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Evelyn lernt auf einer Party den Amerikaner Frank kennen und folgt ihm für ein Wochenende nach Paris, während ihr Ehemann sie mit einer Freundin auf dem Lande wähnt. Für den weltgewandten, smarten Frank ist sie vielleicht nur ein Abenteuer, doch für ihn setzt Evelyn ihren Mann, ihre beiden Kinder und ihre bürgerliche Existenz aufs Spiel.

Produktbeschreibung
Evelyn lernt auf einer Party den Amerikaner Frank kennen und folgt ihm für ein Wochenende nach Paris, während ihr Ehemann sie mit einer Freundin auf dem Lande wähnt. Für den weltgewandten, smarten Frank ist sie vielleicht nur ein Abenteuer, doch für ihn setzt Evelyn ihren Mann, ihre beiden Kinder und ihre bürgerliche Existenz aufs Spiel.
Autorenporträt
Baum, Vicki
Vicki Baum, 1888 in Wien geboren, war die Vorzeigeschriftstellerin der 20/30er Jahre und die »neue Frau« schlechthin. Im Ullstein Verlag, Berlin, in dem ihre Bestseller erschienen, war sie Verlagsangestellte, Zeitschriftenredakteurin und Autorin. Mit der Hollywood-Verfilmung ihres Romans Menschen im Hotel im Jahr 1932 übersiedelte Vicki Baum mit ihrer Familie nach Kalifornien - auch aus politischen Gründen, denn ihre Bücher fielen der nationalsozialistischen Bücherverbrennung zum Opfer. Ihre Romane - neben Menschen im Hotel auch Liebe und Tod auf Bali und Hotel Shanghai - wurden oft verfilmt und in viele Sprachen übersetzt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Erfreut zeigt sich Karl-Markus Gauß über diese Neuauflage von Vicki Baums "Rendezvous in Paris". Deren Romane verbinden für ihn gekonnt kurzweilige Unterhaltung und kluge Zeitdiagnose. Auch wenn das vorliegende Melodram über eine von ihrer Ehe gelangweilten Frau, die sich in einen anderen Mann verliebt und dafür aus ihrer sozialen Rolle ausbricht, nach Kitsch riecht, scheint es Gauß keineswegs solcher zu sein - auch aufgrund der handwerkliche Perfektion der Autorin, die es meisterlich versteht, die verschiedenen Perspektiven ihrer Protagonisten und damit deren eigene Wahrheit zu vermitteln.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.03.2013

