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Man nennt ihn auch den Deutschen, den Walzer von Diabelli, über den Beethoven seine 33 Variationen komponierte. Irene Dische hat ihren großen Roman "Ein fremdes Gefühl" nach dieser Komposition und ihren Stimmungen geschrieben und nun vollkommen überarbeitet. "Veränderungen über einen Deutschen" ist die Geschichte eines Mannes, der nicht weiß, ...

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Produktbeschreibung
Man nennt ihn auch den Deutschen, den Walzer von Diabelli, über den Beethoven seine 33 Variationen komponierte. Irene Dische hat ihren großen Roman "Ein fremdes Gefühl" nach dieser Komposition und ihren Stimmungen geschrieben und nun vollkommen überarbeitet. "Veränderungen über einen Deutschen" ist die Geschichte eines Mannes, der nicht weiß, ...

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Autorenporträt
Irene Dische wurde in New York geboren. Heute lebt sie in Berlin und Rhinebeck. Bei Hoffmann und Campe erschienen unter anderem der Romanerfolg Großmama packt aus (2005), der Erzählungsband Lieben (2006), die Neuausgabe ihres gefeierten Debüts Fromme Lügen (2007) und zuletzt der Roman Schwarz und Weiß (2017).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2009

Einstein rät zum Gattenmord
Irene Dische schreibt einen Roman, der ratlos macht
Benedikt Waller führt eine ziemlich selbstbezogene Existenz. Als brillanter theoretischer Physiker jagt er den Solitronen nach, die bei Zusammenstößen keinerlei Reaktion erkennen lassen; das sind seine Lieblinge im Teilchenzoo. Andere Menschen braucht er nicht, nur seine Schwester Dolly hat ein Auge auf ihn, besucht ihn zweimal im Jahr und versucht ihn zu menschlicher Normalität zu bekehren, indem sie ihm zu Weihnachten einen Christbaum mitbringt und als Gefährten einen Wellensittich schenkt; dass er diesen dreimal pro Tag füttern muss, kann er sich noch gerade so merken. Eines Tages jedoch wird bei ihm eine tödliche Krankheit diagnostiziert (man erfährt nicht genau, welche), und da entschließt er sich, folgende Anzeige aufzugeben: „Unverheirateter Mann mit unheilbarer Krankheit sucht Kind, bevorzugt Kleinkind, zwecks Adoption.” Denn Benedikt entstammt, was bisher so gut wie keine Rolle spielte, dem Geschlecht der Grafen von Wallerstein; nun erwacht in ihm der Familiensinn. „Ich brauche einen Erben.”
Die Anzeige hat Erfolg, sozusagen; es taucht bei ihm die Russin Marja mit ihrem siebenjährigen Sohn Valerij auf und quartiert sich, ohne Zeit mit dummen Fragen zu verlieren, in seiner Wohnung ein. Sie machen sich zusammen aus Berlin zum Familienstammsitz in Süddeutschland auf, wo Benedikts ebenso steinalte wie dominante Großmutter mehr haust als lebt; bei ihr sind er und seine Schwester nach dem Unfalltod der Eltern aufgewachsen. Sie lebt ganz allein, wenn man von Köchin, Chauffeur, Gärtner, Hundeführer u.s.w. absieht. Die Großmutter entschläft, Benedikt beschließt, standesgemäß seine Hochzeit zu feiern, die zu einer ziemlichen Farce gerät, wird aber seiner neuen Gattin, die für ihn ja eigentlich bloß einen Umweg zum Kind darstellt, überdrüssig, wendet sich um Rat an Einstein im Jenseits (eine völlig unnötige Absurdität), und dieser empfiehlt ihm, die störende Person doch aus dem Weg zu räumen. Benedikt plant daraufhin, Marja aus einer alpinen Seilbahn zu stoßen, doch lassen ihn Mutter und Sohn bei der Anreise plötzlich im Stich und sind verschwunden. Da merkt er, wie sehr sie ihm fehlen. Aber zum Schluss kommen sie doch zurück, Valerij, der bislang mit ihm kein Wort gesprochen hatte, wird langsam handzahm, Marja holt ihren etwas in Vergessenheit geratenen russischen Ehemann herbei, und es wird alles, alles gut.
