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Als sich der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt befindet, nimmt auch das Wettrüsten im geteilten Berlin bizarre Formen an: West-Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt besorgt dem Zoodirektor Heinz-Georg Klös neue Elefanten, damit der seinem Rivalen, dem Ost-Berliner Tierparkdirektor Heinrich Dathe, weiterhin die Stirn bieten kann. Denn wer mehr Elefanten besitzt, hat eine Schlacht gewonnen. Ob Brillenbär-Spende durch die Stasi, Schlagzeilen wie "Westesel gegen Ostschwein" oder der Schlagabtausch der beiden charakterstarken Direktoren Heinrich Dathe und Heinz-Georg Klös - die beiden…mehr

Produktbeschreibung
Als sich der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt befindet, nimmt auch das Wettrüsten im geteilten Berlin bizarre Formen an: West-Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt besorgt dem Zoodirektor Heinz-Georg Klös neue Elefanten, damit der seinem Rivalen, dem Ost-Berliner Tierparkdirektor Heinrich Dathe, weiterhin die Stirn bieten kann. Denn wer mehr Elefanten besitzt, hat eine Schlacht gewonnen. Ob Brillenbär-Spende durch die Stasi, Schlagzeilen wie "Westesel gegen Ostschwein" oder der Schlagabtausch der beiden charakterstarken Direktoren Heinrich Dathe und Heinz-Georg Klös - die beiden Berliner Zoos verraten vieles über das geteilte Deutschland. Mit großer Sympathie für Tier und Mensch erzählt Jan Mohnhaupt in seinem Buch erstmals ihre gemeinsame Geschichte.
Autorenporträt
Jan Mohnhaupt, 1983 im Ruhrgebiet geboren, studierte Geographie und Geschichte in Berlin und Wien. Er ist als freier Journalist und Autor für verschiedene Magazine und Zeitungen wie Spiegel Online, Der Freitag und P.M. History tätig. 2017 erschien im Hanser Verlag sein Buch Der Zoo der Anderen sowie 2020 Tiere im Nationalsozialismus, beide wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Er lebt und arbeitet in Magdeburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.03.2017