Zärtlichkeit
für die Hilflose
Vicki Baum erzählt vom
Aufbruch einer Frau
Nichts ist langweiliger als die Sensation von gestern. Eindrücklich zeigt das die Unterhaltungsliteratur, deren skandalträchtige Bestseller nur selten ihre Zeit überdauern und in der nächsten Generation neuerlich Leser finden.
  Doch gibt es eine Schnittstelle von serieller Produktion und erzählerischer Raffinesse, von plakativer Unterhaltung und kluger Zeitdiagnose, und gerade dort sind die einst weltweit erfolgreichen, alle paar Jahrzehnte wieder entdeckten Romane der Vicki Baum (1888-1960) angesiedelt. Die Musikerin, die als Harfensolistin aus Wien nach Berlin übersiedelte und in den zwanziger Jahren Redakteurin und Autorin im Ullstein-Konzern wurde, hat „ihr Handwerk verstanden“, wie ihr Klaus Mann attestierte. Ihre Romane sind perfekt gebaut, greifen wichtige Probleme der Zeit auf und verlocken die Leser nicht zur Flucht in vermeintliche Idyllen. Sie sind auch sozialgeschichtlich interessant, weil die Autorin ihre Protagonisten mittels Kleidung, Mode, Frisur, also anhand der Marken und Symbole der Alltagskultur charakterisiert und sie immer wieder über zentrale Fragen der Gesellschaft, über Abtreibung, berufstätige Frauen, Familienstrukturen debattieren lässt.
„Rendezvous in Paris“ ist der erste Roman, den Vicki Baum in den USA schrieb, in die sie 1931 noch vor der nationalsozialistischen Machtergreifung mit ihrer Familie übersiedelte. Er erschien zuerst in amerikanischer Übersetzung, dann auf Deutsch im Amsterdamer Exilverlag Querido, wurde nach 1945 in Frankreich und in Deutschland verfilmt und ist jetzt neuerlich aufgelegt worden. Der heraufdämmernde Faschismus bleibt in ihm ausgeblendet, das ist merkwürdig, weil Vicky Baum sonst ein recht genaues Bild von Berlin um 1930 vermittelt.
  Freilich, „Rendezvous in Paris“ ist kein politischer Roman, sondern ein Melodram, in dem die Heldin, die von und in ihrer Ehe gelangweilte Evelyn die große Liebe erfährt, der Konvention entsagt und untergeht.
Ihr Mann, der Landesgerichtsrat Droste, ist am Bezirksgericht Moabit gerade mit einem Mordfall befasst, eine Arbeiterin mit etlichen Kindern und arbeitslosem Mann hat in der Not ihre kranke Schwiegermutter vergiftet.
  Das ist das andere Berlin, von dem der Jurist nur aus beruflichen Gründen erfährt. Zuhause führt er einen Salon, in dem sich die Schönen und Reichen treffen, die gerne das letzte Feuilleton von Kurt Tucholsky zitieren und über die neuesten Affären in der guten Gesellschaft plaudern. So hat Evelyn auch den Amerikaner Frank kennen gelernt, einen Orangenexporteur, der sie umschwärmt, aber dabei recht geschäftsmäßig vorgeht, weil ihm Geld doch mehr bedeutet als Liebe. Als er nach Paris fährt, folgt sie ihm, um den einen Tag und die eine Nacht mit ihm zu verbringen, die sie die wohlbehütete Ödnis ihrer Ehejahre vergessen lassen.
  Sehr aufschlussreich ist, was Frank und Droste, die beiden starken, erfolgreichen Männer, an ihr besonders anziehend finden, nämlich dasselbe. Wie Frank beim Tanzen auf einmal „wieder entzückt von der aufscheinenden Hilflosigkeit in ihrem Gesicht“ ist, wird der Ehemann beim Anblick seiner badenden Gattin von „jener heftigen Zärtlichkeit für die hilflose, kleine Person erfasst, die den stärksten Teil seiner Bindung zu ihr ausmacht“.
  Aus ihrer sozialen Rolle als hilfsbedürftiges, verwöhntes Wesen weiß Evelyn nicht auszubrechen; aber in der Kompromisslosigkeit, mit der sie, die zweifache Mutter, der Liebe folgt, ist sie doch wesentlich radikaler als die beiden Männer, die fest in ihrer männlichen Rolle eingeschnürt sind. Ihren Ausbruch kann Evelyn nur mit dem Tod bezahlen; sie stürzt aus der Höhe der Leidenschaft mit dem Flugzeug ab, das sie zu Mann und Kindern bringen soll, erleidet also den Tod, ehe sie wieder in das mit allerlei Reichtümern ausgestattete Gefängnis ihrer Ehe zurückgekehrt wäre.
  Ist es deswegen angebracht, von einem Happy End zu sprechen, wie das Nicole Nottelmann tut, die eine schöne Biografie von Vicki Baum veröffentlicht und dieses Buch mit einem instruktiven Nachwort versehen hat?
Dass „Rendezvous in Paris“ in all seiner Melodramatik am Kitsch gerade nur anstreift, hat erzähltechnische Gründe. Vicki Baum erzählt abwechselnd aus Franks, Evelyns und Drostes Perspektive. Jedes Ereignis des Romans wird drei Mal aufgerollt und gedeutet, immer ein wenig anders, so dass jeder Protagonist seine eigene Wahrheit vermitteln kann, die sich an jener der anderen relativiert. Das nimmt Evelyns Aufbruch das Heroische, bettet ihn ein in die Geschichte Franks und Drostes.
  Schon wahr, diese Autorin hat viel vom Handwerk des Erzählens verstanden.
KARL-MARKUS GAUSS
Vicki Baum: Rendezvous in Paris. Roman. Edition Ebersbach, Berlin 2012. 344 Seiten, 22 Euro.
  
Mit dem Roman „Stud. chem. Helene Willfüer“ wurde Vicki Baum 1928 schlagartig bekannt. Ein Jahr später erschien „Menschen im Hotel“. 1931 ging sie in die USA, wo sie 1960 starb.
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