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Ein Liebesfilm, kein Nischenfilm, kein Schwulendrama, ein Drama, ein Melodram epischen Ausmaßes. Ang Lee, in Venedig hierfür mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, adaptierte ein Kurzgeschichte von Annie Proulx, trieb seine Protagonisten Heath Ledger und Jake Gyllenhaal zu Höchstleistungen. Mit der Marlboro-Mann-Mentalität wird aufgeräumt, eine Lanze für das Grundrecht Homosexualität gebrochen. Wunderbare Bilder (Kamera: Rodrigo Prieto) einer traumhaften Landschaft setzt er gegen innere Zerrissenheit. Ein Meisterwerk! Quelle/Copyright: Entertainment Media Verlag
Eine Liebe gegen alle
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Produktbeschreibung
Ein Liebesfilm, kein Nischenfilm, kein Schwulendrama, ein Drama, ein Melodram epischen Ausmaßes. Ang Lee, in Venedig hierfür mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, adaptierte ein Kurzgeschichte von Annie Proulx, trieb seine Protagonisten Heath Ledger und Jake Gyllenhaal zu Höchstleistungen. Mit der Marlboro-Mann-Mentalität wird aufgeräumt, eine Lanze für das Grundrecht Homosexualität gebrochen. Wunderbare Bilder (Kamera: Rodrigo Prieto) einer traumhaften Landschaft setzt er gegen innere Zerrissenheit. Ein Meisterwerk!
Quelle/Copyright: Entertainment Media Verlag
Eine Liebe gegen alle Widerstände

Eine Liebe, die ihren Namen nicht zu nennen wagt. Ergreifende, epische Liebesgeschichte aus dem Herzen Amerikas. Wyoming 1963. Der Rancher Ennis del Mar (Heath Ledger) und der Rodeoreiter Jack Twist (Jake Gyllenhaal) werden auf Brokeback Mountain angeheuert, den Sommer über eine Herde Schafe vor Wilderern und Raubtieren zu schützen.

In der harten und rauen Einsamkeit der Berge entwickelt sich zwischen den beiden bald mehr als bloße Kameradschaft - sie verlieben sich ineinander.

Angesichts der engstirnigen Moralvorstellungen in der konservativen US-Provinz bleiben ihnen nur getrennte Wege. Die Cowboys heiraten, gründen Familien - und kommen doch nicht voneinander los. Nur heimlich können sie über die Jahre bei ihren seltenen Treffen in der Wildnis ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Bis Jack einen letzten verzweifelten Versuch unternimmt für ihre Zukunft zu kämpfen...



Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten - Trailershow
Autorenporträt
Edna Annie Proulx wurde 1935 in Connecticut geboren, begann Anfang der neunziger Jahre zu schreiben und wurde mit allen wichtigen Literaturpreisen Amerikas ausgezeichnet, dem PEN/Faulkner Award, dem Pulitzerpreis, dem National Book Award, sowie dem Irish Times International Fiction Prize. Annie Proulx lebt in Denver und Wyoming.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2006

Auszug aus dem Paradies
Gelegenheit macht Sünder: Der dreifache Oscargewinner "Brokeback Mountain" von Ang Lee kommt in die deutschen Kinos

Seit Herbst vergangenen Jahres wußte jeder, daß "Brokeback Mountain" von Ang Lee einer der Filme des Jahres werden würde. Über kein anderes Werk wurde von so unterschiedlichen Standpunkten aus diskutiert, kein anderer Film wurde ähnlich einstimmig gepriesen, keiner hat mehr Auszeichnungen eingesammelt, darunter nun auch drei Oscars, kein anderer ist so häufig Material für Karikaturisten und Satiriker geworden. Obwohl "Brokeback Mountain" erst jetzt in unsere Kinos kommt, hat auf diese Weise jeder schon so viel von ihm gehört, als hätte er ihn bereits gesehen. Das ist natürlich eine Täuschung, und wie groß sie ist, wird erleben, wer mit all den Vorinformationen nun selbst ins Kino geht und das sieht, was er vielleicht schon weiß, aber noch nicht kennt.