Kalter Krieg ums Nashornhaus
„Wenn der eine einen Zwergesel kauft, dann kauft der andere einen Riesenesel“: Jan Mohnhaupt
erzählt von der Berliner Rivalität zwischen dem Zoo im Westen und dem Tierpark im Osten
VON KATRIN BLAWAT
Willy Brandt hatte verkrüppelte Klauen. Er konnte keine Beute greifen, sich nicht an einem Ast festkrallen und kaum schlucken. Der kränkelnde Weißkopfseeadler, benannt nach dem damaligen Regierenden Bürgermeister Berlins, war eine Blamage. Nicht nur für den Zoo in Westberlin, wo der Vogel Anfang der 1960er-Jahre vor sich hin vegetierte, sondern für die gesamte westliche Welt. Für den Kapitalismus. Denn den Adler hatte Robert Kennedy, der damalige US-Außenminister, mitten im Kalten Krieg als Gastgeschenk mit nach Berlin gebracht. Er hätte der SED keinen größeren Gefallen tun können. Genüsslich berichtete die Parteizeitung Neues Deutschland über den schwächelnden Willy Brandt „hinter Gittern“, der „am liebsten tote Ratten frisst“.
Dabei hatte der Westberliner Zoodirektor, Heinz-Georg Klös, für den schlimmsten Spott schon vorgesorgt und ein jüngeres, gesundes Double als Symbol westlicher Kraft und Stärke besorgt. Denn sein Zoo stand in erbitterter Konkurrenz zum Tierpark im Ostteil der Stadt. Der hatte 1955 eröffnet, als Prestigeobjekt des Sozialismus – und um die vielen Zoo-begeisterten Ostberliner von ihren Ausflügen in den West-Zoo abzubringen. Doch waren die beiden Tiergärten mehr als nur enorm beliebte Ziele für den Sonntagsausflug. West-Zoo und Ost-Tierpark wurden zu politischen Schauplätzen, zu Orten eines tierischen Wettrüstens, das ebenso unnachgiebig betrieben wurde wie das militärische. Die beiden Tiergärten dienten als Stellvertreter für den Kampf zweier Systeme: Mal schickten die Russen als Erste einen Menschen ins All, dann wieder wurden im Westberliner Zoo ein Menschenaffen- und Nashornhaus eingeweiht, während sich im Ostberliner Tierpark die Elefanten noch in einen alten Pferdestall quetschen mussten.
Nashornhaus und ein improvisiertes Elefantengehege als Bühne für die Weltpolitik? So ungewöhnlich diese Perspektive erscheint, so nachvollziehbar und unterhaltsam vermittelt sie der freie Journalist Jan Mohnhaupt in „Der Zoo der Anderen“. Das Buch lässt den Sog spüren, den jeder Schritt des einen Zoodirektors auf den im anderen Teil der Stadt ausübte. Als Klös 1962 im Zoo die Tropenhalle mit scheinbar frei fliegenden Vögeln eröffnete – ein damals revolutionäres Gehege-Konzept -, blieb Tierpark-Direktor Dathe nur deshalb gelassen, weil er ein halbes Jahr später das größte und „modernste Tierhaus der Welt“ eröffnen würde. Dieses Raubkatzenhaus sei „ein Meilenstein für den Sozialismus“, hatte ein Banner beim Richtfest verkündet. Zur Eröffnung erschien auch Ostberlins Oberbürgermeister Friedrich Ebert. Ihm hatte Dathe Krokodile und andere Exoten zu verdanken, die dem Tierpark-Chef einige Zeit einen Vorsprung gegenüber dem Rivalen im Westen sicherten.
Doch auch dort war Verlass auf Hilfe aus der Politik. Klös wünschte sich einen der Pandabären, die China von Anfang der 1970er-Jahre an im Rahmen der sogenannten Panda-Diplomatie an ausgewählte Länder verschenkte. Bundeskanzler Helmut Schmidt gab sein Bestes – er hätte das Tier zur Not sogar mit der Luftwaffe einfliegen lassen – und im November 1980 landete das Pandaweibchen „Tjen Tjen“ auf dem Flughafen Tempelhof. Als es nur vier Jahre später starb, kursierten Gerüchte, dahinter stecke der sowjetische Geheimdienst, der das Symbol der westdeutsch-chinesischen Freundschaft auslöschen wollte.
„Wenn der eine einen Zwergesel kauft, dann kauft der andere einen Riesenesel“, hieß es über die beiden Berliner Direktoren. Klös selbst beschwerte sich einmal über seinen Rivalen, den er regelmäßig bei Tierhandelsfirmen traf: Wenn ich mit einem Lastwagen anreise, kommt Dathe mit einem ganzen Waggon.“Beide Direktoren waren Tiersammler aus tiefstem Herzen, die die Politik für ihre Zwecke zu nutzen wussten. So ließ sich Dathe von der Stasi zwei Brillenbären schenken und ausgerechnet das Gehege des amerikanischen Schwarzbären bezahlen. Doch als er schriftlich bestätigen sollte, zu Hause kein Westfernsehen zu empfangen, verweigert er dies mit Verweis auf die Informationspflichten, die sein Beruf mit sich bringe – und kam damit durch.
In ihrer Haltung, unabhängig vom politischen System alles zu nehmen, was Tierpark oder Zoo zugute kam, ähnelten sich die Rivalen Dathe und Klös. Letzterer ließ in den 1980er-Jahren einen ausladenden, auf zwei großen Elefantenstatuen ruhenden Torbogen wieder aufbauen, den Bomben 1943 zerstört hatten. Für die Säulen brauchte er jedoch Elbsandstein, den es nur in der DDR gab. Also schloss der Westberliner Senat für die Elefantensäulen eigens einen Vertrag mit der DDR, eingefädelt vom damaligen Regierenden Bürgermeister Richard von Weizsäcker.
Jenseits der großen Namen im Zentrum des Geschehens schildert Mohnhaupt auch Nebenfiguren sehr lebendig, etwa den jungen, ebenso abenteuerlustigen wie geschäftstüchtigen Tierhändler Martin Stummer aus Bayern, der für die Zoologischen Gärten in Ost und West arbeitete. Er besorgte dem Leipziger Zoo zwei „kapitalistische“ Bergtapire im Austausch gegen vier „kommunistische“ Sibirische Tiger. Selbst haben zu wollen, was die anderen besitzen: Auch diesem zutiefst menschlichem Bedürfnis boten die Zoos des Kalten Krieges eine Bühne.
Jan Mohnhaupt: Der Zoo der Anderen. Als die Stasi ihr Herz für Brillenbären entdeckte & Helmut Schmidt mit Pandas nachrüstete. Hanser Verlag, München 2017. 304 S., 20 Euro. E-Book 15,99 Euro.
Die beiden Direktoren verstanden
es, die Politik für ihre
Leidenschaften zu nutzen
Sozialistischer Austausch, Sommer 1956 – Kamele aus dem Moskauer Zoo erreichen den Ost-Berliner Tierpark in Friedrichsfelde.
Foto: picture alliance/akg-images
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"Ein Buch nicht nur für Tierpark-Enthusiasten, sondern ein Buch, das in scheinbar kleinen Geschichten ein ganzes Stück großer Geschichte der deutschen Nachkriegszeit erzählt." Klaus Walther, Lesart, 3/2017

