1945. Der Vater in Kriegsgefangenschaft, die Mutter hamstert und schiebt, um ihre vier Kinder durchzubringen. Ein Schicksal, das viele teilten. Wie haben der 1938 geborene Autor und seine Familie überlebt? Wie gelang es seinen Verwandten, ein Netzwerk von Schwarzhändlern aufzubauen? Welche Risiken gingen sie ein, welche Ängste durchlitten sie? Und mit welchem Selbstverständnis konnten manche inmitten des täglichen Elends sagen: "Gehungert haben wir nicht"? Der Autor stützt sich auf Erinnerungen seiner Familie und ergänzt diese durch Auszüge aus Berliner Zeitungen sowie Mitteilungen der Besatzungsmächte. Und er beschreibt, wie der Schwarzmarkt - mehr noch als die Luftbrücke - das Überleben der West-Berliner sicherte. So liefert das Buch wichtige Erkenntnisse zur Berliner Zeitgeschichte vom Kriegsende bis zur Währungsreform.
"In "Gehungert haben wir nicht" erinnert sich Walther Grunwald an die Jahre zwischen 1945 bis 1949. Diese Zeit erlebte er vor allem in seiner Geburtsstadt Halle. Aber auch in Berlin, wenn Walter Grunwald bei Tante und Onkel zu Besuch war. Hier ließ es sich aushalten. Denn das Ehepaar hätte mit allem geschmuggelt, was man in die Hände bekam. Kaffee, Fleisch, Zigaretten, natürlich auch mit Geld und Süßigkeiten. "Ich habe von ihnen das erste Mal in meinem ganzen Leben Schokolade bekommen. Ich kann mich erinnern, dass ich von ihnen eine Mark geschenkt bekommen habe. Sie waren absolut liebe Menschen." Diese Schwarzmarktgeschichten ließ sich Walther Grunwald in späteren Jahren noch einmal erzählen. Als er an dem Buch schrieb, war der Buchtitel schnell gefunden. Mit reichlich Stolz hätten Tante und Onkel erzählt, dass man selbst in den Hungerjahren "immer was auf dem Tisch hatte". Tante Trudes Aussage: "Gehungert haben wir nicht", klingt dem 81-Jährigen noch heute in den Ohren." GiselaSteinhauer Deutschlandfunk Kultur 20191216