Der Anfang ist so träge wie in "Spiel mir das Lied vom Tod". Staub weht über die leere Landschaft, ein junger Mann steigt aus einem Bus, geht zu einer Baracke, die verschlossen ist, lehnt sich an die Wand und wartet, den hellen Hut tief ins Gesicht gezogen. Dann fährt ein uralter Pick-up-Truck vor, dessen Motor röchelt wie ein alter Cowboy nach betrunkenen Nächten im Saloon. Ein junger Mann mit dunklem Hut steigt aus, grüßt den anderen, der langsam hochblickt, und macht dann eine kleine Bewegung, wie sie im Western von Männern nicht häufig zu sehen ist. Er lehnt sich gegen die Ladefläche seines Wagens, stützt die Hand in die Seite und schiebt die Hüfte ein wenig heraus, kokett vielleicht, aber auch zu deuten als eine Art Strecken nach langer Fahrt. Er lächelt. Mehr geschieht für viele Minuten nicht.

Die beiden suchen Arbeit, und irgendwann kommt ein Mann, der Arbeit zu vergeben hat: Schafe hüten in den Bergen, sie vor Wilderern und wilden Tieren schützen. Eine Stelle für einen Sommer, der in den Bergen von Wyoming sehr kalt sein kann. Eine Aufgabe von so monströser Langeweile, daß irgend etwas geschehen muß. Jeder weiß natürlich, daß es nicht das Wildern an einem Schaf und nicht allein der Schneefall im August sein wird, der die beiden eines Tages überrascht.

Aber zunächst geschieht nicht mehr, als daß Ennis Del Mar, der Mann mit dem hellen Hut, und Jack Twist, der mit dem dunklen, durch die Ebene reiten, an einem Fluß entlang, durch steiniges Gelände und dann steil hinauf unter wolkenverhangenem Himmel in die Berge. Ang Lee liebt diese Landschaftsaufnahmen, und seine Kamera fährt in ruhigen Bewegungen über sie hinweg und findet immer neue grandiose Ansichten. Man kann das eine Idylle nennen oder eine Hommage an all die großartigen Western, die in solcher Landschaft spielten, oder auch nur den langsamen Vorlauf einer Geschichte, in der nichts in Eile geschieht. Fast nichts.

Am Brokeback Mountain finden Ennis und Jack die Schafe und machen Quartier. Immer noch hängt der Film in den Naturansichten herum und betrachtet seine Protagonisten mit derselben Schüchternheit, mit der die beiden einander begegnen. Einmal kommt ein Bär und erschreckt die Maultiere, einmal ein Bote aus dem Tal, der eine Einkaufsliste abholt, einmal versucht Jack, eine Hyäne zu erlegen, und schießt daneben. Nach großen Schlucken Whiskey beginnt Ennis eines Abends zu sprechen. Nicht lang, nicht viel, aber immerhin. "Alter Sünder", sagt Jack, weil ihm nichts anderes einfällt und ohne Bezug auf Ennis' Erzählung, und Ennis antwortet: "Du bist vielleicht ein Sünder, aber ich hatte keine Gelegenheit", und das war's dann wieder für eine Zeit, in der Ennis zum Beispiel sein Hemd im Fluß wäscht und Jack zu ihm hinüberschielen will, aber nur den Mund zusammenkneift, als hielte er damit die Augen im Zaum.

Eines Abends, beide sind betrunken, und draußen ist es kalt, kommt Ennis in Jacks Zelt, und so schnell, wie bis dahin noch nichts geschah in diesem Film, werden Gürtel gelöst, Arme umeinander geworfen, Münder ineinander versenkt, Lenden gegeneinander gepreßt. Wir glauben die Leidenschaft in ihrer fast unschuldigen Eruption sofort, weniger allerdings, daß diese Nacht einmalig bleiben soll, wie die beiden einander versichern, obwohl sie es besser wissen. Es folgt eine glückliche Zeit. Aber nach der Nacht im Zelt sieht die Landschaft nicht mehr so paradiesisch aus wie am Anfang, es wird Herbst, der Himmel eng, Arkadien verschwindet. Ein Cowboypaar in Wyoming im Jahr 1963 hat keine Chance. Als der Sommer vorbei ist, trennen sie sich. Jack schlägt gegen eine Wand, bekämpft Schmerz mit Schmerz. Ennis schweigt. Von da an werden sie einander nur noch wenige Male zu Angelausflügen treffen, auf ein paar gemeinsame Wochen am Brokeback Mountain, verbunden mit Lügen ihren Frauen gegenüber, denn beide heiraten, gründen Familien.

