Marktplatzangebote
8 Angebote ab € 3,95 €
  • Gebundenes Buch

Theodor Heuss gehört zu den maßgeblichen Begründern eines politischen Neubeginns in Deutschland. Schon kurz nach Kriegsende betraute ihn die amerikanische Besatzungsmacht mit der Herausgabe der "Rhein-Neckar-Zeitung", bald darauf mit der Leitung des württemberg-badischen "Kultministeriums". Als liberaler Parteipolitiker gewann er Ansehen in allen vier Besatzungszonen.
Seine wichtigste Aufgabe fand er 1948/49 in den Verfassungsberatungen des Parlamentarischen Rates, in denen er entscheidend zur Entstehung des Grundgesetzes beitrug. Zudem plädierte der Publizist und Redner Heuss für eine
…mehr

Produktbeschreibung
Theodor Heuss gehört zu den maßgeblichen Begründern eines politischen Neubeginns in Deutschland. Schon kurz nach Kriegsende betraute ihn die amerikanische Besatzungsmacht mit der Herausgabe der "Rhein-Neckar-Zeitung", bald darauf mit der Leitung des württemberg-badischen "Kultministeriums". Als liberaler Parteipolitiker gewann er Ansehen in allen vier Besatzungszonen.

Seine wichtigste Aufgabe fand er 1948/49 in den Verfassungsberatungen des Parlamentarischen Rates, in denen er entscheidend zur Entstehung des Grundgesetzes beitrug. Zudem plädierte der Publizist und Redner Heuss für eine moralische Erneuerung und schonungslose Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Deutschen unter dem nationalsozialistischen Regime. So war er seiner Zeit ein Erzieher zur Demokratie.

In den 220 ausgewählten und weitgehend noch unpublizierten Briefen von Theodor Heuss spiegeln sich seine aufregende Biographie und die dramatischen Zeitläufte bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten im September 1949 wechselseitig. Sie sind das außergewöhnliche Zeugnis eines virtuosen Briefschreibers, der mit zahlreichen Zeitgenossen korrespondierte.

Schließlich ermöglichen die privaten Briefe in einzigartiger Weise eine Annäherung an den Menschen Theodor Heuss.

Autorenporträt
Ernst Wolfgang Becker, Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus, Stuttgart.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2008

Mit Zigarre, ohne Ehrgeiz
Theodor Heuss: Briefe aus den Jahren 1945 bis 1949

Die bundesunmittelbare Heuss-Stiftung beginnt mit diesem Werk die Publikation von Briefen ihres Namensträgers. Ihm sollen weitere sieben Bände für die Jahre 1892, als Theodor gerade acht Jahre zählte, bis 1963 folgen - ergänzt um Reden, Schriften und Gespräche. Der vorliegende Band enthält 220 Briefe vom 24. Mai 1945 bis zum 8. September 1949, vier Tage vor Heuss' Wahl zum Bundespräsidenten. Dabei lenkt allerdings der Titel "Erzieher zur Demokratie" den Leser in eine Richtung, die zu viele andere der von Heuss behandelten Themen ausklammert. "Uns geht es erträglich", heißt es gleich eingangs aus der Zwei-Zimmer-Wohnung in Heidelberg. Dort lebte Heuss mit seiner Frau, Elly Heuss-Knapp, die auch weiterhin an Herzerkrankung litt, seit 1943. Dass ihr Sohn in Berlin überlebt hatte und ihr dortiges Haus unbeschädigt geblieben war, erfuhren sie erst Monate später. Heuss hatte inzwischen mit der Niederschrift von Jugenderinnerungen begonnen. Wiederholt zeigte er sich erstaunt, dass er von der nationalsozialistischen "Verbrecherbande" nach dem 20. Juli 1944 nicht verhaftet worden sei; denn er habe Carl Goerdeler zugesagt, nach einem Umsturz als dessen Pressechef zu arbeiten.

