78,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Buch mit Leinen-Einband

Die Wittelsbacher herrschten 738 Jahre ununterbrochen über Bayern. Doch ihre Geschichte reicht weit über diese Zeit hinaus: Schon um das Jahr 1000 lebten und wirkten die Vorfahren des Hauses Wittelsbach in Bayern, und auch nach der Revolution von 1918 prägte die ehemals königliche Familie das politische, wirtschaftliche und gesellschaft liche Leben im Freistaat - bis heute. Über ein Jahrtausend bayerische Geschichte heißt auch: ein Jahrtausend Wittelsbacher in Bayern.Weit über 600 Gemälde - darunter zahlreiche bislang unveröffentlichte und kaum bekannte Kunstschätze - sind erstmals in diesem…mehr

Produktbeschreibung
Die Wittelsbacher herrschten 738 Jahre ununterbrochen über Bayern. Doch ihre Geschichte reicht weit über diese Zeit hinaus: Schon um das Jahr 1000 lebten und wirkten die Vorfahren des Hauses Wittelsbach in Bayern, und auch nach der Revolution von 1918 prägte die ehemals königliche Familie das politische, wirtschaftliche und gesellschaft liche Leben im Freistaat - bis heute. Über ein Jahrtausend bayerische Geschichte heißt auch: ein Jahrtausend Wittelsbacher in Bayern.Weit über 600 Gemälde - darunter zahlreiche bislang unveröffentlichte und kaum bekannte Kunstschätze - sind erstmals in diesem Band versammelt, herausgegeben von Prinz Luitpold von Bayern. Bildbeschreibungen und Begleittexte in deutscher und englischer Sprache erleichtern den Zugang zur reichen Geschichte des Hauses Wittelsbach.Dem Bildband ist ein großformatiges Plakat des Wittelsbacher-Stammbaums beigegeben.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2014

