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Die Welt ist in Bewegung geraten, die Bevölkerung vieler Länder wird demographisch bunter gemischt. Dies gilt auch für Deutschland. Während auf der Ebene der Politik sich allmählich die Einsicht durchzusetzen beginnt, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist, steht in der öffentlichen Wahrnehmung ein vergleichbarer Bewußtseinswandel aus. Ihr Buch handelt von den Bildern, die in Medien und Alltag über Migranten und ethnische Minderheiten kursieren: zum Beispiel die enge Traditionsbindung, die für Einwanderer charakteristisch sein soll; oder das traurige Los der unterdrückten Ausländerfrau;…mehr

Produktbeschreibung
Die Welt ist in Bewegung geraten, die Bevölkerung vieler Länder wird demographisch bunter gemischt. Dies gilt auch für Deutschland. Während auf der Ebene der Politik sich allmählich die Einsicht durchzusetzen beginnt, daß Deutschland ein Einwanderungsland ist, steht in der öffentlichen Wahrnehmung ein vergleichbarer Bewußtseinswandel aus.
Ihr Buch handelt von den Bildern, die in Medien und Alltag über Migranten und ethnische Minderheiten kursieren: zum Beispiel die enge Traditionsbindung, die für Einwanderer charakteristisch sein soll; oder das traurige Los der unterdrückten Ausländerfrau; oder das Schicksal der zweiten Generation, verloren im Kulturkonflikt. Warum können sich solche unbegründeten Vorstellungen halten? Weil, so Elisabeth Beck-Gernsheim, die Einheimischen »die Anderen« aus dem mononationalen Blickwinkel der deutschen Mehrheitsgesellschaft betrachten. Die Erfahrungen der Migranten und Minderheiten dagegen sind transnational: sind aufgespannt zwischen mehreren Ländern, Kulturen und Zentren, sind geprägt vom Nebeneinander mehrerer Sprachen, Heimaten, Weltbilder. Dort mononational, hier transnational - aus der Diskrepanz dieser Blickwinkel erklären sich viele Kontroversen, die die Migrationsdebatten in Deutschland kennzeichnen.
Autorenporträt
Beck-Gernsheim, ElisabethElisabeth Beck-Gernsheim ist Professorin für Soziologie an der Universität Erlangen-Nürnberg.Beck, UlrichUlrich Beck ist einer der weltweit anerkannten Soziologen. Sein 1986 erstmals veröffentlichtes Buch Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne brachte ein neues Zeitalter auf den Begriff. Dieses Konzept machte ihn international und weit über akademische Kreise hinaus bekannt. Zwanzig Jahre später erneuerte und erweiterte er seine Zeitdiagnostik in Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit im Zeichen von Terrorismus, Klimakatastrophen und Finanzkrisen. Er war zwischen 1997 und 2002 Herausgeber der Reihe Edition Zweite Moderne im Suhrkamp Verlag. Zwischen 1992 und 2009 war Beck Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1999 bis 2009 fungierte Ulrich Beck als Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Sonderforschungsbereichs Reflexive Modernisierung. Vom Europäischen Forschungsrat wurde Ulrich Beck 2012 ein Projekt zum Thema Methodologischer Kosmopolitismus am Beispiel des Kl

imawandels mit fünfjähriger Laufzeit bewilligt. Beim Weltkongress für Soziologie 2014 in Yokohama erhielt Ulrich Beck den Lifetime Achievement Award - For Most Distinguished Contribution to Futures Research der International Sociological Association.Ulrich Beck wurde am 15. Mai 1944 in Stolp in Hinterpommern geboren. Nach seinem Studium der Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politikwissenschaft in München promovierte er dort im Jahr 1972. Sieben Jahre später wurde er im Fach Soziologie habilitiert. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt dem Grundlagenwandel moderner Gesellschaften. Diese grundlegenden Veränderungen faßte er, neben dem Begriff des Risikos, unter anderem mit Konzepten wie Reflexiver Modernisierung, Zweite Moderne, unbeabsichtigte Nebenfolgen und Kosmopolitismus.Ihm wurden mehrere Ehrendoktorwürden europäischer Universitäten und zahlreiche Preise verliehen.Er starb am 1. Januar 2015.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2004

Wer will schon freiwillig ein Deutscher sein?
