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Hartmut Trössner ist ein Glückskind des Zeitgeistes. Er ist ein grüner Mogul: Chef eines erfolgreichen Windenergieunternehmens, Ehemann einer populären Schauspielerin, Vater eines kleinen Sohnes und jüngst auch Produzent einer bahnbrechenden TV-Serie.Doch dann kommt der 9. April. Hartmut Trössner verliert buchstäblich alles: Unternehmen, Frau, Kind und Haus. Den heißen Sommer verbringt er in einer Klinik. Am 27. August macht er sich auf, mit dem Zug nach Berlin. Und er ist nicht allein. Da ist jemand bei ihm, unsichtbar, hörbar nur für ihn: ein Alter Ego, das vorgibt, sein Überlebenstrainer zu…mehr

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Produktbeschreibung
Hartmut Trössner ist ein Glückskind des Zeitgeistes. Er ist ein grüner Mogul: Chef eines erfolgreichen Windenergieunternehmens, Ehemann einer populären Schauspielerin, Vater eines kleinen Sohnes und jüngst auch Produzent einer bahnbrechenden TV-Serie.Doch dann kommt der 9. April. Hartmut Trössner verliert buchstäblich alles: Unternehmen, Frau, Kind und Haus. Den heißen Sommer verbringt er in einer Klinik. Am 27. August macht er sich auf, mit dem Zug nach Berlin. Und er ist nicht allein. Da ist jemand bei ihm, unsichtbar, hörbar nur für ihn: ein Alter Ego, das vorgibt, sein Überlebenstrainer zu sein und ihn fürs Weiterleben zu retten. Im Zug wird Trössner von einer jungen Frau angesprochen. Ihr erzählt er in mehreren Stationen sein Leben, mit ihr zusammen inszeniert er einen furiosen Auftritt in der Hauptstadt.»Rückwind« ist der Roman über einen furchtbaren Verlust, der als himmlische Prüfung oder göttliche Strafe erscheinen muss. Aber für Hartmut Trössner gilt: Above us only sky.Da oben ist niemand! Und dennoch wünscht er sich mit jeder Faser eine Antwort auf die Frage: Warum musste alles so kommen?
Autorenporträt
Spinnen, BurkhardBurkhard Spinnen, geboren 1956, lebt in Münster. Er schreibt Erzählungen, Romane, Kinderbücher, Essays, Glossen und Rezensionen. Für seine Werke wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Herbert Quandt Medien-Preis und dem Deutschen Hörbuchpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.11.2019

Flaute unterm Rotorblatt

Von der Wende zur Energiewende im Packungsbeilagenton: Burkhard Spinnens zeitgeschichtlicher Roman "Rückwind" bleibt hinter seinen Ansprüchen zurück.

Die sogenannte Mentalitätsgeschichte der Bundesrepublik ist im Augenblick, da ihre Protagonisten das gediegene Alter erreichen oder gar ganz abtreten, schwer in Mode. Dreißig Jahre ist der Fall der Mauer her, und schaut man heute auf Europa, kann schon mal Wehmut nach den prallen Kohl-Jahren aufkommen - auch wenn man selbst damals mit Jungsein beschäftigt war. Jetzt ist ein neuer Titel von Burkhard Spinnen, Jahrgang 1956, erschienen. Der Klappentext verspricht einen Energiewenderoman "vor dem Hintergrund deutscher Mentalitätsgeschichte". Und das klingt toll. So, wie Kritiker sich den deutschen Gegenwartsroman regelmäßig herbeiwünschen: politisch, lebensnah, beiläufig angereichert mit Fachwissen aus Politik und Wirtschaft und dramatisiert mit der fruchtlosen Glückssuche eines neurotischen Helden. Solch einen Roman könnte Burkhard Spinnen durchaus geschrieben haben. Seine Zutaten sind exquisit. Sein Held Hartmut Trössner ist Chef eines global agierenden Windkraftunternehmens. Er ist ein Erfolgstyp, der den väterlichen Betrieb für Sondermaschinen in die neue Zeit geführt hat und damit praktischerweise über eine grüne Weste verfügt. Ganz natürlich fügt sich Trössners Ehefrau in dieses schöne Bild. Ein gefeierter TV-Star, zuletzt in einer Serie zu sehen, die vom Aufstieg einer populistischen Partei in Deutschland handelt.

Nun wird im Roman sehr schnell klar, dass dieser juvenile Unternehmer "alles verloren hat, und das auf einen Schlag". Immer wieder wird der neunte April als Wendepunkt eines geglückten Lebens beschworen. An diesem Tag habe Trössner Frau, Kind und Firma verloren. Das jedenfalls steckt uns ein Alter Ego des Helden. Während eines längeren Psychiatrieaufenthalts hat es die erzählerische Vormundschaft für Trössner übernommen. Und von nun an wartet man: darauf, dass einem endlich erzählt und nicht immer nur gesagt wird, dass hier eine moderne Hiobsgeschichte vorliegt. Man will wissen, wie es so weit kommen konnte. Man ahnt die unheilvolle Flaute unter dem Rotorblatt. Aber man muss sich gedulden. Zunächst mit einer Erzählerinstanz, die advocatus vitae spielt. ("Ich plädiere seitdem, wann immer das nötig ist, auf Weiterleben, gegebenenfalls ohne Sinnfrage.") Dann, als es endlich zu den Rückblenden auf Trössners Lebensgeschichte kommt, mit einer dermaßen faden Nacherdichtung - diesmal ganz brav in der dritten Person -, dass man sich nur wundern kann, wie leichtfertig ein versierter Autor wie Spinnen hier das Potential seiner Hauptfigur verschleudert.

