Wiegandt will aufrütteln, er ist der Meinung, "Konzepte sind vorhanden, es fehlt aber an der breiten Umsetzung in allen gesellschaftlichen Gruppen". Das lasse sich nur ändern, wenn das Thema Nachhaltigkeit richtig aufbereitet werde, sagte er. Denn nur so könne man es den Menschen nahebringen. Trotz intensiver Bemühungen habe sich bisher zu wenig bewegt, dabei seien die Menschen für das Thema sensibler geworden, stellte Wiegandt fest. Töpfer forderte in seiner Rede, als Maxime für alles Handeln die Frage zu beachten: "Wie soll unsere Erde in der Zukunft aussehen?".

Fragen sind auch die Titel der vier jetzt erschienen Bände. "Was verträgt unsere Erde noch?", will Jill Jäger wissen und fordert zum Umdenken auf. Die Wiener Wissenschaftlerin will darauf aufmerksam machen, "dass die Erde ein System ist, dem wir alle angehören, und dass das Verhalten jedes Einzelnen immer Folgen hat". Klaus Hahlbrock beschäftigt sich mit der Frage, ob die Erde die Menschen noch ernähren kann, und Friedrich Schmidt-Bleek mit jener, "Nutzen wir die Erde richtig?". Mojib Lativ will aufzeigen, wie der Mensch das Klima positiv wie negativ beeinflussen kann. All das, so ist es Ziel der Reihe, soll von den Wissenschaftlern in allgemeinverständlicher Weise beschrieben werden. Unterstützt wird die Buchreihe von der Asko-Europa-Stiftung, die den Diskurs über nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft fördern will, und von der Europäischen Akademie Otzenhausen, die sich für eine verantwortungsbewusste Politik in Europa einsetzt. Bis zum Ende des Jahres sollen noch acht weitere Bände der Reihe erscheinen - zu Themen wie Artenvielfalt, Weltbevölkerung, Wasser und Energie im 21. Jahrhundert.

wawa.

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