Elisabeth Beck-Gernsheim liest den Sozialwissenschaftlern die Leviten
Wir und die anderen - wer wir und wer die anderen sind, das ist eine alte Frage, die immer wieder aufs Neue gestellt werden kann, weil sich Sichtweisen ändern und Gesetze und Kategorien. In einer Zeit, da weltweit ständig 250 Millionen Migranten fern vom Ort ihrer Geburt leben, beantwortet sich die Frage, wer zu „uns” gehört, nicht von selbst. Es ist eine Frage nach Identitäten, emotionalen Befindlichkeiten und Vorrechten, eine politische Frage also, wie das zähe Ringen um ein Zuwanderungsgesetz zeigt.
Und es ist eine wissenschaftliche Frage. Die Wahrnehmung der Anderen - der Andersgläubigen, Anderssprachigen, Andersfarbigen - ist einer der Gegenstände der empirischen Sozialforschung. Sie wird von der Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim unter die Lupe genommen.
Nach ihrer Meinung hinkt die deutsche Gesellschaft hinter der Politik her, da sie an überholten Kategorien wie „Deutsche” und „Ausländer” festhält. Der Anteil der Menschen an der Wohnbevölkerung, die nicht in das einfache Raster passen, ist seit Anfang der sechziger Jahre stetig gewachsen: Menschen, die erst im Lauf ihres Lebens die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben, eine andere Staatsangehörigkeit als ihre Eltern haben oder eine doppelte, ohne deutsche Staatsangehörigkeit hier geboren, aufgewachsen und alt geworden sind; Menschen, die Deutsch sprechen, aber keine Deutschen im Sinne des Gesetzes sind oder umgekehrt; Menschen, die einen deutschen Pass haben, es aber vorziehen, sich als Russen zu bezeichnen, weil sie nicht als Deutsche akzeptiert werden; Menschen, deren Eltern verschiedener nationaler Herkunft sind. Diese Vielfalt werde im öffentlichen Diskurs über Migranten weitgehend ignoriert, das ist Beck-Gernsheims kritische These.
Von den Erfahrungen der Menschen, die einen Migrationshintergrund haben, ist wenig bekannt, denn das Bild, das von Minderheiten und Migranten in den Medien gezeichnet wird, beruht auf Ignoranz und der Wiederholung von Stereotypen: die unterdrückte Ausländerfrau, der zwischen den Kulturen stehende Arbeitsmigrant, die unters Kopftuch gezwungene Muslimin, der tragische Mischling, das arme Ausländerkind.
Von den Massenmedien ist vielleicht nichts anderes zu erwarten, wenngleich das bedauerlich ist. Unverzeihlich aber ist dieser Blick in der Wissenschaft. Ihn zu beklagen, ist das Hauptanliegen dieses Buches, denn die Autorin hat entdeckt, dass die Nation nicht der einzig mögliche Bezugsrahmen für Menschen ist. Zu dieser erfreulichen Einsicht ist sie nach eigenem Bekunden dank des Studiums angelsächsischer Forschung gelangt. Leider habe sich „die deutsche Soziologie” zu deren Rezeption noch nicht bequemen können oder ist einfach zu blöd dazu, jedenfalls sei sie von dem postkolonialen und transnationalen Diskurs, der in den kulturanthropologischen und soziologischen departments britischer und amerikanischer Universitäten gepflegt wird, unbeleckt. Kaum besser als die Boulevard-Journalisten, krankten die retardierten deutschen Sozialwissenschaftler an „dem normaldeutschen Blick”, schlimmer noch, sie sind im „methodologischen Nationalismus” befangen, der sie daran hindert, bewegliche Lebensformen zu erkennen und zu untersuchen, die mit den juristischen und kulturellen Begriffen des Nationalstaats nicht zu erfassen sind.
