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Südafrika 1953: An einem frühen Oktobermorgen erhält Detective Emmanuel Cooper zu nachtschlafender Stunde einen Anruf: Sein Chef schickt ihn in die Drakensberge, um einen anonym gemeldeten Todesfall zu untersuchen. Zulu-Detective Shabalala soll ihn als Übersetzer und Fährtenleser begleiten. Vielleicht kann dieser Fall die beiden in Ungnade gefallenen Kriminalermittler rehabilitieren?Wie aufgebahrt liegt ein junges Mädchen auf dem abgelegenen Felsplateau. Aber woran starb Amahle, die Tochter des Zulu-Chiefs? Wer hat Blumen über sie gestreut und ihren Leichnam vor Raubtieren beschützt? Cooper…mehr

Produktbeschreibung
Südafrika 1953: An einem frühen Oktobermorgen erhält Detective Emmanuel Cooper zu nachtschlafender Stunde einen Anruf: Sein Chef schickt ihn in die Drakensberge, um einen anonym gemeldeten Todesfall zu untersuchen. Zulu-Detective Shabalala soll ihn als Übersetzer und Fährtenleser begleiten. Vielleicht kann dieser Fall die beiden in Ungnade gefallenen Kriminalermittler rehabilitieren?Wie aufgebahrt liegt ein junges Mädchen auf dem abgelegenen Felsplateau. Aber woran starb Amahle, die Tochter des Zulu-Chiefs? Wer hat Blumen über sie gestreut und ihren Leichnam vor Raubtieren beschützt? Cooper und Shabalala treffen überall auf Dünkel und Argwohn. Jeder im Tal scheint Dreck am Stecken zu haben. Und je tiefer Emmanuel bohrt, desto grimmiger wird das Schweigen, das ihm entgegenschlägt. Bis jemand erneut zu Gewalt greift.
Autorenporträt
Malla Nunn, geboren in Swasiland, besuchte als Kind eine gemischtrassige Spezialschule. In den 1970ern emigrierte ihre Familie nach Australien, um der Apartheid zu entgehen. Dort graduierte Malla Nunn in Englisch und Geschichte, ging dann in die USA und machte einen Abschluss in Theaterwissenschaften. Sie versuchte sich als Drehbuchautorin und schuf drei preisgekrönte Dokumentarfilme, darunter 'Servant of The Ancestors' (2000 auf drei großen Festivals zum Best Documentary gekürt). Sie heiratete in traditioneller Swasi-Zeremonie, ihr Brautpreis bestand aus 18 Kühen. 2009 erschien ihr literarisches Debüt 'A Beautiful Place to Die', der erste Roman des mehrfach ausgezeichneten Krimizyklus um Detective Sergeant Emmanuel Cooper (deutsch bei Aufbau). Vier Bände liegen bislang vor, für die ersten drei erhielt Nunn zwei Edgar Award-Nominierungen, einen RUSA Award (Best Mystery Novel) und einen Davitt Award (Best Crime Novel australischer Autor/innen). Malla Nunn lebt und arbeitet in Sydney.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2015

Fürchte die Rache der Zulus

Weiß ist keine Farbe: Malla Nunn führt mit "Tal des Schweigens" ins Apartheid-Südafrika der fünfziger Jahre.

Alles eine Frage der Rasse. Im Südafrika der fünfziger Jahre ist die Politik der großen Apartheid gerade in vollem Gang. Wo es nur ein Oben und Unten gibt, das man nun auch räumlich zu trennen beginnt, gehört die Ermordung eines Zulumädchens aus Sicht der weißen Herrscher eindeutig in die zweite Kategorie. Sie ist jedenfalls nichts, was einen weißen Ermittler normalerweise aus der Provinzhauptstadt in die Drakensberge locken könnte. Es sei denn, er bekäme wie Detective Sergeant Emmanuel Cooper den telefonischen Auftrag dazu. Mitten in der Nacht, die er mit der Geliebten jenes Vorgesetzten verbringt, der ihn in die Provinz schickt. Cooper geht gerade so als Weißer durch, aber eigentlich ist er ein Mischling, und wenn er seine prekäre Stellung im Polizeiapparat sichern will, muss er liefern.

Die Abstammung ihres Protagonisten beschreibt seine Erfinderin, die australische Schriftstellerin Malla Nunn, so: "Aufgewachsen war er als weißhäutiges Kaffernkind in Sophiatown, einem Slum in den Randbezirken von Jo'burg. Er wurde zum jugendlichen Außenseiter, strandete bei den ,auserwählten' Afrikaanern aus dem Veld, ging dann nach Europa in den Krieg und kehrte mit mehreren Orden fürs Menschentöten zurück. Jetzt besaß er den Dienstausweis eines Kriminalermittlers der südafrikanischen Polizei und lebte in einer schizophrenen Gesellschaft, in der er sich immer fehl am Platz fühlen würde."