Jake Gyllenhaal spielt Jack, der draufgängerischer ist als Ennis, drängender und wagemutiger, und während die Jahre vergehen, in denen er ein Rodeogirl findet und nach Texas zieht, er etwas schwerer wird, einen Schnurrbart und längere Koteletten trägt, hält er doch daran fest, daß es irgendwo ein Leben für ihn und Ennis geben muß, ein gemeinsames. Gyllenhaal spielt das zurückhaltend, bescheiden fast, aber wir sehen in seinem Gesicht auch, daß er etwas weiß, das sich am Ende furchtbar bestätigen wird und das er zurückdrängt, damit niemand es erkennt.

Doch es ist Heath Ledger in der Rolle des schweigsamen Ennis, der den Film mit seiner ernsten Art beherrscht. Wie er seine Liebe zu Jack in sich verschließt und lange versucht, seine Familie vor sich selbst zu schützen; mit welch existentieller Gier er nach Jahren ohne Lebenszeichen von Jack diesen, als er endlich auftaucht, vom Hof in eine Seitengasse zieht, wo seine Frau sie nicht sehen kann; wie er Rotz und Wasser heult, weil sie keine Zukunft haben, und wie er gleichzeitig den traurigsten Satz des Jahres sagt - "If you can't fix it, Jack, you gotta stand it" - und wie er am Ende mit zwei blutigen Hemden und einer Postkarte in einem Wohnwagen steht und auf die Berge blickt - das ist von so unendlicher Sehnsucht und so fern jeder Attitüde, daß es alle Preise verdient, die Ledger für diese Rolle gewonnen hat, auch wenn kein Oscar dabei war. Vieles über einen Film zu wissen hat selten so wenig ersetzt, selber zu schauen, wie hier.

