In Berlin ist Robert Walser zum Schriftsteller geworden. 1905 zieht der gelernte Bankkaufmann in die deutsche Metropole, wo er drei Romane und über hundert Prosastücke veröffentlicht. Hermann Hesse und Robert Musil schreiben begeisterte Kritiken, Franz Kafka lacht sich krumm, wenn Walser die »Weltstadt« und ihre Exponenten porträtiert, wie etwa den Kunsthändler Paul Cassirer und dessen Tochter, »die kleine Berlinerin«.
Walsers schönste Geschichten aus und über Berlin zeichnen das Panorama einer pulsierenden Großstadt. Impressionistische Straßenszenen nebst scharfen Satiren auf den Kulturbetrieb, luzide Analysen einer bahnbrechenden Epoche nebst feinfühligen Berichten von der Schattenseite der Moderne: So poetisch war Sightseeing zwischen Friedrichstraße und Kurfürstendamm, zwischen Tiergarten und Charlottenburg noch nie.
Walsers schönste Geschichten aus und über Berlin zeichnen das Panorama einer pulsierenden Großstadt. Impressionistische Straßenszenen nebst scharfen Satiren auf den Kulturbetrieb, luzide Analysen einer bahnbrechenden Epoche nebst feinfühligen Berichten von der Schattenseite der Moderne: So poetisch war Sightseeing zwischen Friedrichstraße und Kurfürstendamm, zwischen Tiergarten und Charlottenburg noch nie.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.02.2018NEUE TASCHENBÜCHER
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kunde
„Die Katz“, schrieb Robert Walser, „ist eine Art Fabrik oder Industrieetablissement, für das die Schriftsteller täglich, ja vielleicht sogar stündlich treulich und emsig arbeiten oder abliefern.“ Gemeint ist der Zeitungsbetrieb, den Walser jahrelang mit Feuilletons bediente. Vieles davon ist verloren gegangen, auch mit den Zeitungen selbst, die – wie Walser Mitte der Dreißigerjahre seinem Mäzen Carl Seelig berichtete – „eingegangen“ sind: „Die Redaktoren wurden verjagt oder sind gestorben.“ Manche Glanzstücke wurden aber in den letzten Jahrzehnten aus dem Altpapier gezogen und gerettet: So die versammelten Impressionen aus den Berliner Jahren, 1905 bis 1913: Vieltönig wie ein Orchester durchstreift er die Metropole zwischen A und O oder zwischen „Natur“ und „Eisenbahn“ und lässt die Menschen und Dinge, die ihm begegneten, mit zarten Bleistiftstrichen wieder auf dem Papier erstehen. Aus solchem Rohstoff ist die Kunst, weshalb man, damit nicht gleich alles für die Katz ist, mit dem jungen Goethe im Brief an den Kollegen Merck ausrufen möchte: „Trag dis Blatt nicht auf’s Scheishaus sondern bewahrs in einem feinen Herzen.“
VOLKER BREIDECKER
Robert Walser: Die kleine Berlinerin. Geschichten aus der Großstadt. Insel Verlag, Berlin 2018.
217 Seiten, 10 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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„Die Katz“, schrieb Robert Walser, „ist eine Art Fabrik oder Industrieetablissement, für das die Schriftsteller täglich, ja vielleicht sogar stündlich treulich und emsig arbeiten oder abliefern.“ Gemeint ist der Zeitungsbetrieb, den Walser jahrelang mit Feuilletons bediente. Vieles davon ist verloren gegangen, auch mit den Zeitungen selbst, die – wie Walser Mitte der Dreißigerjahre seinem Mäzen Carl Seelig berichtete – „eingegangen“ sind: „Die Redaktoren wurden verjagt oder sind gestorben.“ Manche Glanzstücke wurden aber in den letzten Jahrzehnten aus dem Altpapier gezogen und gerettet: So die versammelten Impressionen aus den Berliner Jahren, 1905 bis 1913: Vieltönig wie ein Orchester durchstreift er die Metropole zwischen A und O oder zwischen „Natur“ und „Eisenbahn“ und lässt die Menschen und Dinge, die ihm begegneten, mit zarten Bleistiftstrichen wieder auf dem Papier erstehen. Aus solchem Rohstoff ist die Kunst, weshalb man, damit nicht gleich alles für die Katz ist, mit dem jungen Goethe im Brief an den Kollegen Merck ausrufen möchte: „Trag dis Blatt nicht auf’s Scheishaus sondern bewahrs in einem feinen Herzen.“
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Robert Walser: Die kleine Berlinerin. Geschichten aus der Großstadt. Insel Verlag, Berlin 2018.
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» ... manche Glanzstücke wurden aber in den letzten Jahrzehnten aus dem Altpapier gezogen und gerettet: So die versammelten Impressionen aus den Berliner Jahren, 1905 bis 1913.« Volker Breidecker Süddeutsche Zeitung 20180209