Als einer von drei Lizenzträgern der "Rhein-Neckar-Zeitung" in Heidelberg ("damit das Blatt nicht zu einseitig links wird") erhielt Heuss vom September 1945 an die Möglichkeit, publizistisch tätig zu sein. Schon früh konnte er die Verbindung auch zu alten Freunden knüpfen, die nach 1933 hatten emigrieren müssen. Deren Carepakete, inklusive Zigarren ("denn zur Arbeit etwas zu rauchen ist nun das Laster geblieben"), erleichterten dem Ehepaar das Leben in der Trümmergesellschaft, zumal der 1,79 m große Briefschreiber auf "110 Pfund abgesackt" war. Er stöhnte über Besuche "von als Offiziere aufgemachten Professoren der Soziologie, die offenbar in USA in Mengen produziert werden". Dem politischen Neuaufbau stand Heuss abwartend gegenüber und favorisierte zunächst eine überkonfessionelle Sammlungspartei: "Ich würde in Berlin an der Christlich-Demokratischen Union teilgenommen haben." Schließlich schloss er sich der Demokratischen Volkspartei an, der späteren FDP, und übernahm im September 1945 in der Regierung von Württemberg-Baden, "ohne enthusiastischen Ehrgeiz", das Amt des Kultministers.

Heuss zog nach Stuttgart und quälte sich 15 Monate lang mit den Widrigkeiten des Besatzungsalltags und der "entsetzlich zeitaufwendigen" Leitung des Ministeriums, das im November 1945 noch ebenso "ungeheizt" war wie sein häusliches Arbeitszimmer. Er nahm für sich in Anspruch, mit seinem Ministeramt auch Württemberg-Baden ein geistiges "Gesicht" gegeben zu haben. Nur wenigen früheren NSDAP-Mitgliedern stellte er "Persilscheine" aus. Im April 1946 konnte er sich ein "ordentliches Leben auch in der Publizistik und Literatur weiterhin denken". Die Erfüllung seines Ehrgeizes sah Heuss in der "Tendenz zum allgemein Unterrichtlichen und nie im Parteipropagandistischen". Wiederholt beklagte er fehlende Zeit "für Publizistik und Wissenschaft". Dabei schaffte er ein erstaunliches literarisches Pensum. "Man muss sich fast schämen, auf wie hohen Touren die Heuss-Produktion läuft", hieß es im März 1948.

Heuss war ein "williger Briefschreiber", konnte farbig und variationsreich schildern. Dabei musste er seine riesige Korrespondenz häufig ohne Sekretärin erledigen. Seit 1946 war er viel auf Reisen: als Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung und 1947 des Landtags von Württemberg-Baden, zudem als Mitvorsitzender der gesamtdeutschen Demokratischen Partei, seit Ende 1948 als FDP-Vorsitzender in den Westzonen: "Ehrgeiz hat mich in keine dieser Stellen getrieben." Heuss blieb ein "ambulanter und büroloser Parteivorsitzender" und sah gelassen von der "Loge des Lebens auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten" herunter, dem er sich allerdings keineswegs gänzlich entzog.

Als er 1947 wegen seiner Zustimmung zum "Ermächtigungsgesetz" von 1933 angegriffen wurde, spielte er die Bedeutung dieses "Geschichtsvorgangs" herunter. Den Höhepunkt seines Einflusses erreichte er 1948/49 im Parlamentarischen Rat in Bonn. Als eine Art Chef der fünf FDP-Delegierten war Heuss entscheidend an Kompromissen zwischen der CDU/CSU und SPD beteiligt und prägte, worauf er nicht wenig stolz war, die Bezeichnung "Bundesrepublik Deutschland". Dass er schon früh als Bundespräsident genannt wurde, beunruhigte ihn weniger als die Aussicht, dann nicht mehr "schöne Bücher" schreiben zu können. Der reichillustrierte Band ist zuverlässig kommentiert und mit übersichtlichen Registern versehen.

RUDOLF MORSEY

Theodor Heuss: Erzieher zur Demokratie. Briefe 1945-1949. Stuttgarter Ausgabe. Herausgegeben von der Stiftung Bundespräsident Theodor-Heuss-Haus. Bearbeitet von Ernst Wolfgang Becker. K.G. Saur Verlag, München 2007. 621 S., 39,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.12.2007