Wir lernen: Hartmut Trössner hatte eine Freundin in Amerika, mit der er offenbar glücklich war, bis es nicht mehr passte. Wir erfahren, dass sein Vater starb, er die Firma gegen seine ursprüngliche Überzeugung übernahm und den richtigen Riecher bei deren Neuausrichtung hatte. Die Wende brachte Winde, frische. Das könnte eventuell mit Mentalitätsgeschichte gemeint sein. Und so liefert uns der Autor einige (nicht allzu viele) Seiten lang einen Exkurs zu den Anfängen der Energiewende aus dem Geist der politischen Wende. Stichwort: Stromeinspeisungsgesetz!

Dann lernte Trössner Charlotte Wendler von der Serie kennen, renovierte ein Haus, bekam einen Sohn, kaufte eine Produktionsfirma und wurde quasi nebenbei noch Medienmensch. Bei alldem kommt nicht die geringste Intimität zwischen den handelnden Personen auf. Weder wird die Ehe dieser Leute plausibel noch Trössners unternehmerisches Abenteuer, noch überhaupt irgendein Mensch oder Anliegen in diesem Roman. Von Mentalitäten ganz zu schweigen. Wenn sich schon das Privatleben dieses Ausnahmeglückspilzes liest wie die Packungsbeilage eines Blisters Kohlekapseln, dann versandet auch dieser vermeintliche Wirtschaftskrimi irgendwo zwischen Kolportage und Persiflage. Am neunten April ertrinkt der Sohn in einem Pool, wird die Frau von einem Rotorblatt geköpft, geht die Firma pleite, brennt das Haus ab und unternimmt Hartmut Trössner einen Selbstmordversuch, der uns und ihm dann sein paternalistisches - "Ich lasse ihn antworten" - Erzähler-Double beschert.

Das ist alles ganz schön dick aufgetragen, und wer dick aufträgt, muss es sich leisten können. Burkhard Spinnen versucht es mit einem Ablenkungsmanöver. Der Roman beginnt damit, dass der gerade frisch aus dem Krankenhaus entlassene Trössner incognito mit dem ICE nach Berlin fährt. Dort lernt er eine junge Frau kennen, die ihm die Geschichte seines Lebens entlockt. Mal soll sie eine ehrgeizige Journalistin sein, dann eine Bankerin. Dieser musenartige Erzählanlass jedenfalls soll uns ein Rätsel sein, was umso rätselhafter ist, da sich nicht mal der Erzähler für ihn zu interessieren scheint.

Der Roman trudelt stattdessen eine Weile durch die Hauptstadt unserer Tage und endet mit einem Showdown, der auf eine Entfesselung des reichen Materials hoffen lässt. Ein offenbar verrückt gewordener Trössner - jetzt im Besitz einer Glock - entführt die Belegschaft seiner Serie und sorgt bei einem Branchentreffen Windkraft für Wirbel. Mit dem Pfarrer-Darsteller der Serie versucht er die alte Hiobsfrage zu erörtern: Warum ich? Aber nicht mal TV-Pfaffen sind heute noch religiös musikalisch. Und so bleibt Trössner, dieser Held des Windrads, allein mit seinem unwahrscheinlichsten aller Schicksale. Der Leser allerdings auch. Er begreift auch auf den letzten Seiten nicht, was ihm dieser Roman eigentlich mitteilen will. Die metaphysischen Fragen werden allenfalls angerissen. Die Bundesrepublik höchstens umrissen. Bleibt eine unkonzentrierte Sprache, die stets den Anschein erweckt, etwas Spannendes, Erkenntnisreiches vorzubereiten. Doch dann versandet das Ganze oder nimmt wirre Wendungen. Burkhard Spinnen hat einen Energieroman ohne Rückenwind geschrieben. So kommt eine Mentalitätsgeschichte vom "Wind of Change" aber nur schwer in Gang.

KATHARINA TEUTSCH

Burkhard Spinnen: "Rückwind". Roman.

Verlag Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2019. 400 S., geb., 24,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Spinnen gelingt ein toller Roman voller Wendungen und Brechungen, der am Ende ebenso packender Krimi ist wie ein Porträt der Bundesrepublik der vergangenen 30 Jahre.« Matthias Schümann, NDR Kultur »Unterhaltsam, mit satirischen Zügen, ist streckenweise böse und überraschend.« Michael Reinartz, WDR 5 »Ein brillanter Roman, erschreckend realistisch, erzählt mit diskreter Ironie und scharfsinniger Zeitdiagnostik, ein Buch genau für und über unsere Zeit.« Michael Braun, Kölner Stadt-Anzeiger »Ein spannender Roman, der immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet und hierdurch einen zunehmenden Sog entfaltet. (...) Großes Kino, wie es unsere Gegenwart sehen will.« Walter Gödden, Westfalenspiegel »Ein planvoll in sich zersplitterter, atmosphärisch dichter, mal ruppig und mal sentimental, mal umgangssprachlich und mal nachhallend geschriebener Roman. (...) Man sollte ihn verfilmen.« Alexander Kissler, Cicero »Rückwind ist ein politischer Roman über Wirtschaft, Ökologie und die Moral der Medien, ein Roman mit Esprit.« Karin Grossmann, Sächsische Zeitung »Der neue Hiob: Burkhard Spinnen erzählt mit gehörigem Knalleffekt vom Aufstieg und Fall eines Windkraft-Unternehmers.« Julia Schröder, Stuttgarter Zeitung »Wie stets in Spinnens Romanen sind die Nebengestalten brillant charakterisiert. Vorzüglich gelingt es, den Handlungsknoten zu schürzen: fernsehserienreif.« Thomas E. Schmidt, Die Zeit