Die Männer von lesenden Frauen haben es nicht immer leicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass Frau gerade nicht ansprechbar ist, weil sie unbedingt noch das Kapitel beenden möchte, da es gerade so spannend ist, sie wissen will, ob es ein happy End gibt, oder sie schnell noch den Mörder entlarven
muss. Stefan Bollmann kann darüber ein Buch schreiben und mein Mann könnte dazu sicher so ein paar…mehrDie Männer von lesenden Frauen haben es nicht immer leicht. Da kann es schon mal vorkommen, dass Frau gerade nicht ansprechbar ist, weil sie unbedingt noch das Kapitel beenden möchte, da es gerade so spannend ist, sie wissen will, ob es ein happy End gibt, oder sie schnell noch den Mörder entlarven muss. Stefan Bollmann kann darüber ein Buch schreiben und mein Mann könnte dazu sicher so ein paar leidvolle Erfahrungen beitragen.
Stefan Bollmann hat die Leseleidenschaft der Damenwelt unter die Lupe genommen. Er erzählt von Zeiten, in denen das Lesen noch eine männliche Domäne war, die in den letzten 300 Jahren nach und nach von den Leserinnen übernommen wurde. Den Stein so richtig ins Rollen brachte Friedrich Gottlieb Klopstock, der sozusagen der Erfinder der Dichterlesung war und der vornehmlich im Garten vor jungen Frauen aus seinen Werken las und als Honorar Küsse bekam. Die unterhaltsame Geschichte des weiblichen Lesens wird aber nicht nur an Fakten aus deutschen Landen festgemacht, der Autor blickt auch über den Tellerrand.
Chronologisch betrachtet der Autor in den einzelnen Teilen die Entwicklung der weiblichen Leselust in Jahrhundertschritten. So begegnen dem Leser/der Leserin unter vielen anderen der schon erwähnte F. G. Klopstock, Caroline Schlegel-Schelling, Mary Wollstonecraft, Jane Austen, Virginia Woolf und James Joyce. Aber auch die prominente Leserin steht im Focus dieses interessanten Sachbuches. Die Analyse Stefan Bollmanns zieht sich bis in die Gegenwart und ist dabei brandaktuell. Am Ende des Buches widmet er sich dem Aufstieg von "Shades of Grey" zum Bestseller. Auch die Leserinnen, die in der Medienwelt Fuß fassten, findet man in "Frauen und Bücher" wieder.
Auch wenn dieses Buch ein Sachbuch ist, sollte man/frau sich davon nicht abschrecken lassen, es ist eine sehr anregende, lockere Lektüre. Viele Anekdoten und kurz geschilderte Begebenheiten sorgen für entsprechende Kurzweil und gute Unterhaltung beim Lesen. Das seitenlange Personenverzeichnis und die umfangreiche Auswahlbibliographie zeugen von der Komplexität des vorliegenden Werkes und der akribischen Recherchearbeit Stefan Bollmanns.
Mir hat "Frauen und Bücher" sehr gut gefallen. An vielen Stellen habe ich mich wiedergefunden. Ich fühlte mich erkannt in meiner Leseleidenschaft und meiner Liebe zum Buch, weiß jetzt, warum ich mich von einmal gelesenen Büchern nur ungern trenne und somit unter ständigem Platzmangel für meine Schätzchen leide. Ich wünsche diesem Buch viele Leser, nicht nur weibliche.