Brummeliger Bass
In seinen Briefen zeigt sich Theodor Heuss auch als Mahner
Verehrter Freund – Man bleibt ein Kriegsgefangener des öffentlichen Lebens, solange es eben geht”, schreibt Theodor Heuss dem sozialdemokratischen Präsidenten des württemberg-badischen Landtags, Wilhelm Keil, im Februar 1949 und denkt darüber nach, ob es vielleicht sinnvoller sei, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen und „ein paar ordentliche Bücher” zu schreiben.
Man erinnert sich an Heuss als freundlichen älteren Herren, dessen brummeliger, tiefer Bass für nichtschwäbische Ohren oft nur schwer verstehbar war, und der die Bundeswehr mit der umwerfenden Bemerkung „Nun siegt mal schön” in den Frieden entließ. Man fühlte sich wohl bei der zivilen Gelassenheit dieses Mannes. Dass so einer Bundespräsident werden konnte! Er war so anders als so viele Politiker, die agil um Macht und Einfluss kämpften, und bei denen man nie so genau wusste, ob und was sie aus ihrer und unserer Vergangenheit gelernt hatten.
Memoiren verhüllen die eigene Geschichte mit späteren Einsichten und mit dem Wunsch, am Ende gut dazustehen. Tagebücher – wenn sie es wirklich sind – rechnen nicht mit ihrer Veröffentlichung und enthüllen die Emotionen des Augenblicks. Aber Briefe sind Zeitzeugen, verantwortete Reflexionen und Schilderungen, deren sich der Briefschreiber in dem Bewusstsein entäußert, dass er sich einem anderen mitteilt.
Heuss schrieb seine Briefe nicht zur Veröffentlichung, aber er beherrscht sich. Er wusste zu differenzieren von „Lieber Freund” bis „Sehr geehrter Herr!”, von „In dankbarer Verbundenheit” bis zum knappen „Sehr ergeben” oder „Mit freundlichen Grüßen. Dr. Heuss musste vor der Niederschrift abreisen.” In den 219 Briefen des Bandes wird der Mensch erkennbar, der sie schrieb, ein herzlicher Familienvater, ein zeitgehetzter Politiker, ein bildungsstolzer Bürger, ein mahnender Historiker – der es sich nicht verkneift, einem von Autonomie schwärmenden Bayern vorzuhalten, dass Franken und Schwaben nicht aus demokratischer Selbstbestimmung, sondern aus napoleonischer Staatsraison Bayern wurden.
Man wird selbst zum Briefempfänger, dem Heuss zu erklären versucht, warum etwas so war und wie er es sieht, durchaus nicht immer selbstsicher, manchmal fragend und zögernd, voller Distanz zu dem üblichen lästigen politischen Betrieb – und manchmal auch mit versteckter, aber menschlich verständlicher Freude am Erfolg und am Lob. In jedem Leser, der diese Nachkriegsjahre bewusst erlebt hat, reißen seine Briefe verschüttete Erinnerungen auf an die triviale äußerste und bittere Not, an die Ungewissheit, was aus uns werden sollte und an die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die viel unmittelbarer war als heute. Denn die Mörder lebten noch unter uns.
Heuss, der selbst Verbindung zum Widerstand, insbesondere zu Goerdeler gehabt hatte, mahnt bei der „Denazifizierung” zu klaren, schnellen Prozessen über die Hauptschuldigen, aber zur Besonnenheit gegenüber der verführten Jugend. Er müht sich, seine Zustimmung zum Ermächtigungsgesetz zu erklären, die im Landtag gegen ihn instrumentalisiert werden sollte. Er schildert die Resignation der fünf liberalen Reichstagsabgeordneten, die nur noch auf der Liste der SPD gewählt wurden und sich ihrer Einflusslosigkeit bewusst waren.
Hoffnung auf den Bürger
Für die Zukunft setzt er seine Hoffnung auf die Bürger, die sich in den demokratischen Parteien engagieren. „Die Partei ist für sie keine Kirche, auch kein Instrument der wichtigtuerischen Vereinsmeierei, sondern die unproblematische Gegebenheit, in der die Meinungen über das öffentliche Wesen zu einem
verantwortlichen Willen sich formen müssen.”
Bewegend ist seine – berechtigte – Auseinandersetzung und wachsende Entfremdung mit Wilhelm Heile, dem alten Weggefährten und Gründer der Freien Demokraten in der damaligen britischen Zone, der sich ein künftiges Deutschland nur noch als Staatenbund vorstellen konnte. Nicht weniger berührt der höfliche, aber nahezu beleidigende Abbruch der politischen Beziehungen zu Wilhelm Külz, der den Weg der LDP der Ostzone in die Blockpolitik und die Volkskongresse nicht aufhalten konnte. Da sieht man nicht so deutlich, ob der südwestdeutsche Liberale das Zerbrechen des alten Deutschlands in zwei Teile nur als eine parteipolitische Entwicklung unter dem Einfluss der russischen Besatzungsmacht verarbeitete und ihre politische und menschliche Tragödie verdrängte. Aber glasklar werden seine massiven und dramatischen Auseinandersetzungen mit den national-liberalen Strömungen der Landesverbände Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen, denen er in der berühmten Gründungsversammlung in Heppenheim fast unterlag, aber keinen Zentimeter preisgab, nicht damals und nicht danach.
Die Briefe enden mit seiner Arbeit im Parlamentarischen Rat, dem Wahlkampf zum ersten Bundestag und wenige Tage vor der Wahl zum Bundespräsidenten am 12. September 1949 – mit der für heutiges Verständnis unerhörten Verknüpfung der Regierungsbildungen in Bonn und Düsseldorf.
Die editorische Leistung ist bewunderungswürdig – nicht nur im äußeren Erscheinungsbild des Buches, sondern in der äußerst sorgfältigen Bearbeitung der in den Briefen enthaltenen Hinweise, der darin angedeuteten Sachverhalte und Quellen. Die gründliche Einführung und das hervorragende Personen- und Sachregister machen die Lektüre des Buches zu einem Erlebnis für jeden, der an der farbigen Person des bedeutenden Präsidenten, des interessanten Mannes und an der Geschichte der Nachkriegszeit interessiert ist. BURKHARD HIRSCH
ERNST WOLFGANG BECKER (Hrsg.): Theodor Heuss. Erzieher zur Demokratie. Stuttgarter Ausgabe, Band 1: Briefe 1945-1949. K.G. Saur, München 2007. 621 Seiten, 39,80 Euro.
Bildungsstolzer Bürger, zeitgehetzter Politiker und herzlicher Familienvater: Theodor Heuss, der erste deutsche Bundespräsident. Betzler / SZ Photo
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rudolf Morsey begrüßt diesen ersten Band mit Briefen des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss aus den Jahren 1945 bis 1949, dem sieben weitere Bände für die Jahre 1892 bis 1963 folgen sollen. Die 220 Briefe vermitteln für ihn einen guten Einblick in die Themen, mit denen sich der Politiker und Publizist beschäftigte. Der Titel der Ausgabe, "Erzieher zur Demokratie", scheint ihm in diesem Zusammenhang allerdings recht einseitig, weil er viele Themen ausklammert. Morsey rekapituliert die wichtigsten Stationen von Heuss' Leben zwischen 1945 und 1945. Die Briefe schätzt er als "farbig und variationsreich" formuliert. Lobend äußert er sich zudem über die Edition, die "zuverlässige" Kommentierung und die "übersichtlichen" Register.