Gewiss hat die Autorin Recht, wenn sie die Verzerrungen einer auf die Staatsangehörigkeit fixierten Sozialstatistik bemängelt. Dass sie als Kronzeugen einer differenzierteren Sichtweise dann doch deutsche Sozialwissenschaftler anführt (Rainer Münz und Ralf Ulrich, ohne ihre Arbeit in der Literaturliste zu nennen), ist nur ein Schönheitsfehler. Aber anderen Borniertheit und soziologische Naivität unter die Nase zu reiben, ohne die eigenen Beschränkungen zu reflektieren, ist penetrant.
Aber kann Abhilfe denn nur durch die Übernahme englisch-amerikanischer Paradigmen geschaffen werden? Gibt es Migration und die wissenschaftliche Beschäftigung damit nicht auch in Frankreich, in den Niederlanden, in Spanien? Die Forschungsansätze, die in diesen Ländern entwickelt worden sind, nimmt Beck-Gernsheim nicht zur Kenntnis. Sie gibt sich als gelehrige Schülerin der in den USA und Großbritannien entwickelten Forschungstradition und fordert ihre Kollegen dazu auf ihr nachzueifern. Die große weite englisch-sprachige Welt wartet ja nur darauf, der deutschen Sozialwissenschaft zu helfen, ihre Beschränkung zu überwinden.
Ganz frei davon ist Beck-Gernsheim selber freilich nicht. Wenn sie über „die Fremde” spricht und über „den tiefgreifenden biographischen Einschnitt, ja Bruch”, den Migration mit sich bringe, sind die romantischen Untertöne nicht zu überhören. Und die Unfähigkeit, einen Ortswechsel als etwas Normales, Untraumatisches zu denken, spricht aus vielen Passagen ihres Buchs, dessen teilweise durchaus zutreffende Beobachtungen über die Mannigfaltigkeit der Lebensformen im heutigen Deutschland zum größten Teil aus zweiter Hand stammen. Soweit es dem Buch zu entnehmen ist, hat sich die Autorin nicht selbst in die Niederungen der Feldforschung begeben. Von dort jedoch sind weiterführende Erkenntnisse über unsere bunter werdende Gesellschaft eher zu erwarten als von der Rezeption modischer Theorien.
FLORIAN COULMAS
ELISABETH BECK-GERNSHEIM: Wir und die Anderen. Vom Blick der Deutschen auf Migranten und Minderheiten. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 233 Seiten, 14,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Sehr aufschlussreich findet Rezensentin Andrea Rinnert dieses Buch, in dem die Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim kritisiert, dass häufig nur die Probleme der Migration wahrgenommen werden, nicht aber ihr Gelingen. Ohne die Probleme der Integration zu verkennen, so Rinnert, zeige die Autorin dagegen, dass in der Öffentlichkeit oft nur eine "Folklore des Halbwissens" über Migranten vorzufinden sei. So mache die Autorin hinter unseren Meinungen zur "armen Ausländerfrau", einem Topos, den etwa die Türkin mit dem Kopftuch verkörpere, eine ethnozentrische Überlegenheitsattitüde ausfindig, die unseren Blick auf die Migranten verzerre. Sie zeige auch, dass die vermeintliche Traditionsverbundenheit vieler Migranten, die oft als Import aus einer überkommenen Herkunftstradition betrachtet werde, eher Produkt der Migrationssituation selbst sei. Beck-Gernsheim schildere zahlreiche Beispiele gelungener Integration und wende sich gegen den "mononationalen, monokulturellen Blick" auf Migranten. Das Fazit der Rezensentin: "Wer heutzutage von Migration sprechen will, darf von gelungener Integration nicht schweigen."

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