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Im Garten der Wrights auf der Blackberry Hill Farm gleitet eine Schlange über den verdorrten Rasen und unter eine verwitterte Betonplatte. Die aufgeschreckte Familie lässt den Schlangenfänger kommen, doch der buddelt etwas ganz anderes aus: Unter der Platte kommt ein Skelett zum Vorschein. Ein Fall für die Abteilung für ungelöste Verbrechen, in der Sergeant Alan Auhl verstaubte Cold Cases bearbeitet.
Aus der Pensionierung zurückgekehrt, wird er von den jungen Kollegen ziemlich spöttisch empfangen. Er lässt sich nicht beirren und versucht hartnäckig, dem Geheimnis um den »Plattenmann« auf
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Produktbeschreibung
Im Garten der Wrights auf der Blackberry Hill Farm gleitet eine Schlange über den verdorrten Rasen und unter eine verwitterte Betonplatte. Die aufgeschreckte Familie lässt den Schlangenfänger kommen, doch der buddelt etwas ganz anderes aus: Unter der Platte kommt ein Skelett zum Vorschein. Ein Fall für die Abteilung für ungelöste Verbrechen, in der Sergeant Alan Auhl verstaubte Cold Cases bearbeitet.

Aus der Pensionierung zurückgekehrt, wird er von den jungen Kollegen ziemlich spöttisch empfangen. Er lässt sich nicht beirren und versucht hartnäckig, dem Geheimnis um den »Plattenmann« auf den Grund zu gehen. Warum haben die Erinnerungen der mürrischen Anwohner so viele Lücken?
Autorenporträt
Disher, Garry§ Garry Disher, geboren 1949, wuchs im ländlichen Südaustralien auf. Er schreibt Romane, Kurzgeschichten, Kriminalromane und Kinderbücher. Sein Werk wurde für den Booker Prize nominiert und mehrfach ausgezeichnet, u. a. dreimal mit dem Deutschen Krimipreis sowie mit dem wichtigsten australischen Krimipreis, dem Ned Kelly Award. Garry Disher lebt an der Südküste von Australien in der Nähe von Melbourne.

Torberg, Peter§ Peter Torberg, geboren 1958 in Dortmund, studierte in Münster und in Milwaukee. Seit 1990 arbeitet er hauptberuflich als freier Übersetzer, u. a. der Werke von Paul Auster, Michael Ondaatje, Ishmael Reed, Mark Twain, Irvine Welsh und Oscar Wilde.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

In einer Kleinstadt südöstlich von Melbourne wird ein Skelett unter einer Betonplatte entdeckt. Das ist ein Fall für Sergeant Alan Auhl, der seine Karriere bei der Polizei eigentlich beendet hatte, aber seit einem halben Jahr wieder in der Abteilung für ungelöste Fälle und vermisste Personen arbeitet. Von den Kollegen bespöttelt, macht er einfach seinen Job – und kümmert sich privat um Menschen, die vorübergehend Obdach und seine Hilfe brauchen. Als sich das Skelett als verschwundener Verdächtiger in einem alten Mordfall entpuppt, Auhl eine neue Spur in einem alten Fall entdeckt, er die Chance bekommt, einen Arzt unter die Lupe zu nehmen, den er für einen Doppelmörder hält, und einer Frau in einem Sorgerechtsstreit beistehen muss, hat der alte Sergeant alle Hände voll zu tun. Virtuos gelingt es Garry Disher, vier Fälle leichtfüßig und elegant zu verbinden und zudem mit Alan Auhl einen völlig neuen Helden in seinem beträchtlichen kriminalliterarischen Kosmos zu schaffen. Zu der gewohnt präzisen Orts- und Figurenzeichnung und dem teilweise trügerisch langsamen Erzähltempo kommen dieses Mal überraschende Wendungen und konsequente Drastik. Disher verhandelt in „Kaltes Licht“ Fragen nach Recht und Gerechtigkeit, Selbstjustiz und Moral – und verdeutlicht immer wieder, welche Kraft Empathie hat. 

Der Altmeister des australischen Krimis beweist sein ganzes Können: „Kaltes Licht“ ist überraschend und einzigartig.

© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.08.2019

Australischer Meister

Garry Disher ist einer der besten zeitgenössischen Krimiautoren, weil er aus einer Lösung ein Rätsel machen kann.

Am Anfang schuf Garry Disher eine Schlange. Es hätte kein anderes Tier sein dürfen, denn die listige Verführerin aus dem ersten Buch Mose bringt eine Ermittlung in Gang, an deren Ende die fundamentalen Dinge des Lebens stehen: Gut und Böse, Schuld und Sühne, die Frage nach Gott. Das Reptil, ein Kupferkopf aus der Familie der Giftnattern, gleitet über die Veranda einer kleinen Familie und verschwindet unter einer Betonplatte. Panik. Zunächst kommt der Schlangenfänger, dann dessen Kumpel, der sich mit einem Brecheisen ans Werk macht. Unter der Platte vermuten die Männer ein ganzes Natternnest. Sie schauen nach und stellen erschrocken fest, dass sie sich geirrt haben: keine Kriechtiere, dafür eine verrottete Leiche.