© Perlentaucher Medien GmbH
"[...] eine wahre Fundgrube."
Barthold C. Witte in: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 20/2008

"[...] ist der von Ernst Wolfgang Becker herausgegebene und vorzüglich bearbeitete Band ein gelungener Auftakt für die "Stuttgarter Ausgabe von Theodor Heuss."
Hermann Rudolph in: Der Tagesspiegel 21.01.2008

"Die editorische Leistung ist bewunderungswürdig - nicht nur im äußeren Erscheinungsbild des Buches, sondern in der äußerst sorgfältigen Bearbeitung der in den Briefen enthaltenen Hinweise, der darin angedeuteten Sachverhalte und Quellen. Die gründliche Einführung und das hervorragende Personen- und Sachregister machen die Lektüre des Buches zu einem Erlebnis für jeden, der an der farbigen Person des bedeutenden Präsidenten, des interessanten Mannes und an der Geschichte der Nachkriegszeit interessiert ist."
Burkhard Hirsch in: Süddeutsche Zeitung 24.12.2007

"[Ein] sorgfältig edierter, mit Abbildungen, einem ausgezeichneten Quellen- und Literatrurverzeichnis [und] einem ausführlichen Personen- und Sachregister versehener Band...Für Wissenschaft und Publizistik, für historisch , politisch und kulturell Interessierte eine schier unerschöpfliche Quelle..."
Walter Siegfried Kircher in: Der Bürger im Staat, Nr. 2/2008

"Der reichillustrierte Band ist zuverlässig kommentiert und mit übersichtlichen Registern versehen."
Rudolf Morsey in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 26. 05. 2008