Malla Nunn entstammt selbst einer Verbindung unterschiedlicher Hautfarben. Ihre Eltern wanderten, um der Apartheid zu entkommen, in den siebziger Jahren nach Australien aus. "Das Tal des Schweigens" ist ihr dritter Roman um Emmanuel Cooper. Ein historischer Krimi, der in die mal staubige, mal schwüle, von grellem Sonnenlicht ausgedörrte Landschaft der Drachenberge führt. Noch leben hier die Zulus, so wie sie immer gelebt haben, "als Hüter ihres Landes", und nicht als touristische Attraktion. Die Natur bestimmt das Zeitmaß, telefoniert wird noch übers Amt, und die Einteilung der Welt in Herren und Diener ist so zementiert wie das Schweigen, das den Ermittlern unter den Weißen entgegenschlägt.

Die Ortsärztin verweigert die Obduktion der Leiche, die Farmerfamilie, in deren Dienst die tote Amahle stand, flüchtet sich in Unverbindlichkeiten. Wäre da nicht Coopers Zulu-Assistent und Freund Shabalala, der als Mitglied der Native Police den Chevrolet steuert, Anzug trägt und unter seinesgleichen eine Attraktion darstellt. Beide Ermittler wissen um die Bedeutung der ersten vierundzwanzig Stunden, bevor die Tatspuren beginnen kalt zu werden. Spektakulär ist der Fundort: Hoch auf einem Felsen in den Bergen wurde die schöne Amahle drapiert, mit Blüten bestreut, Krieger bewachen den Leichnam vor wilden Tieren. Der ehemalige Soldat Cooper, gejagt von Schreckensbildern, fühlt sich an Kriegsgefallene erinnert, die man markierte, um ihnen wenigstens im Tod einen Hauch von Würde zu spendieren.

Woran Amahle gestorben ist, stellt die Ermittler zunächst vor ein Rätsel, die Spuren am Rückgrat überfordern den Pathologen. Die Stammesangehörigen sinnen jedenfalls auf Rache, denn Amahle war nicht nur eine außergewöhnliche Schönheit, sie war die Tochter des Häuptlings, der im Begriff war, sie gegen einen stattlichen Brautpreis zu verheiraten. Das Kind gehört dem Vater in dieser Gesellschaft, und die Unterdrückung der Frau gehorcht nur anderen Regeln als bei den Weißen, deren irrationales Herrenmenschentum hier auf Aberglauben, archaische Ritualen und Hexerei trifft.

Ein Krimi mit diesen Zutaten könnte rasch zu einem Schrottplatz von Schablonen verkommen, doch Malla Nunn arrangiert ihr Material trotz unvermeidlicher didaktischer Einschübe klug. Keine Folklore im Kraal, sondern eine sparsam orchestrierte Landeskunde, die den Nachweis führt, wie kaputt das Apartheiddenken damals schon war und warum es dennoch bis heute fortwirkt als langsam wirkendes Gift. Der zwischen den Lagern stehende Emmanuel Cooper dient als Transportriemen für diese politische Botschaft.

Zunächst verhalten im Tempo, entwickelt die Autorin ein sich immer schneller drehendes Kreiselbild mehrerer Ethnien, die in wechselseitiger Abhängigkeit verflochten sind und in deren Mitte die schöne Häuptlingstochter als Spinnerin diverser Schicksalsfäden wirkte. Dass ihre eigene Lebensplanung überholt wurde von überkommenen Rachegelüsten, ist eine bittere Ironie des Plots. Und von wem und auf welche Weise Amahle vom gerade aufbrechenden Leben in den Tod befördert wurde, das gehört zu den eindringlichsten Mordfällen des Krimijahres.

HANNES HINTERMEIER

Malla Nunn:

"Tal des Schweigens".

Deutsch von Laudan & Szelinski. Argument

Verlag, Hamburg.

320 S., br., 13,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Wie alle packenden Krimis ist auch Malla Nunns "Tal des Schwiegens" ein guter Gesellschaftsroman, betont Rezensentin Christine Müller-Lobeck. Wenn Nunn ihre Geschichte um Detective Sergeant Emmanuel Cooper im Südafrika der 50er Jahre  ansiedelt, erlebt Müller-Lobeck noch einmal, was Rassentrennung und Sexismus im Apartheidstaat bedeuteten. Sie lässt sich aber auch den Blick auf die Missstände von heute schärfen, in denen Frauen - eingekeilt von traditionellen wie von ökonomischen Hierarchien - um ein selbstbestimmtes Leben gebracht werden. Richtig stark findet Müller-Lobeckauch Nunns Schreibe, "aus der gelegentlich der Duft der Regenzeit des südlichen Afrikas aufsteigt".

© Perlentaucher Medien GmbH