VERENA LUEKEN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2007

Die Augen bleiben offen
„Gefahr und Begierde”, das neue Virtuosenstück von Ang Lee
Keine zärtlichen Blicke, keine scheuen Küsse. Liebe à la Ang Lee beginnt roh und direkt mit Sex. Mit einer Sexszene, die beinahe wie eine Vergewaltigung aussieht. Hardcore-Liebe. Die junge, verführerisch schöne Frau, Wang Jiazhi (Tang Wei), will den verschlossenen, melancholischen Mann, Herrn Yi (Tony Leung), küssen, er aber stößt sie aufs Bett, fesselt sie, würgt sie, und selbst beim Orgasmus behält er die Augen offen.
Herr Yi muss allezeit misstrauisch sein: Im Schanghai des Jahres 1942 ist er Geheimdienstchef der mit den japanischen Besatzern kollaborierenden Regierung. Er mag ahnen, dass die schöne Wang, die sich als Gattin eines wohlhabenden Geschäftmannes ausgibt, tatsächlich einer patriotischen Widerstandsgruppe zugehört und ihn in eine tödliche Falle locken soll. Der verhasste Kollaborateur und die Lockvogel-Partisanin bei ihrem ersten intimen Zusammentreffen: eine Feindberührung, die im sadomasochistischen Ritual immer spürbar bleibt. Zugleich eine Eruption von Gefühlen, die die beiden dann doch einander näher bringen und sie ihren Welten, wenigstens ein Stück weit, entfremden wird. Eine Sexszene – weit entfernt von der „Koketterie mit dem Pornographischen”, die man ihr vorgeworfen hat.
In Claude Chabrols „Süßes Gift” erklärt ein berühmter Konzertpianist seiner Schülerin, dass Virtuosität kein Selbstzweck sein darf: „Fingerfertigkeit, die sich ausstellt, bleibt hohl!” Der in Taiwan geborene und in Hollywood geschulte Ang Lee ist ein Regie-Virtuose, der dieser Maxime widersprechen mag: Er stellt seine Fingerfertigkeit vorsätzlich aus, schenkt jedem Bild graphische Perfektion, jedem Blick ein prismatisches Funkeln, zieht mit jedem Schnitt messerscharfe Kanten. Er gleicht einem Diamantenschleifer. Man kann sich ihn gut als E. T. A. Hoffmanns Juwelier Cardillac vorstellen, der detailbesessen an seinen Kostbarkeiten arbeitet und sie eifersüchtig wie einen Schatz hütet.
Ang Lees Œuvre (bislang elf Spielfilme) demonstriert selbstbewusstes Virtuosentum, wenn es die verschiedensten Genres durchstreift, Jane Austen („Sinn und Sinnlichkeit”, 1995), Martial-Arts-Akrobatik („Tiger & Dragon”, 2000), Cowboys in love („Brokeback Mountain”, 2005). Freilich weiß Ang Lee um die Aporien der Virtuosität. Er macht sie zu seinem Thema: Die geschliffene Form, die sich nach dem ganz Anderen sehnt, nach der rohen Gefühlssubstanz, der verstörenden Leidenschaft, der elektrisierten Haut. So konstruiert er seine Figuren, die ihre gesellschaftlichen Rollen perfekt spielen, ihre Sehnsüchte vergraben (daher all die melancholischen Blicke), bis sie von einem Kometen der Leidenschaft getroffen werden, der freilich keine Erlösung bringt („Erlösung” ist in diesem Universum ein Fremdwort), sondern die Trauer vertieft.
In „Gefahr und Begierde” ist das verstörende Andere der Sex. Ihm nähert sich die Story (nach einer Kurzgeschichte von Eileen Chang) in ausschweifenden Erzählspiralen, während die Bilder alles in einen Retro-Film-Noir-Look einhüllen, wo schmiedeeiserne Gatter große Schatten werfen und jedes Detail als Kostbarkeit und Verheißung aufblitzt: der Lippenstiftabdruck auf dem Glas, der funkelnde Diamant, die verwegene Haarsträhne. Da sitzen elegante Ladys, die offenbar unter der Besatzung nicht besonders zu leiden haben, beim Mahjong-Spiel, sie beklagen sich über das magere Angebot des Schwarzmarkts, bewundern ihre Edelsteine, und die Kamera verliebt sich in das rasante Hin und Her auf dem Spielbrett. Die einzig Jüngere, Wang, nimmt zwar am Spiel teil, erscheint aber wie abwesend – bis der Hausherr, Herr Yi, den Salon betritt, und ein verstohlener Blickwechsel zwischen ihnen das Geheimnis der Affäre andeutet.
In einer Rückblende wird erzählt, wie Wang, 1938 in Hongkong, als schüchterne Studentin zu einer Theatergruppe stößt und dort ihr schauspielerisches Talent entdeckt. Was ihr zum Verhängnis wird, als die Gruppe sich zur politisch-patriotischen Widerstandszelle wandelt und Wang als Lockvogel auf Herrn Yi ansetzt. Sie muss sich zur Femme fatale umdekorieren, einen verachteten Lebensstil einüben (was sie merkwürdig affiziert), entjungfert werden (um als bourgeoise Gattin glaubwürdig zu sein). Schließlich muss sie miterleben, wie ihre Genossen in einer brutal-dilettantischen Metzelei einen „Verräter” abschlachten. So verliert sie ihre Unschuld. Beim Sex mit dem Feind wird sie etwas davon zurückgewinnen.
Denn der Sex wird plötzlich zur einzigen Sprache, in der sich Wang und Yi verständigen können. Zur Körpersprache, wie Ang Lee das nennt, die es möglich macht, die immerzu unterdrückten und verleugneten Gefühle zu buchstabieren. Die vieldiskutierten Sexszenen von „Gefahr und Begierde” sind weniger „sexy” als vielmehr Offenbarungen einer emotionalen Nacktheit. Irgendwann darf Herr Yi es wagen, bei den Umarmungen die Augen zu schließen. Aber nur für einen Augenblick. RAINER GANSERA
SE JIE – LUST, CAUTION, China/USA 2007 – Regie: Ang Lee. Buch: James Schamus, Wang Hui-Ling. Nach einer Shortstory von Eileen Chang. Kamera: Rodrigo Priteto. Schnitt: Tim Squyres. Ausstattung: Pan Lai. Musik: Alexandre Desplat. Mit: Tony Leung, Joan Chen, Tang Wei, Anupam Kher, Wang Leehom, Chih-ying Chu. Tobis, 156 Minuten.
Tang Wei und Tony Leung in „Gefahr und Begierde” Foto: Tobis
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