Es ist eine Geschichte, die einigermaßen ratlos macht. Die großen Umschwünge in Benedikts Leben – er entschließt sich zur Adoption, er will seine Frau ermorden, er besinnt sich eines Besseren – fallen unvermittelt vom Himmel, und die Zustände der gräflichen Haushaltung sind eine Groteske aus dem 19. Jahrhundert. Dabei spielt die Handlung zur Zeit der Währungsunion im Jahr 1990. (Das Buch ist vor fünfzehn Jahren schon einmal erschienen und kommt jetzt in etwas veränderter Gestalt neu heraus).
Hilft Beethoven?
Die Autorin hat versucht, der mangelnden Stringenz durch musikalische Unterfütterung nachzuhelfen, sie benennt die Kapitel des Buchs nach Beethovens 33 Veränderungen über einen Walzer von Diabelli, also „Forteilend”, „Presto”, „Stürmisches Auf und Ab” u.s.w., was schon deswegen nicht recht überzeugt, weil der Ton doch so ziemlich immer derselbe bleibt. Teilweise entschädigt einen das Nebenpersonal für die völlige Geruch- und Geschmacklosigkeit des Protagonisten. Auch finden sich einige schöne Einzelbemerkungen, etwa wie Marja sich in ihrer neuen Umgebung verhält: „Die Landschaft betrachtete sie mit Vorsicht, wie eine Nonne einen Mann in Badehose.” Oder zum Wesen der Stille: „Stille ist eine äußerst zerbrechliche Substanz. Wer sie beschreibt, tut ihr schon Gewalt an. Es gibt keine musikalische oder literarische Notation für absolute Stille, denn die Stille zwischen zwei Tönen ist eine Pause, und in einer Pause fühlt man immer noch den Rhythmus. Eine wirkliche Stille ist ohne Puls. Und wie jeder Arzt weiß, bringt alles, was ohne Puls ist, Probleme mit sich.” Solche Details jedoch summieren sich nicht zu einem Ganzen. Das „fremde Gefühl”, das sich behauptetermaßen zum Schluss Geltung verschafft: fremd bleibt es vor allem dem Leser. Diesem Buch mit seinem geistes- und herzensabwesenden Helden fehlt es in hohem Grad an innerer Notwendigkeit. BURKHARD MÜLLER
IRENE DISCHE: Veränderungen über einen Deutschen oder Ein fremdes Gefühl. Roman. Aus dem Englischen von Reinhard Kaiser. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 438 Seiten, 23 Euro.
Eine Autorin, die manches vom Himmel fallen lässt: Irene Dische. Foto: ddp
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Irene Disches neuem Roman kann Burkhard Müller wenig anfangen. Das liegt vor allem an der fehlenden "inneren Notwendigkeit" der Ereignisse, wie der Rezensent erklärt. Die Hauptperson, ein eigenbrötlerischer Physiker, der erfährt, dass er eine tödliche Krankheit hat, beschließt daraufhin, ein Kind zu adoptieren, um einen Stammhalter zu hinterlassen. Er heiratet, schmiedet Mordpläne gegen seine Frau, die plötzlich verschwindet und die er dann sehr vermisst. So ungefähr liest sich bei Müller der Handlungsablauf und den findet er reichlich gezwungen. Da hilft seiner Ansicht auch nicht die formale Klammer, dass die einzelnen Kapitel nach Beethovens "33 Veränderungen über einen Walzer nach Diabelli" benannt werden, zumal der Erzählton, ob "Forteilend" oder "Presto", sich nie groß verändert, wie der Rezensent irritiert vermerkt.

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