"Jan Mohnhaupt erzählt , perfekt recherchiert, eine andere Geschichte des geteilten Deutschlands - sie ist oft lehrreich und immer tierisch lustig." Stern, 17.08.17

"Großartig". P.M. Juli 2017

"Mit amüsanten Anekdoten entwirft Jan Mohnhaupt das Portrait zweier Parks, die vom Ost-West-Streit auch profitiert haben. ... Ein tierischer Blick auf das geteilte Berlin." Peter Twiehaus, ZDF Morgenmagazin, 20.06.17

"Mohnhaupt schreibt von all dem nicht nüchtern, er verfällt aber auch keiner Seite gegenüber in einen (bisweilen verführerisch naheliegenden) hämischen Ton. In Klös erkennt er einen machtbewussten Mann, der den Zoo aus schweren Zeiten herausmanövrierte. Dathe würdigt er als den vielleicht bedeutendsten deutschen Zoologen des 20. Jahrhunderts, der er trotz seiner schändlichen Absetzung im Jahr 1990 bleiben wird." Christian Baron, neues deutschland, 28.03.17

"Ein amüsanter Geschichtsband. Wie der Kalte Krieg in Berlin mit tierischem Ernst betrieben wurde, zeigt 'Der Zoo der Anderen'. Jan Mohnhaupt beschreibt mit vergnüglichen Details den Kampf zwischen Ost- und Westberlin um die Herzen der Tierfreunde." Uwe Klussmann, Spiegel Classic, 1/17

"Nashornhaus und ein improvisiertes Elefantengehege als Bühne für die Weltpolitik? So ungewöhnlich diese Perspektive erscheint, so nachvollziehbar und unterhaltsam vermittelt sie der freie Journalist Jan Mohnhaupt." Katrin Blawat, Süddeutsche Zeitung, 02.03.17

"Eine wirklich gelungene Reise in die Geschichte der geteilten Stadt Berlin und des geteilten Deutschland. ... Das alles ist sehr schön, unaufgeregt und mit viel Liebe zum Detail erzählt, ohne dass Jan Mohnhaupt den gesellschaftlichen Horizont aus den Augen verliert. Die absurde Verquickung von Tieren und Politik in einer geteilten Stadt, in einem geteilten Land, wird großartig dargestellt." Bettina Baltschev, MDR Kultur, 28.02.17

"Dem Autor Jan Mohnhaupt (...) ist mit "Der Zoo der Anderen" ein vergnüglicher und zugleich tiefgründiger Blick hinter die Kulissen deutscher Zoos der Nachkriegszeit gelungen." Stefan Maas, Deutschlandfunk "Andruck", 27.02.17

"Eine krallenscharf kundige, zugleich anschmiegsam andere Zeitgeschichte vom Zweiten Weltkrieg bis zur Wende." Marc Reichwein, Welt am Sonntag, 26.02.17

"Eine heitere und verblüffende Recherche, die den Zoo als politischen Ort zeigt." Cornelia Zetsche, BR 2 "Diwan", 25.02.17

"Manchmal kommt einfach alles Gute zusammen: ein überraschendes Thema, ein versierter Schreiber und ein mutiger Verlag. Dann entsteht so etwas wie 'Der Zoo der Anderen'. (...) Ein Füllhorn an Anekdoten und zugleich ein kluges, nachdenkliches und anrührendes Buch." Sven Stillich, ZEIT Wissen, März/April 2017

"Elefantenpopulation aufstocken, besondere Tierarten bei Staatsbesuchen ordern - nur um die jeweilige Konkurrenz im tierischen Wettrüsten auszustechen. 'Der Zoo der Anderen' von Jan Monhaupt klingt nach einem amüsanten Roman, ist aber die wahre Geschichte der Berliner Zoos in den 60er Jahren. (...) Er hat Fakten zusammengetragen, die die Grundlage für amüsante Anekdoten bieten und uns viel über die deutsch-deutsche Geschichte verraten." Jenny Gärtner, DRadio Wissen, 19.02.17

"Was für eine Geschichte!" ARD "ttt", 05.02.17

"Ein spannendes Lesebuch. Ein politisch-stadtgeschichtliches Werk. Und vor allem ist es eines, das ein leidenschaftlicher Kenner von Tierparks, Zoologischen Gärten und der Tiergärtnerei nach intensiver Recherche verfasst hat. (...) Mit Jan Mohnhaupt über Zoos zu reden, bereichert. Ihn zu lesen, macht Spaß." Annette Kögel, Der Tagesspiegel, 19.01.17
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