Damit ist der Ton gesetzt und der Fall eröffnet. Nach dem klassischen Muster des Detektivromans müsste nun ein Polizist anrücken, um herauszufinden, wer der Tote ist, ob er ermordet wurde und falls ja, wer ihn warum auf dem Gewissen hat. Die Spurensuche würde tief in die Vorgeschichte des Verbrechens eintauchen und die Neugier des Lesers anfachen: Wie wird der Täter überführt? Wo lauern falsche Fährten? Werde ich vor der Polizei auf die Lösung kommen? All das trifft auch hier zu, aber weil Disher, der in zehn Tagen siebzig wird, keine Krimis nach Lehrbuch schreibt, breitet er in seinem neuen Roman "Kaltes Licht" noch einen zweiten Fall aus. Und einen dritten. Und einen vierten.

Das ist viel Zeug, vor allem für einen Ermittler, der seine glorreichen Tage hinter sich hat. Sergeant Alan Auhl arbeitete "zehn Jahre in Uniform, zehn in verschiedenen Sondereinheiten, zehn bei der Mordkommission". Mit fünfzig war er so "ausgebrannt und traurig", dass an der Frührente kein Weg vorbeiführte. Nun ist er zurück, allerdings in der Abteilung für ungelöste Fälle und vermisste Personen. Man hat ihn rekrutiert, "um jüngere Detectives für andere Aufgaben freisetzen zu können" und weil er einen "erfahrenen Blick auf ungeklärte Morde" mitbringt. Davon gibt es reichlich in den Polizeiakten des australischen Bundesstaats Victoria. Zweihundertachtzig seit den fünfziger Jahren, um genau zu sein. Hinzu kommen rund tausend verschwundene Personen, von denen ein Drittel wahrscheinlich Mordopfer sind.

So gesehen muten vier Recherchen dann doch machbar an. Der zweite Fall dreht sich um einen Mann, der auf seiner Farm tot aufgefunden wurde, die Fälle drei und vier sind interessanter, gehen sie doch mit einem Genrewechsel einher - vom Detektivroman zum Thriller. Dabei ändert Disher die Zeitachsen. Während die Vergangenheit immer unwichtiger wird, entwickelt sich die Spannung, von der Gegenwart ausgehend, in die Zukunft, was bedeutet: Richtung Verbrechen. Plötzlich entsteht der Nervenkitzel aufgrund von Delikten, die noch passieren könnten, nicht wegen Taten, die bereits begangen wurden. Insofern befindet sich der Leser nicht länger im Bann alter Geheimnisse, sondern im Thrill des "Suspense". Hauptfigur des dritten Falls ist ein Arzt, der verdächtigt wird, seine Ehefrauen zu vergiften; die vierte Geschichte handelt von einer jungen Mutter, die verhindern will, dass ihr zwielichtiger Mann die gemeinsame Tochter sieht. Beide Erzählstränge lassen die gängige Krimietikette am Ende wie harmlosen Mumpitz aussehen, indem sie aus einem bemerkenswerten Ermittler einen unvergesslichen Grenzgänger machen.

Die Risiken und Nebenwirkungen eines solchen Vielklangs haben schon manchen Autor restlos überfordert, manchen Plot unter einem Schwächeanfall zusammenklappen lassen, manchen Leser in Orientierungskalamitäten getrieben. Disher hingegen dirigiert sein Ensemble so taktvoll, dass jede Figur an der richtigen Stelle das Richtige sagt und dass jeder Handlungsschwenk wie eine absolute Notwendigkeit erscheint. Um das Geschehen zu verdichten, benötigt er keine Action- und Bombastsequenzen; vielmehr verweigert er Antworten auf maßgebliche Fragen und lässt etliche Facetten seines Personals im Ungefähren. "Kaltes Licht" ist kein Roman der scharfen Konturen, sondern der weich gezeichneten, ineinanderfließenden Vignetten. Nur wenige Krimi-Autoren beherrschen dieses erzählerische Sfumato ähnlich virtuos. Falls Karl Kraus mit der Behauptung richtigliegt, dass nur derjenige ein Künstler ist, der aus der Lösung ein Rätsel machen kann, darf an Dishers Kunstfertigkeit keine Sekunde gezweifelt werden.

Als er erfuhr, dass "Kaltes Licht" zwei Jahre nach der Publikation des Originals auf Deutsch erscheinen soll, hat Disher seinem hiesigen Verlag sofort eine Mail geschrieben: "In Deutschland veröffentlicht zu werden freut mich aus vielen Gründen ganz besonders. Nirgendwo sind meine Bücher erfolgreicher, schon dreimal wurde ich mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, und bei insgesamt drei anregenden Lesereisen bin ich auf ein enthusiastisches und bestens informiertes Publikum gestoßen."

Trotz alledem fristet Garry Disher bei uns ein Dasein in der zweiten, wenn nicht dritten Krimireihe - hinter zahllosen Nichtskönnern, Blendern und Langweilern. Zwar werden seine Roman-Serien um Inspector Challis und den Berufskriminellen Wyatt unter Connaisseurs beklatscht. Doch das große Publikum muss diesen Ausnahmeautor erst noch für sich entdecken. Das kann nicht schnell genug geschehen.

KAI SPANKE

Garry Disher: "Kaltes Licht".

Kriminalroman.

Aus dem Englischen von Peter Torberg.

Unionsverlag, Zürich 2019. 320 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Garry Disher balanciert virtuos auf dem Grat zwischen Moral und Unmoral. Alan Auhl ist ein origineller Held, der sich um seine Mitmenschen kümmert und der Ungerechtigkeit für einen Fehler hält. Und es drängt ihn, solche Fehler zu korrigieren, selbst wenn er dafür zu drastischen Maßnahmen greifen muss.« Hanspeter Eggenberger Tages-Anzeiger