Unser Familienalbum
Die Dynastie der Wittelsbacher zeigt ihre 1000-jährige Geschichte in opulenten Bildern.
Das Blättern darin ist ein großer Spaß – keineswegs nur für bayerische Royalisten
VON RUDOLF NEUMAIER
Wie es sich für ein Familienalbum gehört, sind die Kinder zu sehen. Der kleine Maximilian mit seinen Schwestern. Der kleine Karl Albrecht – ein Prachtpimpf in Sonnenkönigspose. Kaum bis drei zählen können, aber schon mit Perücke auftrumpfen! Der kleine Ludwig mit seiner Mama und Auguste Amalie, dem Schwesterlein. Und dann der nächste kleine Ludwig mit seinem Bruder Otto. Schneidig!
  Die Wonneproppen machten Karriere: Maximilian wurde 1623 Kurfürst von Bayern. Karl Albrecht wurde 1742 Kaiser. Und Ludwig I. sowie Ludwig II. regierten im 19. Jahrhundert als bayerische Könige. Da wir ihre Geschichte kennen, lässt sich natürlich leicht behaupten, dass Würde und Edelmut in den Blicken der Buben funkeln – und aus jedem Antlitz der Glamour des Gottesgnadentums lodert. Doch Aristokratie begann nun mal im Windelalter.
Im Grunde ist jedes Familienalbum ein Geschichtsbuch. Wenn sich aber die Geschichte über nahezu tausend Jahre erstreckt, nimmt ein solches Buch gigantische Ausmaße an. Luitpold von Bayern, der Urenkel des letzten bayerischen Königs, muss im Material fast erstickt sein, als er das Projekt „Die Wittelsbacher – Ein Jahrtausend in Bildern“ konzipierte, das ihm der Münchner Volk-Verlag in dieser Woche fertiggestellt hat.
Seinen Ursprung datiert das Geschlecht um das Jahr 1000 mit den Grafen von Scheyern. Und abgedankt hat es offenbar noch lange nicht: Die Wittelsbacher sehen sich als Familie, die Europas Geschichte seither „mitbestimmten und auch bis heute gestalten“, heißt es im Prolog des Bandes. An der Einschätzung der eigenen Historie ist nichts zu mäkeln; der Schlenker in die Gegenwart aber liest sich wie eine Durchhalteparole an die ewiggestrigen Verfechter der Monarchie, von denen es in Bayern noch ein paar gibt: Wir Wittelsbacher stehen bereit, wenn unsere Substituten-Truppe von der CSU wieder ihre absolute Mehrheit vergurkt! Wär’s übel? Aus den heutigen Fotografien, dem Hochzeitsfoto von Prinzessin Felipa im Mai 2012 zum Beispiel, lächeln jedenfalls lauter freundliche Menschen. Die Kinder schauen indes nicht mehr ganz so distinguiert drein wie ihre Ahnen.
Welchen Wert hat nun ein solches Adelsprojekt? Dieses Geschichtsbuch ist ja von der Wittelsbacher-Familie selbst angelegt. Und als Ideengeber fungierte ein, wenn nicht sogar der glühendste lebende Wittelsbacher-Verehrer überhaupt: ein Mann namens Hannes Heindl, den Zeitungsreporter aus Hamburg und Berlin aufsuchen, wenn sie einen weiß-blauen Klischeemonarchisten brauchen. Im Vorwort stellt ihn Luitpold von Bayern als „Prof. h. c.“ vor, was etwa so klingt wie „Herr Hofrat“. Und dennoch – oder gerade deshalb – ist dieser Bildband ernst zu nehmen. Denn genau durch die Nähe zur Familie gewinnt er seinen Reiz. Die Wittelsbacher zeigen hier Bilder und Seiten, von denen sie viele bislang nur selbst kannten. Oder eben Herr Heindl, aus dessen Privatbesitz einige Bilder stammen, etwa die zwei Kinderporträts des späteren Königs Ludwig II.
Das Buch ist chronologisch komponiert. Beim Durchblättern entwickelt es den Sog eines gut gemachten Dokumentarfilms. Luitpold von Bayern lässt die Bilder sprechen, die Texte hält er denkbar kurz, obwohl es viel zu erzählen gäbe zu all den Verträgen und Schlachten, den Bruderfehden und Liebesaffären, den Glaubenskriegen und Postenschachereien. Doch die Leute sollen vor allem schauen – nicht lesen. Prinz Luitpold beweist Mut zur Lakonie. Und feines Gespür für die Mischung der Motive.
Es ist alles andere als einfach, eine Wittelsbacher-Geschichte zu erzählen, ohne das Publikum zu verwirren. Denn bis hinein in andere europäische Großfamilien wie die Habsburger, die Valois und die Hohenzollernschlägt der Stammbaum in manchen Jahrhunderten Äste und Zweige, für die es ein geschultes Genealogen-Auge braucht. Dem Buch ist ein buntes Blatt in Plakatgröße eingelegt, das die männlichen Linien des Stammbaums illustriert. Von 1874 an sind auch die Töchter des Hauses aufgeführt.
Das Politische bildet den Kern dieser Bildergeschichte. Die Protagonisten sind die Herrscher des Hauses, mit Beginn der Frühen Neuzeit bekommen die Porträts Aussagekraft. Im 16. Jahrhundert haben die Herren auffallend schmale Gesichter. Es ist eine Zeit, in der sich die Fürsten noch an Ritterturnieren beteiligen, aber den Wittelsbachern steht der Sinn längst nach Höherem: Sie frömmeln. München wird zur Bastion des gegenreformatorischen Katholizismus, und die Herzöge von Wilhelm bis Maximilian sehen auf den Porträts ziemlich humorlos aus. Aber streng bleibt der Bildband nur bis Seite 130. Mit Ferdinand Maria präsentiert sich dann das Haus Wittelsbach in üppiger Pracht. Wir sehen die Gemahlinnen der Fürsten. Und immer wieder Kinder. Herzogin Amalia Luise aus einer Pfälzer Linie sitzt mit weitem Dekolleté und fast nacktem Säugling Modell – das sieht sehr privat aus.
  Wo sie ehedem mit schwerem Harnisch posieren, lassen sich die Männer immer öfter bei der Jagd malen. Wo noch bei Karl Albrecht der Löwe als Haustier fungiert, hüpfen später Dackel herum. Der Lodenjanker und der Schalk, die dunkle Tracht der Frauen, werden nun im Adel salonfähig. Mit der Zeit drängen die Nachkommen in bürgerliche Berufe – schließlich kann nicht jeder König werden. Herzog Karl Theodor in Bayern lässt sich 1890 zum Chirurgen ausbilden – Gemälde wie das von einer Operation im Hörsaal überraschen in diesem großartigen Bildband ebenso wie das Bild von Cosa Rara, der Lieblingsstute Ludwigs II., die sich am Brotzeittisch gütlich tut. Ein Schnappschuss in Öl. Diese Wittelsbacher – eine ganz normale Dynastie!
Die Wittelsbacher. Ein Jahrtausend in Bildern. Herausgegeben von Luitpold Prinz von Bayern. Volk-Verlag, München 2014. 680 Seiten, 78 Euro.
EIN PRACHTBAND
Gespür für Abwechslung: Die Wittelsbacher
zeigen ihre Rösser nicht nur in
Triumphposen wie auf der Federzeichnung
Albrecht Altdorfers (1512/5), sondern auch beim Naschen. Friedrich Wilhelm Pfeiffer
malte Cosa Rara, das Lieblingsperd Ludwigs II.

Sehr privat: Prinzessin Hella von Bayern (links) trägt den Schalk,
die dunkle Tracht der Frauen – eine Fotografie aus dem Jahr 1943.

Pracht der Macht – und Adel in Windeln:
Herzogin Amalia Luise in Bayern auf einem
Gemälde von Louis André Gabriel Bouchet (1811, oben) und Kurfürst Ferdinand Maria, gemalt von George Desmarées (1759).
Bilder aus dem
besprochenen Band
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr